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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Geisterschiff und der Fliegende Holländer Teil 15

Das-Geisterschiff-und-der-fliegende-HollaenderDas Geisterschiff und der Fliegende Holländer
Lebendig im jüngsten Gericht oder Rache bis über das Grab hinaus
Eine höchst schaudervolle Geschichte höllischer Bosheit

Abschied

Etwa drei Monate nach diesem Gespräch saßen Philipp und Amine wieder auf ihrem Lieblingsplatz und sprachen von dem wundersamen Traum. Während ihrer Unterredung fühlte Philipp plötzlich seine Schulter berührt und erblickte, sich umwendend, von Schauder durchrieselt, den widerwärtigen einäugigen Steuermann des Terschilling, den Bösewicht Veiten, der ihm mit unheimlichem Hohnlächeln einen Brief überreichte, indessen Amine wegen des Gedankens in Tränen ausbrach, dass ihr Gatte wohl nur noch im Grab Ruhe finden werde.

Bevor Philipp den Brief öffnete, schaute er Veiten starr an, und fragte: »Ich hielt Euch für ertrunken beim Untergang des Terschilling. Wie gelang Euch Eure Rettung?«

»Wie Euch.«

»Kommen wir dieses Mal wieder auf demselben Schiff zusammen?«, fragte Philipp.

»Das Gegenteil wäre mir lieber. Ich habe keine Lust zur Bekanntschaft mit dem Geisterschiff. Mein Geschäft mit Euch ist für jetzt aus.«

Im nächsten Moment verschwand er in hastiger Eile im nahen Gebüsch. Im Brief fand Philipp die Nachricht seiner Anstellung als erster Steuermann des Schiffes Vrouw Katharina, das mit der nächsten Flotte unter Segel gehen sollte, daher er so schnell wie möglich an Bord zu erscheinen habe. Für die nächste Reise sei er als Kapitän zum Kommando eines Schiffes ausersehen, wenn er sich selbst dabei beteiligen würde.

»Ich glaubte, Philipp«, sagte Amine, »du hättest schon für diese Reise das Kommando eines Schiffes verlangt. Ist es nicht so?«

»Allerdings; da ich aber mein Verlangen nicht mehr erneuerte, scheint es, durch meine eigene Schuld, unbeachtet geblieben zu sein.«

»Und nun lässt es sich nicht mehr ändern?«

»Nein, liebe Amine, das tut nichts. Für dieses Mal segle ich eben so gerne als Erster Steuermann.«

»Sieh Philipp, die Bitte, deren Erfüllung du mir gelobtest, bestand darin, dich, als Kommandanten eines Schiffes, begleiten zu dürfen, in welcher Eigenschaft du deine Frau an Bord nehmen dürftest. An deiner Seite würde ich keine Furcht haben. Versprich mir, also zu meinem Trost, wenn du mit Gottes Beistand wieder glücklich heimkehrst, bei deiner nächsten Reise als Kapitän mich mitzunehmen.«

Philipp versprach es ihr, und erzählte dem Pater Seysen den Besuch Veitens mit dem Bemerken, dass er von ihm und Amine für keinen irdischen Boten gehalten werde. Für diesen Fall hatte er beschlossen, ihm ferner keinen Rat zu erteilen, alles seiner eigenen Verantwortlichkeit zu überlassen, doch stets in seinem Gebet den Segen des Himmels für ihn zu erflehen. Philipp erklärte, dem Ruf folgen zu wollen.

»Tue das, mein Sohn!«, sagte Pater Seysen. Es ist möglich, dass du auf diesem Weg die Erklärung des Geheimnisses findest, die wir nicht zu geben imstande sind.

Nach wenigen Tagen, während welchen noch alles zur Abreise vorbereitet wurde, sagten Philipp und Amine dem würdigen Priester ein Lebewohl, und baten ihn zugleich, bis zur Rückkehr Amines von der Begleitung ihres Gatten, die Aufsicht über das Häuschen zu übernehmen. In Amsterdam angekommen, nahmen beide ihre Wohnung in einem Wirtshaus, und Philipp begab sich zum Direktorium, sodann an Bord des Schiffes Vrouw Katharina, zu dessen Erstem Steuermann er bestimmt war. Er fand dieses Schiff zwar ungewöhnlich groß, doch alt und schlecht gebaut. Übrigens war es schon von mehreren Reisen nach Ostindien glücklich zurückgekehrt, somit für seetüchtig erachtet.

Insbesondere aber zeigte sich der Kapitän dieses Schiffes, Namens Wilhelm Barens, ein noch junger Mann von kaum 30 Jahren, klein, zart gebaut, mit einem hübschen, aber weibischen Gesicht, förmlich verliebt in dieses Schiff, dessen Schönheit und alle erdenklichen guten Eigenschaften er Philipp unaufhörlich rühmte, der aber eine ganz andere Meinung davon hatte, und lächelnd und schweigend sich seinen Teil dachte.

Philipp ärgerte sich mächtig, als er außer vielen Passagieren mit ihren Frauen und Kindern auch noch 180 Personen an Bord nehmen musste. Endlich war alles geordnet und die Flotte segelfertig.

Bei dem rührenden Abschied von Philipp sprach Amine mit innerster Zuversicht zu ihm:

»Ich bin überzeugt, dass wir uns wiedersehen werden. Diese Reise wird dir kein Unheil bringen. Die nächste Fahrt jedoch, wie eine finstere Ahnung mir verkündet, und auf der ich dich begleiten werde, uns auf immer trennen, ohne dass ich weiß, auf welche Art.«

Philipp sprach ihr Mut zu und schied von ihr nach liebevoller Umarmung. Sie sah ihn vom Ufer aus auf dem Boot zu dem Schiff fahren, über die Leiter an Bord sich hinaufschwingen. So lange sie ihn sehen konnte, winkte sie ihm mit ihrem weißen Taschentuch zu. Dann kehrte sie, die nur in seiner Nähe sich glücklich fühlte, tief betrübt zurück.