Deutsche Märchen und Sagen 40
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
40. Vom Breitöpfchen
Es war einmal ein Mann und eine Frau, die wussten eines Abends nicht, was sie essen sollten.
Endlich sprach der Mann: »Frau, lass uns Brei essen.«
»Nein«, sprach die Frau, »dann müsste ich morgen das Breitöpfchen spülen, und das tue ich nicht.«
Deutsche Märchen und Sagen 39
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
39. Lügenmärchen
Es war einmal ein gewaltiger Herr, hieß Dummohr von der Schnauze, war klein von Gestalt und groß von Nase, auf welcher Nase unlängst saß ein gestiefelter Dragoner. Dadurch geschah es, dass Herr Dummohr nicht gut sehen konnte, weshalb er gegen den ersten Maitag rannte und seine Nase daran tödlich verwundete. Die Ärzte ließen durch sein linkes Nasenloch einen feinen weißen Schornsteinfeger kriechen, der untersuchte alles ganz wohl mit einer Laterne, wo kein Licht innen war, meinte, durch das rechte Nasenloch wieder herauszukommen, fand aber Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 38
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
38. Vom guten Janchen und dem bösen Mieken
Es war einmal eine arme Frau und die hatte zwei Kinder, ein Knäblein, das Janchen hieß, und ein Mägdelein, welches Miekchen hieß. Eines Morgens nun gab sie jedem ein Butterbrot und schickte sie in den Wald, Reisig holen. Unterwegs kam ihnen die Mutter Gottes entgegen, gekleidet wie ein blutarmes Weib, und die sprach zu Miekchen: »Ach, Kind, ich hab so großen Hunger, gib mir doch etwas von deinem Butterbrot.«
Aber Miekchen drehte den Kopf um und sprach: »Nein, das tue ich nicht.«
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Deutsche Märchen und Sagen 36
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
36. Ich liege im Säckelchen.
Es war einmal ein Mädchen, das hatte ein kleines Kreuzbildchen, welches es oft küsste. Einmal tat es dasselbe in ein Säckelchen und legte es in das Stroh seines Bettchens. Morgens hatte es aber vergessen, wo es mit dem Kreuzchen geblieben war. Es suchte und suchte und konnte es nicht finden. Da ging es in die Kirche an den Altar, worauf ein großes Kreuz stand, und bat das, es möchte ihm doch sein kleines Kreuzchen wiedergeben. Dabei weinte es, dass es ein steinernes Herz hätte erbarmen mögen.
Deutsche Märchen und Sagen 35
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
35. Die Schlange am Hals
Es war einmal eine Mutter, die hatte ihrem Sohn all ihre Güter übergeben, dachte, er wäre fromm und brav und würde wohl mit ihr handeln. Ja, man soll sich aber nicht eher austun, bis man schlafen geht. Als der Sohn alles hatte, nahm er sich eine Frau und da konnte die arme Mutter laufen. Einmal saß er mit seiner Frau am Tisch und hatte ein gebratenes Hühnchen vor sich stehen, da klopfte die Mutter an der Tür.
Da rief er schnell seinen Knecht und sprach: »Setz das Huhn in die Kiste da, bis die Alte weg ist.«
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Deutsche Märchen und Sagen 34
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
34. Die Kröte
Ein Bauer ging einmal zu Felde, um trockenen Burzeldorn von den Äckern zu holen. Indem er aber so arbeitete, traf er mit seiner Gabel eine große Kröte, die unter dem Burzeldorn lag. Die setzte sich alsbald auf ihre Hinterbeine und spie ihn an, als wollte sie sich mit ihm messen. Er aber nicht faul, nahm ein groß Stück Holz, schlug den Wurm, dass er tot hinfiel und ging dann ruhig nach Hause. Unterwegs schaute er einmal um und, richtig, da war dieselbe Kröte wieder hinter ihm. Da schlug er sie noch einmal tot, verbrannte sie noch dazu und dachte: Nun Weiterlesen
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