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Captain Concho – Band 68

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 68
Henker im blauen Rock

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators
Kurzinhalt:
Yankeegeneral Steele bereitet mit seinen riesigen Truppenverbänden eine vernichtende Großoffensive vor.

Doch wann soll sie stattfinden? Sind die Vorbereitungen bereits abgeschlossen?

Dies geht aus den Geheimdokumenten nicht hervor, die Captain Concho und seinen verwegenen Reitern in die Hände fallen, als sie einen Kurier der Yankees schnappen.

Solch ein gewaltiger Angriff hätte verheerende Folgen für die unvorbereitete Konföderation. Concho riskiert Kopf und Kragen, als er die Rolle des Kuriers übernimmt und zu Steeles Hauptquartier reitet, um die Pläne des Feindes auszuspionieren. Es könnte ein Ritt in den Tod werden, wenn der Yankeekurier seinen Männern entwischt.

Und genau das geschieht …

Leseprobe:

Dieser verdammte Dauerregen hatte nicht nur das Land aufgeweicht, sondern auch die Monturen der Männer der kleinen konföderierten Einheit.

Bis auf die Haut waren die Soldaten durchnässt. Aber darauf nahm der gnadenlose Krieg keine Rücksicht.

Captain Concho, der die Einheit führte, spähte durch den Feldstecher.

Mitten in dem grünen, von Buschstreifen durchzogenen Tal, nun grau in grau von den Regenschleiern verhangen, stand eine Scheune, die Schutz vor der Nässe bot.

Und ausgerechnet darin hatte sich der Yankee breitgemacht …

»Es nützt alles nichts!«, meinte. Lieutenant Benson, der neben ihm stand. »Wenn wir auch auf die Bude verzichten, wir müssen da sowieso durch.«

Captain Concho gab ihm das Glas.

»Reiten wir links daran vorbei!«, schlug der lange Lieutenant vor. »Mal sehen, ob die uns nachkommen.«

»Nein, Ben!« Concho schüttelte den Kopf. »Wir jagen die Burschen zum Teufel. Unsere Männer müssen endlich mal raus aus den nassen Klamotten.«

»Das sind aber mindestens sechzig Yankees. Und zwei Kanonen haben sie auch!«, gab der Lieutenant zu bedenken.

»Ihre Sorglosigkeit bügelt das wieder glatt!«, erwiderte Captain Concho. »Die Kanonen sind doch alte Dinger. Die kannst du in der Pfeife rauchen. Wir greifen von drei Seiten an.« Er wandte sich um. Dreihundert Yards entfernt standen die fünfundzwanzig Soldaten dicht gedrängt im Regen beieinander, Mäntel, Decken und Zeltbahnen umgehängt. Ein armseliger Anblick war das. Auch die Pferde machten keinen besseren Eindruck.

»Corporal Wathers – zu mir!«, rief Captain Concho und wandte sich um.

Auch Benson sah sich um. Da rührte sich nichts!

»Corporal Wathers!«‚ brüllte Benson mit erhobener Stimme. »Zum Captain, marsch, marsch!«

Da setzte sich der Bursche in Bewegung. Er war in Shreveport mit seiner Corporalschaft Captain Conchos Reitern zugeteilt worden, um das Kommando auf eine Stärke zu bringen, mit der es sich durchsetzen konnte.

»Bewaffnete Aufklärung in Süd-Arkansas«, lautete Conchos Befehl.

Das hieß, mit allen Mitteln auszukundschaften, wie stark der Gegner in diesem Gebiet war, welche strategischen Ziele er verfolgte und welche Taktik er dabei anwandte.

War dies mit üblichem Auskundschaften und Beobachten nicht zu ermitteln und zu erkennen, musste der Gegner gezwungen werden, sich zu offenbaren. Was er letztendlich nur tat, wenn man ihm den Kopf hinhielt …

Corporal Wathers bewegte sich wie ein aufrecht gehender Bär durch den Regen und das feuchte Gelände. Ein tagelanger Stoppelbart bedeckte sein fleischiges Gesicht. Trotz der Zeltbahn, die er sich über den Kopf gehängt hatte und die er vorn eisern zusammenhielt, sodass man eigentlich nur Augen sah, war zu erkennen, wie ihm das Wasser aus dem Bart tropfte.

»Bewegt der Kerl sich langsam!«, schimpfte der Captain kopfschüttelnd.

»Marsch, marsch ist Ihnen befohlen, Corporal!«, tönte Benson.

Einen einzigen Sprung machte Wathers. Dann blieb er stehen und sah Captain Concho abwartend ins Gesicht.

»Geht es nicht schneller? Wollen Sie nicht oder können Sie nicht, Corporal?«

»Wir haben Klamotten gefasst, die im nassen Zustand steif wie ein Brett sind«, erwiderte der Corporal missmutig. »Man kann sich darin nicht bewegen und kaum richtig sitzen.«

»Deswegen können Sie sich doch wenigstens zur Stelle melden!«, schnarrte Benson.

Es dauerte eine ganze Weile, bis der Corporal den rechten Arm freihatte und die Hand in Mützenhöhe an die Zeltbahn hielt. »Corporal Wathers wie befohlen zur Stelle, Sir!«

‚»Tut mir leid!«, versetzte Captain Concho. »Ginge es nach mir, würde der Krieg bei Regen gar nicht stattfinden. Aber da macht der Yankee nicht mit, vermute ich. Na, Sie haben gleich eine Chance, ihn das zu, fragen. – Sehen Sie die Feldscheune?«

»Ja, die sehe ich!«

Benson verzog ‘das Gesicht. »Aye, Captain, heißt das.«

»Was haben Sie gesagt, Lieutenant?«, wandte sich ihm der Corporal zu. »Der Regen trommelt auf die Zeltbahn. Das dröhnt, als hätte ich eine hohle Nuss.«

»Scheint mir auch so!«, versetzte der lange Lieutenant »Sehen Sie zum Feind, Wathers!«, befahl Captain Concho.

Der Corporal schaute zur Feldscheune und nickte.

Concho streckte die Hand vor. »Sie nehmen Ihre Leute und reiten da drüben am Waldrand entlang. An der Lichtung lassen Sie die Tiere mit einem Pferdehalter zurück und begeben sich auf dem Hügel hinter der Scheune in Stellung. Wir greifen von vorn an und stürmen die Bude. Sie sorgen mit ihren Männern dafür, dass von den Yankees in dieser Richtung keiner entkommt! – Das ist Ihr Auftrag. Allgemein verständlich gewesen?«

»Aye, Captain! Die Pferde an der Lichtung zurücklassen. Auf dem Hügel in Stellung gehen und keinen Yankee durchlassen.«

Captain Concho klopfte ihm auf den Rücken. »Na also« Corporal! Und wenn wir die Scheune genommen haben, trocknen wir an den Feuern der Yankees unsere Klamotten. Klar?«

»Aye, Sir!« Wathers zog den Arm wieder umständlich unter seinem wirren Regenschutz hervor, legte die Hand an die Mütze und reckte sich.

»Ab durch die Mitte! Reiten Sie sofort los«, sagte Captain Concho. »Aber lasst euch von den Yankees nicht blicken.«

»Aye!«

Corporal Wathers wandte sich ab und stapfte durch den Regen zurück.

»Trab, trab, Mann!«, rief ihm der Captain nach.

Wathers hüpfte los. Er sah tatsächlich wie ein großer, tollpatschiger Bär aus. Da war alles in Bewegung, zottelte und wackelte, und das Wasser spritzte ihm vom Zeug.

»Was die Kerle brauchen, ist Bewegung!«, knurrte der lange Lieutenant. »Seit Monaten saßen die Burschen in Shreveport und hatten keine anderen Sorgen als tagsüber genug zu fressen zu kriegen und abends zentnerschwere Weiber zu stemmen. Das war für sie der ganze Krieg.«

Captain Concho griente. »Da kann ich für euch nur hoffen, ihr habt die Zeit genutzt und kräftig mitgemacht.«

»Ist doch wahr!«, erregte sich Benson.

Sie stapften zu den Soldaten zurück. Wathers trabte mit seinen Leuten schon zum Wald hinüber.

Captain Concho teilte den Haufen in zwei Gruppen. Eine übernahm Benson, die andere er selbst.

»Wir jagen die Blauröcke aus der Scheune, Jungs!«, erklärte er.

»Es ist ja schließlich nicht einzusehen, dass unter dem einzigen Dach weit und breit nicht wir, sondern der Yankee sitzen soll. Wir gehen mit Handgranaten ran. Aber denkt mir dabei gefälligst an das Dach. Lasst mir die Yankees nicht an die Geschütze kommen. Wir rücken ihnen hinter den dichten Heckenstreifen auf die Bude, und dann nichts wie ran und auf sie mit Gebrüll!«

Die Männer grinsten. Sie hatten in Shreveport lange auf Concho gewartet, weil er in Mexiko gewesen war. Ihm schien es, als hätte die Zeit der Trennung die Kameraden einander noch nähergebracht.

»Fragen?«

Niemand meldete sich.

»Zu den Pferden wegtreten!«, befahl der Captain.

Die Männer rannten zu den Vierbeinern hinüber und formierten sich.

»Aufsitzen!«, befahl Captain Concho seiner Gruppe, schwang sich in den Sattel, ritt sofort an und hob die Hand zum Zeichen, dass ihm seine Leute folgen sollten.

Nicht einmal das Dach der Scheune war zu sehen. Sie orientierten sich an dem Rauch, der es bei dem Regen schwer hatte, emporzusteigen.

Hinter den schützenden Hecken brachten sie die Pferde in Trab. Das Wasser spritzte aus dem Gras bis in Sattelhöhe. Captain Concho stellte sich hin und wieder in die Bügel, um einen Blick auf die Yankees zu werfen. Doch die Hecken waren zu hoch. Nach einer Meile schwenkten sie ein und hielten.

Benson war mit seiner Gruppe dicht gefolgt. Concho wartete, bis sich die Männer formiert hatten. Dann trieb er sein Pferd durch das Dickicht.

In breiter Linie durchbrachen sie den Buschstreifen. Bäume und einzelne Hecken boten ihnen noch Sichtschutz. Jetzt war das Dach zu sehen. Hundert Yards weiter gab es keine Deckung mehr, und die Yankees, die sich am Scheunentor aufhielten, sahen die Angreifer sofort …

Mit dem Säbel hatte sich Captain Concho durch das Dickicht geschlagen. Er riss die Klinge hoch.

»Vorwärts! Galopp!«, rief er mit tönender Stimme, und die Männer peitschten die Pferde voran. Schießend und schreiend galoppierten sie auf den Gegner zu, die Handgranaten zum Wurf bereit.

Der lange Lieutenant, der von ihnen allen am weitesten werfen konnte, holte mit Wucht aus und schleuderte dem Yankee die erste Handgranate vor die Bude. Mitten zwischen den Kanonen explodierte die Ladung. Der Boden schien in einer Feuerlohe aufzubrechen. Die Kanonen ruckten hoch und fielen auf die Seite.

Die Yankees kamen, halb angezogen und die Karabiner in den Fäusten, aus dem Gebäude gerannt.

Sechs Handgranaten flogen ihnen entgegen und barsten mit Donnergetöse in einer Kette vor der Scheune. Die Explosionen rissen gewaltige Fontänen aus Sand, Gras und Gebüsch in die Höhe.

Die Scheune besaß kein Tor. Die gesamte Vorderfront war offen. Den Säbel in der Faust und eine, Handgranate wurfbereit, galoppierte Concho an der Spitze seiner Männer in die Scheune hinein.

Tageslicht fiel von allen Seiten in den Raum. Feuer brannten, um die nackte und halb nackte Gestalten standen, die Hände erhoben. Lange Leinen hatten die Yankees an den Wänden gespannt. Dort hing die Kleidung zum Trocknen.

Es fiel kein Schuss mehr. Captain Concho stoppte. Links und rechts von ihm verhielten seine Leute die Pferde.

Ein Mann in Hosen und Stiefeln kam auf sie zugeschritten und zog dabei den Uniformrock über. Es handelte sich um einen Major.

»Wir ergeben uns, Captain«, sagte er überrascht und resigniert und salutierte.

»Lassen Sie Ihre Männer antreten!«, befahl Concho und brachte das Pferd wieder in Gang. »Alles auf die linke Seite!«

Die Yankees waren schockiert: Captain Concho ritt mitten durch ihre Reihen hindurch, bis zur Rückwand. Oh! Da hinten hatten Yankees durchbrechen wollen! Doch Corporal Wathers und seine Männer hatten sie ebenfalls mit Handgranaten gestoppt.

Geduckt ritt Concho durch eine Lücke ins Freie. »Wathers!«, rief er mit gellender Stimme. »Pferde holen und herkommen!«

Der Bär richtete sich auf dem Hügel auf. »Aye, Captain!« Captain Concho drehte den Braunen und warf einen Blick auf die Pferdeherde der Yankees, die neben der Scheune unter Bäumen stand.

Er kehrte in die Scheune zurück.

(wb)