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Moondancer

Der junge deutsche Journalist Oliver und seine Schwester Elisa verbringen ihren Urlaub bei Verwandten in Süddakota. Die Tage werden von den amerikanischen Verwandten straff durchorganisiert und sind bestimmt von Luxus, Party und den Sehenswürdigkeiten, die die weißen Amerikaner für sehenswert und wichtig erachten.
Während Oliver sich mit seinem Cousin Ron und den Gegebenheiten arrangieren kann, fällt es Elisa mit jedem Tag schwerer, diese Maskerade mitzuspielen. Außerdem wird sie wie magisch angezogen von den indianischen Artefakten, die ihr Onkel in einer Glasvitrine wie Siegestrophäen zur Schau stellt.
Dann kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung, die Elisa die Tür in eine neue Welt öffnet: die Welt der Oglala-Sioux. Und das mitten in Süddakota, unweit des Luxus‘, in dem die eigene Verwandtschaft schwelgt. Elisa, Oliver und Ron werden konfrontiert mit der Not, dem Elend und der Unterdrückung aber auch mit der Hoffnung und Spiritualität der indianischen Bevölkerung im Reservat Pine Ridge. Für Elisa und Oliver steht sofort fest, dass sie etwas tun müssen und wollen, um auf die Missstände in der Reservation aufmerksam zu machen. Doch schon bald holen sie die Vorurteile der weißen Amerikaner ein …
Elisa spürt jedoch, dass sie mehr mit den Sioux verbindet. Sie hat seltsame Träume und Empfindungen, die sich ihr erst erklären, als sie den jungen Medizinmann Running Deer kennenlernt. Er begleitet sie auf ihrer Reise zu sich selbst … bis er in Lebensgefahr gerät und einzig auf Elisas Hilfe angewiesen ist. Doch das Mädchen allein kann den Medizinmann nicht retten. Sie wiederum ist abhängig von der Hilfe ihres Bruders und ihres snobistischen Cousins. Werden die beiden Elisa und Running Deer bei der Flucht in die Hoffnung eine Stütze sein?

Astrid Gavini erzählt die Geschichte anhand von Tagebuchaufzeichnungen und beleuchtet jede Szene aus der Sicht mehrerer Personen. So kann sich der Leser selbst mit demjenigen identifizieren, mit dessen Meinung er konform gehen möchte. Damit beugt die Autorin Vorurteilen vor, die entstehen könnten, wenn man sich einzig der Meinung von Elisa oder Pat Yellow Hawk anschließt, die sich gänzlich für die indianische Bevölkerung einsetzen. Die Einträge von Ron und Oliver zeigen hingegen auch auf, wie die weißen Amerikaner der Thematik gegenüberstehen. Zwar sind beide Meinungen für sich recht einseitig geschildert, nimmt man jedoch alles zusammen, entsteht doch ein Bild vom Leben in Süddakota, welches glaubhaft und realistisch erscheint.
In erster Linie geht es um Elisa. Wegen psychischer Probleme muss sie Medikamente nehmen, die ihre Träume und Ängste unterdrücken sollen. Als sie jedoch in das Leben der Indianer eingeführt wird und den Medizinmann Running Deer kennenlernt, benötigt sie keinerlei Medikamente mehr, denn Running Deer eröffnet der jungen Frau nicht nur einen Blick in das Leben der Oglala-Sioux, sondern auch in ihre Seele und damit in sich selbst. Aber all das ist nur Mittel zum Zweck, denn das eigentliche Anliegen der Autorin ist es, die Missstände, die Ungerechtigkeiten, die unmenschlichen Lebensbedingungen und die Unterdrückung der in Reservaten lebenden indianischen Bevölkerung in Amerika anzuprangern. Und da redet Astrid Gavini Klartext. Da sie ihr Wissen von den Betroffenen selbst erhalten hat, mag es zwar manchmal einseitig erscheinen, kommt jedoch auf alle Fälle glaubhaft rüber. Und das ist für mich bei einem solchen Buch das Wichtigste. Die Botschaft, die die Autorin vermitteln möchte, ist bei mir als Leserin jedenfalls angekommen und die Folge davon ist, dass ich mich im Nachhinein mehr mit der Thematik auseinandersetzen möchte.
Insgesamt bietet Moondancer aber auch einen hohen Unterhaltungswert. Zwar dauert es ein wenig, bis die Handlung richtig in Fahrt kommt, aber im Nachhinein ist die lange Einführung in das Leben und vor allem in die Charaktere wichtig, um deren Handlungen verstehen zu können. Die Spiritualität, die Elisa erfährt, wäre sonst nicht nachzuvollziehen gewesen. Und die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte rundet die Story zu einem Lesevergnügen ab, welches die Hoffnung auf den Leser überträgt, aber am Ende auch sehr zum Nachdenken anregt.

Fazit:
Moondancer ist ein wunderbarer Roman, der Einblick in das Leben der indianischen Bevölkerung Amerikas gibt, aber den Leser auch mit den Schwierigkeiten konfrontiert, die entstehen, wenn man etwas dagegen unternehmen möchte.

Copyright © 2012 by Anke Brandt

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Astrid Gavini
Moondancer
Hardcover
Persimplex Storykeeper
Hansestadt Wismar
März 2011
616 Seiten, 19,90 Euro
ISBN: 9783942157605

3 Antworten auf Moondancer