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Der Welt-Detektiv Band 6

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Wolfram von Bärenburg – Teil 11

Wolfram von Bärenburg, genannt der Erzteufel
Der verwegenste Raubritter und schrecklichste Mörder, ein Scheusal des Mittelalters, von der Hölle ausgespien zum Verderben der Menschen
Eine haarsträubende Schauergeschichte aus den furchtbaren Zeiten des Faustrechts und des heimlichen Gerichts der heiligen Feme aus dem Jahr 1860
Kapitel 11

Die Gefährtin der Leiche

Es war eine Stunde nach Mitternacht, als Angelika, die noch immer unter der Leiche der alten Nonne lag und um zu horchen ab und zu das weiße Tuch lüftete, den Abzug des Raubritters und seiner Reisigen an den Hufschlägen ihre Rosse erkannte. Sie wartete noch eine halbe Stunde in dieser schrecklichen Situation. Dann stieg sie, obwohl aus Angst vor Schande und Tod triefend vor Schweiß und ganz erschöpft, aus dem Sarg, das weiße Tuch mitnehmend, indem sie deshalb die verstorbene Nonne schweigend um Verzeihung bat. Dieses lange weiße Leichentuch hängte sie sich über den Kopf. Es reichte ihr bis an die Knöchel und gab ihr das Aussehen eines Gespenstes, das ihr bei dem Aberglauben jener Zeit volle Sicherheit ihrer Person gewährte.

Geisterhaft wandelte sie durch das Tor hinaus und weiter auf dem Weg zur Burg Alpenfall, die sie nach einigen Stunden erreichte, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Sie erzählte dem Burgherrn und der Burgfrau die Flucht ihrer Töchter, welche sie in der Klosterküche vom Fischer erfahren hatte, und den nächtlichen Überfall des Klosters von einer Räuberbande natürlich ohne etwas Bestimmtes darüber angeben zu können. Sie sei auf Alpenfall gekommen, fügte sie hinzu, um die Eltern vom Schicksal ihrer Kinder in Kenntnis zu setzen, die ihr im Kloster immer so zugetan gewesen seien.

Angelika war noch keine zwei Stunden in der Burg, als schon Dienstleute des geplünderten Nonnenklosters ausführlichere Nachrichten brachten. Als Schirmvogt desselben sendete Ritter Anselm sogleich reitende Eilboten an alle benachbarte ehrsame Ritter mit dem Ansuchen, ihm nach Kräften Reisige zum Beistand zukommen zu lassen. Sein alter Burgvogt Bruno meinte, dass die beiden Töchter nach ihrer Landung jenseits des Klosters entweder in die Klauen Wolframs gerieten oder noch in jenem großen Wald hilflos umherirrten, den Ritter Anselm mit zahlreichen Reisigen durchstreifen sollte.

Ritter Anselm und seine Ehefrau waren in der schrecklichsten Angst über das noch unbekannte, aber ohne Zweifel höchst traurige Schicksal ihrer zwei geliebten Kinder. Dennoch fanden sie in dem Umstand noch einen geringen Trost, dass sie wenigstens bei dem Überfall des Klosters nicht anwesend waren. Sie dankten herzlich der Schwester Angelika für die Mühe ihrer Mitteilung und boten ihr an, so lange sie wollte oder für immer in ihrer Burg zu bleiben. Angelika entschuldigte sich mit einem Gelübde, das sie in ihrer Todesangst gemacht habe, für den Fall ihrer Rettung ohne Verzug eine Wallfahrt an den nächsten Gnadenort zu verrichten. Anschließend wolle sie eine Schwester ihrer verstorbenen Mutter besuchen. Später werde sie gern von der gastfreundlichen Einladung Gebrauch machen. Sie stärkte sich noch mit Speis und Trank, erhielt von der Burgfrau die Kleidung einer Dienstmagd und verließ alsbald die Burg.