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Der Welt-Detektiv Band 6

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Jackson – Teil 39

In letzter Sekunde

Ich rannte durch das Labor nach hinten. In Richtung jener Tür, die meiner Meinung nach in den Raum führen musste, den mir die Überwachungskameras auf den Monitoren aufzeigten.

Meine Hände legten sich um den Türknauf.

Verschlossen!

Ich rüttelte wie ein Verrückter an der Klinke.

»Scheiße!«, brüllte ich, als sich das verdammte Ding trotz allem Zerren und Ziehen keinen Inch bewegte.

Die Angst um jene Person, die man hinter der Tür mit Lederriemen auf einem Labortisch festgeschnallt hatte, ließ für einen Moment meinen Verstand aussetzen.

Diese Person war niemand anderes als Yalla.

Tausend Gedanken wirbelten durch meinen Kopf, nachdem ich eingesehen hatte, dass ich hier selbst mit roher Gewalt nicht weiterkam. Meine Blicke huschten durch das Labor. Schweiß stand auf meiner Stirn, meine Handflächen waren feucht und mein Herz klopfte bis in den Hals hinauf; um es genau zu sagen, ich war kurz davor durchzudrehen.

In diesem Moment hörte ich ein Röcheln.

Meine Augen ruckten nach links. Der rothaarige Laborgehilfe, den ich niedergeschlagen hatte, kam allmählich wieder zu sich.

Mit einem Satz war ich bei ihm. Ich packte ihn am Kragen, zog ihn hoch und deutete dabei auf die vermaledeite Tür.

»Wie geht dieses Scheißding auf?«, brüllte ich ihm ins Gesicht, noch bevor er die Augen aufgeschlagen hatte.

»Wie, was …«, sagte er irritiert, während er sich gehetzt umblickte.

Der Griff meiner Rechten, die auf seinem Hals ruhte, wurde stärker.

»Hör zu, du Penner. Wenn du mir nicht schleunigst erzählst, wie man diese Tür da öffnen kann, drehe ich dir den Hals um.«

Das Röcheln des Typs wurde lauter, während er mir statt einer Antwort seine zerschossene Hand unter die Nase hielt.

Eine Sekunde lang hatte ich fast Mitleid mit ihm, aber nur für eine Sekunde. Dann sagte er etwas zu mir, was kein vernünftiger Mensch in seiner Situation zu jemand sagen sollte, der in der Lage war, mit einem Nicken über sein Leben zu entscheiden.

Er sagte es trotzdem.

Sie wissen schon, das böse F-Wort.

Er spuckte es mir regelrecht ins Gesicht.

Ich hatte sein »Fick dich« kaum in den Ohren, als ich reagierte. Während sich meine Rechte wie eine Schraubzwinge um seinen Hals legte und ihm langsam die Luft zum Atmen nahm, hämmerte ich ihm mit der Linken auf seine zerschossene Pfote. Immer und immer wieder, bis das Blut nur so spritzte und der Typ quiekte wie ein abgestochenes Schwein.

»Wie macht man diese Tür auf?«, fragte ich, während sich die Fingernägel meiner Rechten immer tiefer in seine Kehle gruben.

Danach hatte er genug. Die Worte sprudelten förmlich aus ihm heraus und ich bekam mehr zu hören, als ich mir merken konnte. Ein Umstand, der mir absolut nicht gefiel, da ich Sekunden später keine Möglichkeit mehr hatte nachzufragen.

Der Typ war nämlich tot. Seine Verletzung war schwerwiegender, als ich gedacht hatte.

Er war mir im wahrsten Sinn des Wortes unter den Händen weggestorben.

 

***

 

Als ich in seine gebrochenen Augen sah, nahm ich meine Rechte von seinem Hals. Der rothaarige Labormensch sackte sofort zu Boden. Ich sprang auf und rollte ihn auf die Seite. Ohne Rücksicht auf irgendwelche Pietät begann ich ihn abzutasten.

Es dauerte nur Sekunden, bis ich fündig wurde.

Den Generalschlüssel an einer Kette um den Hals zu tragen, war zugegebenermaßen zwar nicht gerade die originellste Idee, ein derart wichtiges Utensil zu verstecken, aber es erleichterte mir vieles.

Mithilfe des Schlüssels gelang es mir keine zehn Sekunden später, besagte vermaledeite Tür zu öffnen, hinter der ich Yalla wusste. Nach weiteren zehn Sekunden stand ich ihr endlich wieder gegenüber. Wortlos öffnete ich ihre Lederverschnürungen, mit denen man sie auf dem Labortisch festgebunden hatte. Yalla sagte während dieser Zeit kein Wort. Erst als die Gurte von ihr abgefallen waren und sie aufstehen konnte, brachen alle Dämme.

In diesem Moment wurde mir erst so richtig bewusst, was mir Yalla bedeutete.

Ich weiß, es klingt kitschig, aber es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre tatsächlich vor ihr auf die Knie gegangen und hätte sie gefragt, ob sie meine Frau werden will.

Aber wie so immer, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt …

Sie lag in meinen Armen, ich spürte die Wärme ihres Körpers, genoss den Geruch ihrer Haut und ihrer Haare und wollte sie gerade küssen, als jemand von außen an die verschlossene Labortür hämmerte.

Yalla zuckte regelrecht zusammen, entzog sich meinem Griff und starrte mit einem derart panischen Ausdruck in den Augen auf die Tür, dass selbst mir angst und bange wurde.

»Was zum Teufel …«

Statt einer Antwort legte mir Yalla mit einer verschwörerischen Miene ihren Zeige- und Mittelfinger auf die Lippen.

»Lass uns später darüber reden. Zuerst müssen wir von hier verschwinden, sonst erleben wir den nächsten Tag nicht mehr.«

Dann nahm sie mich an der Hand und zog mich quer durch das Labor auf eine weitere Tür zu. Dort angekommen deutete sie auf das Schloss. »Beeil dich, wir müssen da hinein, wenn wir ihnen entkommen wollen.«

Ich fragte nicht wie und warum, sondern zückte den Schlüssel und öffnete die Tür. Als wir über die Schwelle traten, bestand Yalla darauf, dass ich den Schlüssel dreimal im Schloss drehte, obwohl ich ihr ansah, dass uns die Zeit unter den Nägeln brannte.

Dann hasteten wir weiter.

Der Gang, der vor uns lag, war nur spärlich ausgeleuchtet. Trotzdem bemerkte ich, dass er langsam aber stetig nach oben führte.

Während wir weiterliefen, drängten sich Dutzende Fragen in mir auf. Aber bevor ich dazu kam, Yalla eine davon zu stellen, zog sie mich plötzlich nach rechts in eine Nische.

»Was zum Teufel …« Weiter kam ich nicht, weil sie mir plötzlich ihre Hand so fest auf den Mund presste, dass ich kaum noch Luft bekam. Instinktiv spürte ich, dass es besser war, wenn ich die nächsten fünf Minuten die Klappe hielt.

Einen Herzschlag später wusste ich, wie ratsam es gewesen war, wieder einmal meinen Instinkten zu vertrauen. Vor uns hallten plötzlich die gleichmäßigen Schritte mehrerer genagelter Armeestiefel durch den Gang und nur wenig später hastete eine Gruppe von mindestens sechs Uniformierten an uns vorbei. Es konnten auch sieben gewesen sein oder acht, so genau hatte ich nicht gezählt. Wieso auch, wir hatten im Moment ganz andere Probleme.

 

***

 

Als die Schritte verklungen waren, rannten wir weiter. Wohin, wusste ich nicht, aber für die Richtung war Yalla zuständig. Mein Teil bei dieser Sache war, für unsere Sicherheit zu sorgen, und das war mehr als genug, wie ich im nächsten Moment erfahren sollte.

Ich wusste nicht, warum und weshalb, aber Tatsache war, dass hinter uns plötzlich Schritte laut wurden. Yalla deutete mit dem Kopf nach vorne und ich nickte, als ich sah, dass sich der Gang etwa zwanzig Schritte vor uns teilte. Zielstrebig steuerte Yalla die linke Abzweigung an, die kaum beleuchtet war. Kaum hatte uns die Dunkelheit verschluckt, hörten wir auch schon, wie jemand die rechte Seite der Abzweigung entlang hastete.

Puh, dachte ich noch, das war Rettung in letzter Sekunde, als die Schritte plötzlich verstummten. Ich hielt die Luft an und presste mich so eng wie möglich gegen die dunkle Wand. Yalla war anscheinend meinem Beispiel gefolgt. Jedenfalls war weit und breit nichts von ihr zu sehen.

Eine Sekunde später wurde ich eines Besseren belehrt.

Kein Wunder, dass ich nichts von ihr sehen konnte, diese Verrückte war doch tatsächlich zurückgelaufen, um sich den Unbekannten zu schnappen. Als ich sie hinter der Abzweigung keuchen und eine Männerstimme fluchen hörte, wusste ich, dass die Reihe wieder einmal an mir war, etwas zu unternehmen.

Als ich die beiden erreicht hatte, blieb mir vor Schreck fast das Herz stehen.

Der Unbekannte, mit dem sich Yalla angelegt hatte, war mehr als nur ein Mensch in Uniform.

Er war ein Riese!

Er war mindestens doppelt so groß wie Yalla, die er am Kragen gepackt hatte und wie eine willenlose Gliederpuppe durchschüttelte. Als er mich herankommen sah, drehte er den Kopf und begann zu knurren.

Mein Magen zog sich zusammen.

Der Typ war nicht nur ungewöhnlich groß, sondern hatte auch dieselbe helle Hautfarbe und das weiße Haar wie jene verdammte Kreatur, die vor einigen Stunden in einem der hinter mir liegenden Labors Amok gelaufen war. Er sah aus wie das Abziehbild von diesem Albinoriesen, den sie Adam genannt hatten.

Fortsetzung folgt …