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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Geisterschiff und der Fliegende Holländer Teil 14

Das-Geisterschiff-und-der-fliegende-HollaenderDas Geisterschiff und der Fliegende Holländer
Lebendig im jüngsten Gericht oder Rache bis über das Grab hinaus
Eine höchst schaudervolle Geschichte höllischer Bosheit

Ein böser Traum

Eines Tages am frühen Morgen saßen Philipp und Amine wie gewohnt auf der Rasenbank vor ihrem Häuschen beim Frühstück beisammen. Aber nicht so traulich wie sonst war die Unterhaltung der beiden Gatten, sondern tiefes Nachdenken schien die sonst so heitere Stirn Philipps zu umdüstern. Amine entging diese Veränderung Philipps nicht, und mit zärtlichen Bitten drang sie in ihn, ihr die Ursache seiner Zerstreutheit mitzuteilen. Auf Amines wiederholtes Bitten erzählte Philipp einen Traum, der ihn in verflossener Nacht so sehr beängstigt hatte.

»Mir träumte«, begann er, »dass ich als Kapitän das Kap der guten Hoffnung umsegle. Das Wetter war nach Wunsch. In meinen Mantel gehüllt lag ich in glanzvoller Sternnacht auf dem Deck, entschlummerte und erwachte plötzlich mit dem Gefühl des Hinabsinkens. Das ganze Schiff war verschwunden. Ich schwamm allein in einer großen schönen Muschel, in welche sich bald darauf aus der Tiefe des Meeres ein wunderschönes Wesen schwang, welches sich die schützende Seejungfrau nannte. Sie erbot sich, mit mir gemeinschaftlich meinen Vater aufzusuchen. Indem sie ihre Locken aus der Stirn strich, sah ich, dass du es warst, Amine! Wir schifften viele tausend Meilen fort.

›Wir sind jetzt wieder bei dem Kap der guten Hoffnung, dort – dort, Philipp, dort ist das Schiff deines Vaters!‹, sagte sie, auf ein heranfliegendes Fahrzeug deutend.

Dieses Schiff legte bei, als man uns vom Bord desselben erblickte. Ich sah meinen Vater oben und hörte ihn Befehle geben. Ich nahm die Reliquie von meiner Brust und reichte sie ihm. Er lächelte mir zu. Als ich aber das von dem Schiff mir zugeworfene Tau ergreifen wollte, sprang plötzlich jemand mit einem lauten Schrei vom Deck herab in die Muschel, die blitzschnell vom Schiff wegflog, während du von ihr hinab in das Meer sankst und verschwandest.

Die Muschel wurde nun von dem Eindringling gelenkt, von dem einäugigen Schurken Veiten, welcher bei dem Schiffbruch in der Tafelbay ertrank.

›Noch nicht – noch nicht!‹, kreischte er mir zu.

Von Angst und Verzweiflung ergriffen, stieß ich ihn von seinem Sitz in die Wogen hinab.

Verschwindend schrie er mir zu: ›Philipp Vandendecken, wir sehen uns wieder!‹

Plötzlich schien eine Welle mein Fahrzeug zu füllen, und es immer tiefer zu drücken. Gegen die Wogen kämpfend erwachte ich. Was sagst du zu meinem Traum, Amine?«

»Dass ich deine Freundin bin, und Veiten dein Feind ist.«

»Wahr. Doch Veiten ist ertrunken!«

»Bist du dessen so ganz gewiss?«

»Ohne mein Wissen hätte er sich nicht retten können.«

»Der Traum spricht anders. Er will, dass du jetzt an Land bleibst. Überlasse dich fortan meiner Leitung. Im rechten Augenblick werde ich dich nicht von dem Vollzug deiner Pflicht zurückhalten. Vergiss nicht, dass du mir einst die Erfüllung einer Bitte versprachest, sobald ich sie nur aussprechen würde.«

»Sprich sie aus, Amine!«

»Jetzt nicht, da mir zurzeit durch deinen Besitz alle meine Wünsche schon erfüllt sind.«

Mit diesen Worten umarmte sie ihren geliebten Philipp.