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Meister

Die warmen Strahlen der aufgehenden Sonne tauchten das Zimmer in einen hellen, goldgelben Schein. Der Himmel leuchtete in einem kräftigen Pink, durchsetzt von orangen, purpurnen und rötlichen Streifen, welche selbst den flüchtenden Wolken einen farbenprächtigen Rahmen verliehen, der sie dreidimensional erscheinen ließ und so deutlich vom Firmament abhob. Die ersten Vögel trillerten zart und vielstimmig ihre Melodien. Flüsternder Wind zog am Fenster vorbei, ließ Äste und Blätter beben, Blumen und Gräser wiegten sich in seinem Takt.

Er seufzte. Noch im Halbschlaf drehte er sich zur Seite, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Seine Handflächen strichen sachte über den nackten Leib, die geschwungenen Rundungen, welche sich ihm darboten. Ihr Duft hing in der Luft, warum und verlangend war er. Eng drängte er sich an sie, ließ sie seine morgendliche Erregung spüren. Liebevoll knabberte er an ihrer Schulter, strich die feinen, blonden Haarsträhnen zur Seite und widmete sich zärtlich ihrem Nacken. Eine kühle Brise strich über ihre Leiber, er griff nach dem zerknitterten Laken, zog es über sie. Ihrer beider Körperwärme sammelte sich darunter und winzige Schweißperlen schimmerten in seinen Brusthaaren, klammerten sich daran. Tausende, schnelle Küsse hauchte er auf ihr Rückgrat, liebevolle Worte in ihr Ohr. Ein leises Wimmern ertönte und ruckartig, zitternd schob sie sich auf den Bauch, streckte ihm ihr Hinterteil entgegen. Trunken vor Lust, mit dem Rauschen seines Blutes in den Ohren lächelte er noch immer. Die Augen hatte er schlaftrunken noch geschlossen, nur ganz sachte bebten die Lider, aber er brauchte auch nichts zu sehen, ließ sich leiten von seiner Erregung, seinen instinktiven Trieben, damit sie zur Erfüllung gelangten. Seine Hand wanderte über ihre Brüste, strichen über die harten Knospen, kneteten die feine Rundung und ihre leisen, seufzenden Laute mischten sich mit dem Takt seines raschen Atems. Die Finger zogen sanfte Kreise über den Bauch, welcher sich heftig hob und senkte, schoben sich zwischen ihre Beine, wo ihn pulsierende, heiße Feuchte empfing. Er stöhnte leise, drängte sich zu ihr und seine pochenden Lenden vereinten sich mit ihrer engen Hitze. Sein Herz schlug hart in seiner Brust und sein warmer Atem ging schnell und schneller, paarte sich mit ihrem sanften Wimmern, Seufzen. Seine Hände krallte er in das Kissen, hart rieben seine Brustwarzen an ihrem Rücken und wild, fest verteilte er Bisse auf ihrem pulsierenden Hals. Es gab nur noch ihre Körper, ihre fast schlafwandelnden Körper, die ihrer beider Erfüllung entgegenstrebten.

Erschöpft rollte er sich von ihr, rang nach Luft. Feine Schweißperlen zitterten über seine Stirn, die feinen Härchen in seinem Nacken klebten nass an seiner erhitzten Haut, verschafften ihm die nun ersehnte Kühlung. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen, glücklich lächelnd wandte er sich zu ihr. Liebevolle Worte flüsterte er ihr zu, doch sie bewegte sich nicht, nur leicht zuckten ihre Schultern und immer noch erklang das leise Wimmern. Langsam, mit irritiert zusammengezogenen Brauen, ergriff er ihre Schulter und drehte sie zu sich.

Mit weit aufgerissenen Augen zuckte er zurück, einen leisen Schrei ausstoßend. Ihr Anblick brannte sich in sein Gehirn, bewegungsunfähig stand er da, es war ihm unmöglich, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Er starrte sie einfach nur an. Die schmalen Lippen, welche ihn gestern Abend noch geküsst hatten, waren voll von getrocknetem Blut. Die dunklen Löcher, welche die Fäden zusammenhielt, mit denen man ihre Lippen zusammengenäht hatten, waren tiefschwarz und feine, helle, frische Blutstropfen perlten daraus hervor. Er sah deutlich das Weiße in ihren Augen, die blutunterlaufen und irr umherrollten. Gequält sah sie aus und ihre Laute wurden leiser und leiser. Die Muskeln zuckten, und als er an sich hinunterblickte, da sah er seine erschlaffte Männlichkeit, seine Lenden, welche glänzten, voll von dunklem, verschmierten Blut. Er starrte auf seine Hände und auch sie waren bedeckt mit dem schillernden Lebenssaft. Harter, metallischer Geschmack legte sich auf seine Zunge, eng wurde seine Kehle. Heftig zuckte sein Magen, ihm schwindelte. Dann sah er es. Zwischen ihren Schenkeln floss ein steter, leichter Strom hellen Blutes, sickerte in die weißen Laken, eine perverse, dunkle Lache bildend. Er sackte auf die Knie, presste eine Hand stützend auf das glatte Parkett und übergab sich an Ort und Stelle. Qualvoll brannte es in seinem Hals, Tränen des Entsetzens liefen über seine Wangen.

Als er sich röchelnd, schwankend, aufrichtete, sah er die dunkle Gestalt im Türrahmen. Überrascht öffnete er den Mund, ignorierte das pelzige Gefühl auf der Zunge, doch noch ehe er ein Wort sagen konnte, klatschte die Erscheinung in die Hände und seine Augen, seine Glieder wurden ihm schwer. Und dann erklang deren dunkle, heisere Stimme, welche sein Unterbewusstsein klar erkannte und mit einer Intensität willkommen hieß, die dem winzigen Rest klar denkenden Verstandes in ihm panische Angst machte.

»Schwer ist dein Körper. Du bist müde, sehr, sehr müde. Schließ nun die Augen. Du hörst nur noch auf meine Stimme.«

Er schloss die Augen und totale Stille war um ihn, bis die Stimme erneut sprach, ihm kalter Stahl in die Hand gepresst wurde und nur noch diese Worte in seinem Kopf widerhallten, ihn gänzlich ausfüllten, sein ganzes Denken bestimmten.

»Jetzt geh zu ihr und vollende es.«

Ein kleiner Teil in ihm schrie unhörbar voll Qual auf, doch sein Körper ging ruhig auf sie zu, und da war eine Leere in seinen Augen. Das grässliche Kichern der Gestalt begleitete seine Schritte und ihr peinigendes Jammern, Schluchzen. Hell blitzte das Metall im Sonnenlicht auf.

Copyright © 2010 by Sabrina Kowsky