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Im Gespräch mit Steffen Janssen

Geisterspiegel: Hallo Steffen, seit dem ersten Interview, das der Geisterspiegel mit dir geführt hat, sind fast 3 Jahre vergangen. Damals steckte der Verlag noch in den Kinderschuhen, die ersten Romane waren gerade angekündigt, seitdem hat sich einiges getan.
Wo steht der Luzifer Verlag heute?

Steffen Janssen: Hallo, liebe Anke! Ja, die Zeit vergeht wie im Flug, und wenn man dann gefragt wird, was man in den letzten 3 Jahren so getrieben hat – herrje – kommt man selbst ein wenig ins Grübeln. Wahnsinn, was in der Zwischenzeit alles passiert ist …
Wo der Verlag heute steht? Das fragst du ausgerechnet jemanden, der sich diese Frage selber täglich stellt? Ich reihe einfach mal ein paar nackte Fakten aneinander ;):

Im letzten Jahr wurde sehr viel experimentiert, umgestellt und neu organisiert. LUZIFER arbeitet jetzt mit der Verlagsauslieferung Sigloch zusammen. Im E-Book wird der Verlag nun vollständig von Bookwire betreut. Beides funktioniert reibungslos und war ein ganz großer Schritt nach vorn. Wenn ich mir vorstelle, heute noch Bücher von daheim versenden zu müssen …
Wie viele sicherlich bemerkt haben, hat der Verlag auch den Schritt hin zu Lizenzen gewagt und konnte tolle Verlage und Autoren international gewinnen.
Anzumerken sei noch, dass wir in den WinterZeit Studios einen Wunschpartner finden konnten, der ab Sommer 2014 viele LUZIFER-Bücher als Hörbuch herausgeben wird.

Geisterspiegel: Wie viele Titel hast du unterdessen im Programm?

Steffen Janssen: Momentan sind 27 Titel lieferbar. Für 2014 sind aktuell noch 23 Projekte geplant, 5 davon befinden sich kurz vor Veröffentlichung.

Geisterspiegel: Nach welchen Kriterien wählst du die Manuskripte aus, aus denen dann ein Bestseller im Luzifer Verlag wird?

Steffen Janssen: Bestseller ist gut … haha, das wäre mal was. Ganz ehrlich, an meinem Auswahlprozedere hat sich nichts geändert. Spricht mich ein Manuskript an, wird zugeschlagen. Dabei kann ich gar nicht sagen, worauf ich im Speziellen achte. Intuition? Keine Ahnung. Die Frage überfordert mich 😉

Geisterspiegel: Was fasziniert dich selbst an Horror und dunkler Phantastik?

Steffen Janssen: Alles. Aus verlegerischer Sicht muss ich heute tatsächlich sagen, dass mir meine Begeisterung für dunkle Literatur vom Start weg geholfen hat, in dieser Nische Platz zu finden. Das war ja so gar nicht geplant. Ganz kühl betrachtet war diese Passion meine beste unternehmerische Entscheidung.
Mit weinendem Auge muss ich aber gestehen, selbst leider keine Zeit mehr zum (Genuss)Lesen zu haben. Das bedauere ich schon des Öfteren. Es gibt so viele tolle Bücher.
Nun selbst mitverantwortlich zu sein, die Art der Literatur den Leuten näherbringen zu dürfen, ist schier unbeschreiblich. Ein Traum.

Geisterspiegel: Gibt es unterdessen vielleicht doch ein anderes Genre, welches du mal verlegerisch ausprobieren würdest?

Steffen Janssen: Hm … lass mal überlegen. Nö!

Geisterspiegel: Bücher aus dem Luzifer Verlag stoßen auf großes Interesse z. B. bei den Usern des Horrorforums und anderer Online-Magazine, mit denen du auf Cons und Messen ja auch regen Kontakt pflegst. Wie wichtig sind dir persönliche Kontakte zu Lesern und inwieweit beeinflussen sie dich bei deiner Arbeit?

Steffen Janssen: Diese Kontakte sind doch das »Salz in der Suppe«, wie man so schön sagt. In den letzten Jahren habe ich sehr viele interessante Menschen kennengelernt und sogar Freundschaften sind daraus erwachsen. Das möchte ich auf gar keinen Fall missen. Üblicherweise sitzt man als Verleger ja tagein tagaus im stillen Kämmerlein und brütet vor sich hin, welchen Blödsinn man als Nächstes verzapfen (äh, publizieren) möchte. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich freue mich über jede Gelegenheit, zu einer Messe, Con oder Lesung zu fahren.
Beeinflusst werde ich durchaus. Und dafür bin ich sogar sehr dankbar. Man kann allein gar nicht alles im Blick haben, was so ringsum geschieht. Viele, viele Anfragen und Buchtipps malträtieren meinen Facebook-Account und lassen mich dort unzählige Stunden verbringen.

Geisterspiegel: Im Interview von 2011 hast du den Wunsch nach einer Chance, sich etablieren zu dürfen, geäußert. Aus meiner Sicht hat sich dieser Wunsch erfüllt. Aber wie siehst du das als Verleger?

Steffen Janssen: Nun, mit ganz vielen Höhen und Tiefen (meine Güte, wie oft wollte ich alles in die Ecke schmeißen) steuert man so einen kleinen Verlag durch die Untiefen des Literatur-Hades. Ob es gelingt, den LUZIFER-Verlag zu etablieren, wird die Zeit zeigen. Heute spreche ich mal ganz zuversichtlich von einer »Stabilisierung« der Lage. Unzählige Ideen wollen noch umgesetzt werden – und ganz viel davon wird in die Hose gehen. Aber das macht den Job ja so spannend.

Geisterspiegel: Welche Pläne gibt es für das Jahr 2014? Auf welche Neuerscheinungen dürfen sich die Leser freuen und wo kann man den Luzifer Verlag und dich in naher Zukunft antreffen?

Steffen Janssen: Ui … wie lang darf das Interview werden?
Es ist ja schon einiges geschehen. Als (persönliches) Highlight betrachte ich den Abschluss von Michael Dissieux’s Trilogie Graues Land. Diese Bücher begleiten den Verlag ja von Anfang an – gehören irgendwie zur Familie. Sehr stolz bin ich darauf, Christopher Fowler für den Verlag gewonnen zu haben. Und auch Diabolos MMXIV ist sicherlich erwähnenswert, da es zu dieser Anthologie eine unglaubliche und völlig unerwartete Beteiligung deutscher und internationaler Top-Autoren gab.

Geisterspiegel: Unterdessen bringst du ja nicht nur Originalausgaben deutscher Autoren heraus, sondern auch Lizenzen aus Amerika und umgekehrt erscheinen die ersten Titel aus deinem Verlag bald im englischsprachigen Raum. Was bedeutet dir das Lizenzgeschäft?

Steffen Janssen: Es bedeutet ganz einfach, über den Tellerrand zu schauen. Und es macht irre Spaß. Allerdings verwundert mich auch, wie schnell das internationale Geschäft zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Vor 2 Jahren wäre ich vor meiner (heutigen) eigenen Tätigkeit noch in ehrfürchtigem Staunen ergangen.

Geisterspiegel: Von Anfang an hast du großen Wert auf die Covergestaltung gelegt, es gab Ausschreibungen für Illustratoren. Wie entsteht heute ein Cover im Luzifer Verlag?

Steffen Janssen: Ganz unterschiedlich. Manchmal sage ich einem Illustrator genau, was ich mir vorstelle, manchmal sage ich: Mach mal, habe keine Vorstellung. Und natürlich fragen wir den Autor, was er sich vorstellt. Das Ergebnis ist dann der Mix dreier verquerer Vorstellungen 😉

Geisterspiegel: In diesem Jahr war der Verlag zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse präsent. Erzähl uns doch von deinen Erfahrungen dort. Hat es sich gelohnt?

Steffen Janssen: Sagen wir mal so: Es war eine Erfahrung, ja. Ob es sich gelohnt hat, nun, dazu müsste man »gelohnt« genauer definieren. Ich habe dort unzählige Menschen kennengelernt (mehr, als ich behalten konnte). Noch heute sitze ich vor Visitenkarten und frage mich: Wer, verdammt nochmal, warst du? Und worüber haben wir gesprochen?
Sicherlich war es ein tolles Gefühl, einfach mal »präsent« zu sein zwischen all den »Großen« der Branche; zu zeigen, dass es den Verlag gibt. Zurück bleibt die Hoffnung, nach dem ganzen Wirbel bei dem ein oder anderen im Gedächtnis hängengeblieben zu sein. Wir werden sehen …

Geisterspiegel: An dieser Stelle hast du Gelegenheit, all die Fragen zu beantworten, die dir in noch keinem Interview gestellt wurden und die auch ich heute wieder nicht berücksichtigt habe 😉

Steffen Janssen: Seltsame Optionen stellst du mir hier in Aussicht, liebe Anke.
Also gut, eine Frage hätte ich an mich selbst: Warum tust du dir das Ganze eigentlich an? Gibst es nix Vernünftiges, was du mal gelernt hast?Nun, früher hieß es: Wer nichts wird, wird Wirt. Und da ich mein Bier immer verschütte …
In diesem Sinne: Meinen herzlichsten Dank für das unterhaltsame Interview an den Geisterspiegel.
Wir sehen, hören, sprechen uns …

Geisterspiegel: Lieber Steffen, ich danke dir ganz herzlich für das Interview und wünsche dir auch weiterhin viel Erfolg mit dem Luzifer Verlag und dir persönlich alles Gute!

(ab)