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Im Gespräch mit Bernhard Stäber

Geisterspiegel: Hallo Bernhard, unsere Leser kennen dich wahrscheinlich eher unter deinem Pseudonym Robin Gates, aber da meine Fragen hauptsächlich um deinen Thriller Vaters unbekanntes Land abzielen werden, bleibe ich bei dem Namen, unter dem du nun in Norwegen lebst und auch den Roman veröffentlicht hast. Alle Leser werden dich vielleicht aber doch nicht kennen, und deshalb bitte ich dich, dass du dich zunächst kurz vorstellst.

Bernhard Stäber: Hallo Anke, hallo Besucher des Geisterspiegels!

Ich wurde in München geboren, studierte in Berlin und lebe seit zwei Jahren in meiner Wahlheimat Norwegen. Ich schreibe, seit ich zurückdenken kann. Unter meinem Pseudonym Robin Gates habe ich mehrere Fantasyromane veröffentlicht. Vaters unbekanntes Land ist jetzt mein erster Thriller.

Geisterspiegel: Wie gefällt dir Norwegen? Und inwieweit hast du dich dort eingelebt?

Bernhard Stäber: In Norwegen fühle ich mich sehr wohl. Ich bin auf dem Land aufgewachsen. In einem Haus am Waldrand zu leben ist daher nach zehn Jahren Berlin und noch einmal zehn Jahren Hannover wie eine Heimkehr. Ich mochte Deutschland zwar, hatte mir aber auch immer gut vorstellen können, möglicherweise einmal in einem anderen Land zu leben. Norwegisch zu lernen fand ich anfangs sehr anstrengend, weil ich in einer ländlichen Gegend lebe, in der die Leute so starken Dialekt wie in Bayern sprechen. Aber inzwischen klappt es ganz gut, mich zu verständigen.

Geisterspiegel: Ging es dir ähnlich wie Arne Eriksen, dem Hauptprotagonisten deines Romans, als du nach Norwegen kamst? Ich meine nicht, ob du ähnliche Probleme hattest, sondern ob du ähnlich auf Land und Leute reagiert hast.

Bernhard Stäber: Nein, ich habe anders als die Hauptfigur meines Romans reagiert. Ich wollte neue Menschen kennenlernen und neue Erfahrungen machen. Arnes Reise nach Norwegen ist dagegen ja letztendlich eine Flucht. Er will gerade zu Anfang vor allem in Ruhe gelassen werden und bloß nicht zu viel Kontakt zu anderen Leuten.

Geisterspiegel: Arne lernt sehr schnell und unkompliziert Menschen kennen, die ihm zu Freunden werden. Überhaupt bekommt man das Gefühl, dass die Menschen in Norwegen unkomplizierter zu sein scheinen. Ist das so oder hat sich das in deinem Roman nur so ergeben?

Bernhard Stäber: Das ist tatsächlich so, oder zumindest habe ich es so erlebt. Gut möglich, dass das kein spezifisch norwegisches Phänomen ist und Leben auf dem Land allgemein unkomplizierter verläuft, aber Norwegen ist eben gemessen an der Bevölkerungszahl ein sehr kleines Land, und Gemeinschaftssinn wird hier groß geschrieben.

Geisterspiegel: Im Nachwort schreibst du, dass du Vaters unbekanntes Land geschrieben hast, um deine eigenen Eindrücke zu verarbeiten. Warum hast du dich dabei für einen Thriller entschieden?

Bernhard Stäber: Stephen King hat einmal in einem Interview erwähnt, dass es ihn beim Schreiben reizt, gewöhnliche Menschen in außergewöhnliche Situationen zu bringen. Diese Motivation kann ich voll und ganz unterschreiben. Ich hätte auch ein amüsantes Auswandererbuch verfassen können, aber das würde mir nicht entsprechen. Mich interessiert es, meine Charaktere in Extremsituationen zu bringen und zu beschreiben, wie sie damit umgehen. Das Krimi- und Thrillergenre lag da nahe.

Geisterspiegel: Warst du selbst schon mal in Nordland? Und woher stammt dein Wissen zu den detaillierten Schilderungen über Arnes Therapie?

Bernhard Stäber: Ja, ich war am Polarkreis und den Orten, die in dem Buch beschrieben werden. Ich habe mich schon immer für Legenden, Mythen und Rituale aus den unterschiedlichsten Kulturen interessiert. Sie sind für mich auch immer eine starke Inspirationsquelle für meine Bücher im Fantasygenre. Daher habe ich über die Jahre hinweg eine Menge Recherchen zu diesen Themen angestellt, mich mit Anthropologen und Archäologen unterhalten, sowie mit Leuten, die schamanische Techniken aktiv ausüben. Was davon genau auf dem Erleben anderer oder eigenes Erleben zurückgeht, möchte ich am liebsten der Fantasie meiner Leser überlassen.

Geisterspiegel: Ohne zu viel verraten zu wollen, muss ich aber doch die Frage stellen. Was war zuerst da: der Mörder oder die griechische Mythologie? Oder anders gefragt. War der Minotaurus »Vorbild« für den Täter oder umgekehrt?

Bernhard Stäber: Das mythologische Symbol des Labyrinths trage ich schon sehr lange gedanklich mit mir herum. Als ich anfing, den Roman zu schreiben, drängte es sich gleich zu Beginn in den Vordergrund. Mehr möchte ich aber dazu nicht sagen, um nicht zuviel vorwegzunehmen.

Geisterspiegel: Der Musikjournalist Frode ist ein sehr schräger Typ. Hattest du für ihn ein reales Vorbild? Wenn nicht, würde mich die Entstehung und Entwicklung dieses Charakters interessieren.

Bernhard Stäber: Es gibt in meinem norwegischen Bekanntenkreis tatsächlich jemanden, dessen Aussehen und Besessenheit von Musik für Frode Pate gestanden haben. Aber er ist kein Journalist und schrammt auch nicht an der Grenze zum Alkoholismus entlang. Das ist, wie so vieles andere auch, ganz meiner Fantasie entsprungen. Zum Glück weiß er bisher noch nicht, dass er Vorbild für einen meiner Charaktere war – wenn mein Roman irgendwann auf Norwegisch übersetzt wird, muss ich ihn mal in Ruhe darauf vorbereiten …

Geisterspiegel: Sind deine Eindrücke von Norwegen nun verbraucht oder können die Leser auf eine Fortsetzung hoffen?

Bernhard Stäber: Meine Eindrücke von Norwegen sind noch lange nicht ausgeschöpft. Es gibt an diesem Land noch so viel zu entdecken, mehr, als ich in einem Leben in Büchern verarbeiten könnte. Im Herbst 2015 wird ein weiterer Thriller mit meiner Hauptfigur Arne Eriksen erscheinen.

Geisterspiegel: Und woran schreibst du momentan? Ich glaube, da war im Bereich Fantasy was geplant …

Bernhard Stäber: Momentan arbeite ich an dem Nachfolgeband zu Vaters unbekanntes Land, aber ich bleibe der Fantastik auf jeden Fall treu. Im Herbst 2015 wird nach Dilmun – Jäger des ewigen Lebens mein nächster Urban Fantasy Roman herauskommen. Über den Titel schweige ich mich noch aus, da redet der Verlag ja auch noch ein Wörtchen mit. Ich kann aber schon einmal verraten, dass die Hauptfigur ein Feuerwesen ist, das von einem Magier als dienstbarer Geist erschaffen wurde und sich nach dessen Tod auf eine Quest begibt, um zu einem menschlichen Wesen zu werden. Außerdem arbeite ich an meinem ersten Science-Fiction Roman, eine Zeitreisegeschichte mit drei miteinander verknüpften Handlungssträngen.

Geisterspiegel: Lieber Bernhard, ich danke dir ganz herzlich für die Beantwortung meiner Fragen und wünsche dir ganz viele Leser, die mit deinem Thriller die Reise in ein unbekanntes oder auch schon bekanntes Land wagen. Ich werde Vaters unbekanntes Land auf jeden Fall weiterempfehlen.

Die Fragen stellte Anke Brandt per E-Mail.

(ab)