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Westernkurier 03/2008 – Wenn die Kapuzenmänner reiten

Auf ein Wort Stranger, »Wenn die Kapuzenmänner reiten« ist das Thema meiner heutigen Kolumne.

Es ist ein düsterer Bericht, ein Bericht über eine Vereinigung, die einen wahrhaft traurigen Rekord an menschlicher Intoleranz und Rassenhass aufgestellt hat und die selbst bis in unsere heutige Zeit noch aktiv am politischen Geschehen in Amerika teilnimmt.

Eigentlich unvorstellbar, aber wahr!

Es geschah am Weihnachtsabend des Jahres 1865, als sich sechs ehemalige Konförderiertenoffiziere im Haus von Richter T. Jones in Pulaski, Tennessee, trafen. Diese Söhne der ehemaligen Führungsschicht des Südens gründeten aus einer Whiskeylaune heraus einen Klub, in dem gewisse Utopien entwickelt und romantische Vorstellungen gepflegt wurden, einzig und allein, um dadurch die in ihren Augen schmähliche Niederlage des Bürgerkrieges zu verwinden.

Calvin Jones, Frank Mc´Cord, Richard Reed, John Kennedy, John Lester und James Crowe waren sozusagen die Väter des Ku Klux Klan.

Der Name entwickelte sich aus dem griechischen Wort »Kuklos«, was soviel wie Kreis bedeutet. Da die Gründer zudem allesamt schottischer Abstammung waren, fügten sie das Wort Clan noch hinzu, der Alliteration wegen mit K geschrieben.

Der Grundstein war gelegt.

Man legte eine Rangordnung mit fantastischen Titeln fest.

Oberster Herrscher war der Groß-Scriba, es folgten Groß-Zyklop, Groß-Magi, Groß-Türke, Nachtfalke sowie Liktor und als Schluss Ghul. Einen Groß-Scriba gab es Anfangs nicht. Frank McCord wurde der erste Groß-Zyklop. Eine Zeremonie mit Ritterschlag und Treueschwur wurde als Aufnahmeregel festgelegt. Als der Klan in späteren Jahren fast im ganzen Süden agierte, wurde dieses Gebiet das unsichtbare Reich genannt. Jeder Bundesstaat wurde als Reich bezeichnet, dem der Groß-Drache vorstand, jeder Wahlbezirk galt als Herrschaftsgebiet mit einem Groß-Titanen als Anführer und jeder Verwaltungsbezirk wurde Provinz genannt, welche von einem Groß-Giganten geleitet wurde. Man bot Robert Lee, dem Ex-Kommandeur der Südstaaten das Oberkommando an, er aber lehnte ab.

Lee stimmte jedoch der Wahl des zweiten Kandidaten, Nathan Forrest, zu. Dieser nahm in Nashville das Amt an und wurde zum Groß-Hexenmeister, dem Einzigen übrigens in der Geschichte des Klans.

Politisch oder rassistisch angehauchte Probleme spielten anfangs keine Rolle. Den Gründungsmitgliedern ging es lediglich darum, mit einigen Gleichgesinnten etwas Spaß zu haben. Im Nachhinein betrachtet eine seltsame Art von Spaß. Dieser bestand nämlich daraus, mit Bettlaken vermummt durch die Negerviertel der Stadt zu reiten und deren Bewohner mit Brandfackeln und abgefeuerten Schusswaffen am Verlassen ihrer Häuser zu hindern.

Die abergläubische Negerbevölkerung sah in den Maskenreitern die Geister von im Krieg getöteten Südstaatensoldaten, die zurückgekehrt waren, um Rache zu nehme. Die Idee, die selbstbewusst gewordenen, ehemaligen Sklaven mithilfe eines Mummenschanzes einzuschüchtern, wurde geboren und schon bald erhielt der Klan im Süden starken Zulauf.

Als 1866 der ehemalige Südstaatencolonel Lawrence Davis in Alabama eine weitere Ortsgruppe des Ku Klux Klans ins Leben rief, war Schluss mit lustig.

Bereits eine Woche nach der ersten Zusammenkunft der Ortsgruppe verschleppten die Klansmen einen Neger, der Umgang mit einer weißen Lehrerin pflegte. Er wurde ausgepeitscht und verwarnt.

Von nun an wurde Gewalt die selbstverständliche Praxis des Ku Klux Klan, und noch bevor sich das Jahr 1866 dem Ende neigte, hatte sich der Geheimbund geradezu epidemisch in den Südstaaten ausgebreitet.

Im April des Jahres 1866 versuchten die Gründungsväter, noch einmal ihren Bund in ein ordnendes Korsett zu zwingen und der Gewalt abzuschwören.

Aber es war zu spät.

Die Geister, die sie einst riefen, ließen sie nicht mehr los.

1869 beschlossen die Führer der Klans, in den Untergrund zu gehen und den Bund in eine geheime Terror-Armee zu verwandeln, die, maskiert mit weißen Kutten, den Kampf gegen die Besatzungssoldaten aus dem Norden und gegen alle Farbige aufnehmen würde.

Allein in South Carolina fielen innerhalb von zehn Monaten von Oktober 1870 an gerechnet über 220 Menschen dem Klan zum Opfer.

Der Klan lynchte Politiker, Journalisten, überfiel Negerfarmen und tötete jeden, der sich diesem Treiben in den Weg stellte. Obwohl im April 1871 im Kongress ein Anti-Ku-Klux-Klan-Bill verabschiedet wurde, entwickelte sich dieser Geheimbund zu einem wichtigen Machtfaktor im Süden.

Seine Mitglieder in hohen Staatsämtern, Senatoren, Abgeordnete. Richter und Sheriffs sorgten weiterhin dafür, dass der Bund auf Jahre hinaus völlig ungestört agieren konnte.

Innerhalb von zwei Jahren wurden in Mississippi 35 Farbige ermordet, ein Senator sowie ein Richter gelyncht und als scheußlichen Höhepunkt ein kleiner Negerjunge gevierteilt.

In Florida starben innerhalb von zweieinhalb Jahren 235 Menschen durch die Hand des Klans.

Der Terror des Klans war dermaßen individuell und umfangreich, dass sich damit ein ganzes Buch füllen ließ. Erst in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ebbte diese Gewalt allmählich ab.

Zwar wurde der Klan immer wieder totgesagt. Und tatsächlich schienen ihm die Mitglieder davonzulaufen und auch die Medien berichteten nur noch spärlich über seine Aktivitäten. Aber der Clan ist nicht tot, das sei an folgenden Beispielen die bis in unsere Tage hineinreichen belegt. David Duke eines seiner führenden Mitglieder bewarb sich 1988 um das US-Präsidentenamt mit einigen erstaunlichen Ergebnissen in den Vorwahlen und R. Byrd, derzeitiger US-Senator von West Virginia trat im Alter von 24 Jahren dem Klan bei, wobei er seit Jahren versucht, diese Tat totzuschweigen. Weiterhin sind seit 1995 beinahe zweihundert Kirchen afroamerikanischer Gemeinden durch Brandstiftung des KKK in Flammen aufgegangen. Verstärkt ist auch zu bemerken, dass der Klan sich weltweit bei rechtsextremen Gruppierungen einschmeichelt.

Allen Unkenrufen zum Trotz, der Klan lebt, und gerade mit dem möglichen neuen Präsidenten Obama wird er bei gewissen erzkonservativen Gruppen wieder ins Gespräch gebracht. Amerika täte gut daran, sich gegen diese neuerlichen Anfänge zu wehren.

Quellen:

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal.

Euer Slaterman