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Der Welt-Detektiv Band 6

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Hessische Sagen 18

Der lange Hannes in Fulda

Vom Beginn der Fasten an bis Ostern kommt jede Nacht ein Geist vom Petersberg bei Fulda bis an die St. Nikolauskirche gegangen. Da dreht er sich um und geht denselben Weg wieder zurück. Das ist der lange Hannes. Der war einst Diener bei einem Probst auf dem Petersberg und unterschlug und vergrub alles Geld, welches er von diesem für die Armen und Kranken der Gegend erhielt. Zur Strafe dafür muss er also umherwandern. Er geht aber bis an die Nikolauskirche, weil da das Armenhaus liegt. Wahrscheinlich will er sehen, ob sein Schatz gefunden und den Armen gegeben worden sei.


Die Altenburg bei Sichenhausen

Von Gedern führt der Weg durch die Seif aufwärts bis zum Gipfel des Gebirges, der an mehreren Stellen Felskuppen, hoch oben aber eine Plattform hat und die Altenburg heißt. Wenn man über diese hinweg schreitet, vernimmt man an mehreren Stellen einen dumpfen Ton, gleich fernem Donner. Des Nachts meidet man gern die Stelle, weil es nicht geheuer da sein soll. Manche wollen daselbst einen Mann ohne Kopf gesehen haben.


Feierabend

Als einmal die Brunnenherrenzeche in Fulda recht lustig im Gange war, da überhörten alle den Schlag der Mitternacht. Doch nicht lange, da erschien eine fremde geisterhafte Gestalt im Saal, welche einen der Gäste packte und im Wirbel mit sich herumriss. Das war der Geist eines Brunnenherrn, der liederlich und schlecht gelebt hatte und, als er eines Abends betrunken nach Hause gehn wollte, in die Ohm fiel und ertrank. Seitdem macht man bei der Brunnenzeche Feierabend, ehe die Mitternacht kommt.


Die Totenkirche bei Meiches

Eine gute Viertelstunde südlich von Meiches steht auf dem Berg unmittelbar am Wald eine Totenkirche auf dem Friedhof. Seit undenklichen Zeiten wird hierhin gewallfahrtet und jährlich am zweiten Pfingsttag mittags um 12 Uhr ein zahlreich besuchter Gottesdienst abgehalten. Neben dem östlichen Eingang zur Kirche steht ein alter schöner Taufstein, auf dem ein Kruzifix, Sankt Georg und ein fünfstrahliger Stern mit einem Eichelzweig ausgehauen sind. In dem Taufstein findet man, obgleich er durch Feuer in zwei Stücke sprang, das ganze Jahr hindurch Wasser, welches als ein besonderes Heilmittel bei Augenkrankheiten gilt.

Wenn sonst der Schullehrer abends um 8 Uhr läuten musste, so brauchte er nicht den weiten Weg vom Dorf zu der Totenkirche zu machen, sondern er ging nur vor den Ort und griff an einen Pfahl, dann fing es von selbst an zu läuten. Einst kam er auch dahin und riss den Pfahl aus, da hörte es plötzlich auf zu läuten. Als er nun zu der Totenkirche ging, setzte sich etwas auf seinen Arm, worüber er in großen Schrecken geriet und den Pfahl wieder einsteckte.

Als in vorigen Zeiten einmal die Meicheser die Glocken der Totenkirche zum Dorf bringen wollten, kamen nachts die Engel und trugen sie wieder in die Totenkirche zurück.


Schätze im Ernsthofer Schloss

Im Schloss zu Ernsthofen, im Rittersaal, ist es nicht geheuer. Da hat einmal ein Herr von Waldburg all seine Schätze von dem Bediensteten zusammentragen und begraben lassen. Dann erschoss der Geizhals erst den Bediensteten und danach sich selbst.

Vor nicht langer Zeit wollten die Bewohner des Schlosses die Schätze ausgraben, waren schon dazu gekommen, aber da erschien der Geist des Geizhalses und sagte: »Die Schätze könnt ihr haben, aber einer von euch muss sterben, den das Blut, was darüber vergossen worden ist, kann nur durch Blut wieder abgewaschen^ werden.«

Das gefiel den Schatzgräbern nicht, denn jeder fürchtete, er müsse sein Leben lassen. Sie flohen und der Schatz versank alsbald.


Hund und Esel

Irgendwo in Oberhessen liegt ein Schatz vergraben, der wird von einem Hund und einem Esel bewacht, die einander gar zugetan sind und auch keinem Menschen Leid zufügen. Allemal in der Neujahrsnacht zählen sie ihren Schatz nach Dukaten, Gulden und Kreuzern, ob noch alles seine Richtigkeit hat, und auch dabei vertragen sie sich aufs Beste. Wer nun in der Neujahrsnacht dazu käme und den Schatz haben wollte, dem würden sie mit Freuden alles geben, weil sie dann selbst erlöst wären, aber es hat’s doch noch keiner wagen wollen.


Der Keller am Schenkelsberg

Am Schenkelsberg liegt ein Keller, der nachts hell erleuchtet ist, denn dann wimmelt es in ihm von feurigen Drachen und Schlangen. Diese bewachen dort vergrabene Schätze. Eine reine Jungfrau, die mutig allem trotzte, was ihr widerführe, könnte diese Schätze heben. Sie rühren von einer Frau her, welche sie durch schlechten Lebenswandel erwarb und, diesem die Krone aufzusetzen, einen Raubritter von gleicher Sinnesart heiratete.


Die Katzen auf dem Rodenstein

Ein Mann träumte, er solle auf den Rodenstein gehen, da liege ein großer Schatz in einer eisernen Kiste vergraben, den eine Katze mit feurigem Atem hüte. Da nahm er am anderen Morgen einen guten Freund zu sich, und die beiden gelangten glücklich unbemerkt auf den Rodenstein. Der Erste ging vor allem und schnitt sich einen jährigen Haselzweig, dann fingen sie an zu graben. Bald kamen sie an ein Gewölbe, darin stand richtig die Kiste und die Katze lag darauf und hustete, dass Feuer und Flammen ihr aus Maul und Nase fuhren. Der Mann traf aber unerschrocken hinzu und schlug sie ein paar Mal mit dem Haselzweig über den Rücken. Da sprang sie in eine Ecke und verschwand. Zu gleicher Zeit zeigte sich aber eine andere Katze über dem Eingang des Gewölbes, die bewarf die beiden Männer mit Steinen und warf sie immer mehr und immer schneller und mit immer größeren Steinen, sodass sie die Köpfe mit den Händen hielten, um nur nicht getroffen zu werden, und die Kiste nicht anfassen konnten. Endlich wurde es dem einen der Männer zu arg und er rief der Katze zu: »Ei, du Aas, wenn ich hinkomme!«

Aber im selben Augenblick waren die Katze und die Kiste verschwunden und die beiden Männer hatten das Nachsehen.


Männchen hütet das Feuer

Eine Herrschaft bekam spät in der Nacht Besuch, da sollte die Magd noch geschwind was kochen. Als sie nun nichts hatte, das Feuer anzumachen, gewahrte sie auf einmal auf einem nahen Hügel ein Feuerchen und ging hin, um sich davon zu holen. Als sie aber wieder zurückkam, waren die Kohlen schon erloschen, und so auch, als sie diese zum zweiten Mal geholt hatte. Nun ging sie zum dritten Mal hin, da stand aber ein graues Männchen neben dem Feuer, das bedrohte sie und sprach: »Jetzt unterstehe dich, nicht noch einmal zu kommen.«

Wenn sie die Kohlen alle auf einmal geholt hätte, so hätte sie das Männchen erlöst. Am Morgen aber waren alle Kohlen, die auf dem Herd lagen, eitel glänzendes Gold.


Das Feuerchen am Wingertsberg bei Staden

Zwei Männer gingen in der Nacht von Staden nach Blofeld, weil sie an diesem Ort ein notwendiges Geschäft hatten und deswegen früh am Morgen da sein wollten. Wie sie über der Nidda sind und anfangen, auf den Wingertsberg zu steigen, so sehen sie auf einem der vordersten Stocke desselben ein Feuerchen brennen. Sie hatten gerade ihre Pfeifen aus dem Sack gelangt, und so gingen sie zu dem Feuerchen, das ein Häufchen glühender Kohlen war. Jeder nahm sich eine glühende Kohle und legte sie auf seine Pfeife. Dann gingen sie wieder zum Blofelder Weg. Aber die Kohlen brannten nicht an, sie mochten machen, was sie wollten. Sie warfen diese darum weg und gingen von Neuem zum Feuerchen, legten frische Kohlen auf ihre Pfeifen und machten sich wieder auf den Weg nach Blofeld. Aber es ging mit den Kohlen gerade wie das erste Mal und sie holten sich zum dritten Mal frische. Auch die wollten nicht anpfengen. Das war doch den Männern verwunderlich, sie warfen die Kohlen hinweg, wie die vorigen und gingen weiter nach Blofeld. Als sie nun am Tage zurückkamen, sagte der eine. »Komm, wir wollen doch einmal sehen, wo die Nacht das Feuerchen gewesen ist.« Sie gingen auf den Acker und suchten, aber sie fanden auf keinem Fleck tote Kohlen oder Asche und so auch den Platz nicht, wo das Feuerchen gebrannt hatte. Darüber wunderten sie sich und suchten am Weg nach den Fohlen, die sie weggeworfen hatten. Da fanden sie statt Kohlen blanke Dukaten. Jetzt erst bemerkten sie, dass die glühenden Kohlen, die sie als Feuerchen gesehen hatten, lauter Dukaten gewesen waren, und es reute sie, dass sie das glühende Kohlenhäufchen nicht mit ihren Stöcken stillschweigend von seinem Platz hinweggescharrt hatten, denn alsdann hätten sie die Dukaten alle gehabt. So war das Feuerchen, wie die Nacht verging, wieder in die Erde gesunken.


Der Höllacker bei Melbach

Zwischen Melbach und Steinfurt liegt ein Acker, der heißt der Höllacker. Auf diesem soll alle sieben, nach anderen alle neun Jahre ein Feuerchen brennen.