Happy Birthday, Jason Dark!

Happy Birthday, Jason Dark!

Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben …

(Aus: Nikolai Alexejewitsch Ostrowski: Wie der Stahl gehärtet wurde)

Sicherlich gab es im Leben eines jeden von uns eine Zeit, in welcher man mit keiner Silbe an seinen 70. Geburtstag gedacht hat. Als junger Mensch scheint einem diese Zahl sehr weit weg zu sein. Einige runde Geburtstage liegen ja noch dazwischen. Doch hat man ihn erreicht, diesen 70., und blickt man auf die vielen Jahre seines Lebens zurück, hat man das Gefühl, als ob sie wie im Flug vergangen sind. Mental sieht man sich noch als der junge Mann, welcher die Welt aus ihren Angeln heben wollte. Doch erblickt man sein Spiegelbild, erkennt man, dass die Jahre an einem nicht spurlos vorübergegangen sind. Man ist nachdenklicher geworden, sicherlich auch ein wenig vergesslicher. Letztgenanntes ist normal und ein verständlicher biologischer Prozess.

Ich kann mich nicht genau erinnern, wann ich zum ersten Mal einen John Sinclair gelesen habe. Es muss wohl während eines Dienstes in der Hauptgeschäftsstelle der Frankfurter Sparkasse 1822 gewesen sein. Vielleicht hatte mich seiner Zeit mein ehemaliger Arbeitskollege Uwe Schnabel angefixt, der selbst Unmengen an Heftromanen verschlang. Jedenfalls war ich von John, Bill, Glenda, James, Myxin, Mandra, Asmodis, Asmodina, Dr. Tod und all den anderen dermaßen fasziniert, sodass der Geisterjäger über die Zeit mich nicht mehr losließ. Ich kann mich jedoch genau daran erinnern, als ich mein erstes Telefoninterview mit Jason Dark geführt habe. Eigentlich wollte ich zum ersten Mal in der Geschichte des Geisterspiegels ein Videointerview führen. Ich wandte mich mit meinem Anliegen an den Basteiverlag, bekam einige Tage später die private Telefonnummer des Autors und rief ihn an, um einen Termin für das Interview mit ihm zu besprechen. Aus dem gewünschten Videointerview wurde besagtes Telefoninterview. Es war zwar schade, doch hatte ich die Möglichkeit, Jason Dark, mit dem ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie persönlichen Kontakt hatte, Fragen zu stellen.

Am 17. März 2007, es muss so gegen 23:30 Uhr gewesen sein, rief mich meine Frau auf der Arbeit an, da ich Nachtschicht hatte, und sagte mir, dass ein Herr Rellergerd angerufen hätte.
»Wer? Ein Herr Rellergerd? Um diese Zeit?«, fragte ich meine Frau.
»Na, Jason Dark!«, gab sie mir zu verstehen.
»Und?«
»Ich habe ihm gesagt, dass du morgen gegen 15:00 Uhr zurückrufen wirst.«

O Gott, durchfuhr es mich. Doch der konnte mir auch nicht helfen, denn ich schlief nach den Nachtschichten in der Regel bis 14:30 Uhr. Lediglich eine halbe Stunde mentale Vorbereitungszeit. Für das Interview hatte ich mir ein neues digitales Telefon mit Lautsprechfunktion gekauft. Würde alles so klappen wie bei den vorhergegangenen Tests? Mein Adrenalinspiegel stieg von Sekunde zu Sekunde. Hatte ich mir auch gescheite Fragen ausgesucht, um nicht Gefahr zu laufen, dass der Befragte am anderen Ende der Leitung nicht vorzeitig das Interview abbricht? Mir war schon klar, dass ich es mit einem der Großen der Branche zu tun hatte. Nachdem ich die Nummer gewählt hatte und ich den Namen »Rellergerd« hörte, rutschte mein Herz in die hinterste Ecke meiner Unterhose. Es war wohl der Respekt gegenüber einem Autor, der seit 1973 Romane verfasst und den Geisterjäger mit über 1900 selbst geschriebenen John Sinclair-Storys zu einer Kultfigur machte.

Das Interview selbst war ein voller Erfolg, sodass im Verlaufe der Jahre noch weitere persönliche Begegnungen folgten.

Eine dieser vielen Begegnungen wird wohl ewig in meinem Gedächtnis bleiben. Im Karstadt auf der Frankfurter Zeil fand am 11. Oktober 2007 um 18:30 Uhr ein Gruselabend statt. Diesen Insider-Tipp gab mir Caroline Hornauer von WortArt. Ich erfuhr, dass Jason Dark und Oliver Döring am Abend bei einer Präsentation zur Serie Don Harris Psycho-Cop in der Filiale anwesend seien. Moderiert wurde diese von Holger Weinert vom Hessischen Fernsehen. Wann begegnet man schon drei solche Größen, die mich ein Stück meines Lebens gut unterhalten haben.

Heute nun wurde Helmut Rellergerd alias Jason Dark 70 Jahre alt und kann wahrlich voller Stolz auf beachtliche erfolgreiche Jahre zurückblicken. Alles erdenklich Gute zum Jubiläum, lieber Helmut Rellergerd, vor allem beste Gesundheit sowie viele gute Ideen für weitere Storys rund um den Geisterjäger John Sinclair. Ich wurde all die Jahre, seitdem ich Leser der Serie bin, bestens unterhalten. Mögen dem Autor die Farbbänder für seine Schreibmaschine nie ausgehen.
Vielleicht sieht man sich ja in Leipzig anlässlich der 100. Hörspielfolge.

Bis dann mal wieder …

(wb)