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Das Geisterschiff und der Fliegende Holländer Teil 12

Das-Geisterschiff-und-der-fliegende-HollaenderDas Geisterschiff und der Fliegende Holländer
Lebendig im jüngsten Gericht oder Rache bis über das Grab hinaus
Eine höchst schaudervolle Geschichte höllischer Bosheit

Vergiftung

Am frühen Morgen erwachten die beiden nun so Glücklichen. Amine erzählte ihrem Philipp, dass der Gelddurst ihres Vaters keine Grenzen kenne, und sie ihn schon bei dem Versuch überraschte, die Geldkiste Philipps zu öffnen. Oft habe er ihr recht wehe getan durch die Versicherung, dass sie ihren Gatten nie wieder sehen werde, mit der Forderung, ihm sein Geld auszuhändigen.

Poots war ganz bestürzt, als er beim Frühstück Philipp, dessen Rückkehr ihm Amine noch nicht berichtet und der eben einen Spaziergang gemacht hatte, plötzlich in das Zimmer trat. Als er nach kurzer Erzählung seines Schiffbruchs äußerte, dass er seine nächste Seereise erst im Herbst mit der Flottille der holländischen Gesellschaft antreten, dann auch Amine und sein Geld mitnehmen werde, was er nur sagte, um den alten Geizhals zu necken, versank Poots in düstere Gedanken und entfernte sich schweigend in sein Zimmer.

Frühling und Sommer verlebten die beiden Glücklichen in seligster Wonne. Gegen Ende des Sommers kam Philipp wieder nach Amsterdam, um sich einen Platz auf einem Schiff zu besorgen. Die Direktoren der Gesellschaft, denen er einen vortrefflichen und glaubwürdigen Bericht über den Untergang des Terschilling, jedoch ohne Erwähnung des Geisterschiffes, übergeben hatte, ernannten ihn, im Fall er wieder nach Ostindien zu segeln wünsche, zum Zweiten Steuermann auf dem Schiff Batavia mit 400 Tonnen. Philipp nahm diese Anstellung dankend an, eilte nach Terneuse zurück und erzählte dies in Gegenwart Poots und Amines mit der Anmerkung, dass er in zwei Monaten abreisen werde.

Einige Tage nach seiner Rückkehr aus Amsterdam klagte Philipp über Unwohlsein in Folge einer Erkältung unterwegs. Auf Poots Rat legte er sich ins Bett, und jener gab seiner Tochter ein braunes Pulver, das sie in ein Glas Glühwein schütten solle. Wenn dies Philipp ausgetrunken habe, werde er nach starkem Schwitzen gesund erwachen.

Amine fand dieses Pulver verdächtig, tat es in ein Glas, das sie bis zum vierten Teil mit Wein füllte. Da das Pulver im Glas keinen Bodensatz machte, stieg ihr Verdacht noch mehr. Sie stellte dieses Glas zur Seite und füllte einen silbernen Becher mit reinen, warmen Wein. Poots, der ihr den Weg belauerte, nahm den Becher und reichte ihn selbst Philipp mit zitternder Hand und wünschte ihm eine gute Nacht. Philipp leerte den Becher und erwachte am Morgen gesund. Da Poots des Morgens zu einem ärztlichen Besuch gerufen wurde, eilte Amine in dessen Zimmer, fand ihn dort nicht vor, sondern in jenem zu ebener Erde, auf dem Sofa, noch angekleidet und tot. Er hatte aus Geiz den noch vorhandenen Wein mit dem vierten Teil gefüllten Giftpulver enthaltende Glas ausgetrunken.

Philipp und Amine vertuschten diese Gräueltat in Berücksichtigung ihres eigenen guten Rufs, gaben den Tod des Verbrechers sehr glaubwürdig für einen Nervenschlag aus und sicherten ihm so ein ehrliches Begräbnis.

In seiner Geldkiste fanden sie Aktienscheine der Holländisch-Ostindischen Compagnie, in vielen mit Goldstücken gefüllten Beuteln über 50.000 Gulden sowie einige Kästchen voll Diamanten und anderen Edelsteinen. Nun schaffte Philipp alles reichlich herbei, was Amines häusliches Leben verschönern konnte, schied am bestimmten Tag liebevoll von Amine, die dieses Mal keine böse Ahnung hatte, und begab sich, seinem Schwur der Erlösung des unglücklichen Vaters unerschütterlich treu, an Bord des segelfertig vor Anker liegenden Batavia.