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Invasion von der Wega – Hintergründe Teil 1

»Fremde Wesen aus dem Weltraum. Ihr Ziel: die Erde. Ihr Plan: sie für sich zu erobern. Ihre Ausgangsbasis: Amerika.
David Vincent hat sie gesehen. Für ihn begann alles eines Nachts, als er auf einer einsamen Landstraße eine Abkürzung suchte, die er niemals fand. Es begann an einem abgelegenen verfallenen Gasthaus, wo er anhielt, da er zu müde war, um weiterzufahren. Es begann mit der Landung eines Raumschiffes von einem anderen Sonnensystem. Jetzt weiß er, dass die Eindringlinge da sind. Er wird erfahren, dass sie von einem Planeten der Wega kommen, dass sie menschliche Gestalt angenommen haben. Und er muss eine ungläubige Welt davon überzeugen, dass die lautlose Invasion bereits begonnen hat …«

So der Erzähler im Vorspann eines der größten Vorstöße des Fernsehens im Genre Science Fiction. 26 Jahre vor X-Files waren die Außerirdischen bereits unter uns, führten nichts Gutes im Schilde, und David Vincent begann einen alleinigen Versuch, die Welt zu retten. Einerseits Verfolger und andererseits Verfolgter, offensichtlich unglücklich über seine Rolle als zeitgenössischer Paul Revere und häufig pessimistisch in Bezug auf seine Erfolgschancen, verkörpert Vincent einen weitaus komplexeren Helden der sechziger Jahre, als es das Fernsehpublikum gewöhnt war.  Er war das Herzstück einer Science-Fiction-Serie, düsterer und realistischer als jede andere zuvor.

»Die wichtigste Sache, dass die Show läuft, ist die Tatsache, dass wir alle ein wenig paranoid sind, und es ist ganz einfach, sich mit jemandem zu identifizieren, auch wenn es ein einzelner Mann ist, der die Welt rettet«, sagte Invaders-Produzent Alan A. Armer. »Ich bin der Auffassung, dass alle wahre Helden sind, wenn man auf die großen Mythen und Legenden und die großen Geschichten schaut, die erzählt wurden. Häufig ist es eine Person im Kampf gegen die Gesellschaft, im Kampf gegen die Regierung, im Kampf gegen eine unsichtbare Kraft, und das ist klassisch. Und ich denke, dass wir uns alle auf das beziehen, weil sein Job und sein Ziel so schwer zu erreichen sind. Im Prinzip ist es das, was die Show stark macht.«

Das erfolgreiche Konzept von The Invaders, kombiniert mit den Empfindlichkeiten der beiden Produzenten, konnte nicht unterschiedlicher ausfallen. Einer war der launenhafte Larry Cohen, ein freches Wunderkind aus den letzten Tagen der renommierten New York-Dramen wie zum Beispiel The Defenders, der das Fernsehen verließ, um sich mit seiner verschrobenen Fantasie in einer Reihe von Low-Budget-Kult-Horror-Filmen zu ergießen.

Der andere war Quinn Martin, der standhafte, humorlose König des Sechziger-und-Siebziger-Action-Fernsehens, Vorreiter einer scheinbar endlosen Reihe von formellen, aber außerordentlich gut produzierten Polizei- und Detektivshows.

The Invaders begann mit Cohen, der frei einräumt, dass seine Vorstellung von der Serie weniger eine originelle Idee als ein Zusammenschluss von mehreren beliebten Pop-Kultur-Aufzeichnungen seiner Jugend war. Fans der Show deuteten häufig auf Invasion of the Body Snatchers als der naheliegende Präzedenzfall für The Invaders hin, ein unheimlicher zweitklassiger Film aus dem Jahr 1956, in welchem Kevin McCarthy entdeckt, dass seine Freunde und Nachbarn allmählich durch »Kapselmenschen« von einem anderen Planeten ersetzt werden. »Das war einer meiner Lieblingsfilme, als ich ein Kind war«, sagte Cohen, welcher auch Invaders From Mars aus dem Jahr 1953 als eine Inspiration für seinen Film erwähnte. Die Aliens in The Invaders besitzen offenbar nicht die Technologie, um echte Menschen durch identische Reproduktionen zu ersetzen. Sie benutzen glühenden Energieröhren, auch Regenerationskammern genannt, anstelle von Samenkapseln, um ihre menschliche Gestalt vorzutäuschen, aber sie waren ansonsten wie die Body Snatchers austauschbar. Unter dem Vorwand, die menschliche Gesellschaft zu infiltrieren, bauten die Aliens auf die natürliche Skepsis der Menschen, »Spinnern« wie David Vincent nicht zu glauben, welche sie vor den Eindringlingen warnen und deren Pläne durchkreuzen will.

Invaders-Fans gehen oft davon aus, dass sich Cohen für die Serie das man-on-the-run-Format von The Fugitive aus dem Jahr 1963 auslieh, der David Janssen als einen zu Unrecht verurteilten Todeskandidaten zeigt, welcher flüchtet, um nach dem Mörder seiner Frau zu suchen. Tatsächlich sagte Cohen, dass er dem Beispiel des Meisters der Spannung folgte: »Natürlich ist The Ivaders definitiv im gleichen Genre wie The Fugitive angesiedelt: Ein Mann versucht ganz Amerika für eine Suche nach etwas zu bewegen, und gerät dabei in Gefahr. Tatsächlich nahm ich zur Umsetzung meiner Idee mehr von Alfred Hitchcock als von The Fugitive. Ich mochte schon immer Hitchcock-Filme, in welchen der Held in eine Situation gerät, in der er der Einzige ist, der weiß, wie die Spione zu Werke gehen. Doch niemand will ihm Glauben schenken. Nimmt er Kontakt mit der Polizei auf, da er die Spione ausfindig machen konnte, sind danach alle Spuren verwischt, und jeder lügt und sagt, dass er nie dort war.« Hitchcock machte mehrere pikareske Thriller in dieser Form wie zum Beispiel The 39 Steps (1935) mit Robert Donat, Saboteur (1942) mit Robert Cummings und natürlich North by Northwest (1959) mit Cary Grant.

»Das ist im Grunde die Hitchcock-Formel, die er immer und immer wieder verwendete. Sie scheint immer zu funktionieren und schafft eine enorme Spannung. Du identifizierst dich mit diesem sympathischen Charakter, der in Wirklichkeit ein Außenseiter ist«, sagte Cohen. »Ich dachte, dass dies eine gute Figur wäre, und hatte wirklich nicht viel im Fernsehen verwendet. Also das war es, warum ich die Show ursprünglich Edgar Scherick bei ABC präsentierte.«

ABC war selbst ein Außenseiter, ein drittklassiger Sender, jedoch in der Lage, nicht getestetes Material auszuprobieren, in der Hoffnung, einen Überraschungserfolg zu erzielen. Cohen beschloss, seine Idee von außerirdischen Eindringlingen als eine andere Art einer Seifenoper umzusetzen, eine harte Variante der melodramatischen und beliebten Peyton Place, eine frühe Prime-Time-Serie, welche ABC 1964 an den Start brachte. In Übereinstimmung mit Cohen konnten sich Scherick und seine rechte Hand Douglas S. Cramer, welcher zum Chef von Paramount Television avancierte, um Star Trek zu beaufsichtigen, sofort für The Invaders begeistern, wenn auch in einer ganz anderen Form.

»Mein ursprüngliches Konzept sah vor, The Invaders als Serie zweimal pro Woche zu zeigen. Der Sender griff dies auf und brachte die Serie schließlich zusammen mit Batman. Doch war es ursprünglich meine Idee, die beiden Serien zusammen in das Wochenprogramm aufzunehmen und in der Wochenmitte eine Art Cliffhanger zu bringen«, erinnerte sich Cohen. »Ich wurde von ihnen beauftragt, einen halbstündigen Pilot zu schreiben, und dann schrieb ich über 15 Storylines für die künftigen Folgen der Serien.«

Als grünes Licht gegeben wurde, skizzierte Cohen die Grundlagen der späteren Version von The Invaders. Er schuf den Protagonisten David Vincent, der plötzlich zu einem von der menschlichen Gesellschaft Ausgestoßenen wird, nachdem er eine fliegende Untertasse sieht und versucht, die daran nicht glaubende Öffentlichkeit vor der fremden Gefahr zu warnen. Seine Glaubwürdigkeit ist ruiniert, Vincent kündigt seine Partnerschaft mit einem Architektenbüro auf und geht auf die Straße. Er verbringt seine Zeit zwischen Broterwerb durch niedere Arbeit und den Versuchen, greifbare Beweise für die Existenz der Invasoren zu sammeln. In diesem Prozess wird Vincent zu einer quasi berühmten Person öffentlichen Spotts und gewinnt dabei etwas an Hoffnung in Form seiner Kontakte zur Presse und zum Militär, welche, obwohl vorerst skeptisch, jedem Hinweis nachgehen, die er ihnen gibt.

Wie bei Aliens üblich lässt Cohen ihre Herkunft und Eigenschaften bewusst unausgefüllt. »Sie waren sehr intelligent und sehr schwer zu töten, und sehr verschlagen, um ihre Identität und Subversion selbst innerhalb des Systems zu verbergen«, sagte Cohen. Im Verlauf der Serie haben die Zuschauer weder etwas über das Leben in der außerirdischen Welt noch den Namen ihres Planeten oder ihrer Spezies erfahren. Doch Cohen entwickelte einige visuelle Signaturen, die zu den bekanntesten Aspekten der Show wurden: die Regenerationskammern, die spontane Verbrennung, welche unmittelbar nach dem Tod eines Aliens folgt und nur Asche anstatt eines Körpers hinterlässt, die glühende Scheibe, die bei den Menschen eine Hirnblutung bewirkt, wenn gegen die Rückseite des Halses gedrückt wird, die Unfähigkeit der Aliens, Schmerz zu empfinden, sowie das Fehlen von Blut und des damit verbundenen Herzschlages. Und natürlich gibt es den deformierten kleinen Finger, eine Unvollkommenheit, die Vincent sich zu eigen macht, um ihre wahre Identität feststellen zu können.

Fortsetzung folgt …

Quelle:

Copyright © 2013 by Wolfgang Brandt

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