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Captain Concho – Band 25

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 25
Der Geheimtransport

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Was mag das für eine höllische Fracht sein, die Captain Concho und seine Männer von der Union erbeuten und in den Süden bringen sollen? Sie wissen es nicht. Sie wissen nur, dass sie wieder einmal Kopf und Kragen riskieren müssen. Denn andere haben es ebenfalls auf den geheimen Transport abgesehen: die Missouri-Teufel, jene gefürchtete Bande von Guerillas, die mit ihrer Schnellfeuerkanone ein Inferno heraufbeschwören. Und Captain Concho und seine verwegenen Reiter kämpfen auf einmal zwischen zwei tödlichen Fronten …

Leseprobe:

Lieutenant Benson nahm den Braunen auf und neigte sich aus dem Sattel.

»Es sind die Wagen, Sam!«, rief er. »Unverkennbar! Grüne Planen mit der Aufschrift: Sullivans Transport Company, Idaho!«

Captain Concho lächelte. »Na, dann nichts wie hin!« Er hob die Hand. »Sergeant Dandry! Aufsitzen lassen!«

»Aye, Sir!«, rief der Sergeant. Finnewacker kam mit Conchos Braunem angerannt.

»Aber die Sache hat einen Haken«, meinte Benson und stieg vom Pferd. »Die Leute auf dem Wagen sind keine Zivilisten, und unsere Uniform tragen sie auch nicht. Die Kerle haben alle blaue Klamotten an.«

Captain Concho zog die Lider zusammen.

»Vielleicht zur Tarnung!«, sagte der lange Lieutenant schulterzuckend.

»Wie viele Wagen sind es denn?«, wollte Concho wissen.

»Fünf!«

»Nicht vier, wie gemeldet?«

Der lange Lieutenant schüttelte den Kopf. »Fünf, und auf jedem Wagen sitzen zwei Mann.«

»Ein Frachtwagen mehr oder weniger! Was bedeutet das schon?«

Sporen krachten hinter Captain Concho. Er drehte sich um. Finnewacker hielt ihm die Zügel hin. Er bedankte sich und schwang sich aufs Pferd. Sergeant Dandry befahl die Abteilung in die Sättel. Auch Benson saß wieder auf.

»Anreiten!«, rief Sam Concho und winkte. »Corporal Oscura! Die Fahne nach vorn!«

Der kleine Corporal trabte nach vorn und rollte die Fahne aus, die sie im Quartier von General Beauregard erhalten hatten.

Lieutenant Benson zog ein bedenkliches Gesicht, sagte aber nichts.

»Da werden wir sofort wissen, ob wir Fisch oder Fleisch vor uns haben«, meinte der Captain.

Er brachte den Braunen in Trab. Benson ritt an seine Seite. Oscura schloss mit der Fahne der Konföderation an der Lanze auf, und die Abteilung trabte in Doppelreihe hinterher.

Captain Concho führte die Männer durch das Waldstück. Die Abteilung bestand nur noch aus vierzehn Männern, doch vor der mörderischen Schlacht am Antietam war sie über dreihundert Reiter stark gewesen.

Ganze Regimenter waren in dieser höllischen Materialschlacht im Artilleriefeuer der Yankees ausgeblutet, und das nur, weil ein unentschlossener Kommandeur weder den Befehl zum Angriff noch zum Rückzug gegeben hatte.

Doch wie weit lag das schon zurück! Dieser verdammte Krieg ging weiter und weiter …

Der Wald lichtete sich, und da war schon die Straße zu erkennen. Augenblicke später sahen sie auch fünf Wagen mit den grünen Planen, bei denen es sich um einen geheimen Transport handelte, der von Indiana kam, den Captain Concho mit seiner Abteilung hier in Missouri übernehmen und sicher durch die feindliche Linie in das Gebiet der Konföderation geleiten sollte.

Concho führte die Abteilung aus dem Wald und bog auf die Straße ein. Wind wehte, und die Fahne der Südstaaten blähte sich an der Lanze.

Der Transport war von den Yankees kassiert worden! Die Burschen trugen die blaue Uniform der Nordstaaten-Armee keinesfalls zur Tarnung.

Die Gespanne stoppten sofort, und die Yankees sprangen herunter. Mit den Karabinern in den Fäusten liefen sie zum Straßenrand und warfen sich in Deckung.

Captain Concho zog blank und stellte sich in den Bügeln auf. Dabei trieb er das Pferd schon zum Galopp.

»In Linie zur Attacke, hoho!«, rief er mit gellender Stimme. »Galopp hoho! Wir fassen sie im Sitzen, Leute! Hoho!«

Die Männer peitschten die Pferde vorwärts und schlossen zur Linie auf.

Concho ließ die Klinge über dem Kopf kreisen. »Auf sie mit Gebrüll!«

Die Karabiner der Yankees begannen zu krachen, und die konföderierten Kavalleristen schossen zurück. Das Knattern und Dröhnen der Waffen wurde vom »Rebellengeschrei« überlagert. Wie Teufel brüllten die Männer und jagten in gestrecktem Galopp auf die Stellung der zehn Yankee-Soldaten zu.

Zehn Mann – das war ein Trugschluss!

Am ersten Wagen wurde plötzlich die grüne Wagenplane zur Seite gerissen, und darunter kam eine feuerklare Union Repeating Gun zum Vorschein, ein Schnellfeuergeschütz, das einer übergroßen Kaffeemühle glich. Ein halbwegs geübter Schütze konnte in der Minute hundertfünfzig Schuss verfeuern.

Jäh fiel das Rebellengeschrei zusammen. Die Männer packte das Entsetzen. Auch Sam Concho spürte Eiseskälte, die ihm die Haare im Nacken zusammenzog.

Der Reiterangriff eines ganzen Regimentes konnte mit einer solchen Union Repeating Gun gestoppt und blutig abgeschlagen werden. Und er führte nicht einmal ein Regiment. Gegen diese Revolverkanone hatten er und seine Männer keine Chance, und so entschloss er sich, den Angriff abzubrechen, noch ehe die Union Repeating Gun da drüben Feuer und Blei, Tod und Verderben zu speien begann.

Er hielt den Säbel hoch emporgereckt.

»Um die rechte Hand – kehrt euch!«, rief er mit Stentorstimme, die das Krachen der Karabiner mühelos übertönte, damit ihn auch der letzte Mann verstehen konnte. »Zurück im Galopp!«

Wie ein Mann – wie auf dem Exerzierfeld schwenkten die vierzehn Reiter ein. Es war nicht nur Captain Conchos rasch getroffene Entscheidung, die den Männern das Leben rettete.

Noch ehe sie den Wald erreichten, begann die Union Repeating Gurt blitzen und zu krachen. Aber der Mann an der Feuerkurbel schoss viel zu kurz. Fünfzig Yards hinter der galoppierenden Reiterkette wuchsen die Fontänen aus dem Boden.

Rattatttat – rams rams …

Doch der zweite Feuerstoß fetzte ins Geäst und riss die Rinde von den Bäumen. Zum Glück hatten Conchos Männer die erste Baumreihe bereits hinter sich.

Captain Concho fluchte. Er jagte eine Pferdelänge hinter den Männern her, und ihm spritzten Rinden- und Holzstücke ins Gesicht. Es grenzte an ein Wunder, dass er und auch sein Brauner nicht getroffen wurden.

Benson sah sich nach ihm um. »Sam!«, schrie der lange Lieutenant entsetzt.

Die Union Repeating Gun hämmerte und krachte! Concho warf das Pferd nach rechts, um aus der Baumschneise zu gelangen und Deckung zu haben.

Rauch und Staub verhüllten den Waldrand.

Der Mann an der Feuerkurbel schoss wie wild weiter, obwohl ihm die Sicht versperrt war. Hin und her schwankte er dabei die mörderische Waffe und hoffte, die Lücken zwischen den Bäumen zu finden.

Über Stock und Stein hetzte Captain Concho den Braunen weiter.

Benson ließ hinter dem Wald sammeln. Der Captain jagte an den Männern vorbei.

»Weiter!«, rief er und winkte mit dem Säbel.

Die Pferde ruckten an. In Doppelreihe galoppierten die Männer hinter ihm her.

Captain Concho galoppierte weiter nach Osten, ließ das Tier im nächsten Waldstück in Schritt fallen und schwenkte dahinter nach Süden ein, ritt die bewaldete Anhöhe empor und ließ oben halten. Er saß ab und bahnte sich einen Weg durch das Knieholz, bis er die nach Süden führende Straße einsehen konnte.

Noch war von den Wagen nichts zu sehen. Benson stapfte ran.

»Mist, verfluchter!«, schimpfte er. »Jetzt wissen die Hurensöhne, dass wir hier sind.«

Captain Concho nahm den Feldstecher vor die Augen. Die Yankees waren sofort weitergefahren. Im Nordwesten sah er die Gespanne aus der Mulde fahren. Hintereinander kamen sie in flotter Fahrt die Straße entlang- gerasselt. Der Frachtwagen mit der Union Repeating Gun bildete nun den Schluss. Die Yankees hatten die Plane nicht wieder über die Revolverkanone gezogen. Feuerbereit hielt der Schütze den Lauf auf den Waldstreifen gerichtet.

»Diese verdammte Union Gun, Sam!«, sagte der lange Lieutenant verdrossen. »Damit verarbeiten die uns glatt zu Püree, Mann!«

»Diese Chance haben die Kerle gehabt, und die räumen wir ihnen nicht noch einmal ein!«, stieß Captain Concho bissig hervor. Er ließ den Feldstecher sinken und drehte sich um. »Sergeant Forscreek – zu mir!«

Das Gesicht hochrot, tauchte der Sergeant kurz darauf auf.

»Sir!«, meldete er sich zackig zur Stelle.

Der Sergeant war der Sprengstoff-Spezialist unter den Männern. Er fabrizierte nicht nur Handgranaten, Sprengbomben, Minen, auch solche, die schwammen, sondern war auch in der Lage, mehrere Pfeiler einer Brücke auf einen Schlag zu sprengen und Löcher – auch noch nach Maß – in jede Mauer zu pusten, gleich wie dünn oder wie dick sie war.

»Sie wissen, was ich von Ihnen will, Sergeant!«, sagte Captain Concho.

»Aye, Sir!«, erwiderte der schmächtige junge Kerl mit dem harten alten Soldatengesicht grinsend. »Ich habe eine Bombe parat. Bloß, wie kriege ich die unter den Wagen oder aufs Dach?«

Concho prüfte den Stand der Sonne. »Bis Arrow Head sind es fünf Stunden mit den Wagen. In vier Stunden wird es dunkel. Man kann also Haus und Hof darauf setzen, dass die Yankees bis in die Ortschaft fahren. Sie können zwei Stunden vor den Yankees dort sein, Forscreek. Nehmen Sie zwei Mann. Dandry soll euch Zivilklamotten geben.«

»Zu Befehl, Sir!«, schnarrte der Sergeant und knallte de Sporen aneinander. »Ich reite mit Finnewacker und Oscura – wenn es Ihnen recht ist.«

»In Ordnung!«, erwiderte Captain Concho. »Sobald es kracht, kommen wir nach Arrow Head hinein. Alles klar?«

»Aber ihr müsst die Union Gun auch richtig erwischen, Menschenskind!«, warf Lieutenant Benson ein.

Forscreek reckte sich. »Ich schieße einen weißen Signalstern, wenn es geklappt hat. Ist Gefahr im Verzuge – einen roten!«

Sam Concho nickte. «Dann mal ab durch die Mitte, Forscreek.«

Der Sergeant salutierte. »Melde mich mit Finnewacker und Oscura ab, Sir!«

Captain Concho nahm die Hand kurz an den Hut.

»Lasst euch von den Yankees nicht den Arsch wegfetzen!«, brummte Benson mahnend.

»Ja, gebt auf euch acht!«, sagte Concho.

»Machen wir! Zu Befehl, Sir!«, sagte Forscreek, machte schneidig kehrt und stapfte durch das Knieholz zurück.

(wb)