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Captain Concho – Band 60

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 60
Captain Conchos Todesengel

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators
Extra: Die Schlacht um Vicksburg: Second Texas Lunette, Railroad Redoubt, Teil 11

Kurzinhalt:
Der Teufel persönlich scheint wieder einmal die Hand im Spiel zu haben. Lu Piel, die ehemalige Agentin des Nordens, ist ihren erbarmungslosen Jägern in die Falle gegangen. Das Todesurteil ist vom Kriegsgericht bereits gefällt worden. Und schon für den nächsten Morgen hat General Banks die Hinrichtung der schönen Spionin befohlen. Voller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wartet sie auf das Unvermeidliche.

Doch da treten plötzlich ungeahnte Ereignisse ein. Wie ein Sturmwind tauchen Captain Concho und seine unerschrockenen Männer auf …

Leseprobe:

Captain Concho lehnte mit dem Rücken gegen das alte Mauerwerk, den Revolver und den Säbel in den Fäusten. Pechschwarz war die Nacht. Concho stand dicht an den hohen Gefängnismauern. Irgendwo da oben patrouillierten Posten, die das eherne Geviert bewachten.

Mit zwanzig Männern stand Concho zum Sturm bereit, um die von den Yankees zum Tode verurteilte Spionin Lu Piel zu befreien.

Forscreek und Finnewacker hantierten an dem schweren, hölzernen Tor. Sie brachten eine Sprengladung an.

Captain Concho schaute sich um. Lieutenant Benson stand direkt hinter ihm und war in dieser Finsternis trotzdem kaum zu erkennen.

»Was fingern die Kerle da nur herum?«, knurrte Benson.

»Ruhig Blut!«, mahnte Concho und blickte die breite Zufahrtsstraße entlang, neben der, hinter Bäumen und Büschen verborgen, vier Männer mit den Pferden bereitstanden.

Das Gefängnis befand sich außerhalb der Stadt, die voller Yankeetruppen war. Und diese gewaltigen Explosionen hätten sie todsicher alarmiert.

Die Yankees hatten die alte spanische Festung »umfunktioniert«, indem sie eingekerkerte Banditen und Verbrecher hatten laufen lassen und in den Zellen und Kasematten nun Guerillas schmachten ließen, die den Yankeetruppen in Louisiana über ein Jahr lang das Leben schwer gemacht hatten.

Natürlich war Captain Concho entschlossen, diese Männer ebenfalls zu befreien.

Ein verhaltener Pfiff ertönte. Das war das Zeichen!

Die Männer duckten sich und pressten sich an die Mauer. Forscreek und Finnewacker rannten vom Tor weg in Deckung.

Dann explodierte die Ladung! Bis zur Mauerkrone zuckte der Blitz empor, und der Donnerschlag drückte den Männern auf die Ohren und schien die Nacht aufzureißen. Trümmer flogen durch die Luft und Rauch schoss vom Tor weg. Die Druckwelle fegte Staub und Blätter empor.

»Sprung auf – marsch marsch!«, brüllte Captain Concho, ruckte hoch und stürmte voran, während die Echos der Explosion noch durch die Nacht grollten.

Dicht geschlossen rannten die Männer hinter ihm her. Die Sprengladung hatte das Tor in seine Bestandteile zerschlagen und die Trümmer weggeblasen. Die Männer rannten durch einen fußtiefen Krater und stürmten in das Gefängnis hinein.

Rufe und Geschrei waren zu vernehmen. Schüsse krachten auf den Mauern. Auf der rechten Seite befand sich das Wachlokal. Dort flog die Tür auf, und in dem breiten Lichtbalken, der in den dunklen Gefängnishof fiel, erstarrten die Yankees beim Anblick der gezückten Waffen der Konföderierten.

Zehn Männer verteilten sich und nahmen die Posten auf den Mauern unter Feuer.

Captain Concho stürmte als Erster in das Wachlokal und drängte einen graubärtigen Sergeant mit dem Säbel zurück bis an die Wand.

»Nehmen Sie alle Schlüssel und kommen Sie mit!«, befahl er ihm.

Der Sergeant hob die Arme. »Ich kann nicht«, sagte er schnell und schüttelte den Kopf. »Der Wachoffizier … schon draußen!«

Captain Concho trieb den Sergeant vor sich her. Begleitet von einer Gruppe seiner Männer, trat er wieder ins Freie. Unter den gefallenen Yankees befand sich ein Lieutenant. Concho drehte ihn auf den Rücken. An seinem Koppel war ein großer Ring mit mehreren Schlüsseln befestigt.

»Na los!«, sagte Captain Concho scharf und stieß den Sergeant auf die Knie, der mit zitternden Händen dem Lieutenant die Schlüssel abband.

Kein Schuss fiel mehr. Die Rebellen standen mit schussbereiten Karabinern in der Dunkelheit. Die Wachen auf den Türmen und Mauern waren entweder ausgeschaltet oder blieben in Deckung.

»Vorwärts!«, rief Concho und drückte dem Sergeant den Revolver ins Kreuz. »Zuerst die Spionin.«

Gefolgt von einem Dutzend Leuten, liefen der Sergeant und Captain Concho auf eine Tür zu. Der Yankee schloss auf »Die Spionin ist nicht hier«, sagte er dabei mit krächzender Stimme. »Sie ist gestern Abend von einer Eskorte abgeholt worden.«

Concho riss den Blaurock herum und stieß ihn mit dem Rücken an die Wand, während die Männer an ihnen vorbei durch die Tür stürmten. Benson hatte den Schlüsselbund an sich genommen und lief mit langen Schritten vorneweg.

»Ich lasse Sie füsilieren, Sergeant!«, zischte Captain Concho.

»Ich schwöre es Ihnen, Sir!«, keuchte der Sergeant ängstlich. »Es ist die Wahrheit.«

»Wohin ist sie gebracht worden?« Concho war maßlos enttäuscht und verzweifelt. Hatten die Yankees Lu Piel schon aus dem Gefängnis geholt, um sie zu erschießen?

»Ich habe keine Ahnung, Sir! Ich bin kein Offizier! Der Führer der Eskorte hat nur mit dem Lieutenant gesprochen. Ich zeige Ihnen die Zelle.«

»Vorwärts!«

Jubelgeschrei schlug ihnen entgegen. Die ersten befreiten Gefangenen kamen aus dem Keller die Treppe herauf gestürmt. Laternen brannten hier und dort. Captain Concho sah nicht die vor Freude glühenden Gesichter der Männer. Er hatte Lu befreien und vor dem Tod bewahren wollen.

Die Aktion war jedoch gelungen.

Der Korridor war voller zum Ausgang strebender Männer. Aber Lu befand sich nicht mehr in diesem Gefängnis.

Der Sergeant führte Concho in einen Seitengang, in dem sich Ein-Mann-Zellen befanden. Drei Stück. Keine war besetzt. Der Yankee wies auf die mittlere Zelle.

»Hier ist sie die ganze Zeit gewesen«, sagte er mit beschwörender Stimme.

Captain Concho schob den Säbel in die Scheide, nahm eine Laterne vom Haken und leuchtete hinein.

Benson kam mit zwei Männern zu ihnen. Concho nahm ihm den Schlüsselbund aus der Hand und hielt ihn dem Sergeant hin.

»Schließen Sie auf!«

Während der Sergeant die Zelle öffnete, sah Sam Concho dem langen Lieutenant verzweifelt in die Augen. »Lu ist gestern Abend weggebracht worden.«

Benson hatte es schon mitbekommen. Kein Wort brachte er hervor.

Captain Concho betrat die Zelle und leuchtete in alle Ecken, ob sich da nicht ein Gegenstand befand, der Lu gehörte.

Aber er fand nichts. Wie zugeschnürt war ihm die Kehle. Verzweifelt und ratlos starrte er den Lieutenant an.

»Los!«, sagte der Lange entschlossen. »Hier gibt es doch noch mehr Zellen.«

Eilfertig lief der Yankee wieder voran, und Captain Concho, Benson und die beiden Männer folgten ihm.

Sergeant Major Dandry kam die Treppe heruntergerannt. »Captain, wir müssen weg!

Nur Benson blieb stehen. Concho schritt mit dem Sergeant und den beiden Männern unbeeindruckt weiter.

»Die Yankees blasen Alarm!«, rief der Sergeant Major aufgeregt. »In zehn Minuten können sie hier sein.«

»Alles fertigmachen zum Abmarsch!«, rief Benson und lief Concho wieder nach. »Wir kommen sofort, Dandry. Noch zwei Minuten.«

Benson holte Captain Concho und die anderen ein, während Dandry die Treppe wieder hinauf stürmte.

»Sie können es mir glauben, die Frau ist nicht mehr bei uns«,, sagte der Sergeant beschwörend und ängstlich zugleich.

Sie schritten an den großen Zellen entlang, in denen die Gefangenen jeweils zu zehn und zwölf Mann gesessen hatten. Nun standen alle Türen sperrangelweit offen.

Der Captain lief schneller und drängte den Yankee weiter. Am anderen Ende des Kellertrakts stießen sie wieder auf Einzelzellen..

Der Sergeant blieb stehen und musterte Concho mit einem Ich-habe-esdoch-gesagt-Gesicht.

Alle Zellen waren leer.

Captain Concho schob den Revolver in die Koppeltasche. »Also voll daneben, das alles!«, stieß er verbittert hervor.

»Wir haben hundertzwanzig Männer befreit«, hielt ihm Benson entgegen. »Und Lu?«

»Sie wissen nicht, wo die Frau hingebracht worden ist?«, wandte sich Benson an den Yankee.

»Nein! Ich habe es schon gesagt, und ich beschwöre es!« Heftig schüttelte er den Kopf.

Captain Concho nagte auf der Lippe und blickte sich in dem Halbdunkel verzweifelt um.

»Captain! Lieutenant!«, tönte weit vorn an der Treppe eine Stimme. »Die Yankees kommen!«

»Sam!«, rief Benson. »Es hat keinen Zweck, weiter zu suchen.«

Sie ließen den Sergeant stehen und rannten Seite an Seite den langen Keller zurück zur Treppe.

»Beeilung! Beeilung!«, brüllte Dandry aufgeregt, als sie die Treppe hinaufrannten. Vier Stufen nahmen sie auf einmal.

Ihre Pferde standen direkt vor der Tür. Die Männer saßen bereits in den Sätteln. Von den Gefangenen war keiner mehr zu sehen. Sie waren schon zum Red River geschickt worden.

»Antraben!«, rief Dandry mit heller Stimme.

Captain Concho und Benson brachten die Pferde in Galopp und jagten zum Tor hinaus, und die Männer folgten ihnen dicht geschlossen. Sie bogen hinter dem Tor nach Norden von der Straße ab und trieben die Pferde in ein Waldstück hinein.

Auf der Straße galoppierte eine komplette Schwadron feindlicher Kavallerie heran. Der letzte Mann von Conchos Gruppe war gerade zwischen den Bäumen verschwunden, als die Yankees durch das Tor in die alte Festung ritten.

(wb)