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John Sinclair Edition 2000 – Folge 79

Bei der Bestattung einer Prostituierten auf dem Brompton Cemetery werden die Trauergäste von Ratten attackiert. Die Eltern der Frau kommen dabei ums Leben. John Sinclair und Suko sollen sich um den Fall kümmern. Der Zuhälter der Verstorbenen, Bully Cardigan, verrät ihnen, dass Charlotte Cochran einen Bruder hat, der in einer Nervenheilanstalt untergebracht ist und sich schon immer stark zu Ratten hingezogen fühlte. John und Suko statten Roy Cochran einen Besuch ab, erhalten jedoch keine zufriedenstellenden Auskünfte. Dafür verhält sich die leitende Ärztin Dr. S. Gardener sehr auffällig. Dennoch müssen die beiden Geisterjäger die Psychiatrie unverrichteter Dinge wieder verlassen. Als sie jedoch am Brompton Cemetery vorbeifahren, springt plötzlich eine Ratte direkt vor Johns Bentley. Sinclair und Suko steigen aus, um zu sehen, woher die Ratte so plötzlich gekommen ist. Was sie jedoch auf dem Friedhof entdecken, lässt selbst den hartgesottenen Geisterjägern das Blut in den Adern gefrieren …

Kurz vor der lange erwarteten Vertonung der legendären Kreuz-Trilogie dürfen John Sinclair und die Hörer in dieser Episode noch einmal tief Luft holen. Stellas Rattenkeller ist eine atmosphärische Folge ohne Bezug zum roten Faden und mit einem originellen und bemerkenswerten Plot. Der durchschnittliche Roman aus dem Jahr 1982 wurde modernisiert und angepasst, sodass es zu diversen aber unumgänglichen Änderungen gekommen ist. Der Roman selbst ist eine inoffizielle Fortsetzung eines anderes Ratten-Romans, in dem ein Mann namens Rocky Koch dem Geisterjäger das Leben schwer machte. Da besagtes Abenteuer in der Hörspielserie ausgespart wurde, wurde Rocky Koch zu Roy Cochran, dem schwachsinnigen Bruder der Prostituierten Charlotte. Deren Beerdigung findet im Roman sehr viel später statt. Vielmehr beginnt die Geschichte ursprünglich mit der Szene, in der John und Suko eine Ratte vor den Bentley fliegt. Die Vertonung ist da allerdings deutlich schlüssiger und glaubwürdiger aufgebaut. Weniger glaubwürdig ist jedoch, dass eine einfache Sekretärin mal eben die Aufgaben des Superintendenten Sir James Powell übernimmt, weil dieser im Urlaub ist. Dafür ist Glenda Perkins, gesprochen von Ilya Welter, viel präsenter als im Roman, obwohl sie größtenteils Telefondienst macht. Vermutlich wollen die Macher nach Jane Collins eine neue weibliche Hauptrolle etablieren. In dieser Folge ist übrigens noch einmal kurz Karlheinz Tafel als Sir James zu hören. Definitiv einer seiner letzten Auftritte, die er vor seinem tragischen Tod aufgenommen hat. Die Sprecher sind größtenteils sehr gut ausgewählt worden. Mit Thomas Petruo, Hans Teuscher, Erik Schäffler, Uli Krohm und Jürgen Holdorf sind auch wieder jede Menge bekannter Stimmen vertreten. Frank Glaubrecht, Martin May und Alexandra Lange haben erneut eine hervorragende Arbeit geleistet. Simona Pahl klingt als herrische Mutter jedoch sehr gewöhnungsbedürftig. Musik und Effekte erfüllen den gewohnten Standard, was von der Handlung jedoch nicht immer behauptet werden kann. Das beginnt bereits mit den ersten Rattenmorden, die erstaunlich harmlos geschildert werden. In einem Nebensatz wird lediglich lapidar erklärt, dass die Opfer zerfetzt wurden. Wie bereits im Roman, so wird auch im Hörspiel eine natürliche Erklärung für den Spuk herangezogen, was einerseits einen originellen Ansatz darstellt, andererseits aber ziemlich haarsträubend ist. Eine Schar Ratten mit einer Flöte zu kontrollieren, frei nach dem Märchen Der Rattenfänger von Hameln, ist schon recht starker Tobak. Und die konstruierte Psycho-Handlung, nebst skelettierter Mutter im Lehnstuhl, macht die Angelegenheit nicht unbedingt besser. Kenner der Serie werden sich vermutlich die Frage stellen, weshalb Suko am Ende nicht den Stab des Buddha zückt, um das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden. Stattdessen haben die Geisterjäger einfach nur viel Glück. Daher kommt das Finale auch sehr abrupt und wirkt außerdem äußerst konstruiert. Nichtsdestotrotz kann man der Produktion eine gewisse Gruselatmosphäre nicht absprechen. Dennoch wird der Hörspaß durch viele kleine Patzer getrübt. Gerade aus den Ratten-Attacken hätte man mehr machen können. So originell und bemerkenswert der Plot auch sein mag, so richtig funktionieren will die Story hier nicht. Immerhin stellt die Geschichte eine gelungene Abwechslung zur üblichen Dämonenhatz dar.

Das Titelbild zu dieser Folge gehört zu den besten der gesamten Serie überhaupt. Ein sehr stimmungsvolles Motiv in einem geradezu klassischen Ambiente. Die Szene kommt im Hörspiel fast genauso vor wie hier dargestellt.

Fazit:
Stimmungsvolles Gruselhörspiel zwischen Tierhorror und Psychothriller. Nicht die gewohnte Sinclair-Kost, aber immerhin eine gelungene Abwechslung zu den üblichen Dämonenjagden.

Copyright © 2013 by Florian Hilleberg

 

Jason Dark, Dennis Ehrhardt
Stellas Rattenkeller
John Sinclair Edition 2000
Folge 79
Lübbe Audio, Köln, Januar 2013
Audio-CD, Horror
55 Minuten, 7,99 Euro
ISBN: 9783785747018
Titelillustration
von Manuel

www.luebbeaudio.de