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Das Geisterschiff und der Fliegende Holländer Teil 5

Das-Geisterschiff-und-der-fliegende-HollaenderDas Geisterschiff und der Fliegende Holländer
Lebendig im jüngsten Gericht oder Rache bis über das Grab hinaus
Eine höchst schaudervolle Geschichte höllischer Bosheit

Eine wunderschöne Jungfrau

Mit lauter Stimme rief Philipp den Namen des Arztes und verlangte von ihm die Rückgabe der Reliquie. Da er keine Antwort erhielt, raffte er in seiner Wut in der Nähe liegendes trockenes Holz, Stroh und Späne zusammen, häufte dies vor der Haustür auf und zündete das Stroh an, um sich zu rächen, sollte er auch die Reliquie nicht mehr erhalten. Der Rauch stieg bis zum Dach empor, die Tür begann an der Schwelle zu brennen.

»Verbrenne jetzt, elender Dieb!«, schrie er, »kommst du heraus, so bring ich dich um!«

Da öffnete sich das von der Haustür weit entfernte Fenster des oberen Stockwerks, und eine wunderschöne junge und zarte Frau neigte sich heraus und fragte ruhig mit der sanften Stimme eines Engels, ob er denn die Bewohner dieses Hauses dem Tod opfern wolle?

Ihr Anblick bezauberte ihn und entwaffnete seine Rachegelüste. Rasch entfernte er allen brennbaren Stoff von der Haustür und erstickte die züngelnden Flammen durch darauf geworfene Erde. »Jetzt ist alle Gefahr vorüber«, rief er zu ihr hinauf und erzählte ihr auf ihre Frage nach der Ursache seines Verfahrens den Diebstahl der Reliquie durch Poots, worüber sie ungläubig erstaunte und sich einen Augenblick entfernte.

Gleich darauf kehrte sie zurück und sprach: »Diese Tat meines Vaters betrübt mich tief. Hier, nehmt Euer Eigentum zurück und geht fort!«

Sie ließ die Reliquie in die offenen Hände Philipps fallen.

»Euer Vater«, rief dieser ganz erstaunt, »Euer Vater? Oh, verweilt, holde Jungfrau, um mir meine wahnsinnige Tat zu verzeihen! Fürchtet nichts für Euren Vater, aber erlaubt, dass ich den glimmenden Boden innerhalb der Tür vor einem Ausbruch des Feuers schütze. Öffnet die Tür und vertraut mir!«

Und ihm vertrauend, bewog sie den fürchtenden Poots, ihren Vater, die Haustür aufzuschließen und gleich wieder hinaufzueilen. Philipp schöpfte mit eilender Kraft Wasser, löschte den beginnenden Brand, versicherte der wieder am Fenster erschienenen Jungfrau, dass nun jede Gefahr beseitigt sei, und bat sie, ihrem Vater zu sagen, dass er zur Bezahlung seiner Schuld in wenigen Tagen wiederkommen werde.

»Ich danke Euch, junger Mann, recht sehr«, rief die holdselige Jungfrau vom Fenster herab, »ihr habt Eure übereilte Tat durch Euer rettendes Benehmen wieder vollkommen gutgemacht.«

Dann schloss sie das Fenster, zu welchem der Jüngling einen Augenblick mit der Sehnsucht eines liebenden Herzens hinaufschaute, bevor er langsam und sinnend in seine Wohnung zurückkehrte.