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Im Gespräch mit Mike Hillenbrand und Christian Humberg

Geisterspiegel: Der Weltraum. Unendliche Weiten … Diese Worte haben Science-Fiction-Geschichte geschrieben. Was bedeutet für euch das Universum, von dem wir bei klarem Nachthimmel nur einen Bruchteil sehen?

Mike Hillenbrand: Ooh … gleich die erste Frage ist ein Treffer, versenkt. Es gibt diesen Hägar-Comic, der zu meinen liebsten zählt. Häger sitzt mit seiner Frau abends auf einer Wiese und betrachtet den riesigen Sternenhimmel. Im ersten Bild. Im zweiten Bild. Im dritten Bild sitzen sie weiterhin unverändert da und Hägar sagt nur: »Ich glaube, heute Abend reicht mir eine Babypizza.« Das trifft es auch bei mir. Der Anblick der unendlichen Weiten macht mich demütig, gläubig und … kleiner.

Christian Humberg: Über das Universum als solches mache ich mir, ehrlich gesagt, keine allzu bedeutsamen Gedanken – zumindest nicht, seit ich der Astronomie-AG meiner alten Schule entwuchs, die ich seinerzeit gern besuchte. Bei fiktiven Universen sieht das allerdings anders aus …

Geisterspiegel: Voller Erwartungen fieberte ich der deutschen Erstausstrahlung von »Morgen ist Gestern« entgegen. Am 27. Mai 1972 war es endlich soweit – mein erster Kontakt mit Star Trek. Wann hattet ihr den ersten Kontakt mit der Kultserie?

Christian Humberg: Ganz ehrlich? Das Wann kann ich gar nicht mehr sagen. Wohl aber, wo. Hinter dem Fernsehsessel im Wohnzimmer meiner Eltern. Ich entsinne mich noch sehr genau, wie ich mich als Kind halb fasziniert (scusi), halb ängstlich hinter diesem versteckte und vorsichtig um die Ecke lugte, wenn im ZDF wieder der Typ mit den spitzen Ohren zu sehen war. Da ich Jahrgang 1976 bin, muss es sich um Wiederholungen gehandelt haben.

Richtig bewusst wurde ich mir der Serie und ihres Überbaus allerdings erst, als Ende der 1980er die Next Generation in Deutschland startete. Seitdem bin ich dabei – und wohin das alles führte, beschreibe ich u. a. im Vorwort zu »TREKminds«.

Mike Hillenbrand: Während ich natürlich zig Jahre älter bin … hust, hust … und das Original bereits sehr schätzte. Für mich gibt es nur eine Enterprise und sie hat keinen verdammten Buchstaben, wie Scotty in »Besuch von der alten Enterprise« sagt. Aber wann ich sie das erste Mal sah? Sicher auch in einer Wiederholung – vier Jahre älter als Christian zu sein, macht da nicht den großen Unterschied.

Geisterspiegel: Ich habe bisher sehr viel über Star Trek gelesen, gesehen und gesammelt. Einmal Fan – immer Fan. Jedoch fühle ich mich nicht als Trekkie. Seid ihr Trekkies?

Mike Hillenbrand: Klar. Trekkie. Trekker. Und Trek-Follower, wie Ralph Sander es mal vorschlug. Und Sympathisant der Szene, wie amazon.de mal über mich schrieb. Wenn wir Papst sind, bin ich Star Trek. Nicht nur. Aber auch. Egal, mit welchem Namen du es bezeichnest.

Christian Humberg: In meinem Fall kannst du ruhig beim Trekkie bleiben. Ich bin Fan, an erster und oberster Stelle. Mit (fast) allem, was dazugehört. Inhaltlich konnten mich Voyager und Enterprise zwar nie ganz überzeugen, den Rest des Trekkieversums mag ich aber mindestens so sehr, wie ich ihn gut kenne.

Natürlich verdiene ich mit Star Trek inzwischen einen Gutteil meiner Brötchen (etwa indem ich den »Star Trek Communicator« der Space Contact GmbH, die bei CrossCult erscheinenden Romane zum Franchise und das Spiel »Star Trek Expeditions« für Pegasus Spiele übersetze), aber das kann ich, weil ich mir ganz im Sinne des to boldly go 2007 mein Hobby zum Beruf gemacht habe.

Geisterspiegel: Es ist einfach faszinierend, wie sich in all den Jahren das Phänomen Star Trek entwickelt hat. Was fasziniert euch an diesem Phänomen?

Christian Humberg: Viel. Der philosophische Unterbau einer klassen- und schrankenlosen Gesellschaft Gleichgesinnter, die sich des Wissensgewinns verschreibt. Das UMUK-Prinzip. Das Fandom. Und und und.

Mike Hillenbrand: Die Fans. Eindeutig. Ich mag Menschen, die aktiv sind, denn ich kenne zu viele Couchpotatoes, die sich nur berieseln lassen. Ob Trekdinner, Fanzines, Filmprojekte, Rollenspiele, Mini-Conventions – die Kreativität, die Begabungen und die Einstellung, mit denen Fans ihre Liebe an Star Trek ausleben, ist für mich tatsächlich das Größte.

Geisterspiegel: Was war für euch der ausschlaggebende Impuls, »TREKminds« zu schreiben und über den noch jungen Verlag iFuB zu vertreiben?

Christian Humberg: Das ist wohl eher eine Frage für den Herrn Verleger. 🙂

Mike Hillenbrand: Hört, hört. Ok. Letztens hat mich jemand bei einer Lesung gefragt, ob wir »TREKminds« im eigenen Verlag veröffentlicht haben, weil niemand das Buch sonst veröffentlichen wollte. Das bemerkte ich mal wieder, wie naiv ich eigentlich bin. Mir war bis dahin nie in den Sinn gekommen, dass man das eventuell so sehen könnte. Es ist tatsächlich und glücklicherweise überhaupt nicht so! Ich bin in der glücklichen Lage, für diverse Verlage und Firmen arbeiten zu dürfen und habe wie Christian kaum Lücken in den Auftragsbüchern. Aber »TREKminds« war ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Davon gab es in der Vergangenheit einige, z. B. »Dies sind die Abenteuer – 40 Jahre Star Trek«, um nur eines zu nennen. Diese Art von Projekten möchte ich so realisieren, wie sie mir vorschweben, nicht von fachfremden Verlagsangestellten glattbügeln lassen. Die haben natürlich das Recht dazu, aber manch einen Kompromiss bei manch einem Projekt bin ich nur sehr ungerne eingegangen, wenn mir das Projekt wichtig war. Das ging mir genauso wie vielen anderen Autoren, die ich zu meinen Freunden zählen darf. iFuB wird solche Herzblutprojekte veröffentlichen, die sich an der Vision der Autoren orientieren, nicht unbedingt an der größtmöglichen Gewinnmaximierung. Für einen großen Verlag ist das natürlich wichtig, aber der kleine Verlag in Farbe und Bunt (iFuB) produziert kaum Kosten, die es wieder einzuspielen gilt. Dafür verdient man bei iFuB nur, wenn sich das Produkt verkauft, und man verkauft wahrscheinlich ein paar Exemplare weniger als bei einem Verlag mit etablierten und funktionierenden Vertriebswegen. Aber wem sein Projekt so am Herzen liegt, dass er diese Bedingungen akzeptiert, der ist bei uns genau richtig. Und immerhin: Ein bisserl was verstehen wir ja auch vom Vertrieb und erreichen die Zielgruppe wahrscheinlich schon. 🙂

Geisterspiegel: Liest man »TREKminds« von Kapitel zu Kapitel, stellt man fest, dass ihr sehr viele persönliche Eindrücke und Begegnungen verarbeitet habt, Macher von Star Trek und Fans zu Wort kommen lasst. Wie umfangreich war eure Recherche zu »TREKminds«?

Christian Humberg: Das Schöne an dieser Arbeit war, dass ich eigentlich schon immer dafür recherchierte. Unbewusst. Auf jeder Con, bei jedem trekkigen Fernsehabend. Aber natürlich bedeutete »TREKminds« noch viel Arbeit für uns. Termine und Gespräche mit Schauspielern und anderen Trek-Schaffenden mussten arrangiert, durchgeführt und ausgewertet werden, Themen mussten intern besprochen und Konzepte auf ihre Tragbarkeit abgeklopft werden.

Mike Hillenbrand: Für mich war die größte Arbeit tatsächlich die Verlagsarbeit, nicht die Recherche. Wie Christian es sagt, recherchierten wir bereits unser ganzes – naja fast – Leben lang für dieses Buch. Herzblut. Siehe auf deine Frage zuvor. Deshalb war es uns ja wichtig, dass es genau so erscheint.

Geisterspiegel: Im Werk nimmt J.J. Abrams einen gewichtigen Platz ein. Ihr selbst macht in »TREKminds« Andeutungen, platziert perfekt Hinweise und Querverweise auf Charaktere außerhalb von Star Trek. Wieviel J.J. Abrams steckt in euch?

Christian Humberg: Wie ich bei unserer Premierenlesung auf der Buchmesse Leipzig schon sagte: Abrams ist kleiner, schlanker und deutlich nervöser als ich. Außerdem hat er mehr Geld. Von daher … 🙂 Aber er machte auf mich den Eindruck eines Kreativen, der wirklich für seine Projekte brennt. Das, wiederum, ist eine Eigenschaft, die ich seeehr gut kenne.

Mike Hillenbrand: Mir gefällt viel von dem, was er macht. Aber momentan sehe ich auch fundamentale Unterschiede. Der Kirk, den ich kenne, hätte Nero gerettet und nicht ins schwarze Loch zurück gebombt. Egal, was der gesagt hätte. Ich muss mich noch etwas an Abrams gewöhnen, schätze ich, obwohl ich den 11. Film insgesamt wirklich äußerst gelungen finde.

Geisterspiegel: Philosophisches Herangehen an Thematiken wie zum Beispiel Heldentum, Bewahrung der Menschenwürde oder Kameradschaft durchziehen euer jüngstes Baby wie ein roter Faden. Inwieweit lasst ihr euch von unserer Gesellschaft assimilieren? Oder bewahrt ihr euch im täglichen Leben eure Identität und Individualität?

Mike Hillenbrand: Individualität ist alles! Konformität hilft manchmal und ich verdamme es nicht per se. Aber der einzelne Mensch zählt, der einzelne Gedanke. Möglichst viele, möglichst verschiedene. Ich bemühe mich täglich, kein Schaf zu sein, auch wenn ich es ablehne, Wolf sein zu wollen. Das ist es auch, was ich an anderen Menschen respektiere: Individualität ohne größtmögliche Aggression, nur so kann ein Miteinander funktionieren, oder?

Christian Humberg: Man kommt nicht darum herum, sich in gewissen Aspekten des Alltags von der Masse assimilieren zu lassen – und daran ist auch nichts Schlechtes. Jede Form von Gemeinschaft braucht Kompromisse und Übereinstimmungen, um zu funktionieren. Und wer nicht zum Mitgefühl fähig ist, ist meines Erachtens zu sehr wenig fähig. Aber, wie wir im Kapitel Wellenreiter ausführen, liegt ein nicht minder großer Teil der Stärke einer Kultur in ihrer inneren Vielfalt. In den verschiedenen Farben, die ihr Gesamtbild auszeichnen. Ich bin gern Farbe.

Mike Hillenbrand: Und ich bin bunt. Zusammen sind wir in Farbe und Bunt. HA! – Sorry, could not resist.

Geisterspiegel: Im Kapitel Star Trek und die Wissenschaft offeriert ihr dem Leser, dass die Entwicklung von Techniken unserer Zeit nicht allzu weit entfernt von denen in Star Trek sind. Was sollte in Hinblick auf Moral und Ethik eurer Ansicht nach unerforscht bleiben, um nicht eines Tages mit unerwarteten Wendungen konfrontiert zu werden?

Christian Humberg: Ach du gute Güte … Fässer ohne Boden. Die Frage ist m. E. so komplex (und verleitet mich als politisch interessierten Menschen derart zum Reden schwingen), dass ich ihr im Rahmen dieses Interviews nicht ansatzweise gerecht werden könnte. Belassen wir es einfach bei einem überzeugten Viel. Oder, Mike?

Mike Hillenbrand: Hey, mich darfst du nicht fragen, ich habe schon Fusseln am Mund, weil ich schon alle zugetextet habe. Von daher, ja, ich schließe mich an.

Geisterspiegel: Welches wichtige und geile Projekt werdet ihr als Nächstes in Angriff nehmen?

Christian Humberg: Uff. Wie lange hast du Zeit? 🙂

Ich habe gerade die Übersetzung des »U.S.S. Enterprise Owner’s Workshop Manual« für den Heel Verlag beendet. Das Buch ist in Amerika bei Haynes erschienen und ein technisch-historischer Querschnitt durch alle Schiffe der Enterprise-Linie, quasi eine populärwissenschaftliche, leichtere Version des allseits beliebten »Die Technik der U.S.S. Enterprise« aus den 1990ern. Es erscheint im Sommer.

Abgesehen davon habe ich mit meinem Kollegen Bernd Perplies eine spannende und witzige Fantasy-Romanserie für Kinder konzipiert und verfasst. Die ersten beiden Bände erscheinen im Juli bei SchneiderBuch und werden, wie wir hoffen, jungen und nicht mehr ganz so jungen Lesern gleichermaßen gefallen. Danach geht’s im Halbjahresrythmus mit neuen Abenteuern weiter – nähere Infos und Leseproben gibt’s Ende des Monats auf www.christian-humberg.de.

Darüber hinaus bin ich nach wie vor mit den Trek-Romanen bei CrossCult beschäftigt, deren Programmpunkte ich auf der FedCon XX moderieren durfte. Neben den Deep-Space-9-Titeln, die ich im Alleingang übersetze, steuere ich derzeit auch wieder einen Beitrag zur beliebten Vanguard-Romanserie bei.

Zudem hat mein Alter Ego Simon Borner kürzlich erneut bei Bastei zugeschlagen, wo im Mai »Die zweite Unendlichkeit« (Professor Zamorra Band 965) und »Tachyonen-Exil« (Sternenfaust Band 165) aus seiner Feder erscheinen werden. Wenn das passiert, sitze ich aber schon längst an »In Gothams Schatten«, einem neuen Gruselkrimi, der im Herbst als Hardcover herauskommt. Du siehst: Meine Tage sind lang. Aber sie sind nie langweilig

Mike Hillenbrand: Mensch, bist du gut im Ablenken, Christian. Respekt. Also, es gibt da schon ein geiles Projekt, das noch in diesem Jahr kommen wird. Abgesehen natürlich von den nicht minder geilen Projekten meines geschätzten Mit-Autoren … lacht. Aber dieses eine Projekt ist bemerkenswert geil, wenn ich das mal so sagen darf. Naja, jetzt sollte ich auch ablenken. Hey, Wolfgang, hast du einen Weihnachtsbaum …?

Geisterspiegel: Ich bedanke mich für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen. Möge die Macht mit euch sein! Sorry – falsches Thema. Setzt einfach euren nächsten Kurs auf … den Stern dort … einfach geradeaus.

Christian Humberg: Zweiter Stern von rechts, dann geradeaus bis zum Morgen. Das meintest du, oder? 🙂 Und: Danke, du auch.

Mike Hillenbrand: Ich bin auch Peter Pan-Fan, danke. Ach? Den meintest du gar nicht? Wie soll ich DAS denn wissen? 😉

Copyright © 2011 by Wolfgang Brandt


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