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Jackson – Teil 18

24 Stunden bis zum Sterben

»Ich gebe dir genau 24 Stunden. Hast du gehört? 24 Stunden, nicht eine Stunde mehr. Wenn du dann nicht redest, reiße ich dir die Eier ab und stopf sie dir in dein dreckiges Maul. Ich hoffe, du hast mich verstanden!«

Schweißüberströmt richtete ich mich auf und schwang meine Beine aus dem Bett.

Die letzten Worte meines Peinigers klingelten noch immer in meinen Ohren nach.

Ich hatte diesen unscheinbaren, kleinen Mann noch nie zuvor in meinem Leben gesehen, ich wusste nicht einmal seinen Namen, aber ich wusste ganz genau, dass er keinen Moment zögern würde, um seine Worte in Taten umzusetzen.

»Vierundzwanzig Stunden«, hatte er gesagt, bevor er das Verhör beendete. »Länger gebe ich dir nicht, dann will ich alles wissen. Jetzt verschwinde und denk darüber nach, was ich gesagt habe.«

Aber verdammt noch mal, über was zum Teufel sollte ich noch reden?

Der Mann hatte mich den ganzen Vormittag über ausgequetscht wie eine Zitrone. Er wusste über meine Erlebnisse in dieser seltsamen Welt inzwischen wahrscheinlich besser Bescheid als ich selber.

Das sagte ich ihm auch.

Als Antwort schlug er mir die Faust gegen die Stirn, dass ich dachte, der Kopf würde mir vom Hals gerissen. Halb betäubt merkte ich, wie der Wachposten mich losband, hochzerrte und in die Hütte zurückschleifte, in der sie mich gefangen hielten.

Das alles war heute Mittag passiert.

Inzwischen war die Sonne untergegangen und Dämmerung legte sich über das Land.

Mir blieben jetzt schätzungsweise noch zwölf Stunden, den Rest meiner Frist hatte ich schlicht und einfach verschlafen.

Aber es war auch das einzig Sinnvolle, was ich tun konnte. Der Schlaf brachte meinem geschundenen Körper Erholung und mobilisierte die letzten Reserven, die noch in mir steckten. Reserven, die ich bitter nötig hatte, wenn der Zeitpunkt gekommen war, an dem ich mit Linda aus diesem Lager flüchten würde.

Ich stand auf und begann mit einigen Gymnastikübungen.

Nicht, dass die Herumturnerei jetzt mein neuestes Hobby war, aber inzwischen war die Tageshitze der typischen Kälte einer Wüstennacht gewichen. Sie begann sich in der primitiven Hütte festzusetzen, ließ mich frösteln und meine Glieder steif werden. Mit den Bewegungen jedoch gelang es mir, die klamme Kälte wieder aus meinen Knochen zu vertreiben und gleichzeitig damit meine Muskeln auf Betriebstemperatur zu bringen.

Während ich Liegestütze pumpte, hörte ich draußen Männer lachen und laut reden.

Es war so, wie Linda gesagt hatte. Mit Einbruch der Dämmerung begann die Lagerbesatzung damit, sich zu besaufen.

Es war schließlich Wochenende und die einzige Abwechslung in diesem trostlosen Camp bestand nun mal nur aus Saufen, Prügeln oder Karten spielen.

Die Zeit verrann.

Irgendwann war Mitternacht, ich sah es an der Stellung der Gestirne, und ich wurde allmählich immer nervöser.

Ich dachte an die Frist von vierundzwanzig Stunden, nach deren Ablauf ich sterben sollte. Sie ging mir nicht aus dem Sinn.

Draußen waren die feiernden Männer etwas leiser geworden. Das Klirren von Flaschen und Gläsern war nur noch ab und zu hören und auch das Lachen erklang immer seltener.

Die Party ging scheinbar ihrem Ende zu.

Aber von Linda immer noch keine Spur.

Ein Anflug von Panik machte sich in mir breit. Ohne ihre Hilfe hatte ich keine Chance zu entkommen. Jede Minute, die verging, brachte mich dem Tod näher.

Sekundenlang war ich ratlos.

Ich konnte mich nicht entsinnen, mich jemals in solch einer ausweglosen Situation befunden zu haben. Ich begann in der Hütte herumzulaufen wie ein gereizter Tiger.

Da ging plötzlich die Tür zu meiner Hütte auf.

Der trübe Lichtschimmer einer Taschenlampe fiel in den kleinen Raum. Lindas Gestalt tauchte im Türrahmen auf. Ihre Beine steckten noch in derselben Stoffhose wie gestern, nur das T-Shirt gab es nicht mehr, stattdessen trug sie nun eine Bluse. Die Taschenlampe lag in ihrer Rechten, in der Linken eine kleine Pistole, eine Beretta, soviel ich erkennen konnte.

Auf dem Rücken trug sie einen Rucksack, in dem sich wahrscheinlich all das befand, was wir zum Überleben im Busch benötigten: Wasser, Proviant, eine Decke gegen die Kälte der Wüstennacht und Ähnliches mehr.

Mit einer knappen Kopfbewegung bedeutete sie mir, ihr zu folgen.

Ich bemühte mich, flach zu atmen, und folgte ihr so leise, wie ich konnte.

Lautlos passierten wir die Holzhütten und Armeezelte. Überall waren Flutleuchten angebracht, die eigentlich das gesamte Lager und die unmittelbare Umgebung ausleuchten sollten. Aber über die Hälfte der Lampen war ausgebrannt und dunkel. Trotzdem bemerkte ich, dass um das gesamte Lager ein beinahe zehn Fuß hoher, schwerer Maschendrahtzaun gezogen war, der oben noch zusätzlich drei Fuß hoch mit Stacheldraht gesichert war.

An der Nordseite, am einzigen Zugang zum Lager stand auf Stelzen eine Art Wachturm mit einer offenen Plattform, die fast zwanzig Fuß über dem Boden zu schweben schien. Der Wachturm war mit drei Posten bemannt. Einer stand rauchend auf der Plattform, die beiden anderen lagen neben ihm und schienen zu schlafen.

Linda nickte mir zu und gab mir mit knappen Gesten zu verstehen, dass ich mich in dem kleinen Postenhäuschen verstecken sollte, welches sich unmittelbar rechts neben dem Wachturm befand. Das Häuschen war ein schmaler Bretterverschlag, vor dessen Tür eine löchrige Decke hing. Ich quetschte mich durch den engen Eingang und verharrte.

Drinnen roch es wie in einem Fuchsbau.

Der Gestank von Pisse, Schweiß, kaltem Rauch und verschimmelten Essen raubte mir schier den Atem. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte gekotzt, aber dann sagte ich mir, dass dieser Gestank ein Segen gegen das war, was mich erwartete, wenn man mich schnappte, und so schluckte ich den Brechreiz würgend hinunter und trat ein.

Steif wie ein Brett verharrte ich in der Hütte und lugte vorsichtig durch ein Loch in der Decke nach draußen.

In der Zwischenzeit war auch Linda nicht untätig gewesen.

Ich hatte nicht genau verstanden, was sie dem Posten auf der Plattform zugeflüstert hatte, aber ich konnte es mir denken, als ich sah, dass sie ihre Bluse geöffnet hatte.

Der Anblick ihrer drallen Oberweite ließ mich schlucken. Ich riskierte einen weiteren, genaueren Blick, bis mir mein Verstand sagte, dass ich mich zusammenreißen sollte. In diesem Moment ans Poppen zu denken war alles andere als produktiv.

Aber es erging mir nicht alleine so.

Auch der Posten schien Blut geleckt zu haben.

Wie aus dem Nichts tauchte er plötzlich vor ihr auf. Sein Hemd stand offen und hing ihm aus der Hose. Nervös strich er sich durch sein dunkles Haar.

»War das Angebot ernst gemeint?« Seine Stimme klang, als würde jemand zwei Blätter Schmirgelpapier aneinander reiben.

»Natürlich«, gurrte Linda und reckte ihm ihre Melonen entgegen. »Ich will schließlich auch mal meinen Spaß haben.«

Die Augen des Postens begannen im Mondlicht wie poliertes Stiefelleder zu glänzen. Er machte einen Schritt auf Linda zu und vergrub sein Gesicht stöhnend zwischen ihren Brüsten, während sich seine Hände auf ihre Arschbacken legten.

Linda legte das Gesicht zur Seite, verzog das Gesicht und nickte mir zu.

Mit einem Satz war ich aus der Hütte, riss den Posten an den Haaren zurück und zertrümmerte ihm mit der Handkante den Kehlkopf.

Der Mann sackte lautlos zu Boden und rührte sich nicht mehr.

 

***

Wir schlüpften durch das Haupttor, nachdem es Linda einen Spalt weit geöffnet hatte, und liefen in die Nacht hinaus.

Wir hatten es scheinbar geschafft.

Aber eben nur scheinbar. Meine Euphorie legte sich, noch bevor wir eine Meile zurückgelegt hatten, und die aufkommenden Zweifel wurden immer stärker. Abrupt blieb ich stehen.

»Bist du verrückt?«, keuchte Linda. »Du kannst doch hier nicht einfach stehen bleiben. Wir müssen weiter, sonst war alles umsonst.«

Ich schüttelte trotzig den Kopf. »Was für ein Spiel spielst du hier eigentlich?«

Linda starrte mich entgeistert an. »Was redest du da?«

Energisch trat ich auf sie zu. Dass sie immer noch mit blankem Busen durch die Gegend lief, registrierte ich nur am Rande. Nackte Brüste hin oder her, jetzt ging es um meinen Arsch. Ich packte sie ziemlich grob am Handgelenk und starrte ihr eindringlich in die Augen.

»Du weißt genauso gut wie ich, dass wir zu Fuß nicht die geringste Chance haben, den Männern im Lager zu entkommen. Erst recht nicht, nachdem ich erneut einen von ihnen getötet habe. Ich muss verrückt gewesen sein, als ich mich mit dir eingelassen habe.«

Linda sah mich an und bleckte die Zähne. Für einen Moment sah sie aus wie eine Raubkatze.

»Jetzt enttäuschst du mich aber, Jackson. Hast du wirklich geglaubt, ich würde meine Stellung und alles andere aufgeben, nur um mit dir nachts durch den Busch zu rennen? Keine Angst, ich habe alles geplant. Bis man im Lager unsere Flucht entdeckt, sind wir längst in Sicherheit.«

Ich sah sie zweifelnd an. »Was macht dich da so sicher?«

Linda bedachte mich mit einem solchen Grinsen, dass ich mir vorkam wie ein Idiot.

»Der Jeep, den ich hinter diesem Hügel versteckt habe.« Dabei deutete sie mit dem Zeigefinger über meine linke Schulter.

Gemeinsam umrundeten wir den besagten Hügel.

Neben einer Buschgruppe, etwa einen Steinwurf von unserem Standort entfernt, erkannte ich zunächst nur ein großes unförmiges Gebilde, das sich beim Näherkommen als ein geheimnisvolles Etwas entpuppte, das sorgfältig mit einer Tarndecke aus Armeebeständen und allerlei Büschen und Sträuchern vor neugierigen Blicken geschützt war. Linda trat vor und enthüllte mit ein paar geübten Handgriffen das Geheimnis.

Als ich im Mondlicht erkannte, was Linda beiseitegeschafft hatte, glaubte ich mich wieder auf der Siegerstraße.

Das Ding war ein original Ford M151 Jeep.

2,2 Liter Hubraum, mindestens 72 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von fast 70 Meilen ließen gerade in diesem unwegsamen Gelände jeden Verfolger alt aussehen.

Ich wusste das alles, weil ich schon immer ein Faible für Autos, insbesondere für Armeefahrzeuge aller Art hatte.

Mit diesem Wagen hielten Linda und ich tatsächlich ein Trumpf-Ass in den Händen.

Ich rannte dem Jeep freudestrahlend entgegen.

Dort angekommen setzte sich zu meiner Überraschung Linda auf den Fahrersitz.

Meine Bedenken, was ihre Fahrkünste betraf, wurden bereits nach den ersten zurückgelegten Yards zerstreut.

Ich weiß bis heute nicht, warum ich wieder auf ihre Brüste starrte.

»Ich denke, es ist besser, wenn du deinen Vorbau wieder einpackst«, schrie ich gegen den Motorenlärm an.

Linda bedachte mich mit einem schnippischen Seitenblick.

»Warum sollte ich?«, sagte sie grinsend. »Du packst sie nachher doch sowieso wieder aus.«

Fortsetzung folgt …