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Im Gespräch mit Helen B. Kraft

2012 hat der vorher eher auf regionale Autoren und Themen sowie Künstlerbücher spezialisierte Kleinverlag Machandel sein Programm um Phantastik erweitert. Mit zu den ersten Autoren, deren Bücher hier ein Heim gefunden haben, zählt Bianca Schütz, die im September 2012 unter ihrem Pseudonym Helen B. Kraft den Urban Fantasy/Romantasy-Roman Höllenjob für einen Dämon veröffentlicht hat. Für Kraft ist es der erste Roman.

Zu dessen Inhalt (Klappentext des Verlags):

Die Hölle ist ungemütlich, selbst für Dämonen. Shatan kann ein Lied davon singen. Sein Verhältnis zur Höllenfürstin Luzifer ist nicht gerade das Beste. Aus purer Schikane dreht Luzifer ihm den denkbar schlimmsten Job an. Shatan soll ihre Tochter in die Hölle holen. Lebendig und unberührt. Doch die Sache hat einen Haken. Oder auch mehrere.
Die reizende Evangelina ist in einem katholischen Waisenhaus aufgewachsen und ahnt nichts von ihrer Herkunft. Deshalb kann sie nicht einfach in die Hölle zwangsverfrachtet werden. Shatan muss sie dazu bringen, ihm freiwillig zu folgen. Nur – wer geht schon freiwillig in die Hölle?
Als wäre das nicht genug, hat auch der Himmel schon spitzgekriegt, was unten auf der Erde läuft, und Erzengel Gabriel geschickt, um die junge Dame vor der Hölle zu retten. Gabriel, ganz Krieger, denkt pragmatisch: Wenn er Evangelina tötet, kommt sie sofort in den Himmel. Shatan muss sie also vor seinem himmlischen Kollegen schützen. Und vor sich selbst, denn Evangelina ist zum Anknabbern schön.

Ein wahrhaft höllischer Job für einen Dämon!


Geisterspiegel: Hallo Helen. Könntest du dich den Lesern, denen du noch kein Begriff bist, ein wenig vorstellen?

Helen B. Kraft: Aber gerne. Ich wohne und lebe seit 33 Jahren in der Brüder Grimm Stadt Hanau. Schon als kleines Mädchen wollte ich unbedingt meiner älteren Schwester nacheifern und Geschichten schreiben. Was anfangs damit begann, meiner kleinen Schwester Gutenacht-Geschichten zu erzählen, wurde später zur fixen Idee und wohin mich die geführt hat, sieht man ja.

Geisterspiegel: Mit Höllenjob für einen Dämon ist 2012 dein Debütroman im Machandel-Verlag erschienen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Helen B. Kraft: Ich kenne die Verlegerin Charlotte Erpenbeck aus dem Forum des Tintenzirkels. Sie hat mir bei einem anderen Projekt sehr bei der Erstellung eines Exposés geholfen und damals schon Interesse an dem alten Skript gezeigt. Da ich das Projekt auf Eis gelegt hatte, kam es aber nie dazu. Später, der Höllenjob war geschrieben, bot ich ihn verschiedenen namhaften Agenturen an, die zwar meinen Stil mochten, aber fanden, die Zeit der Dämonen und Romantasy sei vorbei. Also beschloss ich, es bei einem Kleinverlag zu versuchen und da war der Machandel-Verlag meine erste Wahl.

Geisterspiegel: Deine Interpretation christlicher Mythen ist … sagen wir mal ungewöhnlich, beispielsweise ist Luzifer eine Frau und hat auch noch ein Kind mit Gott. Hast du trotz dieser Freiheiten viel über das „Drumherum“ recherchiert? Oder hast du dich ganz auf deine Fantasie verlassen?

Helen B. Kraft: (lacht) Jain. Ich bin (mehr oder weniger) christlich erzogen. Kommunion, Firmung, das volle Programm. So hatte ich zumindest das entsprechende Grundwissen. Dennoch musste ich noch einige Dinge recherchieren, zumal ich ja viele als gegeben hingenommene Fakten ins Umgekehrte verdrehe (Luzifer als Frau, Bibel als Fehlinterpretation etc.) und der Religionsunterricht schon ein paar Tage her ist. Trotzdem bleibt ein Großteil dessen, was ich geschrieben habe, meiner Fantasie geschuldet.

Geisterspiegel: Warum hast du dich entschieden, für Höllenjob für einen Dämon auf ein Pseudonym zurückzugreifen?

Helen B. Kraft: Ich finde einfach, dass mein Klarname nicht zu Fantasy-Romanen passt. Ein Name wie Helen B. Kraft klingt in Verbindung mit Phantastik eindeutig griffiger als Bianca Schütz. Außerdem – man soll sich ja hohe Ziele setzen – hoffe ich, vielleicht auch irgendwann international bekannt zu werden und dann wird das Pseudonym eindeutig leichter auszusprechen.

Geisterspiegel: Du veröffentlichst Rezensionen, inzwischen ist dein Höllenjob für einen Dämon selbst zum Gegenstand vieler Rezensionen und Leserkommentare geworden. Ist das seltsam für dich? Hat das Einfluss auf deine eigenen Rezensionen?

Helen B. Kraft: Eigentlich nicht. Die Romane, die ich auf meinem Blog bewerte, gehören fast ausnahmslos zu Autorenkolleginnen, die ich im Laufe meiner Schreibtätigkeit die Ehre hatte, kennenzulernen. Ich habe aber schon oft auf anderen Internetplattformen Buchbesprechungen veröffentlicht und gelesen. Da ich mit einem Dreizeiler nicht viel anfangen kann, gehört es für mich immer schon dazu, ein Buch ausführlich zu bewerten. Daran hat sich auch jetzt nichts geändert. Ich bin dabei immer so ehrlich wie möglich, und auch wenn mir ein Roman nicht gefallen hat, sage ich das, allerdings mit der Begründung warum. Als Autorin weiß ich, wie demotivierend es sein kann, wenn man ein »das ist schlecht« vor den Latz geballert bekommt, ohne zu wissen, was genau denn nun schlecht ist. Es kann ja auch einfach nur sein, dass man nicht den Geschmack des Lesers trifft, von daher finde ich Pauschalisierungen einfach nur schwierig.
Aber ich gebe zu, als die erste Rezension online kam, ist mir das Herz ganz schön in die Hose gerutscht und ich musste erst ein paar Mal tief durchatmen, ehe ich sie lesen konnte.

Geisterspiegel: Dein aktuelles Projekt Bestien über Bestien in Menschengestalt ist während des NaNoWriMo entstanden.1  Welche Vorteile siehst du darin, ein solches Projekt zum Schreiben eines ganzen Romans zu nutzen? Willst du auch 2013 wieder mitmachen?

Helen B. Kraft: Der NaNo hat seine eigene Dynamik und reißt mich einfach jedes Jahr wieder mit. Ich wachse über mich hinaus und schaffe in 30 Tagen, wofür ich sonst weit länger benötigen würde. Einen großen Anteil hatte bislang für mich der Tintenzirkel, da ich dort unter Gleichgesinnten schreiben kann und wir uns gegenseitig anfeuern.
Die Bestien waren nie als wirklicher Roman gedacht, sondern eher ein Funprojekt, dass ich für mich schreiben wollte. Im Forum hat er jedoch großen Anklang gefunden, dass ich mich auch nach dem NaNo damit auseinandergesetzt und das Manuskript beendet habe.
Die Bestien sind auch nicht mehr mein aktuelles Projekt. Ich schreibe derzeit am zweiten Band eines Vierteilers (Dhraden), die alle in sich abgeschlossen, aber einen roten Faden haben, der sich bis zum letzten Band ziehen soll. Eine echte Herausforderung. (lacht)

Was den NaNo 2013 angeht, kann ich das noch nicht endgültig beantworten. 50.000 Worte in 30 Tagen bedeuten auch eine Menge Stress, und obwohl ich damit ganz gut zurechtkomme, muss ich ein wenig auf meine Gesundheit Rücksicht nehmen. Dazu kommt, dass ich noch nicht sicher bin, falls ich wieder am NaNo teilnehme, ob ich das in der Form machen kann, wie bisher. Es gab im vergangenen Jahr ein paar Stolpersteine, die mir ein wenig die Freude am NaNo genommen haben. Aber bis November ist noch lange hin, bis dahin kann sich einiges ändern.

Geisterspiegel: Weshalb hast du dich dafür entschieden, eine phantastische Schreibrichtung einzuschlagen? Und könntest du dir auch vorstellen, dich mal in einem ganz anderen Genre auszuprobieren?

Helen B. Kraft: Ich schreibe wie ich lese, also schreibe ich auch, was ich lese. Ich war schon immer ein Fantasy-Fan und werde es wohl auch bis zum Ende meiner Tage bleiben. Allerdings habe ich auch schon Ausflüge in den Bereich Thriller unternommen. Mein Hide & Seek – Der Schlächter ist zum Beispiel ein solches Projekt. Zwar habe ich darin Mystery- und Steampunk-Elemente verwendet, aber es bleibt dennoch ein Thriller, was mich zu der gewagten Aussage verleitet, dass ich durchaus auch Thriller im heutigen Kontext schreiben könnte.

Geisterspiegel: Ich habe gelesen, dass unter anderem World of Warcraft zu deinen Hobbys gehört. Was fasziniert dich daran? Eignet sich das auch zur Inspiration? 😉

Helen B. Kraft: Definitiv! Ein Teil meiner Dhraden-Welt des aktuellen Projektes ist nur entstanden, weil ich währenddessen das Addon Cataclysm gespielt habe. Ich habe mich zwar bemüht, meine Kreaturen vollkommen anders agieren und aussehen zu lassen, aber inspiriert hat mich WoW dabei sicher. Ich finde das Zusammenspiel unterschiedlicher Kreaturen, der Geist des gemeinsamen Agierens und vor allem die netten Menschen, die ich durch das Spiel kennengelernt habe, als sehr inspirierend und faszinierend.

Geisterspiegel: Deinem Dämon Shatan kann man nicht nur im Roman, sondern auch in einer veröffentlichten Kurzgeschichte namens Die Sünderin (in Thunderbolt Golem 94) begegnen. Wird es für seine Fans weitere Möglichkeiten geben, ihm in Kurzgeschichten oder kommenden Romanen zu begegnen?

Helen B. Kraft: Wer weiß? (lacht) Es wurden schon einige Anfragen an mich herangetragen, eine Fortsetzung zu schreiben. Insbesondere Lilith scheint es den Fans angetan zu haben. Aber auch vereinzelte Nachfragen nach einem Prequel hat es bereits gegeben. Noch ist nichts geplant, wobei die vage Idee einer Fortsetzung durchaus in meinem Kopf herumgeistert. Wer sich für eine Fortführung des Romans interessiert, sollte sich vielleicht direkt an Machandel wenden. Die E-Mailadresse meiner Verlegerin ist *hüstel, hüstel*. Naja, kleiner Spaß.

Geisterspiegel: Gibt es noch etwas, was du immer schon gesagt haben wolltest? 🙂

Helen B. Kraft: Da der Höllenjob mein Debüt ist, bekam ich vorher noch nicht wirklich die Gelegenheit, jemals meinen Fans zu danken – ganz einfach deshalb, weil ich außer einer Handvoll Betalesern keine Fans hatte (von meiner besseren Hälfte mal abgesehen). Deshalb möchte ich das gerne hier tun und mich bei allen Lesern von Höllenjob für einen Dämon bedanken. Die Verkaufszahlen haben mich positiv überrascht und zeigen mir, dass meine Idee gut ankommt. Ich würde mich natürlich noch mehr freuen, weitere Rezensionen auf den Anbieter-Seiten zu finden (lacht), aber ich will nicht zu gierig erscheinen. Falls ihr allerdings eine passende Location für eine Lesung wüsstet, lasst es mich wissen!

Geisterspiegel: Vielen Dank für das Interview!

Helen B. Kraft: Ich habe zu danken. Die Fragen zu beantworten, hat großen Spaß gemacht!


Quellen:

Copyright © 2013 by Alessandra Ress

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  1. Beim NaNoWriMo (National Novel Writers Month) handelt es sich um ein 1999 in den USA ins Leben gerufenes Schreibprojekt, das inzwischen international jeden November zahlreiche Anhänger findet. Ziel ist es, innerhalb des Monats einen kompletten Roman von mindestens 50.000 Zeichen von Anfang bis Ende zu schreiben.