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Im Gespräch mit Helen Aerni

Helen Aerni wurde 1984 geboren. Hauptberuflich arbeitet sie zwar als Grafik- und Webdesignerin bei biwac, hat jedoch bereits mehrere Comic Short Stories, insbesondere Mangas, in Anthologien veröffentlicht. Bei Carlsen Comics erschien zudem ihr Chibi Die Spur. Ihre jüngste Veröffentlichung ist die Geschichte Der Elsterjunge in der Anthologie Großstadtaugen von ComicStars (Droemer Knaur).

Unter dem Titel »Fragmente« veröffentlicht Aerni auf ihrer Website www.helenaerni.ch jeden Samstag eine neue Seite zu ihrem Webcomic.


Geisterspiegel: Guten Tag, Frau Aerni. Danke, dass Sie sich die Zeit für unsere Fragen nehmen. Können Sie sich den Lesern, denen Sie noch kein Begriff sind, zunächst einmal vorstellen?

Helen Aerni: Gern. Ich heiße Helen Aerni lebe und arbeite in Solothurn und zeichne seit gut 10 Jahren Mangas. Angefangen habe ich mit ein paar Fanarts auf Animexx, da bin ich mit dem Nick Skorpion unterwegs, dann mit Geschichten. Als ich mich für gut genug hielt, begann ich mich bei Verlagen zu bewerben. Zuerst veröffentlichte ich in Anthologien von Schwarzer Turm, dann einen Chibi bei Carlsen. Zuletzt die Geschichte in Großstadtaugen.

Geisterspiegel: Von Ihren Veröffentlichungen her kennt man sie vor allem als Mangaka, aber längst nicht ausschließlich – auf Ihrer Website präsentieren Sie sich sehr vielseitig. Gibt es einen bestimmten (Sub-)Stil oder auch Techniken, die Sie bevorzugen?

Helen Aerni: Ich habe lange nur Manga gezeichnet, bei meinem letzten Doujinshi Nachtschatten dann aber festgestellt, dass es mich auch einschränkt, wenn ich lange Zeit einem Stil treu bleiben muss. Deswegen habe ich das Konzept mit den verschiedenen Stilen entwickelt. Ich zeichne eigentlich auf alle Arten gern, wichtig ist mir vor allem, dass ich Neues ausprobieren kann und in meiner zeichnerischen Entwicklung nicht stehen bleibe.

Geisterspiegel: Als Comiczeichnerin müssen Sie vom Layouten über erzählerisches Können bis natürlich hin zum Zeichnen selbst vielseitige Talente mitbringen. Schätzen Sie diese Vielfalt oder bereitet sie Ihnen auch manchmal Probleme?

Helen Aerni: Ja und nein, Comic ist das Medium, in dem ich mich am besten ausdrücken kann. Auf einzelnen Illustrationen fehlt mir oft die Möglichkeit all die Geschichten unterzubringen, die sich um das Bild ranken. Und wenn ich Texte schreibe, tue ich mich schwer mit Beschreibungen, obwohl ich die Szene in Comicform genau vor Augen habe. Es spielen zwar viele Aspekte in einem Comic mit, aber das ist genau die Kombination, in der mir das Erzählen am leichtesten fällt.

Geisterspiegel: Zur Graphic Short Stories Anthologie Großstadtaugen haben Sie die Geschichte Der Elsterjunge beigetragen. Dazu geben Sie an, ursprünglich was mit Raben gemacht haben zu wollen. Warum wurde aus dem Raben eine Elster, der man im Bereich der Phantastik ja seltener begegnet?

Helen Aerni: In erster Linie weil Raben so oft vorkommen, ich wollte etwas »Originelleres«. Wie ich auf die Elstern gekommen bin, kann ich nicht mehr sagen. Die Idee war auf jeden Fall da, also habe ich kurz recherchiert. Elstern sind in der Mythologie eigentlich ziemlich verbreitet, haben aber einen schlechten Ruf. Und irgendwie dachte ich, das passt.

Geisterspiegel: Für die Geschichte haben Sie sich in den Details an Sagen und Märchen orientiert. Ist das typisch für Ihre Arbeit? Was dient Ihnen sonst zur Inspiration?

Helen Aerni: Sagen und Märchen beinhalten eigentlich die meisten Kernthemen von Geschichten. Ich finde es faszinierend zu sehen, wie sich gewisse Stoffe durchziehen und der jeweiligen Kultur angepasst werden. Gerade bei Fabelwesen greife ich gern auf Vorhandenes zurück. Es gibt einem das Gefühl, diese Wesen könnten schon seit Ewigkeiten existieren. Außerdem kennen wir alle die Regeln von Märchen ziemlich gut, vielleicht nur unbewusst, und das hilft dabei, den fantastischen Elementen einen Halt zu geben.

Geisterspiegel: Wie kam es eigentlich zur Zusammenarbeit mit Droemer Knaur?

Helen Aerni: Ich habe mich mit einem Konzept für einen Manga beworben. Die Geschichte für Großstadtaugen war unter anderem eine Möglichkeit die Zusammenarbeit zu testen. Da es aber Comic Stars nicht mehr gibt, hat sich die Sache verlaufen.

Geisterspiegel: Sind für die Zukunft weitere Veröffentlichungen geplant?

Helen Aerni: Im Moment konzentriere ich mich auf meinen Webcomic Fragmente. Aber ich habe auch vor, wieder eine Runde Bewerbungen zu verschicken, vielleicht klappt es ja diesmal.

Geisterspiegel: Vielen Dank für das Interview.

Helen Aerni: Vielen Dank für das Interesse.


Worterklärungen:

Chibi: auf Deutsch etwa »klein« oder »winzig«, aber auch »niedlich«; bezeichnet eigentlich einen Mangastil, bei dem die Figuren vor allem in Momenten heftiger Emotion sehr kindlich dargestellt werden; die Chibis von Carlsen sind Minimangas, sozusagen für die Hosentasche

Doujinshi: grob gesagt bezeichnen sie Fan-Art oder Fanzines in der Mangaszene

Quellen:

Copyright © 2011 by Alessandra Ress