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Walhalla Rising

Der stumme Krieger Einauge wird wie ein Sklave gehalten, dessen einziger Lebenszweck es ist, an einen Pfosten gefesselt, brutale Schaukämpfe auszutragen. Als ihm die Flucht gelingt, schließt er sich – gemeinsam mit einem Jungen – einer Gruppe christianisierter Wikinger an, die sich auf dem Weg ins Heilige Land befinden. Nach einer zeitlos langen Überfahrt durch undurchdringlichen Nebel, erreicht die Gruppe eine scheinbar menschenleere Küste. Doch das vermeintlich gelobte Land stellt sich schon bald als Hölle auf Erden heraus.

Wer diese wortkarge Geduldsprobe über sich ergehen lässt, wird mit einem der ungewöhnlichsten Seherlebnisse aller Zeiten belohnt. Meditative, karge Bildkompositionen; dazwischen immer wieder brutale Eruptionen der Gewalt. Unterstrichen werden diese Stimmungen noch durch die fast experimentellen Klangteppiche von Peter Kyed und Peter Peter.
Hat man sich indes erst einmal an das schleppende Tempo gewöhnt, erzeugt Walhalla Rising einen kraftvollen Sog, der vor allem den surreal menschenleeren Aufnahmen der gewaltigen, urwüchsigen und kargen Landschaften geschuldet ist. Schon alleine deswegen sollte man Walhalla Rising auf der großen Leinwand sehen.
Über die Personen erfährt man so gut wie nichts. Die Hauptperson Einauge ist ein außergewöhnlich guter und auch in Gefangenschaft unbesiegter Kämpfer; Wie und warum er in die Gewalt seiner Peiniger geraten ist, bleibt im Dunkel. Im Laufe des Films wird der Junge, der ihn begleitet zu seinem Sprachrohr.
Trotz aller vordergründigen Ernsthaftigkeit wird man das Gefühl nicht los, dass Regisseur und Autor Nicolas Winding Refn (Pusher-Trilogie, Drive) eine diebische Freude an der Vorstellung hat, welche Interpretationsversuche sein bewusst erklärungsarmes Werk auslöst. Denn das Geheimnis, das den stummen Kämpfer umgibt und natürlich die Tatsache, dass er nur noch ein Auge hat, lädt förmlich zu der Hypothese ein, dass Einauge für den nordischen Göttervater Odin steht, der nun durch die Christianisierung bedroht wird und letztendlich fernab seiner Heimat ein unerwartetes Schicksal erleidet. Andererseits würden alle Erklärungsansätze dem Film auch seine elementare Kraft rauben.
Auf jeden Fall hat Refn hier seine Vorliebe für die mythisch überhöhten Helden seiner Jugend auf die Spitze getrieben.

Walhalla Rising gehört ganz und gar Mads Mikkelsen (Casino Royale, Kampf der Titanen), der schon seit Pusher (1996) immer wieder mit Nicolas Winding Refn zusammenarbeitet. Seit seiner Rolle als Bond-Gegner in Casino Royale ist Mikkelsen, der seither zwischen Popcorn- (Kampf der Titanen, Die drei Musketiere 2011) und Arthaus-Kino Die Königin und ihr Leibarzt) pendelt, auch einem breiten Publikum bekannt. Als ganzkörpertätowierter Einauge liefert er hier eine stumme physisch-brachiale Darstellung ab, die man nicht vermuten würde. Vor allem fällt ansonsten der junge Maarten Stevenson als Are auf, der als Einauges Begleiter so etwas wie die zweite Hauptrolle innehat.

Ein hypnotisches und optisch eigenwilliges, gewaltiges Drama in karger Atmosphäre. Ein unbequemes Meisterwerk, das Splatter mit Arthouse verbindet.

Copyright © 2012 by Elmar Huber

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Nicolas Winding Refn
Roy Jacobsen (Drehbuch)
Walhalla Rising
Originaltitel: Valhalla Rising
Dänemark/Großbritannien
2009
Sunfilm/Tiberius Film GmbH
München, Oktober 2010
Action/ Abenteuer-Thriller
EAN 4041658223218
Laufzeit ca. 89 Minuten
Altersfreigabe/FSK: 16
Regie: Nicolas Winding Refn
Darsteller: Mads Mikkelsen
Gary Lewis, Jamie Sives
Callum Mitchel
Maarten Stevenson
Musik: Peter Kyed, Peter Peter

www.walhallarising.de
www.sunfilm.de