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Im Gespräch mit Geezer Butler, Bassist der Band »Heaven and Hell«

Es ist schon etwas Besonderes, wenn man die Möglichkeit bekommt, einer Heavy Metal Ikone gegenüberzusitzen und ihr einige Fragen stellen zu können. Im Vorfeld des Konzerts der Band »Heaven and Hell« am 06. Juni 2009 in den Hessenhallen Gießen setzte ich alles Mögliche in Bewegung, schrieb E-Mails, telefonierte sehr viel. Es hat sich gelohnt und einer meiner Träume ist in Erfüllung gegangen, einerseits Ronnie James Dio, Tony Iommi, Geezer Butler und Vinny Appice live während des Gigs zu sehen und zu hören, andererseits mit Geezer dieses Interview zu führen.

Wer in diesem Interview Fragen und Antworten zur Black-Sabbath-Zeit sucht, den muss ich leider enttäuschen. Denn man assoziierte in der Vergangenheit Black Sabbath mit Ozzy Osborne und Ozzy Osborne mit Black Sabbath. In diesem Interview stellte ich Fragen zum neuen Album »The Devil You Know« und zur Dino-Ära.


Geisterspiegel: Hallo Geezer, es ist für mich ein denkwürdiges Ereignis, mit einer Heavy-Metal-Ikone ein Interview führen zu können.
Eigentlich war kein neues Studiumalbum geplant. Wie kam es dazu, dass am 24. April 2009 »The Devil You Know« auf den Markt kam?

Geezer Butler: Ursprünglich kamen wir zusammen, um eine Tour im Jahre 2007 zu machen und wir hatten im Laufe der Tour eine gute Zeit, dass wir am Ende des Jahres 2007 das Gefühl hatten, richtig erfolgreich gewesen zu sein. Es war auch das erste Mal, dass wir als »Heaven and Hell« auf Tour gegangen sind. Und da haben wir uns gesagt, dass man dann doch auch ein »Heaven and Hell«- Album zusammen machen könnte. Nach der Tour hatten wir dann drei bis vier Monate Zeit, sodass jeder etwas anderes schreiben konnte, und dann haben wir uns wieder in Los Angeles getroffen. Tony hatte tonnenweise neue Lieder, ich hatte einige, Ronny hatte einige Songs, und dann haben wir sie zusammengeführt, diejenigen herausgepickt, an denen wir arbeiten wollten, und dann hat sich alles recht schnell ergeben. Wir sind dann sofort ins Studio gegangen, haben das Album aufgenommen und sind jetzt auf Tournee, um Werbung für dieses Album zu machen. Es fühlte sich vollkommen normal an, zurück ins Studio zu gehen und dieses Album aufzunehmen.

Geisterspiegel: Was bedeutet eigentlich der Albumtitel »The Devil You Know«?

Geezer Butler: Es ist ein englisches Sprichwort »der Teufel, den du kennst« (vielleicht zu übersetzen mit: Schuster bleib bei deinen Leisten o.ä.) und es bedeutet in etwa, dass die Band zwar »Heaven and Hell« heißen mag, aber eigentlich »Black Sabbath« dahinter steckt. Es ist also so, wie das Sprichwort sagt, dass, wenn man sich nicht sicher ist, ob man der Person trauen kann oder sollte, dann bleibt man besser bei der Person, die man bereits kennt, also bei dem altbekannten Teufel. In gewisser Weise ist dies also nur ein Wortspiel.

Geisterspiegel: Was war der entscheidende Punkt, die Titel in Rockfield/Wales aufzunehmen?

Geezer Butler: Wir sind nach Rockfield eigentlich seit 1969, also seit »Black Sabbath« aus der Taufe gehoben worden war gegangen, denn Rockfield war jener Ort, an dem wir erstmalig zusammengekommen waren und ein gemeinsames Album vorbereitet hatten. Seitdem treffen wir uns dort. Deshalb wollten wir auch ein Studio, wo wir alle zusammen sein können, ein Live-In-Studio. Da es von dieser Art von Studios nur noch wenig in der Welt gibt – und dieses hatten wir 1992 aufgetan – wussten wir , was uns dort erwarten würde. Deshalb treffen wir uns immer wieder gerne dort, da wir uns dort wohl fühlen.

Geisterspiegel: Wie ernst nehmt ihr eure Texte, wie zum Beispiel »Bible Black« oder »Atom and Evil«?

Geezer Butler: Ronny hat die Lieder geschrieben und ich glaube fest daran, dass er sie sehr ernst nimmt, den Ronny nimmt alles, was er macht, sehr ernst.

Geisterspiegel: Die Alben »Heaven and Hell« 1980, »Mob Rules« 1981 oder »Dehumanizer« 1992 beginnen mit schnellem Opener, »The Devil You Know« mit einem schleppenden über 5-minütigen Epos. Warum?

Geezer Butler: Nicht wirklich, es gibt nur zwei wirklich schnelle Lieder auf diesem Album und wir wollten nicht unbedingt mit einem beginnen. Ronny hat die Abspielfolge der Alben zusammengestellt. Und da heutzutage aber die Wichtigkeit der Reihenfolge der Lieder nachgelassen hat, da die Menschen ihre Lieder bei i-tunes laden und ihre eigenen Abspiellisten zusammenstelle, ihnen also eine willkürliche Abfolge angedeihen lassen, macht es wenig Sinn, sich mit dieser Chronologie aufzuhalten. Als wir die anderen drei Alben zusammengestellt haben, da gab es diese Möglichkeiten nicht, da musste man sich noch Gedanken darüber machen. Heute kauft man eine CD, überspielt sie und macht sich seine eigene Reihenfolge, und da ist es egal, welche wir haben wollen.

Geisterspiegel: Fällt euch die gegenwärtige Zusammenarbeit im Vergleich zu früher leichter, ohne dabei auf eure Egos achten zu müssen?

Geezer Butler: Ja, ich glaube schon, dass es deutlich einfach ist, als früher. Früher haben wir uns über Nichtigkeiten zerstritten, dumme Kleinigkeiten, und hinterher wusste man nicht einmal mehr, wieso. Heutzutage treffen wir uns nur dann, wenn wir zusammen Dinge planen und durchführen, wenn wir eine Tour machen wollen. Danach trennen sich unsere Wege wieder. Wir haben diese Touren immer genossen, und dann haben wir auch ein Album gemacht und haben das sehr genossen, dann haben wir die nächste Tour geplant und auch das lief sehr gut. Wir haben uns gegenseitig genug Freiräume gelassen, wir verstehen einander besser, reden viel mehr miteinander, und so kommen wir auch alle viel besser miteinander aus. Ich denke, das hat was mit dem Alter zu tun … es ist jedenfalls eine sehr schöne Zeit. Ronny hat viele Solosachen zu machen, zu denen er hinterher zurückkehren kann, ich habe einige Solosachen, die ich hinterher mache, so auch Tony, und somit hat jeder von uns noch anderes neben unserer gemeinsamen Arbeit, wohin wir zurückkehren. Auch das trägt zu unserem guten Miteinander bei.

Geisterspiegel: Macht es mehr Spaß, zusammenzuarbeiten?

Geezer Butler: Man fühlt sich nicht mehr so unter Druck gesetzt. Früher kam man einfach zusammen, hatte keine Songs geschrieben und musste erst anfangen. Heutzutage haben wir alles fertig, wir wussten, mit welchem Material wir arbeiten konnten, um das Album zu machen, fuhren zusammen ins Studio und haben es aufgenommen. Das macht das Arbeiten viel leichter.

Geisterspiegel: Euer Tourplaner ist für dieses Jahr sehr voll. Ein Konzert jagt das andere. Gibt es für euch manchmal Phasen, wo ihr sagt: Ok, diese Tour noch und dann Schluss!

Geezer Butler: Ich denke, man nimmt es einfach, wie es kommst, und natürlich weiß ich, dass bald die Zeit kommen wird, dass ich das nicht mehr werde machen können. Aber so lange ich es noch machen kann, will ich es auch machen. Und so lange es Menschen gibt, die die Musik hören wollen und man nicht eines Tages auf ein Konzert fährt und nur drei Leute vor Ort sind, so lange sollte man weitermachen. Dann allerdings, wenn es so weit ist, muss man aufhören. Wenn ich merke, dass ich mich unwohl dabei fühle, dann höre ich auf, aber im Moment, so lange mir das Talent dies zu tun noch gegeben ist, tue ich es, schließlich ist das mein Leben.

Geisterspiegel: Wie ist die Resonanz auf das neue Album »The Devil You Know«?

Geezer Butler: Eine überraschend gute Resonanz hatten wir. Ich glaube, es war sogar das erst Album, was wir gemacht haben, was eine positive kritische Resonanz erfahren hat. Denn normalerweise haben die Kritiker gehasst, was wir gemacht haben, egal, was es war. Aber dies scheint durchweg gut zu sein, es verkauft sich auch gut und gleichbleibend gut und ja, wir sind sehr erfreut darüber.

Geisterspiegel: Der Bandname »Heaven and Hell« ist aus dem gleichnamigen Albumtitel entstanden. Wie würdest du aus deiner Sicht den typischen »Dio-Sound« beschreiben?

Geezer Butler: Es ist, ähm, ich meine, Ronny hat eine unvergleichliche Stimme. Er ist ein sehr angesehener Mann in der Musikbranche, und viele junge Bands und auch junge Sänger sagen immer wieder, dass Ronny ihr absolutes Vorbild sei und er ist sehr professionell. Alles was er tut, tut er als Perfektionist. Als wir dieses Album zusammen gemacht haben, da kam e simmer wieder vor, dass er mit neuen Ideen kam. Und wenn man glaubte, dass ein Song fertig sei, dann stellte er alles wieder um und hat es besser gemacht. Das war wirklich großartig, jemanden zu hören, der so mit der Musik lebt. Das ist einfach toll.

Geisterspiegel: Welche Projekte sind nach der Tour in Planung? Wird es ein neues Dio-Album geben?

Geezer Butler: Wir werden sehen, wie diese Tour läuft, und ich denke, danach werden wir uns erst einmal eine Pause gönnen. Ich glaube, Ronny will ein Dio-Album aufnehmen, ich will ein neues Album aufnehmen, Tony wird wahrscheinlich auch eines machen. Und es ist einfach an der Zeit, eine Pause einzulegen, denn die letzten zweieinhalb Jahre waren sehr stressig, wir sind gar nicht richtig zur Ruhe gekommen. Wir waren neun Monate auf Tournee, kamen zurück, gingen direkt ins Studio, dann wieder auf Tournee. Da braucht man einfach eine Pause.

Geisterspiegel: Du bist Bassist der Band. Hast du Vorbilder?

Geezer Butler: Ich habe immer Paul McCartney sehr gemocht, ich habe die Beatles, The Cream und Hendrix sehr geschätzt, ich mag Einiges aus dem Jazzbereich, besonders John Coltran, auch die Pussy Cat Dolls …

Geisterspiegel: Die Pussy Cat Dolls? Wieso?

Geezer Butler: Lady Gaga, ich mag sie, und ich glaube, dass sie eine wirklich gute Band sind. Also im Grund mag ich verschiedene Musikrichtungen.

Geisterspiegel: Wie bringst du Berufung, Beruf und Familie auf einen Nenner?

Geezer Butler: Naja, nach vierzig Jahren, die ich nun schon im Geschäft bin, hat man sich daran gewöhnt. Die Kinder haben sich dran gewöhnt, meine Frau hat sich damit arrangiert und wir haben gelernt, zwischen Beruf und Privatleben zu unterscheiden. Wir sind ja auch nicht unaufhörlich auf Tournee. Normalerweise haben wir vier, fünf oder sechs Wochen, die wir unterwegs sind, dann haben wir vier Wochen frei und können nach Hause fahren, unsere Akkus aufladen, unsere Familien sehen und dies und das machen. Ansonsten wäre dieser Job auch einfach zu hart. Wenn man für lange Zeit nicht bei der Familie ist, das ist hart und wir halten uns immer damit über Wasser, dass wir wissen: Nach vier, fünf Wochen geht es heim und man sieht die Familie.

Geisterspiegel: Geezer, besten Dank für dieses Interview. Ich wünsche euch für den weiteren Verlauf der Tournee alles Gute und viele neue Ideen, damit die Fans auch weiterhin eure Musik hören können.

Geezer Butler: Danke ebenso. Das hoffe ich doch sehr. Vielen Dank.


Mein Dank gilt Larissa Lueters und Anna Walter von der Roadrunner Records GmbH Köln sowie Gunther Lorz vom Burg Herzberg Festival Fulda, die mich bei meinem Vorhaben tatkräftig unterstützten. Ebenso möchte ich mich bei den Tourmanagern der Band »Heaven and Hell« für die außerordentlich freundliche Kontaktaufnahme mit Geezer Butler bedanken.

Copyright © 2009 by Wolfgang Brandt