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Tony Tanner – Agent der Weißen Väter – 8.10

Das Komplott der Eisernen – Teil 10

Tony Tanner versuchte, in ein Leben zurückzufinden, das ihm nicht mehr gehörte. Es war, als würde man ihn zwingen, Kleider zu tragen, aus denen er längst herausgewachsen war. Er fühlte sich unwohl, weil es an allen Ecken und Enden zwickte und kniff.

Wie sollte man an ein Leben anknüpfen, das vergangen war, verweht, als wäre derjenige, der dieses Leben einmal ausgefüllt hatte, inzwischen gestorben. Tagsüber ließ es sich ertragen.

Zwar hatte er zunächst die ärgsten Befürchtungen gehabt, als er seine alte Arbeitsstelle betrat. Er sah sich schon als Depp der Firma, als belächeltes Objekt ohne rechte Verwendung, als betuschelter Außenseiter, bei dessen Erscheinen auf dem Gang man in die nächstgelegene Tür floh, um ihn nicht grüßen zu müssen.

Nichts von dem war eingetreten. Irgendwie hatte es sein Chef geschafft, Tony Tanner in glänzendem Licht dastehen zu lassen. Für alle anderen Mitarbeiter war er der geheimnisvolle Ritter, der aus Schlachten in fernen Ländern zurückkehrte – oder etwas weniger poetisch ausgedrückt: Er hatte irgendeinen wichtigen und geheimen Auftrag gehabt und war deshalb einer, der bei den Bossen hoch im Kurs stand und dem man tunlichst nicht in die Quere kam.

Damit konnte Tony Tanner gut leben. Er warf sich in seinen Sessel in seinem Büro und sah sich mit der Tatsache konfrontiert, dass er ab sofort eine eigene Sekretärin hatte. Er hatte einen Sessel, einen Schreibtisch, ein Büro, einen Vorraum und darin eine Miss Baker, die brünett, zierlich, wohlgeformt war und nicht ganz ohne Erfolg den Eindruck erweckte, gerade siebzehn geworden zu sein.

Tony war sich nicht sicher, was diese Neuerscheinung in seinem beruflichem Werdegang zu bedeuten hatte, aber immerhin liefen alle ankommenden Telefonate über Miss Baker und wenn er sagte: Bin heute nicht da, dann wimmelte sie mit ihrer etwas quietschigen Stimme (es war tatsächlich die Originalstimme der etwas dümmlichen, aber netten Sexbombe aus den Filmen der 50er und 60er Jahre) jeden Anrufer ab, und Tony konnte am Fenster stehen und nach draußen starren, sich fragen, wofür er sich eigentlich bezahlen ließ und was nun eigentlich werden sollte. Er starrte lange und oft aus dem Fenster, aber er sah nicht, was draußen vor sich ging, sondern schaute in einen dunklen Tunnel.

 

Irgendwann wurde er zu seinem Chef gerufen. Der Alte erkundigte sich nach Tonys Wohlergehen – in diesem Augenblick beschlich Tony der Verdacht, dass vielleicht zwischen seinem Häuptling und dem Conte irgendeine geheime Verbindung, vielleicht sogar eine Abstimmung existieren könnte. Es war möglicherweise eher eine Hoffnung als ein Verdacht.

Der Chef drückte Tony die Überarbeitung des To do/never ever to do aufs Auge. Hinter diesem internen Titel verbarg sich ein voluminöses Werk, in dem sämtliche Fettnäpfchen aufgeführt wurden, denen ein Mitglied der königlichen Familie auf irgendeiner diplomatischen Mission irgendwo auf diesem Globus begegnen konnte. Der Inhalt umfasste so simple Dinge, wie das absolute Verbot für Frauen einem afrikanischen Oberhaupt jenseits der Sahara mit gekreuzten Beinen gegenüberzusitzen oder die Tatsache, dass ein Maori, der einem die Zunge herausstreckt, nicht erschossen gehört, weil er auf seine Art nur Schönen guten Tag, gnädige Frau zum Ausdruck bringen wollte. Den Verboten standen natürlich ebenso viele Anweisungen für kleine Gesten gegenüber, die im Gastland großen Eindruck machten, zeigten sie doch, dass sich die Royalty mit Kultur und Sitten auskannte. Und so etwas schmeichelt und kann deutlich hilfreicher sein als ein Flugzeugträger vor der Küste.

 

Tonys Aufgabe war es nun, diesen Leitfaden auf den neuesten Stand zu bringen. Dafür musste er Botschaften konsultieren, sich mit Reisenden, Korrespondenten, Journalisten beraten, Zeitschriften aus aller Welt studieren und selbst die Dossiers der Geheimdienste durcharbeiten. Der Auftrag war ehrenvoll und ein großer Vertrauensbeweis. Auf der anderen Seite gab er Tony Tanner ein Höchstmaß an Freiheit – irgendwann in zwei oder drei Jahren mussten Ergebnisse zu sehen sein, bis dahin aber konnte er monatelang in der Nase bohren oder sich jeden Tag aus dem Büro verabschieden, um mit Gesprächspartnern essen zu gehen, in der Bibliothek des Britischen Museums etwas nachzuschlagen oder den Lord XY auf einem Golfplatz in Sussex über seine Erinnerungen an die Hofsitten eines malischen Provinzkönigs zu befragen.

Mit anderen Worten, besser konnte es Tony überhaupt nicht antreffen. In seinen besseren Momenten wusste er das auch durchaus zu schätzen, aber diese Momente war rar gesät. Da half es auch nicht, wenn Fräulein Baker in recht knapper Bekleidung, die keineswegs zur Jahreszeit passen wollte, in sein Büro kam und ihm die gewünschten Papiere auf den Schreibtisch legte und sich dabei so weit nach vorn beugte, dass der Blick in ihren Ausschnitt unvermeidlich wurde und die Feststellung, dass sie keinen Büstenhalter trug, sich ebenso unvermeidbar anschloss.

Solche Aktionen bewogen Tony Tanner zu Meditationen darüber, ob a) das Mädel scharf auf ihn war und darauf wartete, dass er sie mit der Aussicht auf eine Tüte Popcorn ins Kino lockte, b) ihn verarschen wollte, c) ihn für einen alten Sack hielt, dessen Kreislauf Aufmunterung brauchte, weil sie ansonsten Gefahr lief, vor Eintreffen des Notarztes Mund zu Mund-Beatmung geben zu müssen, d) ihn für einen uralten Sack hielt, der sowieso nicht mehr auf den Anblick rosig zarter Haut zwischen zwei prallen Brüsten ansprang, e) von irgendwem angestachelt worden war, um den alten Tony zum Grapscher zu machen, auf dass er achtkantig aus der Firma flog. Nach einiger Zeit kam Tony Tanner zu den Ergebnis, dass Variante a unwahrscheinlich war, b wahrscheinlich und c die allerwahrscheinlichste.

Na sicher doch, Heathercroft hatte die Baker genagelt und ihr dabei nicht nur seine Körpersäfte, sondern auch den Auftrag, Tony Tanner in die Pfanne zu hauen, injiziert.

 

Überhaupt, Heathercroft, dieser Oberarsch. Diese aufgeblasene Null, dieser Turbobürohengst, dieser … Tony war ihm bisher nur zweimal begegnet, einfach deswegen, weil er sich nur zur Erledigung gewisser absolut notwendiger Dinge aus dem Büro wagte. Beide Male war ihm Heathercroft auf dem Gang entgegen gestürmt, natürlich ein Handy am Ohr und im Auge den Oh Herrgott, bin ich wichtig-Blick. Sie hatten sich am untersten Rande der Höflichkeit mit knappem Kopfnicken gegrüßt – Tony immer zuerst, aus einem blöden Instinkt heraus und er hatte sich hinterher ein Loch in den Bauch geärgert, dass er dieses Duell wieder verloren hatte.

Heathercroft hatte sich in der Hierarchie des Amtes weiter nach oben geschleimt, er war nun sozusagen die Nummer Drei, eigentlich die Nummer Zwei, denn es wurde gemunkelt, dass der alte Chef nur auf Abruf den Sessel drückte. Es sollte sich angeblich nur noch um Wochen handeln, bis das Zepter übergeben wurde, dann war der Vize die Numero Uno und Heathercroft in seinem Windschatten der Vize. Dann allerdings konnten die Zeiten für einen Tony Tanner sehr hart werden.

Insofern hatte der alte Häuptling Tony einen wirklich großen Gefallen getan, indem er ihn in der To do/ never ever to do-Bucht vor Anker gehen ließ. Selbst nach der Machtübernahme durch den Neuen konnte ein Mitarbeiter mit dieser Aufgabe nicht einfach so aus dem Büro gekegelt werden. Es gab Tony geschätzte fünf Jahre, sich näher an die Rente zu arbeiten, dann allerdings war wohl die Zeit des Abschieds gekommen und Tony würde sich als Kolumnist für Reisezeitschriften oder so etwas durchschlagen müssen. Aber, wie man an den Brüsten von Fräulein Baker sah, bemühte sich Heathercroft auf seine ganz spezielle Art, Tony doch schon vorher loszuwerden.

 

»Miss Baker?«

Tony drückte auf den Knopf der Sprechanlage. Er musste sich an dieses neue Möbel erst gewöhnen. Es schien einfach nicht zu ihm zu passen – Sekretärin und Sprechanlage.

»Ja, Herr Tanner?«

Die Baker riss sofort die Tür auf und strahlte Tony an. Heute war sie sehr dezent gekleidet, als hätte sie über Nacht den Stil gewechselt. Stand ihr nicht schlecht, musste Tony einräumen. Die braunen Haare waren am Hinterkopf mit einem Kamm zusammengesteckt, wodurch ihr hübsches Gesicht besser zur Geltung kam. Sie hatte tatsächlich hellbraune Augen, stellte Tony fest. Mmhh, hübsche Farbe, nicht so kühl wie eine Blauäugige und nicht so befremdlich exotisch wie ganz schwarze Augen. Tony räusperte sich, nachdem sein Blick gezwungenermaßen über einen grauen Pullover mit zwei sehr eindrucksvollen und wohlgeformten Ausbuchtungen geglitten war, um bei einem hellgrauen Flanellrock stecken zu bleiben, der knapp über den Hüften saß und ein Paar Beine unterhalb der Knie freiließ, auf denen Fräulein Baker nicht nur laufen konnte, sondern die auch sehr angenehm zu betrachten waren.

Das Ganze wirkte sehr seriös und zugleich so anregend, wie die Auslage einer Bäckerei nach einem dreistündigen Fastenspaziergang.

Tony räusperte sich noch einmal. »Ich habe heute einen Außentermin und komme morgen erst später ins Büro. Wenn Sie die Freundlichkeit hätten, bitte diese Nummern anzurufen und um einen Gesprächstermin zu bitten, und außerdem brauche ich Kopien dieser Dinge – Seitenzahlen und die Titel der Bücher stehen daneben. Ja, das war’s dann. Sie können heute gerne früher freimachen, wenn Sie mit den Sachen fertig sind.«

Während Tony Tanner das sagte, schaute er auf den Zettel vor sich, spürte aber immer den Blick aus ihren braunen Augen auf sich gerichtet.

»Kann ich sonst noch etwas tun?«, fragte sie und es klang, als meinte sie Dinge wie Nackenkraulen oder Rückenmassage. Zumindest hatte Tony für einen Augenblick diesen Eindruck. Er verscheuchte ihn mit einer ärgerlichen Grimasse gegen die Schreibtischplatte, dann stand er auf.

»Nein, danke. Sie sind mir schon so eine große Hilfe, Miss Baker.«

»Ich stehe immer zur Verfügung. Jederzeit!«

Also doch a? Oder eher e auf die raffinierte Tour?

»Bis morgen, Miss Baker. Es würde mich freuen, wenn Sie so gegen zehn Uhr einen Tee für mich bereiten könnten.«

»Aber das mache ich doch gerne!« Und sie strahlte Tony an, dass es blendete.

 

Tatsächlich hatte Tony Tanner keinen Außentermin, wie er so schön genannt hatte. Zur Beruhigung seines eigenen Gewissens ging er an einer Buchhandlung vorbei und fragte nach einem bestellten Werk, einer in kleiner Auflage erschienenen Autobiografie eines schottischen Missionars. Das hätte Miss Baker mit ihrer Quietscheentchenstimme auch telefonisch erledigen können.

Es hielt ihn nicht im Büro, das war es. Er hatte das Gefühl, zwischen diesen Wänden zu ersticken. Manchmal, wenn er sich stundenlang in die Arbeit vertieft hatte, dann schien alles in Ordnung zu sein. Dann war die Welt beieinander, so wie sie zu sein hatte. Kein Conte, keine Lucille, kein Dorkas, keine Fraternidad. Stattdessen eine Wohnung, in der Francine wartete und die Hoffnung, in der nächsten Woche irgendwohin jetten zu können, um dem Commonwealth einen Dienst zu erweisen. Und wenn Francine schon nicht zu Hause wartete, dann gab es ja noch Miss Baker, die vielleicht doch unter Kategorie a fiel und ihre hübschen runden Knie jeden Abend der Gefahr von Schwielen aussetzte, weil sie betete, dass der gute Tony Tanner sie am nächsten Morgen doch bitte, bitte, ein bisschen anbaggern würde, ein bisschen nur, denn dann könnte sie ja von sich aus ihr Arsenal einsetzen.

Aber das war ja nicht so. Nichts war so. Auf ihn wartete eine Wohnung, aus der sich noch immer nicht der Muff verzogen hatte, mit dem sich die Zimmer für langes Nichtbetreten rächen. Auf ihn wartete das plötzliche Erwachen in der Nacht, das Stieren in die Finsternis und die Frage, was ist geschehen, wieso bin ich hier, wie geht es weiter. Ja, wie sollte es weitergehen. Er wusste es nicht. Tony Tanner hatte keinen Plan.

 

Er vermisste Lucille. Er trug seine Sehnsucht mit sich herum wie einen Furunkel, fühlte sich wie eine Schwangere im neunten Monat, angefüllt mit vergeblichen Gefühlen, gescheiterten Hoffnungen, geplatzten Träumen. Er verbrachte die Wochenenden einsam in seiner Wohnung, starrte auf das Telefon, wartete auf einen Anruf des Conte, der ihn zurückrief oder auf die Stimme von Lucille im Hörer.

Er verbrachte Stunden damit, sich ihren Anruf vorzustellen und sich einen lockeren Spruch auszudenken, mit dem er sie begrüßen wollte, er verlor sich in der Betrachtung seines Innenwelt-Kammertheaters, in dem das Stück Tony und Lucille gegeben wurde. Dass es so nicht weitergehen konnte, war ihm klar. Aber diese Erkenntnis half ihm auch nicht weiter. In manchen Nächten spielte er den einsamen Wolf und streifte durch die Stadt, wollte nur Pflastertreten, in Bewegung bleiben, die Stadt in seine Augen dringen lassen bis zur Erschöpfung. Selbst in seinen besten Momenten hämmerte unter all der Ablenkung immer nur der Name Lucille, die Frage, ob er sie jemals wiedersehen würde, warum sie ihn nicht anrief, wie er sie erreichen könnte. Manchmal hasste er sie, weil sie existierte und dadurch sein Leben in Stücke schlug.

Er begann Männer zu verstehen, die Frauen aus Liebe umbringen. Wie ein Geschoss aus dem Hinterhalt konnte ihn Eifersucht treffen und ihn an den Rand der Raserei treiben. Er hasste jeden Menschen, der mit ihr zusammen war und er hasste sie. Und dann, innerhalb einer Sekunde, schlug alles wieder um und er wusste, dass er sie wiedersehen musste, jetzt gleich oder in drei Monaten oder in Jahren, dass er musste und musste und musste, und dass er keine andere Chance hatte, und er war sicher, dass ihre Gefühle die seinen widerspiegelten und dass diese ganze Misere nichts als ein Übergang war, eine Höllenfahrt, aus der sie beide als strahlende Sieger hervorgehen müssten, weil es vom Schicksal so gewollt war.

Jede Zärtlichkeit, die er nicht dieser Frau schenken konnte, machte sein Blut schwarz und seine Gedanken böse. So lief er im Sturmschritt durch die Straßen, sah Menschen vor den Kinos, die sich unterhielten, die beisammen waren, er sah die Paare, die sich nach den Theatervorstellungen in einer vertrauten Geste unterhakten und einem Restaurant zustrebten, um im Gespräch das gemeinsame Erlebnis noch weiter zu einer ganz persönlichen Welt auszuformen, er sah die Insassen der Autos, ihre Gesichter, die sich manchmal einander zuwandten und alle anderen ausschlossen und er hätte am liebsten geschrien.

 

Tony meldete sich in einem Fitness-Klub an und verschaffte sich einen heftigen Muskelkater nach dem anderen. Er begann, durch Parks oder an der Themse entlang, Dauerläufe zu machen, bis ihm die Lunge zu explodieren schien. Die körperliche Erschöpfung tat ihm gut, aber kaum war sie geschwunden, gärte wieder das schwarze Blut in seinen Adern, kochte durch seinen Körper, er wurde unruhig und gereizt und boshaft wie ein gefangenes Tier.

Dann raffte er sich auf und rief einen alten Kumpel an. Der freute sich, Tonys Stimme zu hören, plauderte drauflos, fragte auch sofort, wie es Francine ginge, und zeigte Tony, wie schlecht sein Einfall gewesen war. Trotzdem verabredeten sie sich für den nächsten Abend, und Tony stand in einer Kneipe und bemühte sich, nicht allzu überheblich zu wirken. Aber er konnte mit diesen Typen, die sich fröhlich um den halben Verstand soffen und sich dann laut grölend und lachend mit faden Witzen vergnügten, nichts anfangen. Er war entweder zu alt für diese Spiele oder seine alten Kumpels waren ihm geistig haushoch überlegen. Jedenfalls hatte Tony den Drang, sofort zu verschwinden. Aber er bändigte sich, spritzte sich im Waschraum Wasser ins Gesicht und bemühte sich nach Kräften und unterstützt von Porter, das Spiel mitzumachen. Es gelang ihm halbwegs, aber es war mehr Arbeit als Spaß, am nächsten Tag dröhnte sein Schädel und Miss Baker musste ihm eine Aspirin in Wasser auflösen und der Katzenjammer blieb.

Schließlich sah Tony nur noch einen letzten Ausweg.

Pillbury.

 

Alexander Pillbury, der irgendwo in dieser Stadt das Leben eines zum Rocker konvertierten Laotse führte, der seine kleinen krummen Geschäfte betrieb, weil es ihm Spaß machte, der sich regelmäßig in kindlicher Unschuld um den Verstand soff, der Frauen auf den geschlechtsverkehrsmäßig brauchbaren Einlass reduzierte, Pillbury, der in Glückseligkeit auf den Pfaden der Gerechten wandelte, gesegnet von den Göttern und von den Göttinnen, zu seinem Glück, weitgehend ignoriert.

Pillbury war die Rettung. Vielleicht.

Aber wo war Pillbury? Er war wieder einmal von der Bildfläche verschwunden, und Tony brauchte Tage oder genauer Nächte, um seine Spur aufzunehmen. Er schaffte es, Pillbury eine Nachricht zu hinterlassen, und nach einigen Tagen oder genauer Nächten, in denen Tony befürchtete, es wäre um Pillbury geschehen, hörte er die bekannte Stimme draußen auf der Straße grölen.

»He Alter, was geht ab?«

Tony steckte den Kopf aus dem Fenster und siehe da, unten standen Pillbury und einige andere Kerle, alle in Leder und schon deutlich angeheitert und alle mit Gesichtern, die förmlich um Abbildung auf einem Steckbrief bettelten.

Tony Tanner bemühte sich nicht mal, seine Freude zu verbergen.

»Hallo Leute«, rief er, »ich dachte, es wäre mal wieder Zeit für einen Zug durch die Gemeinde.«

Von unten kamen Pfiffe, Jubel und Zustimmung.

»Mache hinne, Alter, meine Leber will die Dröhnung«, schrie Pillbury und winkte, als sollte Tony zur Vorsicht gleich aus dem Fenster springen. Inzwischen hatten sich auch andere Fenster geöffnet und die lieb vertrauten zänkischen Stimmen baten sich Ruhe aus.

 

Tony fand in seinem Schrank ein Paar Jeans, zog sich ein T-Shirt und eine alte Lederjacke an und fühlte sich damit passend gekleidet. Dann stürmte er nach unten, aufgeregt wie ein Junge, der zum ersten Mal mit seinen Freunden draußen übernachten darf.

Pillbury begrüßte ihn mit einer bierseligen Umarmung.

»Ääääääiiii, Alter, voll geil, dass du dich mal meldest. Dachte schon, du wärst völlig abgetaucht – oder hättest irgendwo die End-Kante gekriegt.« Damit rieb er seine Pickel an Tonys nach Aftershave duftender Wange.

»Hey, du riechst gut! Was ist das?«

»Domestos – Zitrone!«

Pillbury klopfte Tony auf die Schulter, dass die Lederjacke krachte, und plötzlich bemerkte Tony, dass ein heftiges Schluchzen durch Pillburys knochigen Körper ging. Erstaunt machte er sich los und schaute in Pillburys tränenüberströmtes Gesicht.

»Was ist los, Pillbury?«, fragte er verdutzt.

»Alles voll fett die Scheiße, Alter, verlass dich drauf. Gut, dass du da bist.«

»Zum Teufel, was hast du, bist du fromm geworden. Oder hast du etwa … Himmel, Pillbury, du hast doch nicht etwa Kummer mit den Weibern?«

»Scheiße, Mann, du hast es wieder voll gecheckt, die Tussis, die Schnallen, Mann, ich sag dir …«

»Können wir vielleicht vorher noch mal die Tröte ölen«, fragte Tony bescheiden. Herr im Himmel, sagte er sich, wenn Pillbury Kummer wegen einer Frau hat, dann stimmt doch, was ich schon immer ahnte: Eros ist ein Sohn Satans.

 

Die Gruppe zog von dannen und fiel dann lautstark in einer ziemlich schäbigen Pinte ein, die Pillbury als sein derzeitiges Stammlokal bezeichnete. Unterwegs war es Tony nicht gelungen, Pillburys Arm von der Schulter zu bekommen, dafür konnte er die Gesellschaft davon abhalten, Beulen in Autos zu treten und Antennen abzuknicken. Sie sammelten sich in einem Hinterzimmer, dessen Mobiliar aus verschiedenfarbigen Autositzen bestand. An den Wänden hingen Bilder von Fußballern und Nacktfotos weiblicher Modells, die nicht einmal mehr pornografisch, sondern schon gynäkologisch waren. Den Kopf von David Beckham hatte man als Dartscheibe genutzt.

»Ich dachte, wir ziehen ein bisschen rum«, sagte Tony, nachdem er sich konzentriert und verbissen die ersten Gläser hineingedrückt hatte. Um mit Pillbury zu kommunizieren, musste er sich zu dessen Ohr hinüberbeugen, denn inzwischen dröhnte die Musik und einige von Pillburys Begleitern vollführten in der Mitte des Raumes eine lautstarke Mischung aus Prügelei und Gymnastik, die sie selbst aus Schlachttanz bezeichneten.

Pillbury wedelte beschwichtigend mit den Händen.

»Gemach, Alter. Nur keine Panik. Kommt noch. Ist nur so, im Moment ist die Kacke am Dampfen, klar? Da hältst du dich am besten bedeckt.«

»Ich versteh kein Wort.«

»Was?«

»Ich versteh kein Wort.«

»Ich versteh kein Wort, lass uns nach draußen gehen.«

 

Tony folgte Pillbury durch eine Hintertür und vorbei an den stinkenden Toiletten auf die Straße. Der Ausgang lag tiefer als die Fahrbahn, so konnten sie sich auf zwei Mülltonnen setzen und hatten einen guten Blick auf die Straße. Die Musik aus der Kneipe war auf Zimmerlautstärke reduziert. Pillburys Blicke gingen nervös die Straße hinauf und hinunter. Er nahm einen gewaltigen Schluck, hustete, legte dann den Finger auf den einen Nasenflügel und blies den anderen laut schnaubend frei.

»Tatsache ist, Alter«, sagte er dann, »dass irgendwas läuft.«

»Geht ein bisschen genauer, Pillbury. Ich habe Zeit zum Zuhören.«

»Genauer ist nicht, Alter, ich habe nämlich auch keinen blassen Schimmer.«

»Was ist mit den Tussis, Pillbury?«

»Um die geht’s doch, Alter.«

»Um die geht es immer, Pillbury«, sagte Tony Tanner altersweise und schaute umflorten Blicks über den feucht schimmernden Asphalt, während er sein Glas leerte.

»Du bist doch nicht etwa verknallt, Pillbury oder so?«, wagte er dann zu fragen.

»Wa …?« Pillbury schaute Tony entgeistert an, als hätte der ihm eine Geschlechtskrankheit angedichtet.

»Wir reden doch über Schnallen oder?«, sagte er dann.

»Hatte ich gedacht.«

»Ich ja auch, Alter. Hör mal, was hat das mit Liebe oder so ‘n Scheiß zu tun, spinn ich denn. Meinst du, ich hab ‘ne Neurose am Pillermann, ääh? Pass auf, ich kenn da so ein paar Leute, mit denen hab ich’n paar Mal mit Autos gemaggelt und so, die Jungs haben da ein paar Pferdchen laufen.«

»Was? Pferderennen?«

»Alter, denk doch mal mit! Die haben ein paar Tussis, denen sie … auf die sie aufpassen eben.«

»Zuhälter?«

»Was für Behälter?«

»Luden, Lodden, Macs …«

»Klar doch, ich wusste, dass wir uns verstehen, Alter. Die haben ein paar scharfe Bräute, sag ich dir. Da sind so Zwillinge, also wenn du die siehst, wünschst du dir einen Doppelknüppel für die finale Parallelnummer!«

 

Von der Seite näherte sich ein Wagen. Pillbury und Tony Tanner zogen wie nach einer geheimen Absprache die Köpfe ein, sodass sie von der Straße aus unsichtbar waren. Was seine eigenen Person anging, kannte Tony tausend Gründe für ein solches instinktives Verhalten. Aber wie war das bei Pillbury?

Der wartete, bis der Wagen wieder verschwunden war, und stand dann auf, um den Alkoholvorrat zu ergänzen. Er blieb eine ganze Weile fort und kam mit einem Arm voller Bierdosen zurück. Sie öffneten die ersten beiden Dosen, spritzten den Schaum in der Gegend herum und tranken schweigend. Langsam kam Tony Tanner in die Phase, wo die Welt angenehmer und das Autofahren verbotener wurde.

»Ich kann was drehen, wenn du willst«, kam es plötzlich von der Seite.

»Was?«

»Wenn du mal einen richtig guten Stich brauchst.«

»Ach so.« Tony setzte die Bierdose an und ließ den Restinhalt durch die Kehle fließen. Dann schaute er auf die schmutzige Ziegelmauer vor sich. Nein, er brauchte nicht das, was Pillbury als Stich bezeichnet hatte. Er brauchte eine Frau, eine einzige bei einer Weltbevölkerung von sechs Milliarden und er wäre auch bereit gewesen, sich mit Lucille für den Rest ihres gemeinsamen Lebens über die besten Farbschattierungen von Nagellack zu unterhalten und im Moment erfüllte eine solche Vorstellung alle Kriterien für den Begriff Glück. Jedenfalls kam es dem ziemlich nahe.

»Danke, aber ich komme zurecht«, log Tony. Oder nein, er log nicht, schließlich war er heute noch nicht von der Brücke gesprungen, was doch wohl bedeutete, dass er sein Leben besser im Griff hatte als jeder erfolgreiche Selbstmörder. Es sei denn, man ging davon aus, dass Selbstmörder ihr Leben ziemlich gut im Griff haben. Damit war Tony jetzt beim Thema Gnosis – Dorkas färbte ungeheuer ab – und das war im Augenblick zu viel. Also griff er nach der nächsten Dose und warf Pillbury auch eine zu.

»Sag mal, was war das denn jetzt mit deinen Bekannten?«, wollte Tony wissen.

»Och nichts, Alter.«

»Quatsch nicht rum, Pillbury. Du hast nicht davon gesprochen, um mir irgendeine Tussi anzudrehen.«

»Doch, doch, Alter, du brauchst so was, ich seh’s dir an.«

»Pillbury, du brauchst mir keine Bordsteinschwalbe zu besorgen. Dafür reicht meine Lebenserfahrung schon aus, wenn ich das Bedürfnis haben sollte.«

»Ich rede doch nicht über diese Sorte, Alter. Es geht um die Premium-Schnallen, verstehst du. Silikontitten, Samthaut, Pfirsicharsch, Beine wie Gazellen …«

»Hör mal, Pillbury, ich verstehe nicht so ganz, worüber wir hier reden. Also, du hast ein paar Kumpel …«

»Geschäftsfreunde, Alter, das sind keine Kumpel.«

»… also Geschäftsfreunde, die die mondäne Welt mit käuflichen Venustöchtern versorgen. Ist doch klasse. Die geben dir Rabatt.«

»Scheiß auf Rabatt. Rabatz ist das richtige Wort«, stieß Pillbury hervor. Trotz seiner beginnenden Tranigkeit war sich Tony sicher, dass sie nun dem Kern der Dinge näherkamen. Inzwischen begann ihn die Sache zu interessieren. Nicht nur deshalb, weil Pillbury irgendetwas schwer auf der Seele lag, sondern auch, weil Tony bei dem Wort Premium-Schnallen ein plötzliches Kribbeln in der Bauchgegend gespürt hatte. In seiner Übersetzung bedeutete das nämlich, dass es hier um käufliche Damen ging, die sich in den höchsten Schichten der Gesellschaft um die sexuellen Nöte der Kundschaft kümmerten. Und das war just jene Gegend, wo die Entscheidungen fielen und Befehle formuliert wurden, die schließlich jeden betrafen.

»Also raus damit«, blaffte Tony Pillbury an. Er hatte keine Lust mehr auf Geschwafel.

 

Pillbury zuckte zusammen und druckste herum. Unwillkürlich pressten sich seine Finger um die halb leere Bierdose, quetschten sie zusammen und sorgten für eine Schaumfontäne über der Öffnung.

»Besser, du weißt nix davon, Alter«, antwortete Pillbury düster.

»Pass auf, Pillbury, wenn man die Sache bedenkt, dann haben wir in der letzten Zeit eine Menge Dinger richtig gut gedreht gekriegt. Gibt also keine Grund, hier herumzuzicken wie ein Mädel.«

»Ich will dich in nix reinziehen, Alter.«

»Du willst mir keinen Spaß gönnen, das ist es doch.«

»Scheiß auf Spaß. Mir geht der Arsch mit Grundeis, das ist die Sache. Ich mach mir in die Hose, so eine Scheißangst hab ich. Aber sag das bloß nicht den Jungs da drinnen, die brauchen davon nix mitzukriegen.«

»Ehrenwort.«

»Also.« Pillbury räusperte sich schnarrend die Kehle frei, zog den Naseninhalt hoch und spuckte das Ergebnis dieser Aktion über die Mauer auf die Straße.

»Pass auf«, erklärte er dann, »es ist so. Das mit den Schnallen ist ein Geschäft, na klar, was soll es denn sonst sein. Ist aber nicht allein Geld im Spiel. Das ist so eine Art von eine Hand wäscht die andere. Verstehst du, wenn du irgendeinem Kerl eine Nobelnutte besorgst, dann hast du ihn auch ein wenig in der Hand. Der Kerl könnte dir gegenüber fies werden, macht er aber nicht, sondern du hast was bei ihm gut. Er weiß, dass du was über ihn weißt, aber nie damit rausrückst. Dafür tut er dir einen Gefallen. So laufen die Geschäfte da. Und jetzt gibt es drei Typen, die den Laden aufmischen.«

»Was für Typen?«

»Vielleicht Kontinentärsche, vielleicht Leute über’n Teich. Ich weiß aber gar nichts über sie …« Hier machte Pillbury eine leichte Pause, gerade lang genug, um sich mit Tony Tanners Argwohn zu füllen. Genau hier log Pillbury.

»Es sollte doch eigentlich genügend geile Säcke mit Geld und Einfluss geben, um für ein paar Macs mehr oder weniger auszureichen.«

Pillbury schüttelte energisch den Kopf. »Es ist anders. Diese Kerle besorgen dir Frauen auf Bestellung.«

Tony stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Mädchenhändler?«

»Nein. Wie soll ich das … also nehmen wir mal den Fall, du bist scharf auf irgendeine Tussi und willst sie mal richtig saftig – du verstehst. Aber sie ist verheiratet, hat drei Kinder und einen Hund und denkt gar nicht dran, dich auch nur ein Stückchen an sich ranzulassen. Was machst du dann?«

»Keine Ahnung«, gestand Tony. »Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man auf eine dreifache Mutter mit Mann und Hund scharf ist. Vielleicht würde ich ein bisschen an der Sache bohren?«

»Und wenn du keine Chance hättest, auch wenn du ihr um Mitternacht Lieder unterm Balkon singst oder Gedichte schreibst wie der Nasenclown? Wenn sie dich absolut nicht will? Nullkommajonas?«

»Nun, ich gehe ins Kloster, schlag mir die Frau aus dem Kopf oder lasse mich kastrieren.«

»Siehst du, Alter und hier gibt es noch eine vierte Möglichkeit. Du bezahlst diesen Ausländern genügend Geld – eine Schweinemenge, sag ich dir, und dann kommt die Tussi.«

»Häh?« Tony verstand gar nichts.

»Sie kommt zu dir!«, beharrte Pillbury. »Sie pfeift auf ihre Kinder und den Hund und ihren Alten und ist spitz auf dich wie eine Nähnadel, und du kannst mit ihr alles machen, was du dir ausgedacht hast.«

»Und danach?«

»Wie und danach??«

»Na ja, du hast jetzt also mit deiner Wunschfrau geschlafen und was dann? Heiratest du sie oder geht sie zurück zu ihrem Mann oder wie?«

»Das ist der Punkt. Sie geht zu ihrem Alten zurück, und wenn du sie auf euren Superhyperdudelbums ansprechen würdest, dann würde sie dir eine scheuern.«

 

Zwischen den beiden herrschte nun Stille. Sie tranken und schauten auf die Straße. Auf der gegenüberliegenden Seite huschte ein Schatten entlang, der wirkte, als wäre er greifbar gewordene Dunkelheit. Katzenaugen blitzten zu ihnen herüber und verschwanden dann hinter einem abgestellten Wagen. In der Nähe rauschte der Verkehr.

Tony Tanner spülte den Mund mit Bier aus. Ihm gefiel absolut nicht, was er gerade gehört hatte. Die Vorstellung sprengte sein spießiges Weltbild, in dem Mütter von drei Kindern mit Hund, die einen Ehemann haben und ihn lieben, es nicht mit Fremden treiben.

»Hypnose?«, fragte er dann mit kratziger Stimme, die nach einem Mittelding aus Frage und Erklärung bestand.

»Nein, die Tussis machen es einfach so. Da ist nichts mit Uhrkette oder so ‘nem Pindelpundelpendel.«

Ein anderer Gedanke kam Tony. Seine Nackenhaare richteten sich auf und kitzelten am Kragen.

»Gibt es vielleicht sonst noch einen Service, den diese Ausländer anbieten?«

»Sicher, Alter. Das Ganze funktioniert natürlich auch umgekehrt. Falls es vorkommen sollte, dass eine Tussi einen Kerl haben will und er keine Lust, sie zu knallen, seltener Fall, nehm ich mal an.« Pillbury lachte freudlos.

»Aber das ist nicht alles.«

» … doch … Wieso fragst du?«

»Pillbury, wenn eine treue Ehefrau das Heiligtum ihres Schoßes für einen fremden Eindringling öffnet, dann können auch andere Dinge passieren.«

»Vorschlag?«, sagte Pillbury nach einigem Zögern.

»Jemand könnte jemand anderen umlegen. Und du weißt, was ich mit umlegen meine.«

»Schon klar, Alter. Ja, soll auch schon vorgekommen sein.«

»Mit anderen Worten, diese Ausländer haben es voll drauf«, resümierte Tony sarkastisch.

»Die sind verteufelt gefährlich.«

»Auch für dich. Aber warum.«

 

Pillburys Kopf sackte zwischen seine schmalen Schultern. Erneut rollte ein Wagen durch die schmale Straße. Eine schwere Limousine, deren Reifengeräusch deutlicher als der Motorklang war. Der Fahrer schien einen Parkplatz zu suchen, jedenfalls fuhr er nicht schneller als Schritttempo. Wieder machten Tony und Pillbury sich klein. Als Tony kurz den Kopf hob, erkannte er hinter der spiegelnden Seitenscheibe des Wagens den Schimmer eines weißhaarigen Kopfes. Der Anblick reichte, um ihm sofort den Schweiß aus den Poren zu treiben. Dann beruhigte er sich wieder. Wie viele Frauen mochte es in London geben, die eine solche Haarfarbe hatten? Tausende. Und er nutzte den Anblick einer von ihnen, um sich eine Panik zu genehmigen. Die Rücklichter des Wagens verschwanden hinter einer Ecke. Die beiden Männer entspannten sich.

»War was?«, fragte Pillbury.

»Wieso?«

»Du bist eben so zusammengezuckt.«

»Nöh, war nichts. Und bei dir, Pillbury? Was ist mit diesen Typen aus dem Ausland.«

»Also, Alter. Die halten sich sehr bedeckt, verstehst du. Keiner sieht sie, keiner weiß ihren Namen.«

»Außer dir.«

Nun war es an Pillbury zusammenzuzucken. »Ich kann Gedanken lesen«, nahm Tony grinsend die Antwort auf die nächste Frage vorweg.

»Einen habe ich gesehen«, sagte Pillbury leise.

»Und? Er sah aus wie Joaquin Cortez! Den hatte ich schon immer in Verdacht, nicht echt zu sein.«

»Er sah aus wie ein Indianer. Riesennase und so eine kranke Frisur, lange Haare, hinten hochgebunden. Ein Scheißtyp.«

Das war es also. Pillbury legte den Kopf in den Nacken und setzte seine Bierdose an. Im nächsten Moment explodierte die Dose, und Tony Tanner kippte von seinem Sitz.

Fortsetzung folgt …