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Westernkurier 04/2008 – Bowie, der Mann und das Messer

Auf ein Wort Stranger, »Bowie, der Mann und das Messer« ist aus gegebenem Anlass diesmal der Titel meiner neuesten Kolumne.

Als die Armee des mexikanischen Präsidenten General Santa Anna am 6. März 1836 den Alamo stürmte, fanden die Soldaten den todkranken und nach einem Sturz vom Gerüst an der Hüfte gelähmten James »Jim« Bowie inmitten von 22 toten Soldaten der mexikanischen Armee, die dieser eigenhändig mit seinem Bowiemesser in die ewigen Jagdgründe befördert hatte.

Ein verdammt starker Abgang für einen unheilbar an Tuberkulose erkrankten Mann.

Seine Leiche und das berüchtigte Messer des El Diablo Americano wurden auf einem Scheiterhaufen verbrannt, die Asche in alle Winde zerstreut.

Zu groß war die Furcht der Mexikaner vor Jim Bowie.

Wer also war dieser Mann, dessen Name schon zu seinen Lebzeiten zur Legende wurde?

Bei näherem Betrachten alles andere als ein strahlender Held, aber vielleicht machte ihn gerade das in Texas unsterblich.

Geboren am 10. 4. 1796 in Kentucky – noch befinden wir uns im April, deshalb der oben erwähnte Anlass – zog er um 1800 mit seinen Eltern nach Louisiana. Dort entwickelte er sich zu einer Art Hansdampf in allen Gassen.

Mit 22 verließ er mit seinem Bruder das elterliche Haus, um in Galveston, Texas, von dem Piraten Jean Laffitte Negersklaven zu kaufen, nebenbei bemerkt für einen Dollar das Pfund Lebendgewicht. Innerhalb von drei Jahren verdienten die Brüder so fast siebzigtausend Dollar. Danach stiegen sie ins Landgeschäft ein, errichteten in Louisiana die erste dampfgetriebene Zuckerrohrmühle, verdienten Hunderttausende, hängten sich im wahrsten Sinne des Wortes das Leben um den Hals, um nur wenig später in Schulden in Höhe von fast einer viertel Million Dollar beinahe zu ersticken.

Ein Ehrenhändel zwang ihn, nachhaltig unterstützt von einer Kugel im Leib, sich ein halbes Jahr ins Bett zu legen.

Wer glaubte, Jim Bowie würde kürzertreten, sah sich getäuscht.

Das Leben war viel zu kurz, um klein beizugeben, denn aus einer Flasche Whisky ließ sich noch eine verdammt große Menge Spaß holen.

1831 heiratete er in San Antonio die kastilische Lady Maria Ursula, Tochter von Don Juan Martin de Veramendi, Vizegouverneur von Texas. Dabei kassierte er die nicht unerhebliche Mitgift von 15000 Dollar in Gold und knapp 250 000 in Liegenschaften. Die gute Maria war nebenbei das Patenkind des mexikanischen Präsidenten Santa Anna und so schloss sich allmählich der Kreis.

Die Frau gebar ihm zwei Kinder und fiel 1833 mit diesen bei einem Besuch in ihrem Elternhaus in Monclova der Cholera zum Opfer. Damit begann der Anfang von Jim Bowies Ende.

Von Tuberkulose gezeichnet, dem Alkohol verfallen und jeglichen Zukunftsperspektiven beraubt, verrannte er sich nahezu in die fixe Idee, den Alamo mit 181 Gefährten gegen 6000 mexikanische Soldaten zu halten. Das Ende ist hinlänglich bekannt, aber bevor Bowie und die Handvoll Verteidiger ihr Leben gaben, sorgten sie dafür, dass 1544 Mexikaner gefallen und über 2360 weitere Männer teilweise schwer verwundet waren. Von diesem »Sieg« erholte sich die mexikanische Armee nie mehr und bereits einen Monat später erfuhr die Armee Santa Annas in San Jacinto ihr Waterloo und eine junge, aufstrebende Nation namens Texas ihre Gründung.

Mit seinem Tod jedoch war das Kapitel Bowie keineswegs abgeschlossen. Um die Weihnachtszeit des Jahres 1830 gab Bowie nämlich aus einer Laune heraus den Prototyp eines Messers, dargestellt durch ein Holzmodell, einem Messerschmied namens J. Black in Hempstead, Arkansas, in Auftrag. Das kurzschwertähnliche Kampfmesser wurde der Renner. Mit einer vierzehn Inch (35,6 cm) langen und knapp 2 Inch breiten Klinge, 2 Pfund schwer mit einem fast 8 cm langem Parierblatt aus Messing wurde es für nachfolgende Generationen zu einem wahrhaft unentbehrlichen Werkzeug. Um die Vielseitigkeit und unglaubliche Schärfe des Messers zu demonstrieren, soll der Messerschmied der Legende nach mit der Klinge einen sonnengetrockneten Hickory-Hartholzblock in zwei Stücke gehackt und sich anschließend mit dem Messer rasiert haben.

Das mag vielen jetzt übertrieben dargestellt sein: Aber Tatsache ist, der amerikanische Cowboy benutzt selbst bis in unsere Tage dieses Messer noch zum Bäume fällen, zum Schlachten, zum Beschneiden von Hufen und Hörner, zum Zaunpfahlsetzen oder zum Rasieren.

Nicht nur deshalb genießt der Name Bowie in Amerika einen geradezu heldenhaften Status.

Bowie: Männer wie er gehören noch heute zum Salz dieser Erde. Ohne sie wäre die Pioniergeschichte Amerikas um einiges ärmer. Deswegen möchte ich in diesem Monat an seinen Geburtstag erinnern. Weitere Berichte über Jahres- bzw. Geburtstage der damals lebenden Zeitgenossen werden folgen, auch wenn ich dabei nicht immer nur über die sogenannten Guten berichten werde.

Quellen:

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal.

Euer Slaterman