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Die Schreckensherrschaft der Reno-Bande – Teil 5

Zwei Überfälle – Ein Erfolg

Am 22. Mai 1886 überfiel die Reno-Bande dieses Mal in Marshfield, Indiana, circa 17 Meilen südlich von Seymor einen Zug. Die Ausgabe des New Albany Ledger vom 23 Mai berichtete: »Der letzte Nachtzug der Jefferson, Madison & Indianapolis Railroad verließ Jeffersonville, Indiana, um 21:30 Uhr und fuhr in nördliche Richtung. Um 23:00 Uhr hielt der Zug in Marshfield, um Wasser und Holz aufzunehmen. Der Lokführer und der Heizer sahen, wie eine Gruppe von 12 Männern aus der Dunkelheit des dicht bewaldeten und sumpfigen Gebietes hervorkamen. Das Eisenbahnpersonal wurde schnell überwältigt, die Lok und der Adams Express Waggon vom Rest des Zuges abgekoppelt und damit unter Volldampf in Richtung Seymour gefahren.
Vier der Banditen drangen in den Expresswagen ein. Der Kurierbote, welcher sich im Waggon befand, feuerte einige Schüsse aus seiner Pistole auf die Männer ab, welche jedoch wirkungslos blieben. Die Banditen überwältigten ihn und warfen den Boten aus dem Waggon. Am nächsten Morgen wurde er halb tot auf dem Eisenbahndamm gefunden …«
Die Outlaws nahmen sich viel Zeit, um den Tresor zu öffnen. In ihm fanden sie geschätzte 96.000 Dollar in Staatsanleihen und Bargeld. Mit dem Zug fuhren sie ungefähr 6 Meilen südlich von Seymour bis zum Muscatatuck River, wo am Flussufer der Rest der Bande bereits mit Pferden wartete. Die Beute wurde geteilt sowie beschlossen, sich zu verstecken. Frank Reno, Charlie Anderson, Albert Perkins, Michael Rogers und Miles Ogle gingen nach Windsor, Canada. Sim Reno and William Reno hingegen verschlug es nach Indianapolis, da sie ihrer Spielsucht nachgehen wollten.

Nicht alle Mitglieder der Reno-Gang waren an diesem Überfall beteiligt. John Moore, Henry Jerrell, Frank Sparks, Val Elliott, Charlie Roseberry und Theodore Clifton überfielen am 10. Juli 1868 einen O&M-Zug in der Nähe von Brownstown. Der ehemalige Lokführer Moore traf mit dem aus seiner aktiven Zeit bei der O&M bekannten James Flanders, ebenfalls ein Lokführer, eine Vereinbarung, dass dieser ihn beim Überfall unterstützen solle und dafür einen Anteil an der Beute bekommen würde.
Als in den frühen Morgenstunden der O&M-Zug aus Richtung Brownstown kommend einen ungeplanten Halt machte, um Wasser aufzunehmen, überfielen 5 Outlaws den Zug. Ungefähr 1,5 Meilen östlich von Brownstown wechselten Moore und Flanders wie abgesprochen die Plätze, Moore koppelte die Lok und den Adams Express Waggon ab. Moore, Jerrell, Sparks, Elliott and Roseberry drangen in den Expresswagen ein. Ihnen war jedoch nicht bekannt, dass Flanders seine Vorgesetzten und der Detektei Pinkerton über das Abkommen mit Moore informierte. Eine wilde Schießerei folgte im Inneren des Waggons, bei der alle Eindringlinge außer Roseberry verwundet wurden. Sie sprangen aus dem Zug und eilten zu Clifton, der mit den Pferden auf sie wartete. Elliott konnte dem schnellen Galopp seiner Kumpanen aufgrund seiner Verletzung nicht folgen und wurde festgenommen. Im Gefängnis stellte er den Pinkerton-Leuten Informationen zur Verfügung, die sie zu seinen Partnern führen würden. Am nächsten Tag ergriffen die Lawmen Clifton und Roseberry in der Nähe von Rockford und brachten sie in das Gefängnis von Seymour. In der Nacht vom 20. Juli 1868 überführte man die drei Banditen in Begleitung von Beamten in das County Jail nach Brownstown per Eisenbahn. Ein Mann, der eine rote Laterne hin und her schwenkte, stoppte den Zug ungefähr drei Meilen westlich von Seymour. Als dieser anhielt, war er binnen kürzester Zeit von einer großen Menschenmenge mit roten Masken umstellt. Mitglieder des Jackson County Vigilance Committee überrumpelten die Bewacher, ergriffen die Gefangenen und hängten sie an einem starken Ast einer nahegelegenen Buche auf.

Nachdem ihre drei Kumpanen gelyncht worden waren, verfolgten die Behörden Jerrell, Moore und Sparks bis nach Coles County, wo die drei gefangen genommen wurden. Auch sie sollten mit dem Zug nach Seymour gebracht werden, doch die Pinkertons hatten Angst davor, dass das gleiche Schicksal den Gefangenen ereilen würde wie den anderen zuvor, und entschieden, die Gefangenen mit einem Lastwagen zu überführen.
Als der Lastwagen an die gleiche Überfahrt kam, an welcher der O&M-Zug gestoppt worden war, näherte sich ihm eine Gruppe mit langen roten Bandanas. Alle drei Outlaws vermuteten, dass sie der Judge Lynch zum Opfer fallen würden. Auch sie hängte man an der großen Buche auf. Die Bemühungen der Pinkerton-Leute, dieses zu verhindern, schlugen fehl.
Seit diesem Tag ist diese Stelle als Hangman’s Crossing bekannt geworden. Die zwei Lynch-Aktionen zeigten auf, dass kein Bedarf an Verhandlungen bestand, damit die Zugräuber nicht zu leicht davonkamen. Einige Leute schlugen vor, dass Allan Pinkerton sich für das Lynchen einsetzen solle. Ob er dies tat oder nicht, ist nicht überliefert. Er wusste jedoch, dass seine Arbeit noch nicht erledigt worden war. Die Renos mussten bestraft werden.

Text- und Bildquellen:

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