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John Sinclair 1951 – Lautlos gleitet der Tod

John-Sinclair-1951-Lautlos-gleitet-der-TodIan Rolf Hill
John Sinclair Band 1951
Lautlos gleitet der Tod

Grusel, Horror, Romanheft, Bastei Lübbe AG, Köln, 01. Dezember 2015, 68 Seiten, 1,70 Euro, Covermotiv: shutterstock/Kuznetsov Alexey
www.bastei.de

Ein heftiger Schlag erwischte Bettys rechte Schulter. Tausend Nadelstiche durchfuhren ihren Körper. Ein dicker, endlos erscheinender Leib wickelte sich um sie. Dann zog sich der gigantische Muskel zusammen. Betty wurde schlagartig die Luft aus den Lungen gepresst. Sie konnte nicht mehr atmen. Ihre Arme waren an den Körper
gedrückt, unfähig, die stählerne Umklammerung zu lösen.

Etwas Seltsames geht in dem neuen exotischen Restaurant Apophis vor, das eigentlich zu versteckt in den Londoner Gassen liegt, als dass es ein großer Publikumsmagnet werden könnte. Zwei Männer, die der Gangster Freddy Iron Man Beauchart zu dem Besitzer Eric Thonios geschickt hat, um dem Etablissement gegen einen kleinen Obolus seinen Schutz anzubieten, sind seitdem spurlos verschwunden. Als man eine männliche Leiche mit Schlangenbissen aus der Themse fischt, verständigt Chefinspektor Tanner aufgrund der ungewöhnlichen Todesursache seinen Kollegen John Sinclair. Die Spur, die Sinclair mit seinem Kollegen Suko verfolgt, führt ebenfalls ins Apophis. Einiges deutet darauf hin, dass die Ophiten wieder aktiv sind, ein Kult, der die Paradiesschlange als Gottheit verehrt.

Ich sah mich rasch im Raum um und schloss die Tür hinter mir, die an der Innenseite tapeziert war und kaum auffiel. Die schräg gegenüberliegende größere Tür war ebenfalls verschlossen. Ich war allein, und so näherte ich mich dem Schädel. »Keinen Schritt weiter, Geisterjäger!«, hörte ich plötzlich eine Stimme und brauchte einen kurzen Moment, um zu begreifen, dass es der abgetrennte Kopf gewesen war, der mich angesprochen hatte.

Eine Toter, der mit Schlangenbissen übersät aus der Themse gefischt wird, ein zwielichtiges Gasthaus, versteckt in einer dunklen Seitengasse Londons und einige verschwundene Handlanger des örtlichen Gangsterbosses. Ja, zu Beginn des Falles Lautlos gleitet der Tod kommt tatsächlich ein gewisses Edgar-Wallace-Feeling auf, das Nostalgiefans begeistert. Auch wenn der Zufall etwas zu sehr bemüht wird, um den Fall für das Sinclair-Team ins Laufen zu bringen, entwickelt sich der Fall erfreulich unaufgeregt und angenehm mysteriös. Auch die Vorstellung, dass in irgendeinem Großstadtkeller Sektierer eine monströse Riesenschlange züchten, erzeugt wohltemperierte Schauer.

Nach einigen Nachforschungen, die auf erneute Aktivitäten der schlangenverehrenden Ophiten hindeuten, fassen Sinclair selbst, Suko und Shao den Plan, das Apophis aus verschiedenen Richtungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein Vorhaben, das in einem unpassend aufgebauschten Bombast-Finale endet, in dem einem heillos überforderten Gelegenheitsleser die Sinclair-Interna nur so um die Ohren fliegen. Natürlich ist es schön, dass sich ein Autor in seiner Serie auch auskennt und Brücken in die Vergangenheit schlägt. Das ist hier zum Beispiel mit dem Verweis auf den Fall Schlangenfluch (JS 1033) auch diskret gelungen. Der Showdown ist dagegen so unnötig mit (teils überflüssigen) Infos, Personen, Transformationen und Sinclair-Artillerie vollgestopft, dass er gar nicht zu der vorherigen gemütlichen und überschaubaren Entwicklung des Falles passen will. Ferner scheint das Sinclair-Team mit seiner geballten Waffengewalt einmal mehr unbesiegbar, was der Spannung letztendlich abträglich ist.

Fazit:
Wieder entstaubt Ian Rolf Hill einen alten Sinclair-Gegner. Der Fall beginnt angenehm bodenständig, wird von dem überladenen Finale allerdings unpassend umgekrempelt.

(eh)