Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Captain Concho – Band 18

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 18
Conchos Kampf für die Spionin

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators
Extras: Karte mit Kurzinformationen über die Seeschlacht um Hampton Roads bei Norfolk, Virginia am 9. März 1862
Kurzinhalt:
Liebe Concho-Freunde!
Sicherlich erinnern Sie sich noch an die schöne und faszinierende Sheila Elder. Sie ist Spionin des Südens, und sie hat schon mehrmals eine entscheidende Rolle gespielt, wenn für Captain Concho in seinen verwegenen Einsätzen alles auf Messers Schneide stand.
In diesem Roman hängt Sheila Elders Leben an einem seidenen Faden. Wenn nicht in letzter Minute ein Wunder geschieht, wird sie von den Yankees vor ein Hinrichtungskommando gestellt.
Erleben Sie mit, wie Captain Concho und seine Männer wieder einmal in tollkühner Manier Kopf und Kragen riskieren!

Leseprobe:

Captain Concho und Lieutenant Benson standen unter der weit ausladenden Sykomore und blickten auf die Hafenstadt und das Fort hinab. Unter dem Baum fanden sie nicht nur Schutz vor dem Regen, sondern auch Deckung.

Der Yankee saß nicht nur in Fort Monroe. Mit seinen Kriegsschiffen war er auch da unten in Norfolk eingelaufen. Und sie machten sich breit die Yankees. Ein Bild des Friedens wäre es gewesen. Aber man sah dort unten im Hafen nur blaue Uniformen.

Zu zweit und zu dritt im Verbund lagen die dunklen Leiber der feindlichen Kriegsschiffe vertäut am Kai, die Kanonen drohend emporgereckt.

Captain Concho nahm das alles nur oberflächlich wahr. Er fieberte der Nacht entgegen. Doch keineswegs, weil er sich dann dort unten wieder hautnah am Feind befinden würde.

Nein! Er würde dort unten Sheila Elder wiedersehen, die er vor Monaten in den Wirren des Kriegs vor Corpus Christi aus den Augen verloren hatte.

Er hatte sich nahezu unsterblich in diese hübsche Frau verliebt. Auch sie liebte ihn, und das hatte sie ihm nicht nur einmal bewiesen. Aber verfallen war sie der Sache des Südens. Und wenn er sie in Norfolk wieder traf, dann nicht, weil sie sich miteinander verabredet hatten, wie das unter Verliebten üblich war.

Sheila Elder war die Spionin, die er in der vom Feind besetzten Hafenstadt treffen und von der er wichtige Information für seinen Auftrag erhalten sollte.

Sheila Elder wusste nicht, dass er der Offizier sein würde, der sich bei ihr zu melden hatte. Sie kannte nur das Losungswort, das auch ihm genannt worden war, aber das er vor freudigem Schreck sofort wieder vergessen hatte, als ihm der Colonel mitteilte, dass die Agentin Sheila Elder hieß.

Wenn er Sheila Elder begegnete, bedurfte es keines Losungswortes.

Er stellte sich ihr hübsches Gesicht vor, diese ebenen Züge, die ihn so sehr an das Antlitz einer Madonna erinnerten.

Ob sie ihn noch liebte? Das war die Frage, die ihn bewegte, nicht wie er unauffällig und unerkannt in die vom Feind besetzte Stadt gelangen konnte.

Er ließ den Feldstecher, den er am Riemen um den Nacken trug, auf die Brust fallen, und sah den langen Lieutenant an.

»Hast du mich nicht verstanden?«, fragte Benson.

Captain Concho lächelte verloren. Er hatte gar nicht gehört, dass der Lieutenant etwas gesagt hatte.

»Ich habe gesagt, du sollst dich noch etwas hinlegen«, wiederholte der Lieutenant.

Concho seufzte und zog die Uhr aus der Tasche. Es würde noch fünf Stunden hell sein. Seit er wusste, dass er Sheila Elder begegnen würde, wollte und wollte die Zeit nicht vergehen. Sie war einfach nicht totzukriegen.

Er nickte, wandte sich ab und schritt zu seinem Zelt.

Benson verließ den Platz ebenfalls, stutzte aber, als er Corporal Forscreek unter einer zwischen Asten aufgehängten Zeltbahn hocken sah. Er ging zu ihm hin. »Was machen Sie denn hier?«

Forscreek hantierte mit Pulver, Ölpapier, Zündern und Leinwand. Er sah grinsend auf. »Signalsterne für den Captain! Dandry hat mich aus dem Zelt gejagt, der Hasenfuß.«

»Sergeant Dandry!«

»Den meine ich, Sir! Weiße Signalsterne. Ich kann aber auch rote.«

Forscreek sah wieder auf. »Das würde die Yankees verwirren. Die denken dann, da zieht einer ein Feuerwerk ab.«

»Dann machen Sie die Dinger doch rot, Mann!«

»Ja, aber Weiß leuchtet weiter. Das ist heller. Von hier oben aus nicht zu übersehen.«

»Dann nehmen Sie Weiß!«

Forscreek sah wieder auf. »Aber Rot ist schöner. Wie ‘n Stern am Abendhimmel. Die Yankees würden die Rakete für ein Feuerwerk halten und gar nicht auf die Idee kommen, dass da mitten unter ihnen Rebellen sitzen.«

»In Ordnung! Machen Sie die Sterne rot.«

Forscreek sah wieder kurz auf. »Aber wenn es stärker regnet, sind die Signale vielleicht nicht zu sehen.«

»Mensch, dann nehmen Sie eben Weiß. Sicher ist sicher! Klar?«

»Jetzt habe ich Rot schon drin, Sir!«

»Lecken Sie mich doch am Arsch, Forscreek!«, versetzte der lange Lieutenant gereizt. »Von mir aus nehmen Sie doch Blau, Lila oder Schwarz.«

Er ging schnell weiter, und Forscreek sah ihm grinsend nach.

Als er sich wieder seiner Tätigkeit zuwandte, hockte sich Finnewacker von der anderen Seite unter die Plane. Der Kerl grinste so breit, wie die Bucht dort unten nicht war.

»Hast du zu ihm gesagt, er soll dich mal? Ich habe doch so etwas gehört.<

»Nicht die Bohne! Ich werde mir doch in dieser Armee die Karriere nicht versauen. Mich hat er dazu aufgefordert, der feine Herr Pinkel.«

Sie lachten beide.

»Und warum?«, wollte Finnewacker wissen.

»Das habe ich gar nicht richtig mitgekriegt. Er war sich nicht schlüssig, ob ich die Sterne weiß oder rot machen soll. Das hat ihn wohl geärgert.«

Sie kicherten wie alte Weiber, denen jemand einen extra ordinären Witz erzählt hatte.

»Corporal Finnewacker!«‚ tönte Lieutenant Bensons Stimme über den Platz.

»Ach du dicke Mutter!«, sagte Finnewacker glucksend, stemmte sich auf Forscreeks Schultern hoch und rannte los. Dabei tapste er mit seinen nassen und dreckigen Stiefeln über Forscreeks Decke, auf dem der Corporal seine hochexplosiven Utensilien ausgebreitet hatte.

»Mensch, pass doch auf!«, rief ihm Forscreek verärgert nach. »Du machst mir doch die ganze Scheiße nass!«

»Wollte ich nicht!«, rief Finnewacker über die Schulter und haute sich dann vor dem Lieutenant auf, der vor den Mannschaftszelt stand und wartete, die Fäuste in die Hüften eingestemmt

»Corporal Finnewacker von Patrouille zurück, Sir!«, meldete er schneidig.

»Geben Sie jetzt neuerdings zuerst Forscreek Bericht, wenn Sie von Feind in die Stellung zurückkommen Sie komischer Soldat, Sie?«, knirschte Benson.

Finnewacker reckte sich. »Zu Befehl nein, Sir!«

»Was hatten Sie dann mit Forscreek zu quatschen, ehe sie hier Meldung gemacht haben?«

»Forscreek hat mich aufgehalten Sir! Er wollte wissen, oh er die Signalsterne weiß oder rot …«

Nehmen Sie sich bloß zusammen, Sie Knilch, Sie!«, unterbrach ihn Benson mit Schärfe in der Stimme und wedelte wütend mit der Linken. »Ihren Bericht!«

Finnewacker salutierte straff.

»Die Landstraße und die beiden Feldwege sind gesperrt. An der Straße habe ich eine ganze Corporalschaft gesehen. Auf den Feldwegen werden die Sperren von jeweils vier Yankees besetzt gehalten. Sie kontrollieren nicht nur jeden, der nach Norfolk hinein will, sondern auch die Leute, die heraus wollen.«

»Da stehe ich hier und warte, und der Captain muss gleich los, und Sie quatschen erst noch lang und breit mit Forscreek. Es scheint mir wieder mal einzureißen. Mein lieber Mann! Nehmen Sie sich bloß zusammen. Wir sprechen uns noch! Abtreten!«

Finnewacker salutierte, machte zackig kehrt und stapfte drei Schritt nach vorn, schlug einen Bogen und ging schnell an Benson vorbei ins Zelt.

Die Männer lagen auf ihren Decken und sahen Finnewacker grinsend entgegen.

»Hast du den Langen wieder mal auf die Palme gebracht?«, fragte Sergeant Dandry leise und griente.

Finnewacker verzog nur das Gesicht und zog sich das nasse Ölzeug herunter.

»Wie sieht es denn an der Straße aus?«, wollte Sergeant Miller wissen.

»Überall Sperren!«, erwiderte Finnewacker. »Auf die Wege müssen wir verzichten. Das ist schon mal klar.«

»Na, das kann ja heiter werden!«, brummte Sergeant Miller. »Und dann bei dem Dreckwetter! Da müssen wir mit den Kanonen quer durch Feld und Wald. Ohne Pferde!«

»Noch haben wir den Brummer nicht!«, meinte der kleine Oscura trocken.

Das war ihr Auftrag! Spione hatten in Erfahrung gebracht, dass dem Yankee aus Europa eine technisch hochmoderne Kanone geliefert worden war, die nicht nur alles bisher da gewesene an Reichweite und Treffsicherheit übertraf, sondern durch Verwendung neuen Materials ein besonders dünnwandiges langes Rohr besaß und besonders leicht und handlich sein sollte. In der Wirkung sollte sie die schwersten Mörser übertreffen, und von Norfolk aus sollte die Beschießung von Richmond, der Hauptstadt der Konföderation, möglich sein.

Die Kanone war vor Tagen auf dem Seeweg in Norfolk eingetroffen, unter strengster Bewachung ausgeladen und irgendwo in der Stadt untergestellt worden, wo sie von Ingenieur-Offizieren der Yankee-Marine auf Herz und Nieren geprüft und Vorbereitungen zum serienmäßigen Nachbau in großer Zahl getroffen werden sollten.

Captain Concho hatte den Befehl erhalten, diese Kanone zu beschaffen und sie mit seinen Männern aus Norfolk heraus und nach Richmond zu bringen.

Keiner der Männer, auch Benson und Concho nicht, machte sich da etwas vor. Dieser in einen lapidaren Satz gekleidete Befehl besagte, dass sie dazu auserkoren waren, in die Hölle zu steigen, den Teufel zu suchen und ihm die schöne weiche Decke, auf der er so gern hockte, unter dem Hintern wegzuziehen und sie ans Tageslicht zu bringen hatten.

 (wb)