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The Awakening

The Awakening – Geister der Vergangenheit

Originaltitel: The Awakening, StudioCanal, BBC Films, Creative Scotland, Lipsync Productions, Origin Pictures, Eagle Pictures, Scottish Screen, Großbritannien, 2011

Universum Film, München, 07.06.2013, 1 DVD im Amaray Case, Thriller/Horror, ca. 102 Minuten, FSK 16, Regie: Nick Murphy, Drehbuch: Stephen Volk u. Nick Murphy, Darsteller: Rebecca Hall, Dominic West, Imelda Staunton, Lucy Cohu, John Shrapnel, Musik: Daniel Pemberton

London 1921: Florence Cathcard (Rebecca Hall) hat es sich zur Aufgabe gemacht, diejenigen zu überführen, die mit dem gerade grassierenden Geisterglauben leichtgläubiger Zeitgenossen Profit schlagen wollen. In dieser Eigenschaft erhält sie Besuch von dem Geschichtslehrer Robert Mallory (Dominic West), der glaubt, dass es auf dem Internat, auf dem er unterrichtet, spukt. Mallory sieht einen Zusammenhang zum Tod von Walter Portman, der als Junge dort unter ungeklärten Umständen umgekommen ist, als das Schulgebäude noch ein Privathaus war. Jüngst kam es zu einem erneuten Todesfall und die Schüler leben in Angst vor weiteren Ereignissen. Obwohl die Geisterjägerin einen Schwindel voraussetzt, begleitet sie Robert nach Rookfort, um mit ihren Nachforschungen zu beginnen. Tatsächlich erweisen sich die angeblichen Spukerscheinungen als von Menschen herbeigeführt und Florences Arbeit scheint erledigt. Doch weitere Erscheinungen lassen sie an ihrem Urteil zweifeln und ihr Aufenthalt wird schließlich zu einer Reise in ihre eigene Vergangenheit.

Nach dem Ersten Weltkrieg, der alleine in Großbritannien eine halbe Milliarde Opfer forderte, erlebte der Geisterglaube dort einen regelrechten Boom. Den Scharlatanen, die die Leichtgläubigkeit ihrer Mitmenschen zu Geld machen wollen, hat Florence Cathcard den Kampf angesagt, nachdem ihr Geliebter in der Schlacht gefallen ist. Entsprechend ist Florence als außerordentlich starke und für die Zeit ungewöhnlich selbstständige Frauenfigur gezeichnet. Gelegenheiten zuhauf für die großartige Rebecca Hall (Prestige, Das Bildnis des Dorian Gray, Iron Man 3) in dieser Rolle zu brillieren und sich damit in die Reihe der derzeit angesagtesten Schauspielerinnen der Insel einzuordnen. Die Stärke von Florence, die fast schon zu einer Umkehrung der klassischen Rollenbilder führt, wird auf die Spitze getrieben, als Florence durch ein Loch n der Zimmerwand den badenden Robert beobachtet. Nicht nur in dieser Szene ist die Leinwandchemie zwischen Hall und Dominic West (300, Hannibal Rising, John Carter) außerordentlich stimmig.

Entgegen den aktuellen Strömungen im Horrorfilmbereich setzt The Awakening auf ein bedächtiges Tempo, nachvollziehbare Figurenentwicklung und leisen Schrecken in nahezu perfekter Balance. So hängt man als Zuschauer – sofern man sich auf das langsame Tempo des Films einlassen kann – schon bald unversehens am Haken dieser wohligen gruseligen Geistermär, die herrlich altmodisch wirkt, ohne irgendwo angestaubt zu sein. Dazu gesellt sich noch ein schöner Story-Twist, der zwar nicht grundsätzlich überraschend kommt aber hier gut funktioniert.

Der zuvor für das TV tätige Regisseur Nick Murphy fängt die Geistermär in einer unterkühlten Optik mit viel Sinn für atmosphärische Bilder ein. Auch bei Ausstattung und Kostümen wurden keine Kompromisse gemacht. So sollte man The Awakening eigentlich in Kino sehen.

Fazit:
Ein packendes Geisterdrama mit außerordentlich starker Frauenfigur, das sich hinter Alejandro Amenábars The Others nicht verstecken muss. Gut durchdacht und brillant gefilmt.

(eh)