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Geisterschloss Dohlenstein – Kapitel 6

Geisterschloss Dohlenstein
Abenteuer eines flüchtigen Pariser Studenten
Eine Geister- und Räubergeschichte
Kapitel 6 – Die Rettung

Eines Morgens begleitete Niklas Theodor bis an sein Bett. »Diesen Abend«, sagte er, «der Hauptschlag.«

»Wieso?«

»Du sollst es erfahren. Wisse vorerst, dass wir diesen Abend die Herren der Höhle sein werden.« Bei diesen Worten drückte er ihm die Hand, gab ihm ein Zeichen, sich nichts anmerken zu lassen, und kehrte, wie er sagte, zu seinem Herrn ins Dorf zurück.

Theodor durchwachte seine Schlafenszeit in größter Unruhe. Er zitterte bei dem Gedanken, dass das Vorhaben seines Freundes, welches nach dem Ton zu urteilen, den er angenommen hatte, entscheidend sein sollte, scheitern könnte. Er war der Erste, der von der ganzen Truppe aufgestanden war, und erwartete mit Ungeduld den Augenblick, wo der Hauptmann seine Befehle erteilen würde für das, was er Arbeit nannte.

»Meine lieben Gesellen«, sagte dieser, als das Frühstück beinahe eingenommen war, »zwei große Begebenheiten sind es, die jetzt hier unser aller Aufmerksamkeit verdienen – meine Vereinigung mit der liebenswürdigen Mina und Theodors Aufnahme. Ja, braver Bursche«, setzte er hinzu, »ich lese seit einiger Zeit in deinen Augen einen ungewöhnlichen Eifer. Ich glaube dich zu verstehen, und wenn unsere Kameraden nichts dagegen haben, so kann die Aufnahme jetzt stattfinden, und noch diesen Abend sollst du mit mir deine erste Ausflucht versuchen. Was sagst du dazu, Theodor?«

»Hauptmann, ich finde keine Worte, dir meine Freude und meinen Dank zu bezeugen.« »Und ihr Kameraden, was meint ihr?«

»Dass man ihn aufnehmen kann«, riefen die Räuber.

»So sei es denn, wir wollen sehen, wie du dich aus der Affäre ziehen wirst. Morgen werde ich wie gewöhnlich meiner schönen Gefangenen meine Aufwartung machen. Ich werde sie einladen, mit uns das erste Mal zu frühstücken, und bei Tisch will ich ihr meinen Vorschlag machen. Diesen Abend, meine Freunde, habe ich noch keinen bestimmten Plan, da ich keine Nachricht erhielt, die verdiente, sich damit aufzuhalten. Wir wollen uns also in drei verschiedene Abteilungen, jede zu sechszehn Mann, in die Nachbarschaft begeben und sehen, was der Zufall uns zuführt. Das ist aber doch sonderbar, dass Niklas noch nicht hier ist. Der müsste doch da sein, es ist beinahe elf Uhr. Teufel! Das macht mir einen Strich durch die Rechnung. Fidelio, nimm die Leute, an denen die Reihe ist, und besetze damit die verschiedenen Posten. Du, Rotbart, suche Deine sechszehn Mann und gehe damit ab. Philipp, du wirst mit uns sein. Geh in die Rüstkammer und suche ein Paar Pistolen, einen Säbel und einen Karabiner für Theodor. Die übrigen sechszehn Mann warten, bis Fidelio zurückkommt, und gehen dann mit diesem. Nimm deine Waffen, Theodor, und mach dich auf den Weg. Ach! Da kommt ja Niklas. Du hast lange auf dich warten lassen.«

»Ich bin höchst erfreut, Hauptmann, dass du noch nicht abgegangen bist. Auf der Straße, auf der anderen Seite des Waldes soll heute Nacht eine Kutsche vorbeikommen, in der sich eine sehr vornehme Person befinden soll. In diesem und den dazu gehörigen Wagen sollen sich Schätze von nicht unbedeutendem Wert befinden.«

»Bravo! Niklas!«

»Du führst deine Leute zu Fuß aus und nimmst Theodor mit Dir.«

»Zu Pferd, Hauptmann, zu Pferd! Oder die Wagen werden fort sein, ehe du im Wald ankommst. Kannst du reiten, Theodor?«

Dieser machte ein verneinendes Zeichen.

»Nicht gut«, sagte Niklas. »Nun, so kannst du heute nicht dabei sein … Doch tröste dich deshalb. Morgen sollst du mitgehe. Nicht so? Hauptmann?«

»Ja, ja! Aber wie du das alles zu ordnen weißt! Ich glaube, wenn du an meiner Stelle ständest, du würdest nicht besser befehlen können.«

»Verzeihung, Hauptmann, dass ich …«

»Darüber bin ich durchaus nicht böse. Es gilt dem allgemeinen Besten. Aber sechs von den Leuten, die ich Fidelio gab, werde ich noch zu mir nehmen. Frisch, zu Pferd!« Und er zog ab mit seiner ganzen Truppe.

»Dieser teuflische Kerl!«, knirschte Niklas, »er scheint alles vorauszusehen. Dass er auch seine Truppe mit sechs Mann vermehrt! … Doch, was tut das, das Los ist geworfen.«

Nachdem Fidelio seine Wachen aufgestellt hatte, kam er zurück. Er vernahm, was Sassafras beschlossen hatte, und ging zu Fuß mit seinen sechszehn Mann ab.

Als Niklas sich nun mit Theodor allein wusste, nahm er diesen und ging mit ihm zum Zimmer der Damen.

»Die Stunde Eurer Befreiung ist gekommen«, sagte er ihnen, »allein es wird nicht ohne Lärm abgehen. Erschreckt also nicht, wenn sich dieser vernehmen lässt. Schließt Euch sorgfältig ein, und öffnet nur dem die Tür, der die Worte rufen wird: ›Ehre dem Mute!‹ Übrigens seid ruhig, wir wachen über Euch.« Darauf ging er mit seinem Freund zur Küche, wo er seine Mutter und Brüder versammelt fand, und nun machte er sie mit seinem Plan bekannt. Die Obrigkeit hatte für diese Nacht die Verfügung über 75 Grenadiere vom Regiment Esterhazy, welches in der nächsten Stadt garnisonierte, erhalten. Fünfzehn Mann, auf die sich Niklas verlassen konnte, waren von ihm heimlich ins Schloss geführt worden. Er hatte ihnen den Weg zu den unterirdischen Gemächern gezeigt, und hatte von dieser Seite bei jedem Posten, wo man Wachen hinstellte, zwei Mann versteckt, sodass die Wachen, sobald die Mitternachtsglocke ertönte, ohne das geringste Geräusch erdrosselt werden konnten. Auch hatte Niklas versprochen, um Mitternacht die Falltür, durch welche Theodor den Weg zu den Räubern finden musste, zu öffnen und ein Licht unten hinzustellen, damit man ohne Gefahr hinabspringen könnte. Jetzt handelte es sich nur noch darum, dass die, welche auf der anderen Seite Wache hielten, nicht durch den Wald entwischen konnten, wenn sie etwa Lärm vernehmen würden. Demnach bedurfte der Plan einiger Änderungen. Niklas, überzeugt, dass von dieser Seite nichts zu befürchten sei, übertrug die Öffnung der Falltür und die Benutzung des Lichtes zur festgesetzten Zeit seiner Mutter. Mit nachgemachten Schlüsseln öffnete er nun das Waffenmagazin, das der Hauptmann stets verschlossen hielt, suchte darin für sich und jeden seiner drei Gefährten einen Säbel und zwei Paar Pistolen, die er lud. Damit konnte ein jeder viermal schießen.

Darauf schlugen sie den Weg zu der Grotte ein, durch welche die Räuber wieder zurückkommen sollten, erwarteten in einiger Entfernung von der äußeren Tür den günstigen Augenblick, ihren Schlag auszuführen. Sobald die Mitternachtsglocke schlug, sprangen die beiden jüngeren Brüder auf die Wache, die an dieser Tür stand, erstickten ihr Geschrei, und durchbohrten sie. Hierauf legten sie zwei feste Balken vor die Tür, die als Riegel dienen sollten, sobald die ganze Truppe zurückkehren würde. Während dessen erdrosselten Theodor und Niklas die Wachen, die ihnen nahe waren. Allein sie konnten nicht verhindern, dass einer der Räuber ein mörderisches Geschrei ausstieß, das man weit genug hören konnte. Vier Pistolenschüsse (nach Order der Schildwache) vonseiten der vier auf dieser Seite noch übrigen Posten gaben den Verschworenen das Zeichen, dass ihre Absicht verraten sei. Diese rotteten sich gleich zusammen, und marschierten, den bloßen Säbel zur Seite, in jeder Hand eine Pistole haltend, den großen Gang vom Eingang an hinauf. Indessen hatten die vier Räuber ihre Posten verlassen, hatten sich in einiger Entfernung vereinigt und gingen Theodor und seinen Gefährten im schnellen Schritt entgegen.

»Was gibt’s Neues?«, schrien sie schon von Weitem.

»Nichts«, erwiderte Niklas. »Es ist der alberne Croco, der eingeschlafen war. Theodor ging spazieren und hat ihn etwas hart gestoßen. Da hat er geglaubt, man wolle ihn erdrosseln und jenen Lärm gemacht, den ihr gehört habt. Wir befanden uns in der Nähe und liefen hinzu, um zu sehen, was da vorginge, und wir haben den Schreier so ausgeschimpft, dass ihm die Luft für die Folge vergehen wird, ich stehe dafür. Hier, meine Freunde«, setzte er hinzu, indem er ein Fläschchen aus seiner Tasche zog, »einen kleinen Trank, bevor wir uns trennen, und dann ein jeder schnell auf seinen Posten.«

Während die Räuber ohne alles Misstrauen tranken, hatten Theodor, Wilhelm und Fidesco sie umgeben, und drei von ihnen mit der linken Hand beim Kragen fassend, zeigten sie ihnen mit der Rechten die Spitze ihres Säbels.

»Ergebt Euch!«, riefen sie ihnen zu, »oder ihr seid des Todes.«

Niklas hatte seine Flasche von sich geworfen und zeigte dem Vierten seine zwei Pistolen.

»Ha! Betrüger!«, rief dieser und feuerte eine Pistole auf Niklas ab, dessen Kugel ihm ein Ohr abstreifte.

Niklas machte nun nicht viele Umstände weiter, drückte eine Pistole auf den Mann ab und streckte ihn zu Boden. Die andern drei legten die Waffen nieder. Sie wurden gefesselt und den Kerker geworfen, wohin der Hauptmann sonst alle die bringen ließ, die wider der Disziplin handelten.

In diesem Augenblick war es einem der Räuber gelungen, der Niederlage seiner Kameraden zu entwischen. Er schlüpfte durch die Falltür, warf die alte Barbe um, und lief wie ein Rasender in den Speisesaal mit den Worten Zu den Waffen! Wir sind betrogen worden.« Die Freunde kamen ihm zuvor, fassten ihn ohne Mühe und sandten ihn den drei anderen Gefangenen zur Gesellschaft. Es erschienen die ersten fünfzehn Esterhazyschen Grenadiere. »Ehre dem Mute!«, rief ihnen Niklas entgegen, um jedem unglücklichen Missverständnis zuvorzukommen. Keiner von ihnen hatte die leichteste Wunde bekommen, und sie waren im Begriff, den Räuber zu verfolgen, der ihnen entwischt war. Man war also von der Seite des Schlosses in Sicherheit. Die Falltür wurde verschlossen. Den Frauen rief man durch die Tür zu, dass sie ruhig sein könnten, da bisher alles glücklich verlaufen sei. Niklas wollte seine Mutter mit in das Zimmer gehen lassen. Allein sie weigerte sich und wollte lieber an den Gefahren der Befreiung teilnehmen. Man nahm den Weg zu der Grotte. Vorher aber wurden die vier Gefangenen gezwungen, ihre Kleidung auszuziehen, welche vier der Grenadiere anzogen. Man versuchte alle Blutspuren zu verwischen, welche denen, die man noch erwartete, hätten Verdacht einflößen können. Man nahm die Balken weg, welche den Eingang verriegelt hielten. Die vier verkleideten Soldaten wurden auf die vier ersten Posten der Höhle in der Nähe der Tür gestellt, und mit Ausnahme von Niklas, welcher dablieb, um die Tür zu öffnen, hatten sich alle in nahe Schlupfwinkel versteckt und konnten beim geringsten Geräusch bei der Hand sein.

Kaum waren alle diese Vorkehrungen getroffen worden, als der Leutnant Rotbart das bekannte Signal gab. »Ho, ho! Meine Herren«, sagte Niklas, »seid Ihr so früh schon wieder da und habt nichts ausgerichtet, wie es mir scheint?«

»Ja, bei meiner Treue! Sehr wenig. Wir haben einen armen Teufel umgebracht, der bloß zwei Gulden in seiner Tasche hatte.«

»Ehre dem Mute!«, rief Niklas, als der letzte Räuber hereingegangen war und er die Tür wieder verschlossen hatte. Bei diesen Worten nahmen die vier verkleideten Posten mit ihm an der Tür Platz, und wiesen den Räubern die Öffnungen ihrer Pistolen; die fünfzehn anderen traten auf einmal aus ihren Schlupfwinkeln hervor, und die Angekommenen sahen sich von allen Seiten umringt. Rotbart verteidigte sich wie ein Löwe. Seine Leute, durch sein Beispiel ermuntert, taten ein Gleiches. Allein da man ihn bald durch eine Kugel zu Boden gestreckt sah und noch andere ebenfalls stürzten, so ergaben sich die übrigen. Man band sie mit Stricken, die man in Bereitschaft gehalten hatte, zog ihnen die Kleider aus und warf sie in den Kerker. Vier Mann, die tot waren, wurden in die nahe Zisterne geworfen, und der Leutnant, dem bloß die rechte Schulter zerschmettert war, wurde wie die anderen gefesselt und in den Kerker gesperrt. Während Theodor und seine Kameraden beschäftigt waren, die Spuren der eben stattgefundenen Metzeleien möglichst zu verwischen, warfen die elf übrigen Grenadiere die Kleidung der Gefangenen um. Zwei dieser braven Soldaten waren leicht verwundet. Allein deshalb wollten sie sich nicht zurückziehen und verkleideten sich wie die anderen. Nach Verlauf einer halben Stunde kam Fidelio mit neun Mann zurück, der, wie er sagte, keine Gelegenheit gefunden hatte, sich auszuzeichnen.

»Es riecht nach Pulver?«, setzte er hinzu.

»Ja!«, antwortete Niklas, »Philipp schoss unbesonnenerweise eine Pistole ab, als er ankam. Rotbart hat ihn dafür in Arrest bringen lassen.«

Man ließ den Unterleutnant mit seiner Truppe einmarschieren und umringte sie so unmerklich, dass sie nicht einmal auf den Gedanken kommen konnten, sich zu verteidigen. Man entwaffnete sie, warf sie gebunden in den Kerker und vertraute ihre Bewachung Wilhelm und Fidesco an, die man mit Flinten bewaffnete. Den Gefangenen aber erklärte man, dass sie bei der geringsten Bewegung niedergeschossen werden würden.

»So wäre ja unser Geschäft ziemlich beendet«, sagte der Sergeant, der die Grenadiere befehligte.

»Noch nicht, meine Herren!«, antwortete Niklas, »ihr habt Sassafras noch nicht, der soviel gilt, wie die ganze Bande, und der uns vielleicht mehr zu schaffen machen wird, als diese.«

»Aber die sechzig Mann, welche ihn an der anderen Waldseite erwarten, haben doch auch gesunde Fäuste.«

»Ei! Der Hauptmann ebenso wohl. Lasst uns ihn wenigstens mit aller möglichen Vorsicht erwarten. Ich bedauere nur, dass ich ihm riet, seine Truppe zu Pferde auszuführen. Allein ich kannte nur dies einzige Mittel, wodurch ich ihn abhalten konnte, Theodor mit sich zu nehmen. Dieser Umstand kann ihm einen großen Vorteil über uns geben, wenn wir ihn, wie die anderen bei seiner Rückkehr angreifen würden. Ich bin der Meinung, dass man ihm die Pferde erst in den Stall bringen lässt. Auf jeden Fall gibt die bewusste Parole das Zeichen zum Angriff.

Die dreizehn Mann Reserve stellten sich in die Umgebung des Pferdestalles, und Barbel, so gut wie sie sich als Räuber verkleidet hatte, ließ sich nicht abhalten, ihnen Gesellschaft zu leisten. Der Tag fing schon zu grauen an, als sich von außen Pferdegetrappel hören ließ. Niklas öffnete wie gewöhnlich, und 26 Mann ritten ein.

»Wo ist denn der Hauptmann?«, fragte er die Ersten, die einritten.

»Draußen, um unseren Rückzug zu decken.«

Als die ganze Compagnie eingeritten war, tauchte Sassafras auf. Er schien sehr finster und fragte, ob alle zurück wären.

»Rotbart und seine Truppe ist noch nicht da«, sagte Niklas.

»Gut!« Er führte seine Leute zum Pferdestall, und während dieser Zeit verließen auch die übrigen vier Wachen ihre Posten, folgten unbemerkt, und versteckten sich da, wo der Hauptmann vom Pferd zu steigen pflegte. Während man beschäftigt war, die Pferde an die Raufe zu binden, ging Sassafras zuerst aus dem Pferdestall. Niklas trat ihm allein entgegen.

Der Hauptmann wandte sein Gesicht von ihm. »Mir ist«, sagte er, »als hätte ich Theodor als Wache an der Tür erblickt?«

»Ja, Hauptmann! Furet wurde krank, und Theodor bat mich darum, ihn diesen Posten besetzen zu lassen.«

»Da hast du nicht wohl daran getan«, entgegnete der Hauptmann trocken. »Sobald sich Verräter unter uns befinden, ist es nicht gut, einen solchen wichtigen Posten durch einen Neuling zu besetzen.«

»Verräter?«

»Ja! Der Bericht über die vornehme Kutsche war falsch. Statt ihrer haben wir eine zahlreiche Truppe im Hinterhalt gefunden. Länger als vier Stunden habe ich mich durchschlagen müssen, um mich an dem Ort zu vereinigen, den ich zum Zusammentreffen mit den Unseren bestimmt hatte, den ich aber glücklicherweise veränderte, als wir im Walde ankamen. Ohne diese Vorsicht würde ich wahrscheinlich auf einen zweiten Hinterhalt gestoßen sein.«

»Hauptmann, so bin ich falsch unterrichtet worden … Hast du jemanden unter uns im Verdacht?«

»Ja, ich vermute den Betrüger.«

»So nenne ihn, Hauptmann.«

»Du scheinst es zu sein«, sagte Sassafras, »und mein Arm wird dir den Betrug bezahlen.«

Niklas hatte kaum Zeit, sich auf eine Verteidigung vorzubereiten und die Worte zu rufen: »Ehre dem Mute!«

Im Nu stürzten die Grenadiere in den Pferdestall, und da sie fast zu gleicher Zeit Feuer auf die Räuber gaben, so setzten sie diese außerstand, sich zu verteidigen, und bemächtigten sich der übrigen. Der Hauptmann machte Niklas viel zu schaffen, sie waren beide verzweifelt aneinander. Schon hatte dieser etliche schwere Wunden empfangen, da dachte Barbel an die Gefahr, in der sich ihr Sohn im Kampf mit einem so starken Mann befand, und es gelang ihr, den Hauptmann durch einen Pistolenschuss tot zu Boden zu strecken. Diejenigen der Banditen, welche noch lebten, wurden wie ihre Kameraden gefesselt. Daraufhin ertönte das Siegesgeschrei von allen Seiten. Theodor war der Erste, der sich an der Tür zum Zimmer der Damen befand. Allein vergebens wiederholte er mehrere Male das Wort der Rettung, doch niemand öffnete. Man schlug die Tür ein, und nun fand man die junge Dame ohnmächtig, die alte Frau aber so in ihr Gebet vertieft, dass sie weder den Zustand ihrer Nichte, noch den schrecklichen Lärm vernommen hatte, der das Sprengen der Tür verursachte. Theodor teilte ihr die Niederlage der Räuber mit und war nun aufs Eifrigste damit beschäftigt, die Nichte ins Leben zurückzurufen. Mina kam allmählich aus ihrer Ohnmacht zurück. Ihr Herz wurde bei dem Anblick Theodors von einer entsetzlichen Unruhe erleichtert. Kaum konnte sie Theodors Versicherung Glauben schenken, dass sie nun befreit sein sollte. Theodor aber mahnte zur ungesäumten Flucht aus diesem Ort der Verbrechen und bot den beiden Damen die stille Hütte seiner Eltern als erste Unterkunft an, bis er für ihre Weiterbeförderung Sorge tragen könne.