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Michael Kibler – Engelsblut

Michael Kibler – Engelsblut

Margot Hesgart und Steffen Horndeich von der Mordkommission Darmstadt werden Sonntagnacht zu einer Frau gerufen, die vom Zug überfahren wurde. Während die Beamten vor Ort Mühe haben, die einzelnen Teile der Leiche, die überall verstreut sind, zusammenzutragen, sprechen die beiden Kommissare mit dem Lokführer, der völlig durch den Wind ist. Sein Name ist Reinhard Zumbill.

Im Lauf der Ermittlungen stellt sich heraus, dass er der Freund des Opfers war, das Susanne Warka hieß, und mit ihr und ihrer kleinen Tochter, dem Kind eines Amerikaners, zusammenlebte. Zumbill und seine nun tote Freundin hatten sich offensichtlich am Abend gestritten, bevor er zur Arbeit musste.

Hat Susanne Warka sich tatsächlich das Leben genommen, wie zuerst zu vermuten war, oder wurde sie ermordet?

Montags findet man zusätzlich die Leichen des Ehepaars Regine und Paul Aaner erstochen im eigenen Haus. Sie liegen dort schon einige Zeit und sind von Maden befallen. Die Eheleute wollten in den Urlaub fahren, und deshalb hat sich wochenlang keiner um sie gekümmert. Es ist offensichtlich, dass es sich in diesem Fall um Raubmord handelt, denn der Tresor ist geöffnet und völlig leer. Wie sich herausstellt, fehlt Geld und auch sehr teurer Schmuck.

Regine Aaner war laut Aussagen ihrer Freunde und Bekannten schwanger. Die Untersuchung der Gerichtsmedizin jedoch ergibt, dass dies nicht wahr ist. Susanne Warka, die Tote von den Gleisen, war allerdings tatsächlich schwanger, wie der Gerichtsmediziner zweifelsfrei feststellen kann. Dies und andere Indizien deuten darauf hin, dass die junge Frau sich nicht selbst vor den Zug geworfen hat, sondern ermordet wurde.

Es ergeben sich im Laufe der Zeit immer mehr Ungereimtheiten, die Margot Hesgart an den Rand der Verzweiflung bringen, deren Mann schon lange in den USA weilt, ohne sie zu besuchen, und deren Stieftochter ohne ihre Zustimmung nach Afrika reist, was ihr beides große Probleme bereitet. Auch Steffen Horndeich, dessen Privatleben momentan eher in geordneten Bahnen verläuft, gerät bei diesem Fall an seine Grenzen als Ermittler.

Hängen am Ende die beiden doch so unterschiedlichen Fälle zusammen? Gibt es bei ihnen nur einen Täter, und was war das Motiv? Bis zum Ende des Romans entwickelt der Autor vor den Augen des Lesers einen Fall, der kaum verwickelter sein könnte.

Michael Kibler hat nach eigener Aussage zu diesem Buch sehr viel recherchiert und lässt das so gewonnene Wissen in seinen Roman einfließen. Er führt den Leser sehr kompetent in ein modernes Thema ein, das nicht an den Grenzen unseres Landes Halt macht.

Das Privatleben seiner Ermittler ist nicht minder kompliziert, sodass man als Leser bis zum Schluss hellwach sein muss, um nicht den Faden zu verlieren.

Die Taten, die in dieser Geschichte verübt werden, weisen zwar einen gewissen Zusammenhang auf, aber ihre Abhängigkeiten voneinander sind durchaus anderer Natur, als man zunächst vermutet. Erst im allerletzten Kapitel wird auch das letzte Mordmotiv restlos aufgeklärt, während man zuvor über andere Lösungen spekuliert hat.

Neben wichtigen medizinischen Kenntnissen, kriminologischen Wahrheiten und natürlich psychologischen sowie ermittlungstechnischen Fakten vermittelt Michael Kibler in seinem Buch zum Beispiel auch Wissen über Oldtimer – eines der Opfer, Paul Aaner, ist nämlich Händler für westliche und östliche Oldtimer – und auch über Gepflogenheiten im Postdienst. Zudem sind seine Charaktere sehr differenziert dargestellt, und ihre Gefühle und Gedanken für den Leser gut nachvollziehbar.

Fazit:
Der Autor stellt mit Engelsblut eine verwickelte und etwas schwierige Kriminalgeschichte vor. Die Recherchen hierfür dürften nicht ganz einfach gewesen sein. Das Thema, das in diesem Buch behandelt wird, ist aktuell und wird in der bundesdeutschen Gesellschaft intensiv diskutiert. Kiblers Roman erfordert allerdings Aufmerksamkeit und geistige Flexibilität seitens des Lesers. Dem Konsumenten, der sich beim Lesen gern ein bisschen anstrengt, sei dieses Buch deshalb sehr empfohlen.

Der Autor

Michael Kibler ist 1963 in Heilbronn geboren. Heute ist er Darmstädter aus Leidenschaft. Er studierte nach Abitur und Zivildienst an der Goethe-Universität in Frankfurt Germanistik im Hauptfach sowie Filmwissenschaft und Psychologie im Nebenfach. 1991 machte er seinen Magisterabschluss und 1998 erwarb er den Doktortitel.

Seit 1991 arbeitet er als Texter, Schriftsteller und PR-Profi, seit 2002 freiberuflich auf denselben Gebieten. Der Schwerpunkt seiner Arbeit sind Krimis. Deshalb ist er auch Mitglied des Syndikats, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur.

Der Autor schätzt den Kontakt zum Publikum und bietet in seinem Programm Kibler live Lesungen, Stadtführungen durch Darmstadt, Krimispaziergänge oder Schreib-Workshops an.

Kontakt zu ihm kann auf Facebook oder Twitter hergestellt werden.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Piper-Verlags.
  • Foto des Autors. Copyright Ralf Kopp. Mit freundlicher Genehmigung des Piper-Verlags.

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