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Taberna Libraria

Taberna Libraria – Die magische Schriftrolle

Wer kennt noch die Atmosphäre, die einen umgab, wenn man einen guten alten Buchladen betreten hatte. Der Geruch von altem Papier, gemischt mit dem von Druckerschwärze und Staub, aktivierte die Sinne, um Geschichten aus längst vergangenen Zeiten in sich aufzusaugen. Und wenn man noch in einem versteckten Winkel jenes Buchladens eine Zugangstür zu einem Kellergewölbe, welches eher einer Gruft als einem normalen Raum nahekam, öffnete, die sich dahinter befindliche Treppe nach unten stieg und sich einem eines der vielen Kellergeheimnisse offenbarte, ja dann befand man sich vor  … Doch lest selbst, was den beiden Frauen in Taberna Libraria – Die magische Schriftrolle widerfährt.

Das Buch

Dana S. Eliott
Taberna Libraria
Die magische Schriftrolle

Fantasy, Taschenbuch, Knaur Taschenbuch, München, Dezember 2013, 512 Seiten, 9,99 Euro, ISBN: 9783426514382

Kurzinhalt:
Willkommen in der magischen Welt von Amaranthina!

Ursprünglich wollten die Freundinnen Silvana und Corrie nur eine ganz normale Buchhandlung eröffnen. Doch der alte Laden, den sie im beschaulichen Woodmoore erstehen, hütet ein Geheimnis: In seinem Keller liegt ein Portal zu einer anderen Welt, in der sich übernatürliche Geschöpfe tummeln und Magie höchst real ist Und so sind körperlose Stimmen und seltsame Buchbestellungen einst der Anfang von einem Abenteuer, bei dem Corrie und Silvana sich den Plänen eines finsteren Magiers entgegenstellen müssen.

Die Autorin

Dana S. Eliott ist ein Pseudonym, hinter welchem das ostwestfälische Autorenduo Sandra Dageroth und Diana Kruhl steht. Eigentlich hatten die beiden geplant, ihren anfänglich nur 70-seitigen Roman Taberna Libraria im Selfpublishing über neobooks München als E-Book

bei Amazon zu veröffentlichen.  Die Story kam bei den Lesern so gut an, dass sie im Bereich Fantasy zwischenzeitlich unter den ersten 10 Topp-Titeln anzutreffen war.
Sandra machte nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Staatlich geprüften gestaltungstechnischen Assistentin (GTA), absolvierte eine zweite Ausbildung zur Buchhändlerin und arbeitete bei einer großen Buchhandelskette. Zurzeit ist sie als Verlagsbetreuerin tätig.
Diana absolvierte eine Ausbildung zur Staatlich geprüften biologisch technischen Assistentin BTA)mit Fachabitur Naturwissenschaften und arbeitet im Labor der Philipps-Universität in Marburg. 2012 schloss sie eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin (THP) erfolgreich ab.

Leseprobe

Prolog

In den Gängen des unterirdischen Labyrinths herrschte vollkommene Stille. Nichts existierte, das die Anwesenheit eines lebendigen Wesens hätte vermuten lassen. Im matten Licht vereinzelter Kerzen türmten sich dunkle, rohgezimmerte Kisten an den feuchten Wänden. Einige wenige waren sorgfältig bearbeitet worden. Sie besaßen verzierte goldene Schlösser und kunstvoll geschmiedete Bänder. Ihr Inhalt war zu kostbar, um ihn in einfachen Behältnissen zu lagern.

So leblos, wie es zuerst scheinen mochte, war es hier unten jedoch nicht. In einer kleinen Kammer am Ende eines schmalen Tunnels brannte eine Kerze. Ihr mattes Licht fiel auf einen niedrigen Schreibtisch, der mit Pergamenten und versiegelten Schriftrollen bedeckt war. Ein kleines Tintenfass und mehrere Schreibfedern waren so dicht an die obere Kante gerückt, als hätten sie beschlossen, sich gemeinsam in die Tiefe zu stürzen.

Eine Gestalt saß tief über den Tisch gebeugt und schrieb.

Feine, verschnörkelte Buchstaben und sorgfältig ausgeführte Zahlen bedeckten bereits die Hälfte des Blattes, als die Kerzenflamme in der kühlen Luft jäh aufloderte. Ihr Feuer leckte am dürren Docht, bis es beinahe fünfmal so hoch reichte wie zuvor.

Erschrocken fuhr die Gestalt hoch und ließ die Feder fallen. Schwarze Tinte bespritzte das angefangene Pergament und hinterließ hässliche, spinnenförmige Flecken.

Gleichzeitig zerriss die Stille.

Ein tiefes Brummen erfüllte den gesamten Raum und schien alles gleichermaßen zu erfassen – den Stein der Wände und des Bodens, den Schreibtisch und die Schriftrollen. Sogar den Schreiber selbst, der das Vibrieren bis tief in seine Knochen spürte.

Das Brummen wurde lauter und höher, schwoll an und ab. Zuerst nur langsam, dann schneller und unkontrollierter. Der Boden begann deutlich zu beben, die Fächer des Schreibtischs klapperten.

»Hallo?« Der Schreiber versuchte, seine Stimme über das weiter ansteigende Summen zu erheben. »Ist hier jemand?«

Klirrend zerbarst das Tintenfass auf den Steinen unter dem Tisch, und die Federkiele schwebten auf die vibrierende Tintenlache.

»Was soll das?« Der verwirrte Schreiber zog sich an die Wand neben der Tür zurück. Die fest an ihrem Platz verankerte Kerze brannte noch immer so hell, als zöge sie ihre Kraft nicht aus dem Wachs allein.

Was ging hier vor?

Wenn Veron und Amber dahinterstecken, können sie etwas erleben, fuhr es dem Schreiber durch den Kopf. Dagegen wird ihnen das Aufrollen der Endlosen Papyri von Samrod wie Urlaub vorkommen.

Oder das Putzen der Glaskuppel.

Doch als mit einem Mal ein blaues Licht durch den Teppich vor dem Schreibtisch drang, begriff er.

Hastig stürzte er vor und zog den Läufer mit einem Ruck zurück.

Auf dem alten, ausgetretenen Stein darunter kamen die glühenden Umrisse eines komplizierten Symbols, einem Drudenfuß ähnlich, zum Vorschein. Das Leuchten wurde heller und heller, bis es in einem blauen Blitz an die Decke schoss. Der vormals dumpfe Ton hatte ebenfalls seinen Höhepunkt erreicht und glich nun eher einem Jaulen,

Der Schreiber wandte geblendet den Kopf, in einer Hand noch immer den fleckigen Teppich, und kniff die Augen zusammen.

Dann war plötzlich alles wieder still.

Das Licht und der Lärm waren verschwunden. Die Kerzenflamme flackerte wieder so matt, wie sie es zuvor getan hatte.

Langsam öffnete der Schreiber zuerst das eine Auge, dann das andere. Ein Lächeln kerbte sich in seine Mund- winkel, während er die beiden Neuankömmlinge betrachtete, die inmitten des Symbols hockten und ihn aus großen Augen anstarrten.

»Sieht ganz so aus«, sagte er, während er mit klappernden Hufen näher trat und sich an seinen Hörnern kratzte, »als wäre drüben wieder geöffnet.

 

Kapitel 1

Woodmoore-by-the-Sea

Ein paar Wochen zuvor

Die schmale Straße zog sich unter dem ausgewaschenen Himmel entlang bis zum Horizont, wo die grauen Wellen des Meeres mit den Wolken verschmolzen. Obwohl es bereits Frühling war, fauchte ein eisiger Wind durch die dürren Äste der Büsche, die wie runzelige Zwerge über den schmalen Grünstreifen wachten, der die Fahrbahn vom Gehweg trennte.

Wer dies für die Hauptstraße von Woodmoore-by-the-Sea hielt, fand das kleine Städtchen ausgesprochen trist und langweilig.

Und in der Tat war die lange, dunkelgraue Linie einmal die Hauptstraße gewesen. Bis der Ort gewandert war. Natürlich bekam keines der Häuser Beine und lief ein Stück, um sich an einem schöneren Platz niederzulassen. Aber trotzdem war Woodmoore mit der Zeit gewandert.

Aus irgendeinem Grund hatte es die Einwohner mehrere Kilometer weiter nach Süden verschlagen, dorthin, wo das flache Küstenland von Wald abgelöst wurde.

Keiner konnte genau sagen, wie es eigentlich dazu gekommen war. Einige führten es auf die ehemalige Landteilung zurück, andere auf das plötzliche Wachstum des südlichen Ortsteils vor gut 200 Jahren.

Und so zog sich eine unscheinbare Nebenstraße von der ehemaligen Hauptstraße direkt bis in das Zentrum von Woodmoore. Und alle, die dort lebten, bezeichneten diese Straße, die den Namen Hazel Alley trug, als ihre Hauptstraße.

Die richtige Hauptstraße, an der auch ihr Hotel lag, von dem aus sie zu Fuß aufgebrochen waren.

Trotz des finsteren Wetters herrschte in Woodmoores Straßen geschäftiges Treiben. Mr. Burrows, dem das Alley Inn gehörte, stand vor seinem Pub und grüßte die vorbeischlendernden Leute, während er die bunten Glasfenster seiner Kneipe schrubbte. Er rühmte sich stets damit, jeden in Woodmoore zu kennen – ungeachtet dessen, dass dies bei über 10000 Seelen äußerst unwahrscheinlich war.

Die zwei jungen Frauen, die, in dicke Mäntel gehüllt, ihre Schals bis zur Nase gezogen, auf ihn zukamen, kannte er nicht. Er bedachte sie mit einem freundlichen, aber distanzierten Lächeln.

Die kleinere und schmalere der beiden blieb vor ihm stehen. »Wuwuwuhuhmmm? «

Burrows hob die Brauen und ließ den Lappen sinken. »Wie bitte?«

Die junge Frau sah ihn einen Moment lang irritiert an. Sie hatte große graue Augen und kurze, offenbar schwarz gefärbte Haare, die vom Wind zerzaust waren. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. Sie zog den Schal bis zum Kinn herunter. Blasse Sommersprossen zierten ihre Stupsnase. »Verzeihen Sie bitte«, kicherte sie, »können Sie uns vielleicht sagen, wie wir zum Buchladen in der Birch Street kommen?«

Burrows’ Brauen wanderten weiter in Richtung seines Haaransatzes. »Die übernächste Straße links ist die Birch Street. Aber da gibt es keinen Buchladen.«

Die junge Frau zwinkerte verschwörerisch.

»Es gibt noch keinen.« Sie nickte ihm zu. »Herzlichen Dank, Mister.«

Gemeinsam gingen die beiden jungen Frauen weiter. Als sie außer Hörweite waren, traf ein leichter Stoß die Schulter der Schwarzhaarigen. »Das war vorhin nicht ganz richtig, Corrie.«

»Was genau?« Corrie bedachte ihre Begleiterin mit einem leichten Stirnrunzeln.

»Du hast gesagt, dass es noch keinen Buchladen gäbe.« »Und?«

»Es gibt dort vielleicht bald wieder einen.«

Corrie schnitt eine tadelnde Grimasse. »Deine Haarspaltereien immer, Silvana.«

Ihre Begleiterin zuckte die Achseln. Die beiden Freundinnen waren gemeinsam nach Woodmoore gekommen, um einen Traum zu verwirklichen – ihren eigenen Buchladen. Durch eine Anzeige in der Times waren sie auf ein mögliches Objekt aufmerksam geworden, hatten für den heutigen Nachmittag einen Termin mit dem Makler ausgemacht und eine Übernachtung im Woody Inn, Woodmoores augenscheinlich größtem Hotel, gebucht.

Allerdings hatte Silvana schon auf dem Weg erste Bedenken geäußert. Woodmoore sei gerade mal ein besseres Dorf und läge viel zu abgeschieden. Selbst das Navigationsgerät hatte irgendwann aufgegeben. Die Seitenstraße, die sie schließlich hierhergeführt hatte, hatten sie mehr aus Zufall entdeckt.

Corrie hatte sich jedoch nicht beirren lassen. Sie wollte nach um örtliche Gegebenheiten kümmern.

Der Makler, Joseph Hesekiel Watson, wartete bereits vor dem Haus und winkte enthusiastisch mit ausgestrecktem Arm, als die beiden gerade in das obere Ende der Birch Street einbogen. Er schien sich seiner Sache entweder sehr sicher zu sein oder versuchte durch einen fröhlichen Redeschwall von den Mängeln des Objekts abzulenken.

Silvana tippte auf Letzteres, jetzt, wo sie das Haus in natura sah.

»Was für eine Freude, endlich Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen!«, rief Watson etwas zu begeistert. Fröhlich schüttelte er ihnen so heftig die Hände, dass beide das Gefühl hatten, noch mehr durchgerüttelt zu werden als auf der Fahrt nach Woodmoore. »Sie haben sich da für ein wirkliches Prachtstück entschieden. Ein Schnäppchen, wie Sie es kein zweites Mal in England finden werden!«

Silvana krauste zweifelnd die Nase und ließ ihren Blick die Fassade des Ladens emporgleiten, während sie sich eine rote Strähne aus der Stirn strich.

Das Haus war zwei Stockwerke hoch, hatte eine weiß getünchte Fassade, die stellenweise rußgeschwärzt war, und schiefergraue, moosbewachsene Dachpfannen. Die Stuckeinfassungen der Fenster und der Tür waren in einem dunklen, hier und da bereits abblätternden Tannengrün gestrichen worden, ebenso die drei Stufen, die zur Eingangstür führten. Die Treppe wurde von zwei kindsgroßen Wasserspeiern mit auf dem Rücken gefalteten Flügeln und großen, abstehenden Ohren flankiert. Zwei weitere, wenn auch deutlich kleinere Exemplare hingen über dem Eingang.

Quelle:

  • Verlag Droemer Knaur München

(wb)