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Schwäbische Sagen 23

Schwäbische-Sagen

Jäger Kuornle
Eine mündliche Überlieferung aus Bühlertann

Der Jäger Kuornle (Konradle), auch Junker Kunz oder Kuonz genannt, war Forstknecht auf dem Einkorn und hatte dafür, dass er alles treffe, was ihm vor dem Schuss komme, seine Seele dem Teufel verschrieben. Dadurch wurde er ein gefürchteter Jäger und kein Wilderer entging seinen Kugeln. Er hielt zugleich eine Schenke auf dem Einkorn und hatte vielen Zuspruch von den benachbarten Ortschaften Komburg, Steinbach, Hall und anderen.

So gab er eines Tages Tanz and Spiel in seinem Haus, wozu sich viele Gäste aus den genannten Orten eingefunden hatten. Als der Reigen nun im vollen Zuge war und die Musik lustig ertönte, wurde Kuornle plötzlich hinausgerufen und ihm gemeldet, es liege unten einer nahen Eiche ein prächtiger Edelhirsch dem Verenden nahe. Sogleich ging Kuornle mit einigen Forstknechten dahin, fand jedoch an dem bezeichneten Platz den Hirsch nicht. Wohl aber war der Boden und das Gebüsch umher zerstampft und zerwühlt. Nun hieß Kuornle die anderen zurückbleiben, indem er sagte, der Hirsch müsse sich nur ins Buschwerk zurückgezogen haben, er wolle ihn jetzt wohl allein finden. Aber kaum war er eine Strecke weit in das Gebüsch vorgedrungen, als seine Begleiter plötzlich ein jammervolles Hilfsgeschrei vernahmen und zu dem Platz hineilten, von welchem her der Ruf erscholl. Hier fanden sie eine große Blutlache. Von dem Jäger Kuornle aber war nichts mehr zu sehen. Seine Zeit war um gewesen. Der Teufel hatte ihn geholt.

Seitdem sagt Kuornle oft bei Nacht durch den Wald und führt die benachbarten Jäger irre. Mit manchen Bauern dagegen soll er sich gutstehen und ihnen bisweilen die Büchsen laden und richten.

In Vellberg und Stöckenburg nennt man den Konradle »Junker Kuonz« und glaubt, er sei eigentlich derselbe wie der Rehberger, mit dem er das nämliche Revier hat.


Kinderscheuchen

1.

In der Umgegend von Tübingen, Heilbronn und sonst sagt man unartigen Kindern: »Wart, der Pelzmärte kommt mit einem Sack und trägt dich in den Wald.« Oder: »Der Kaminfeger steckt dich in den Sack und wirft dich ins Wasser.

Anstatt Pelzmärte (Pelzmartin) sagt man in Pfullingen und sonst auch »Pelzmichel«. Gewöhnlich aber scheucht man hier die Kinder mit dem »Schande Klaas«; in Tübingen auch »Sante Klaas« verdorben aus Sankt Niklas, der eigentlich am 6. Dezember verkleidet umhergeht wie der Pelzmärte am 24. Dezember und die unartigen Kinder züchtigt, die braven beschenkt.

2.

In Poltringen und anderswo schreckt man die Kinder mit dem »Butzemäckeler«. (Unter Butzemann versteht man sonst eine Wild- und Vogelscheuche, die man ins Feld stellt. Gewöhnlich ist es ein Kreuzstock, dem man einen alten Hut aufsetzt und ein Paar Hosen anzieht. Auf dem Schwarzwald droht man den Kindern mit dem »Butzegraale«. Auf den Fildern und in Mittelstadt: »Der Graale kommt.« Der Pelzmärte wird hier ebenfalls Graale, d. i. graues Männlein genannt.

Auch sagt man im Schwarzwald: »Wart, du kommst ins Höllehäfele.« Ebenso in Derendingen, wenn ein Kind flucht oder schreit.

3.

Um Kinder vom Wasser zu verscheuchen, sagt man zum Beispiel in Wurmlingen: »Es steht einer mit der Stange drin und zieht dich hinein.« Gewöhnlich aber heißt es: »Der Hakenmann holt dich!« Oder: Er zieht dich mit seinem Haken hinab.« Auch droht man bloß mit dem »Wassermann«. (Wangen im Allgäu.)

In Bühlertann sagt man den Kindern, »es sei ein Karrenmann im Wasser und hole sie auf seinem Karren in die Tiefe.«

4.

Wenn Kinder ins Korn gehen wollten, sagte man früher in Pfullingen wohl, als es noch mehr wilde Schweine dort gab: »Geh nicht hinein, es ist eine wilde Sau drin!«

5.

Bei Bretten in Baden scheucht man die Kinder des Abends mit der »Nachtape«, einem alten Weib. Bei Lahr und sonst im Schwarzwald mit dem »Nachtgrab« (Nachtrabe), einem gespenstischen Vogel, der ebenfalls die Kinder holt.

Wenn man die Fassnachtküchlein backt und die Kinder nicht aus der Küche gehen wollen, scheucht man sie in Bretten mit der »Fastenmutter«, welche mit Nadeln sticht.

6.

In der Umgegend von Tübingen sagt man Kindern, die mit den Eltern in die Stadt wollen: »Du musst am Tor in eine eiserne Kette beißen.« Dann bleiben sie daheim (Derendingen). In Pfullingen sagt man: »Ich gehe in den Sauwald, du kannst nicht mit.«