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Mythos Vampir – Teil 3

Slawische Vampire

Die Bedeutung der frühesten griechischen Verweise auf vampirischen Kreaturen wird oft unterschätzt, aber die Griechen haben uns viel von den ersten schriftlichen Überlieferungen über solche unheilige Wesen gegeben, welche weit in das erste Jahrhundert zurückgehen.

Wie bei den Vrykolakas ist der slawische Einfluss entscheidend für die Entwicklung der griechischen Vampirlegenden, obwohl bei den frühen Slawen kaum etwas über die schriftliche Überlieferung der reichhaltigen Geschichte bekannt sein dürfte. Doch sind es gerade diese Träger des Vampirmythos, welche letztendlich in unseren schlimmsten Albträumen Einzug halten. Slawische Menschen waren es, die maßgeblich an der Entwicklung der slawischen Länder wie die Slowakei, die Tschechische Republik, Weißrussland, Russland, Ukraine, Bosnien, Bulgarien, Kroatien, Montenegro und Serbien mitwirkten, aus denen sich die Vampirlegenden entwickelten.

Die Upir und Nelapsi

Der ländliche slowakische und tschechische Vampirglaube stützt sich hauptsächlich auf den Upir oder den Nelapsi, welche durch wiedererweckte verweste Leichen kürzlich Verstorbener bekannt wurden. Die Upir empfand man als besonders störend empfunden, da man glaubte, dass diese zwei Seelen und zwei Herzen besitzen würden, das Blut aus ihren Opfern saugen und diese mit einer erdrückenden Umarmung regelrecht ersticken ließen.

Was ist also schlimmer als ein Upir, welcher nicht nur tödliche Krankheiten verbreitete, sondern auch mit einem bösen Blick töten konnte. Laut einer Überlieferung aus den frühen 1700er Jahren schlugen Einwohner eines böhmischen Dorfes einen Pfahl in die Leiche eines mutmaßlichen Upir. Die abscheuliche Kreatur lachte nur und bedankte sich für den Stock, um damit die lästigen Köter zu attackieren. Die erschrockenen Dorfbewohner lösten dieses vampirische Dilemma recht schnell, indem sie die Leiche verbrannten.

Der bulgarische Vampir

Zu den häufigsten Legenden im bulgarischen Glauben zählen die Vampirgeschichten von verstorbenen Menschen, welche aus den Gräbern in das Leben zurückkehren und jegliche physischen Eigenschaften ihrer früheren Existenz als normale und gesunde menschliche Wesen wieder annehmen. So überzeugend diese auch klingen mögen, bewegen sich diese Kreaturen auf für sie unbekanntem Terrain und leben tagsüber scheinbar ganz normal. Doch wenn die Nacht hereinbricht, richten sie das Chaos unter den Lebenden an.

Ein etwas ungewöhnlicher Gesichtspunkt in der bulgarischen Mythologie ist die religiös orthodoxe Ansicht, dass die Toten, nachdem man sich von ihnen verabschiedet hat, mit ihren Schutzengeln 40 Tage lang an denjenigen Orten, an welchen sie zu Lebzeiten verweilten, umherirren, bevor sie in andere Sphären eintauchen. Es wird geglaubt, dass die Toten nach einem nicht ordnungsgemäß durchgeführten Bestattungsritual nicht in der Lage wären, ihren Weg in das nächste Leben zu finden und als Vampire auf der Erde bleiben würden. Weitere Gründe für eine wahrscheinliche vampirische Wiedergeburt sind ein sündhaftes Leben, Trunkenheit oder sogar ein plötzlicher und gewaltsamer Tod.

Eine einzigartige Ergänzung bulgarischer Vampirüberlieferungen ist der Ustrel. Er entsteht durch die Seelen an Samstagen gestorbener Kinder, bevor sie getauft werden konnten. Es wird angenommen, dass der Ustrel aus dem Grab steigt, um das Vieh bis auf den letzten Blutstropfen auszusaugen. Meist versteckt er sich hinter den Hörnern oder Hinterbeinen seiner Beute. Der Ustrel-Mythos bietet eine scheinbar logische Erklärung für einen plötzlichen Verlust an Schafen und Rindern und unterstützt den weitverbreiteten Glauben an vampirische Wesen.

Der bosnische Lampir

Die Inkarnation des Vampirs in Bosnien ist der Lampir, welcher vor allem als Vorbote von Seuchen angesehen wird. Es existiert keine wissenschaftliche Erklärung über die Gründe für tödlich ansteckende Krankheiten, an denen man zuerst erkrankt und kurz danach stirbt. Es wird angenommen, dass dies durch einen Lampir verursacht wird, welcher aus dem Grab kriecht und Fäulnis und Krankheiten über die Hinterbliebenen des Verstorbenen bringt.

Es wurde berichtet, dass in der Region die Praxis der Exhumierung und Verbrennung von Leichen mutmaßlicher Lampire allgegenwärtig war, nachdem Österreich 1878 die Kontrolle über Bosnien übernahm – eine Praxis, welche das neue Regime in ein ausgesprochen düsteres Bild rückte.

Der russische Uppyr

Wie bei vielen dämonischen Legenden in ganz Europa ist der russische Vampir, als Uppyr bekannt, eng mit den Verhaltensweisen, die im Widerspruch zur religiösen Frömmigkeit stehen, verbunden. Jeder, der sich außerhalb der Lehre der russischen orthodoxen Kirche bewegt, wird als Ketzer gebrandmarkt und ein Paradebeispiel gegen Vampirismus zelebriert.

Wie in nahezu allen europäischen Überlieferungen entsteht der Uppyr aus den verfallenden, wiederbelebten Überresten eines Verstorbenen, bei welchem ein ordentliches Begräbnis abgelehnt worden war. Der erste schriftliche Bericht vampirischen Verhaltens wurde durch einen eigenwilligen Priester im Jahre 1078 verfasst, ungefähr ein Jahrhundert, nachdem in Russland das Christentum Einzug hielt. Dieser dokumentierte die Entstehung religiöser Assoziationen, die in der Vampirüberlieferung jahrhundertelang bestehen blieben.

Anzumerken bleibt, dass Praktiker der Hexerei oder der Zauberei durch die in hohem Grade zweifelhaften Tätigkeiten selbst zu Vampiren werden konnten. Solche Auswirkungen waren in den Dokumentationen klar herausgearbeitet, dass jede Tätigkeit außerhalb des Auspiziums der Kirche ein grässliches vampirisches Schicksal mit sich bringen würde.

Quelle:

Copyright © 2013 by Wolfgang Brandt