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Hörspiel: Larry Brent – Folge 1

In dem alten Herrenhaus des Lords of Dempsey, dreißig Meilen südwestlich von London, kommt es zu einem Massaker von beispielloser Grausamkeit, das die PSA, die psychoanalytische Spezialabteilung der NSA, auf den Plan ruft. Das Herrenhaus wurde erst kürzlich von Lord und Lady Dempsey vom Earl of Gainsbourogh abgekauft, die es ihrem 27-jährigen Sohn zum Geschenk machten. Doch die Einweihungsparty endete in einer Tragödie. Zwölf Menschen wurden buchstäblich zerrissen, sieben werden vermisst. Der einzige Überlebende ist Archibald Dempsey, der sich jedoch in einem Schockzustand befindet. Während Scotland Yard ihn als Täter verdächtigt, setzt David Gallun seine besten Agenten auf den Fall an: Morna Ulbrandson, alias X-GIRL-C, Iwan Kunaritschew, alias X-RAY-7 und Larry Brent, alias X-RAY-3. Begleitet wird das Trio von der medial begabten Claire Feenler, mit der Larry eine langjährige Freundschaft verbindet. Während die vier Ermittler für das Übersinnliche das alte Herrenhaus untersuchen, werden Larry Brent und Claire von einer grauenerregenden Bestie attackiert, die das Medium verschleppt. Die drei PSA-Agenten nehmen sofort die Verfolgung auf. Zur selben Zeit liegt der Earl of Gainsbourogh im Sterben. Der junge Arzt Alex Haith soll ihm in seinen letzten Stunden beistehen. Dabei offenbart ihm der Earl, dass Haith seine einzige Tochter Alisienne heiraten und zum neuen Earl of Gainsbourogh werden soll. Alex Haith ist von dieser Bitte völlig überrumpelt, immerhin ist er bereits glücklich verlobt. Doch weder der sterbende Earl noch seine ehrgeizige Tochter akzeptieren den Widerspruch und ihre Argumente sind sehr überzeugend. Damit wird eine Saat des Grauens gelegt, die eng mit den Vorfällen im Herrenhaus des Lords of Dempsey verknüpft ist, und die Agenten der PSA an den Rand des Todes bringen soll …

Lange mussten die Fans auf neue Larry-Brent-Hörspiele warten. Jetzt ist es endlich soweit. Mit Die Rückkehr liegt die erste Folge einer hoffentlich langen Serie von neuen Abenteuern mit dem beliebten PSA-Agenten vor. Dabei setzt die R&B-Company neue Maßstäbe und versucht gar nicht erst den unverwechselbaren Stil von EUROPA zu kopieren. Auf Nostalgie-Sperenzchen wie alte Sprecher in neuen Rollen einzusetzen, wird fast gänzlich verzichtet, außer im Fall von Michael Harck, der auch in den neuen Folgen als Chronist tätig ist und die beliebte Ansage mit Ortszeit machen darf.

England, dreißig Meilen südwestlich von London. Im alten, verlassenen Herrenhaus der Familie Dempsey. Samstag, der 8. Oktober 2011. 0:35 Uhr, Ortszeit.

Und damit wird auch klar, dass Larry Brent in der Gegenwart angekommen ist. Technische Neuerungen wie Handys, Notebooks und Flachbildschirme sind für die Agenten der PSA allerdings immer noch überflüssiges Spielzeug, denn über die Ringe und Armreifen der PSA können die Agenten zu jeder Tages- und Nachtzeit, von jedem Punkt der Erde aus, über den PSA-eigenen Satelliten mit der Zentrale in Verbindung treten. Und damit nicht nur mit dem geheimnisvollen Leiter dieser Organisation, sondern auch mit den beiden Supercomputern Big Wilma und The Clever Sophie. Ausgerüstet mit einem neuwertigen Plasma-Laser der Marke Smith & Wesson stellen sich Larry Brent und seine Kollegen auch dieses Mal wieder dem Bösen entgegen. Die Serie startet mit einem zweiteiligen Hörspiel, um auch neue Hörer behutsam mit den Charakteren und der Welt von Larry Brent vertraut zu machen. Denn mittlerweile reicht es nicht mehr aus, eine Handvoll Nostalgiker zufriedenzustellen. Um eine neue Hörspielserie auf dem Markt zu etablieren, bedarf es einer umfangreichen Erneuerung, die auch eine Hörerschaft erschließt, die bislang nichts oder nur wenig von Larry Brent gehört hat. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. Allerdings beginnt die Serie auch dieses Mal nicht bei null, sondern präsentiert dem Hörer bereits ein voll eingespieltes Team. Natürlich steht und fällt eine solche Produktion mit den richtigen Sprechern, und gerade die Auswahl der Protagonisten erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl. Mit Jaron Löwenberg wurde jedenfalls ein vielversprechender junger Schauspieler gefunden, der das Zeug hat in die Fußstapfen von Rainer Schmitt zu treten. Dabei kommt ihm außerdem sein geringer Bekanntheitsgrad zugute, denn im Hörspiel war er bislang gar nicht oder kaum vertreten. Durch eine stattliche Anzahl an Synchronisationen bringt er allerdings genügend Know-how mit, um die Rolle des smarten Agenten auszufüllen. Seine Kollegen Karen Schulz-Vobach, alias Morna Ulbrandson, und David Nathan, alias Iwan Kunaritschew, sind dagegen kein unbeschriebenes Blatt mehr und haben für die R&B-Company bereits mehrere Rollen erfolgreich eingesprochen. Insbesondere David Nathan ist ein omnipräsenter Stammsprecher des Labels, dessen markante Stimme fast schon über Gebühr strapaziert wird. Doch wer seine Darbietung als X-RAY-7 hört, der weiß, dass David Nathan die ideale Besetzung für Iwan Kunaritschew ist. Auch der russische Akzent ist nach wie vor vorhanden, obwohl er nicht ganz so ausgeprägt ist wie bei Henry König. In der Eröffnungsszene ist darüber hinaus erstmals zu hören, wie David Gallun seinen verheerenden Unfall erleidet und zu X-RAY-1 wird. Jo Jung klingt zwar nicht so väterlich wie Rüdiger Schulzki, ist aber trotzdem eine gute Wahl, zumal er auch gleichzeitig als Erzähler fungiert. Zumindest in den Szenen, in denen Larry Brent nicht auftritt, denn wie schon bei Faith Van Helsing als auch bei John Sinclair berichtet X-RAY-3 seine Erlebnisse aus der Ich-Perspektive. Eine interessante Sichtweise und auch gar nicht neu, denn selbst bei Macabros, der Kultserie von EUROPA, mit Douglas Welbat in der Hauptrolle, hat der Held die Geschehnisse aus seiner Sicht geschildert, obwohl die Romane in der dritten Person verfasst wurden. Auffallend ist auch, dass Larry Brent und seine Kollegen jetzt einen Plasma-Laser tragen, dessen Funktionsweise jedoch etwas verwirrend auf den Laien wirkt. Warum das beliebte Speise- und Tanzlokal im Herzen des Central-Parks von Tavern ON the Green in Tavern OF the Green umbenannt wurde, wird im umfangreichen Booklet mit rechtlichen Gründen erklärt. Die Deckbezeichnungen werden in den Hörspielen übrigens mit der korrekten, englischen Lautsprache ausgesprochen, was zunächst sehr befremdlich klingt.

Der Story zugrunde liegt der Roman Zombies im Orient-Express, der von Simeon Hrissomallis umgeschrieben und angepasst wurde. Herausgekommen ist ein düsterer Horror-Action-Thriller mit jeder Menge Tempo. Und ohne eine kleine Liebesgeschichte kommt selbst eine Horror-Serie heutzutage nicht mehr aus. Der machohafte Frauenheld à la James Bond hat ausgedient, sodass auch der neue Larry Brent sein Herz verlieren darf. Wie sich diese Liaison allerdings entwickelt wird erst im zweiten Teil des Hörspiels offenbart. Das Highlight der ersten Folge ist mit Sicherheit die Verfolgung und der anschließende Kampf mit dem Ungeheuer. Wolfgang Strauss hat für LarryBrent einen neuen, rasanten und sehr flotten Soundtrack komponiert, der der Serie gut zu Gesicht steht. Geräusche und Sounddesign lassen ohnehin keine Wünsche offen. Insbesondere die Splatter-Effekte sind äußerst gut gelungen. Das Intro ist einprägsam und beinhaltet die wichtigsten Fakten zur Serie. Obwohl viele Fans der alten Serie ihre Probleme mit der Reloaded-Version haben dürften, verdient die Neuvertonung der R&B-Company eine Chance und ein Mindestmaß an Toleranz, denn in die Fußstapfen einer der beliebtesten Hörspielserien Deutschlands zu treten erfordert sehr viel Mut. Und trotz einiger, kleiner Schwächen ist ein äußerst unterhaltsames und temporeiches Hörspiel herausgekommen, mit jeder Menge Spannung, Witz und Atmosphäre.

Auch in puncto Aufmachung haben sich die Macher etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Zum einen gibt es ein Wendecover mit zwei Motiven. Einmal das nostalgische Originalcover des Romans von Rudolf Sieber-Lonati und außerdem ein neues, modernes und passendes Booklet-Cover zum Hörspiel. Darüber hinaus beinhaltet das Booklet ausführliche Vorworte von Dan Shockers Tochter Constanze Grasmück sowie von den führenden Köpfen der Russel & Brandon Company, Simeon Hrissomallis und Wolfgang Strauss. Als zusätzliches Schmankerl darf sich der Fan über einen Larry-Brent-Retro-Aufkleber freuen. Das ist wirklich Service am Kunden.

Fazit:
Larry Brent – Reloaded! Der Neustart einer der beliebtesten Hörspielserien der 80er Jahre entpuppt sich als moderner, actionbetonter Horror-Thriller mit herausragenden, teilweise frischen und unverbrauchten Stimmen. Äußerst gelungen und empfehlenswert.

Copyright © 2012 by Florian Hilleberg

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Dan Shocker, Simeon Hrissomallis
Larry Brent – Folge 1
Die Rückkehr
R&B Company, Leonberg
Mai 2012
Audio-CD, 59 Minuten, 7,99 Euro
Titelgestaltung von Timo Würz

www.rb-company.de