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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Geheimnis zweier Ozeane 13

Bomben auf Sargassomeer

Im Steuerraum des U-Bootes saß der wachhabende Offizier, Leutnant Krawzow, vor dem Steuerpult und schaute nachdenklich auf den Bildschirm. In der blauen Dämmerung tauchten die dunklen Umrisse von Fischen, Kopffüßern und Mollusken der verschiedenartigsten Formen und Größen auf.

Das U-Boot war in voller Fahrt, fünfundfünfzig Meilen in der Stunde – das war die mittlere Geschwindigkeit eines Kreuzers, bei der weder das Material der Explosionsdüsen zu sehr beansprucht wurde noch die Notwendigkeit bestand, den Schiffsrumpf zu erhitzen und ihn mit einem Dampfmantel zu umgeben. Ab und zu blickte der Leutnant auf die kleinen grünen Lämpchen, die auf dem Steuerpult und an der Rundwand des Raumes brannten. Sie zeigten an, dass alle Maschinen und Vorrichtungen des Unterwasserschiffes präzise und zuverlässig arbeiteten.

Krawzow streckte die Hand aus und drückte auf einen Knopf des Funksprechers. Sofort leuchtete neben dem Apparat ein kleiner Bildschirm auf und zeigte das Innere des Lazarettraumes. Zwei Betten waren belegt. Der Zoologe, im weißen Kittel, stand in der Mitte des Raumes und betrachtete gegen das Licht ein Reagenzglas; er blickte fragend auf.

»Entschuldigen Sie die Störung, Lord«, sagte der Leutnant halblaut. »Ich möchte zu gern wissen, wie es Pawlik geht.«

Der Zoologe nickte mit dem Kopf.

»Er schläft«, antwortete er leise. »Er schläft, aber unruhig. Das arme Kerlchen ist sehr mitgenommen.« Der Leutnant öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, kam aber nicht dazu.

Plötzlich krachte es dumpf und anhaltend. Das Vorderteil des U-Bootes wurde hochgeschleudert, sank wieder ab, und das Schiff schlingerte, ohne seine Geschwindigkeit zu verringern, in einem tollen Wirbel unaufhörlich krachender Detonationen hin und her.

Der Zoologe wurde auf eine Lazarettkoje geschleudert. Der Leutnant, der instinktiv nach einem festgeschraubten Tischbein gegriffen hatte, blieb sitzen.

Sein Blick streifte die große runde Wanduhr. Es war genau achtzehn Uhr. Wie im Traum drückte er mit der freien Hand auf den Alarmknopf: »Achtung! Alle Mann gefechtsbereit!«

Einen Augenblick hallten die Gänge des U-Bootes wider vom Lärm hastender Schritte. Dann trat plötzlich wieder Stille ein, unterbrochen nur von dumpfen Schlägen.

Den Finger noch auf dem Knopf der Alarmvorrichtung, schaute der Leutnant auf den Bildschirm der Rundwand und erstarrte. In der Tiefe des Bildschirmes, auf dem Streifen, auf den die infraroten Aufklärer von ihrem fernen Fluge ihre Meldungen projizierten, rastete mit ungeheurer Geschwindigkeit, sich schnell ausbreitend und brodelnd, eine riesige schwarze Wolke auf die Pionier zu. Als würden sie von einem lohenden Brande verfolgt, flohen zahllose Meeresbewohner vor ihr her. Die in der Nähe des U-Bootes schwimmenden Fische schlossen sich der allgemeinen Flucht an.

»Verzeihung, Lord … Alarm …«, hörte der völlig verdatterte Zoologe den Leutnant noch keuchen, bevor dieser Fernsprecher und Fernsehgerät abschaltete.

Der Leutnant warf zwei Steuerräder herum; das eine trug die Aufschrift »Aufklärer steuerbord«, das andere – »Aufklärer backbord«.

Die dunkle Wolke bedeckte sofort den schmalen oberen Streifen auf der Vorderseite des Bildschirmes und den unteren Teil seiner kuppelförmigen Fortsetzung.

»Teufel noch mal! Was hat das zu bedeuten? Etwa ein Seebeben?«, murmelte der Leutnant. Er schaltete den Rückwärtsgang ein und unterbrach dadurch sofort die Arbeit der Düsen.

Der Kapitän stürzte in den Steuerraum.

»Was ist los, Genosse Leutnant?«, rief er erregt. Das U-Boot schlingerte so heftig, dass er sich festhalten musste.

»In Fahrtrichtung geht etwas Unerklärliches, Bedrohliches vor. Deshalb habe ich auch das U-Boot zum Halten gebracht.«

Der Kapitän sah auf dem Bildschirm die heranbrausende Wolke. Von außen erfolgten weitere dumpfe Detonationen. Das U-Boot wurde noch heftiger hin und her geworfen.

»Das haben Sie richtig gemacht«, sagte der Kapitän. »Wie weit ist es bis zur Schallquelle? Ihre Ausbreitungsrichtung?« Er hielt sich am Tisch fest und blickte unverwandt auf die brodelnde Wolke im Bildschirm und auf die vor ihr fliehenden ungeheuren Massen der Meeresbewohner.

»Achtunddreißig Meilen! Genau in Bugrichtung!«, antwortete der Leutnant schnell mit einem Blick auf die Messgeräte.

»Rufen Sie Arsen Dawidowitsch. Hier gibt es viel Interessantes für ihn«, sagte der Kapitän und beugte sich über die Karte; er zog auf ihr einige Linien, schaute auf die Messgeräte und machte eine kurze Berechnung. »Was soll das bedeuten?«, rief er plötzlich und richtete sich auf. »Die Detonationen kommen aus der Richtung unseres alten Standortes, wo wir unsere Tiefseestation aufgebaut hatten!«

In diesem Augenblick betraten der Zoologe und Oberleutnant Bogrow in größter Eile den Steuerraum.

Sie hatten die letzten Worte des Kapitäns gehört und waren sofort im Bilde.

»Es besteht gar kein Zweifel, Genosse Kommandeur, die Explosionen kommen aus dem Bereich unseres Standortes«, bestätigte der Oberleutnant. »Das sieht nach dem Ausbruch eines Vulkans auf dem Meeresgrund aus. Die ungeheuren Massen aufgewirbelten Schlammes …«

»Ja … ja«, pflichtete ihm Leutnant Krawzow bei. »Das habe ich auch gleich gedacht.«

Der Kapitän schüttelte zweifelnd den Kopf und runzelte nachdenklich die Stirn. Lordkipanidse blickte schweigend auf den Bildschirm.

Die ersten Schwärme der Meeresbewohner näherten sich in wilder Flucht dem U-Boot; in einer Entfernung von zwanzig Kilometern vor ihm kamen sie in den Bereich des Ultraschall- Bildwerfers, der ihre Umrisse auf den unteren Streifen des Bildschirmes projizierte.

Allen voran, nahe der Oberfläche, flohen spitzmäulige Delfine. Jetzt war ihnen nicht zum Spielen zumute. Ab und zu sprangen sie aus dem Wasser, um den Luftvorrat in den Lungen zu erneuern, und weiter ging die wilde Jagd.

Ihnen folgten prächtige Schnellschwimmer wie Goldmakrelen, Boniten, Schwertfische, Barracuden, Haie und einige große Tintenfische. Eine ganze Herde Pottwale, etwa dreißig Tiere, stießen wie Rammböcke durch die Fluten und wirbelten alles Kleingetier durcheinander, das in den Bereich ihrer mächtigen Schwanzflossen geriet. Hinter diesen Raubrittern und Herren der Tiefe kamen, einzeln oder in Schwärmen, die übrigen Meeresbewohner, und jede neue Detonation schien ihre Flucht zu beschleunigen. Ihre letzten Reihen verschwanden im brodelnden Dunst der sie überholenden Wolke.

Die Aufklärer waren weit in die Tiefe der Wolke vorgedrungen und sandten von dort auf den Bildschirm die undeutlichen Umrisse zahlloser verendeter Fische, die mit dem Bauch nach oben schwammen und von unsichtbaren Strudeln und Strömungen umhergewirbelt wurden.

Der Kapitän hob den Kopf; offenbar hatte er einen Entschluss gefasst.

»Wir müssen unbedingt erfahren, was dort vor sich geht«, wandte er sich an die Anwesenden. »Die Explosionen erfolgen an ein und derselben Stelle. Folglich müssen wir uns ihnen noch auf etwa zehn Kilometer nähern – auf eine Entfernung also, die es uns ohne Risiko für das Schiff gestattet, unsere Aufklärer besser einzusetzen. – Juri Pawlowitsch, drei Zehntel der vollen Geschwindigkeit voraus«, befahl er Leutnant Krawzow.

Das U-Boot setzte schlingernd zur Fahrt an und befand sich bald inmitten der fliehenden Meeresbewohner. Ein paar Minuten später waren der Rundbildschirm und seine Kuppel fast verfinstert. In Massen trieben die Kadaver von Fischen, Seeigeln, Seesternen, Holuthurien, Ophiuren, Seelilien, Krabben, Krebsen und Medusen vorüber.

Unter ihnen sah man in großer Zahl verstümmelte und zerfetzte Tiefseegorgonien und Seefedern, vermengt mit Tangbüscheln, die durch die Gewalt des aufgepeitschten Wassers fortgetragen wurden.

Die Pionier setzte langsam ihre Fahrt durch dieses Chaos fort. Mit jedem Kilometer verdichtete sich die Dunkelheit. Immer undurchdringlicher wurde sie für die Infrarot-Empfänger der beiden Aufklärer. Als die Aufklärer nur noch zwei Kilometer von dem früheren Standort der Pionier entfernt waren, hörten die Detonationen plötzlich auf. In dem U-Boot verharrten alle schweigend auf ihrem Posten und warteten angespannt, aber ringsum war jetzt Totenstille; die Gesichter der Schiffsbesatzung erhellten sich, die Gefahr schien vorüber zu sein.

Leutnant Krawzow unterbrach als Erster das Schweigen.. »Ich habe einhundertundzweiundvierzig Detonationen gezählt«, sagte er zum Kapitän. »Die Erste erfolgte genau um achtzehn Uhr.«

»Gut«, antwortete der Kapitän, »vergessen Sie nicht, das ins Logbuch einzutragen.«

Unterdessen näherten sich die Aufklärer immer mehr dem alten Standort der Pionier.

»Dirigieren Sie den Steuerbord-Aufklärer näher zum Meeresgrund«, befahl der Kapitän. »Er soll uns den Boden zeigen.« Leutnant Krawzow drehte das rechte Steuerrad.

Der rechte obere Streifen des Bildschirms wurde immer dunkler, und die Schatten auf ihm konnte man kaum mehr unterscheiden. Schließlich verdichtete sich die Dunkelheit so, dass man nichts mehr sah. Das U-Boot schlingerte jetzt nur noch ganz wenig und setzte seine Fahrt bald ruhig fort.

Der Leutnant nahm die Hand nicht mehr vom Steuerrad und lenkte den Aufklärer vorsichtig bald in diese, bald in jene Richtung. Alle schauten voller Spannung auf den Bildschirm; aber es war nichts zu sehen. Die Infrarot-Aufklärer waren über dem stark aufgewühlten Meeresboden völlig nutzlos.

»Backbord-Aufklärer zur Oberfläche! Ultraschall-Bildwerfer einschalten!«, befahl der Kapitän. »Sechs Zehntel der vollen Geschwindigkeit voraus!«

Mit verdoppelter Geschwindigkeit setzte die Pionier ihre Fahrt fort. Fünfzehn Minuten später drangen die Ultraschall- Strahlenbündel der Bildwerfer in das Gebiet des früheren U-Boot-Standortes. Der untere Bildschirmstreifen hatte wieder seine gewöhnliche bläuliche Farbe – nur etwas dunkler als sonst. Auf Befehl des Kapitäns wurde die Fahrtgeschwindigkeit wieder auf drei Zehntel vermindert, und die Bildwerfer begannen den Meeresboden abzutasten. Auf dem Bildschirm zeigte sich eine ganz neue Landschaft. Dort, wo sich früher ein farbenprächtiger Teppich aus Seelilien, Gorgonien, leuchtenden Seefedern und Korallen ausbreitete, wo früher ein buntes Gewimmel von blutroten und fahlgelben Krabben und Krebsen, violetten Holothurien, blauen und roten Seesternen, zerbrechlichen Ophiuren, Einsiedlerkrebsen und Seeanemonen herrschte und das Halbdunkel der Tiefe von stummem, eigenartigem Leben erfüllt war – dort bedeckte jetzt den Meeresboden eine tote Schlammdecke, unterbrochen von einzelnen Schlammhöckern und halb verschütteten und abgebrochenen Trauben erloschener Seefedern.

Die dichten Brauen zusammengezogen und die Hand im Bart verkrampft, schaute der Zoologe schweigend auf diese traurige und leblose Wüste.

»Wenn hier ein Vulkanausbruch gewesen ist«, sagte er schließlich, »wo ist denn dann die Lava? Wo die Schlacken und die Asche? Warum zeigen die Außenthermometer kein Ansteigen der Wassertemperatur an? Und dann, wo ist der Krater?«

»Da ist ein Krater! Und dort sind noch einige!«, rief der Oberleutnant und zeigte auf dunkle Flecke auf dem Bildschirm.

»Schauen Sie nur, davon gibt es hier eine ganze Menge!«, rief Leutnant Krawzow.

Und tatsächlich, je mehr sich das U-Boot seinem früheren Standort näherte, desto mehr Flecke zeigten sich auf dem Bildschirm. Ihre Umrisse wurden langsam deutlicher, aber das trübe Wasser behinderte die Arbeit der Ultraschall-Bildwerfer. Man konnte jedoch schon sehen, dass die Ränder dieser Flecke ein gleichmäßiges Rund bildeten und dass sie, wie bei einem tiefen Trichter oder bei einem Brunnen, zur Mitte immer dunkler wurden.

Bald war die ganze Vorderseite des Bildschirmes mit Flecken bedeckt, die entweder dicht nebeneinanderlagen und zu riesigen Kreisen mit unregelmäßigen zackigen Rändern zusammenflossen oder über die bläuliche Fläche des Bildschirmes verstreut waren.

»Genau an dieser Stelle befand sich unsere Pionier«, sagte der Zoologe leise und wandte sieh plötzlich, als habe er sich an etwas erinnert, an den Kapitän: »Und Gorelow hatte hartnäckig verlangt, dass das U-Boot nicht auslaufen sollte … Welch ein Glück, dass Sie nicht auf ihn gehört haben!«

Niemand antwortete dem Zoologen.

Der Kapitän stand vornübergebeugt, mit geballten Fäusten am Tisch und starrte auf den Bildschirm. Seine Nasenflügel bebten, das Gesicht war vor verhaltener Erregung bleich. Plötzlich schlug er mit der Faust auf den Tisch und drehte sich zu dem hinter ihm stehenden Zoologen und zu den Offizieren um.

»Ein Vulkan sagen Sie? Ein Seebeben?«, rief er mit harter Stimme. »Hier wurden Bomben abgeworfen! Begreifen Sie das? Man hat unsere Pionier, unser U-Boot, mit Bomben belegt!«

Dann warf er Leutnant Krawzow ein scharfes Kommando zu: »Beide Aufklärer zur Luftaufklärung aussenden!«

Während der Leutnant sich beeilte, am Steuerpult die Befehle auszuführen, drückte der Kapitän auf einen Knopf des Fernsprechers.

Auf dem Bildschirm des Fernsehgerätes zeigte sich der Gefechtsstand der Bugkanone. Der Chefakustiker Tschishow saß in seinem Drehsessel. Er schaute aufmerksam auf den Bildschirm seines Fernsehempfängers, auf dem sich die Gestalt des Kapitäns zeigte.

»Klar zum Gefecht!« hörte Tschishow die sichere Stimme des Kapitäns. »Ziel – Metall, Organik, Glas. Flugzeuge oder Schiff. Entfernung und Richtung nach dem Bildschirm. Meine Befehle abwarten.«

In diesem Augenblick erhellte sich die Kuppel des Bildschirms; darauf zeigten sich der klare, blaue Himmel über einer ruhigen See, einige verstreute Wölkchen, der strahlende gelbe Fleck der Sonne, die weite Kreislinie des Horizontes und – im Westen – drei winzige Flugzeuge, hinter denen ein flockiger Kondensstreifen im Blau des Himmels zerfloss.

»Feind in Sicht!« hörte man Tschishows ruhige Stimme. »Drei Flugzeuge und unter ihnen offenbar ihr Stützpunkt. Entfernung für Ultraschall-Kanone zu groß. Wir müssen näher heran.«

Das war auch dem Kapitän klar. Er blieb jedoch stumm. Erst nach längerem Zögern, während die Oberfläche des Ozeans auf dem Bildschirm verschwand und dann wieder erschien, strich er sich über die Stirn und befahl: »Ultraschall-Kanone abstellen!«

Beide Offiziere schauten verblüfft auf ihren Kapitän.

»Genosse U-Boot-Kommandant!«, sagte Oberleutnant Bogrow, der nur mit Mühe seine Stimme dämpfte. »Man hat uns angegriffen. Man wollte uns vernichten … Ohne jeden Anlass. Und Sie wollen diesen schändlichen Überfall ungestraft lassen? In einer halben Stunde würde von diesen Banditen nur noch Staub übrig bleiben.«

Der Kapitän antwortete beschwichtigend: »Ich verstehe Sie voll und ganz. Ich teile Ihre Entrüstung. Aber das Wichtigste ist, bis zu dem entscheidenden Tag unserer Ankunft in Wladiwostok unser U-Boot und unsere Waffen verborgen zu halten. Wenn der Feind denkt, er habe uns vernichtet, dann um so besser. Vielleicht wird er jetzt die Verfolgung aufgeben. Unsere Aufgabe, unsere Pflicht gegenüber der Heimat besteht darin, das U-Boot unbemerkt und unbeschädigt und zum befohlenen Termin bis nach Wladiwostok zu führen. Offenbar ist es nicht gelungen, unser Geheimnis ganz zu wahren. Aber auf welche Weise dem Feind unsere genauen Koordinaten bekannt geworden sind, ist mir völlig unbegreiflich.«

»Ich weiß es …«, hörte man plötzlich eine schwache Stimme.

Alle drehten sich hastig zur Tür um und erblickten Pawliks schmächtige Gestalt, bis zu den Knöcheln in ein weißes Nachthemd gehüllt. Pawlik stand, an den Türrahmen gestützt, und schien aus halbgeschlossenen Augen durch den Kapitän, durch die Wand des Steuerraumes hindurch, irgendwohin in eine unbegreifliche, unbekannte Ferne zu schauen.

»Ich verstehe es jetzt«, wiederholte er mit schläfriger Stimme. »Er hat es mir erklärt. Koordinaten … sie … sie bestimmen die Lage eines Punktes … eines Punktes im Raum … Das hat mir …«

Er sprach mit müder, erlöschender Stimme und sank immer mehr in den Knien zusammen. Das laute Geräusch einer neben ihm aufgerissenen Tür übertönte seine letzten Worte. Gorelow stürzte herein und fing den Umsinkenden auf.

»Pawlik, Junge! Wie kommst du hierher?«, rief er laut. Gorelow trug den Ohnmächtigen an seiner und an der Kajüte des Elektroingenieurs vorbei und durch das Biologische Laboratorium zum Lazarettraum.

Der Zoologe, der sich zuerst gefasst hatte, folgte ihm. Im Steuerraum herrschte kurze Zeit Schweigen.

»Das war aber merkwürdig«, sagte endlich Oberleutnant Bogrow.

»Ja …« Der Kapitän schaute noch immer nachdenklich zur Tür. »Wieso bat es plötzlich jemand für nötig befunden, ihm von Koordinaten zu erzählen?«

Er wandte sich an Leutnant Krawzow und begann ihm mit ruhiger Stimme Befehle zu erteilen: »Das U-Boot entfernt sich jetzt fünfzig Kilometer von seinem alten Standort. Dann kreuzt es in verschiedenen Richtungen, ohne seine Fahrt zu unterbrechen. Der Alarm ist aufgehoben. Beide Aufklärer bleiben an der Oberfläche. Verdächtige Objekte vorsichtig durch Aufklärer beobachten und mir sofort melden.«

Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Halten Sie sich stets vor Augen, Genossen! Von nun an äußerste Wachsamkeit! Man verfolgt uns! Wir haben es mit einem schlauen und hinterlistigen Feinde zu tun. Keine Minute dürfen wir vergessen, dass dieser Feind uns irgendwo im Hinterhalt auflauert. Wir müssen jetzt besonders vorsichtig und auf alles gefasst sein. Instruieren Sie in diesem Sinne die gesamte Besatzung des U-Bootes und alle Teilnehmer der wissenschaftlichen Expedition. Nach zwei Stunden werde ich, falls sich bis dahin nichts mehr ereignet hat, alle Wissenschaftler und einen Teil der Schiffsbesatzung zur früheren Tiefseestation abkommandieren, damit die nach dem Bombenabwurf unbeschädigt gebliebenen Ausrüstungsgegenstände der Expedition geborgen werden können. Nach Beendigung dieser Arbeit werden wir unsere Fahrt fortsetzen.«

Ende des ersten Teils