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Irwin Allens Time Tunnel

The Time Tunnel war eine von Irwin Allen produzierten Science-Fiction-Serien zwischen 1964 und 1970. In einem Zeitraum von zwei Jahren hatte er gleichzeitig drei Serien auf zwei Fernsehsendern laufen: Voyage to the Bottom of the Sea (ABC, 1964 – 1968), Lost in Space (CBS, 1965 – 1968) und The Time Tunnel (ABC, 1966 bis 1967).

Allen war einer von der alten Schule, hatte seine Karriere als Sprecher bei KCAL Radio in Los Angeles begonnen, kam kurz danach zum Fernsehen und brauchte dort nicht lange, um in den späten 40er Jahren die erste Promi-Panel-Show auf die Beine zu stellen. In den 50er und frühen 60er Jahren produzierte er Kinofilme wie Double Dynamite und A Girl in Every Port mit Groucho Marx in der Hauptrolle, den Sci-Fi-Klassiker The Lost World, Five Weeks in a Balloon und Voyage to the Bottom of the Sea.

Es war der Film Voyage to the Bottom of the Sea, der Irwin Allen 1964 zurück zum Fernsehen brachte. Durch die Nutzung von vorhandenen Sets, Miniaturen und Spezialeffekten aus dem Film war er in der Lage, mit geringem Aufwand eine Spin-off-TV-Serie zu produzieren. Diese am längsten laufende Serie von Irwin Allen startete als eine ernsthafte Abenteuerserie mit Blick auf den Kalten Krieg und realistischen Unterwasserszenen, verkam jedoch später zu einer wöchentlichen Monsterkostüm-Modenschau.

1965 machte zur gleichen Zeit Lost in Space mit neuen Höhen und Tiefen auf sich aufmerksam. Die Geschichte erzählt von einer Familie, die hilflos im Weltraum driftet und den Machenschaften eines niederträchtigen blinden Passagiers ausgeliefert ist. Die ersten Episoden brachten spannende Unterhaltung, auch wenn die wissenschaftliche Untermauerung auf wackligen Beinen stand.

Obwohl Irwin Allens Programme durch Nielsen in die schmalzige Mitte eingestuft wurden und ABC vom Höhenflug eines Batman profitierte, erkannte Allen, was das Publikum wollte und schuf im Jahr 1966 mit The Time Tunnel die teuerste TV-Show jener Zeit.

Von Allen selbst produziert, erzählt der Pilot, der satte 500.000 Dollar kostete und im Vergleich zu Batman als der teuerste der damaligen Zeit galt, die Geschichte der zwei Wissenschaftler Dr. Tony Newman und Dr. Doug Phillips, welche in einem streng geheimen Portal in der Zeit gefangen sind.

Das erste Abenteuer erzählt unter anderem von Tonys Gefangennahme an Bord der Titanic, einige Stunden bevor das Schiff mit einem Eisberg kollidiert. Doug begibt sich ebenfalls auf die Zeitreise, um Tony zu retten. Dieser Opener war einer der besten Science-Fiction-Dramas, die in den 60er Jahren produziert wurden. Das Tempo war durchweg besorgniserregend hoch, die mit einem Emmy ausgezeichneten Spezialeffekte farbenfroh und hypnotisierend. Gaststar Michael Rennie spielte bewundernswert den lakonischen Kapitän des Unglücksschiffes.

Die Hauptkonsolen zur Steuerung des Tunnels überwachten Whit Bissell als General Heywood Kirk, John Zaremba als Dr. Raymond Swaim, beide Veteranen von vielen B-Horrorfilmen, Lee Meriwether als Dr. Ann McGregor und Wesley Lau als Security Officer Jiggs. The Time Tunnel war einzigartig in der Tatsache, dass die regelmäßig agierenden Nebendarsteller fast nie mit den beiden Hauptdarstellern zu sehen waren. Folglich hatten sie relativ wenig zu tun, aber schrien Tony! und Doug! in den Tunnel, während verzweifelt Tasten und Regler der NASA-Computer bedient wurden, von denen es jede Menge gab.

Mehrmals mussten die Jungs Ann zur Seite schaffen, um die Not- und Kontrollfunktionen einleiten zu können, während sie eine Panikattacke hatte. Es ist kein Wunder, dass sie so gestresst zu sehen war, denn Irwin Allen ließ es jedes Mal im Zeittunnel knallen, zischen und dampfen, wenn er benutzt wurde.

Vielleicht ist es auch ein Grund dafür, warum The Time Traveller so gut in Erinnerung geblieben ist, da jedes Mal, wenn ein Notfall eintritt, unterschwellig Sexsequenzen auftreten.  Zuerst sieht man den pulsierenden, phallischen Energiekern des Komplexes, dann die tiefen inneren Korridore, eine Nahaufnahme des Energiekerns, und danach verharrt die Kamera auf den Tunnel selbst, in dem Funken sprühen und Rauch aufsteigt.

Von Folge zu Folgen konnten die Kinder und Jugendlichen viel über geschichtliche Ereignisse erfahren und einiges lernen.

Mit dem Voranschreiten der Staffel geraten die Helden unter anderem in eine Schießerei mit Billy the Kid, sieht sich Tony seinem Vater und sich selbst während der Bombardierung von Pearl Harbor gegenüber, kämpfen im Unabhängigkeitskrieg von 1812, werden auf der Teufelsinsel inhaftiert und landen mitten in Custers letztes Gefecht am Little Bighorn. Etwa in der Mitte der Staffel mit immer mehr abstrus wirkenden Plots retten Tony und Doug Ann aus den Händen außerirdischer Kidnapper, kämpfen im Jahr 1885 gegen Außerirdische und verfolgen einen Kriminellen durch die Zeit auf der Suche nach einer Bombe.

Viele waren sehr enttäuscht, als der Halleysche Komet im Jahr 1986 an der Erde vorbeikam. Er war so klein, dass man ihn kaum sehen konnte. In Das Ende der Welt füllte er den ganzen Himmel aus. Ein kleiner Trost!

»Es gab absolut keinen Druck auf uns, die Geschichte genau darzustellen«, sagte Autor Robert Duncan in einem Interview. »Da wir Alien aus dem Weltraum und historische Ereignisse kombinierten, gab es keine Notwendigkeit für die Richtigkeit.«

Irwin Allens Art von Science Fiction war in den 60er Jahren beliebte Kost, sie hatte gerade die großen Verfehlungen in der Logik zu vergessen und die Fahrt genießen. Wenn Autor oder Regisseure im Skript dem gesunden Menschenverstand widersprachen, war Irwin Allens Reaktion einfach: »Lassen Sie sich nicht logisch mit mir ein. Dies ist eine Running- und Jumpingshow.«

Eigentlich wollte Allen nur für die Pilotfolgen seiner TV-Serien Regie führen, doch ein permanent auftretendes Problem machte seine Absichten zunichte.

Zum Glück waren die Macher von The Time Tunnel in der Lage, alle Vorteile, welche ein großer Fundus von 20th Century Fox mit sich bringt, in vollem Umfang nutzen zu können, sei es für Blue-Screen-Aufnahmen, Ausschnitte von Filmaufnahmen, wenn aufwendige historische Einstellungen oder eine große Anzahl von Statisten benötigt wurden. Zu oft war es augenscheinlich, dass ein Script rund um die alten Filmsequenzen von marodierenden mittelalterlichen Horden, einen Trojaner oder einem obligatorischen Faustkampf mühselig umgeschrieben werden musste.

Autor Robert Duncan kam der Aufforderung der Führung nach mehr substanziellen Material nach, doch wurde letztendlich einiges davon geschnitten. Und die Schauspieler waren mit solchen grundlegenden Äußerungen wie »Lasst uns gehen!« oder »Wir müssen hier raus!« zufrieden. Am Ende der Drehs verabschiedeten sich die Darsteller auf einer Abschlussparty für den Sommer, erleichtert darüber, dass ihre Show für eine zweite Staffel verlängert wurde.

TV-Gesellschafter OM teilte mit, was weiter geschah: »The Time Tunnel wurde nicht wegen schlechter Einschaltquoten gestrichen. Zugegeben, die Serie lief Freitag abends – die »Sendezeit des Todes«, aber die Quoten waren nicht schlechter als die von Star Trek, je nachdem, was auf den anderen zwei Kanälen lief. In der Tat hat es bei ABC intern Kritik gehagelt, da es für den Sender eine schlechte Saison war. Nicht eine ihrer Shows kam in die Top 20 des Jahresdurchschnittes, nur eine einzige Show kam in diese Nähe: The Time Tunnel aber auch nur für eine Woche.«

Warum wurde sie gestrichen? Nun, jemand bei ABC puschte The Legend of Custer und schaffte es, genügend Mitarbeiter dafür zu begeistern, damit die Serie nicht nur auf den Herbstsendeplan des Jahres 1967 kam, sondern auch zusätzliche Werbemittel bewilligt wurden. Das einzige Problem dabei war, dass der Sendeplan bereits beschlossen war, jedoch nicht offiziell bekannt gegeben worden war und keinen zusätzlichen Freiraum für ein weiteres einstündiges Drama bot. Die Geschäftsleitung plädierte diesbezüglich für das Fallenlassen der Serie The Time Tunnel mit der Begründung, »… dass Irwin Allen dir zweifelhaften Geschichtsunterricht verpackt mit billigem Sci-Fi-Schund vermittelt. Custer war das wirkliche Ding.« Dieses Argument stieß anscheinend auf regen Zuspruch, sodass das Projekt Tic Toc heruntergefahren wurde.

Andererseits wurde The Legend of Custer von Kritikern rücksichtslos angegriffen und durch verschiedene Gruppierungen von Indianern und Ureinwohnern angeprangert. Keine andere Westernserie bis auf The Men From Shiloh zwei Jahre später wurde so rücksichtslos verhöhnt, sodass glücklicherweise Custer nach nur einer Staffel eingestellt wurde.

The Time Tunnel war Irwin Allens Favorit unter all seinen Serien, aber für drei Produktionen von 1966 bis 1967 erwies sich sein Team bei 20th Century Fox als viel zu klein. gestreckt wurde viel zu dünn. »Das Set  war definitiv kein Ort, um unsere Kinder oder Verwandten mitzunehmen«, erinnerte sich Duncan mit einem Hauch von Ironie, »wir waren immer hinter dem Zeitplan und darüber wütend. Wir standen unter Druck, um Zeit gutzumachen.«

1966-67 gab es die zweite Staffel für Lost in Space und die dritte für Voyage to the Bottom of the Sea. Beide litten sehr unter hastig geschriebenen Skripts und sinkender Produktionsqualität in diesem Zeitraum und konnten sich kaum Ausrutscher und Qualitätsverlust leisten.

In diesem Zusammenhang darf der Einfluss und Erfolg von Batman für den Abwärtstrend von The Time Tunnel nicht unterschätzt werden. Auch wenn einige der Meinung waren, dass in Batman der Schlüssel zum Erfolg läge, schien Irwin Allen zu glauben, dass er seine Shows noch abscheulicher machen konnte. Hummer, Karotten, Frösche und Zimmerpflanzen nahmen humanoide Formen an und erschienen zusammen mit verschiedenen Märchenfiguren, Werwölfen und Weltraumwikinger. Als Ergebnis dessen wurden Lost in Space und Voyage to the Bottom of the Sea im Jahre 1966 auf eine wöchentliche Sendezeit reduziert.

Der Wettbewerb unter den Fernsehsendern war sehr groß, sodass die Zuschauer neben The Time Tunnel auf ABC The Man From U.N.C.L.E. auf NBC und The Wild, Wild, West auf CBS wählen konnten, welche auch Freitag abends gesendet wurden.

Mit der letzten Folge am 07. April 1967 ging die Serie The Time Tunnel in die Analen der Geschichte ein. Auch wenn für Lost in Space und Voyage to the Bottom of the Sea 1967 eine neue Staffel begann und sich die Qualität beider Serien etwas verbessert hatte, war es jedoch auch für sie der Anfang vom Ende.

Die 60er Jahre waren vorbei, und Irwin Allen wurde in den folgenden 10 Jahren für noch größere Filmerfolge als »The Master of Disaster« für immer bekannt.

Text- und Bildquellen:

  • Begleitheft der DVD-Box Irwin Allen’s The Time Tunnel. Die komplette deutsche Staffel von 1971
  • www.iann.net

Copyright © 2013 by Wolfgang Brandt

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