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Yellow Hawk

Der junge Lakota Pat Yellow Hawk Dega erzählt in diesem Buch einen Abschnitt aus seinem bisherigen Leben. Als Lakota wurde er als Kind in ein weißes Internat deportiert, dort von einem in Amerika lebenden schwedischen Ehepaar adoptiert, wodurch er in den Genuss einer humanen weißen Schulbildung und anschließenden Ausbildung kam, auf die er nun als Police Officer des BIA (Büro für indianische Angelegenheiten) zurückblicken kann. Der Preis dafür war hoch, doch glaubt Sergeant Patrick Nielsson, wie er jetzt heißt, fest daran, dass er nur so etwas für die im Reservat lebenden Indianer tun kann.
Eines Tages bekommt er einen Undercover Auftrag vom FBI übertragen. Dafür kehrt er nach Pine Ridge zurück, wo er die Neuen Traditionalisten und vor allem die Mitglieder des AIM (American Indian Movement/ Amerikanische Indianische Bewegung) observieren soll. Dank seiner weißen Erziehung glaubt Pat, dass er auch mit diesem Auftrag Gutes für seine Stammesbrüder tun kann, bis er erkennen muss, dass nichts so ist, wie er bisher glaubte.
Und der Schrei des gelben Habichts verfolgt ihn immer noch bis in seine Träume … Denn trotz seiner Erziehung durch die Weißen ist Pat in seinem Herzen immer ein Lakota geblieben. Kann er es nun schaffen, zu seinen Wurzeln zurückzufinden und wieder als Yellow Hawk bei seinem Volk zu leben?

Manchmal muss man als Leser wirklich zu seinem Glück gezwungen werden. So eindeutig im Fall von Yellow Hawk. Ich habe schon diverse Lesungen dazu gehört, die zwar immer sehr unterhaltsam waren, aber doch nie soweit in die Tiefen der Geschehnisse einzudringen vermochten, um mich wirklich neugierig auf das Buch zu machen. Nun habe ich es doch endlich gelesen und wünschte, es wäre nicht so schnell zu Ende gewesen. Ich wurde hier mit einer Zeit und einer Thematik konfrontiert, mit der ich mich bisher nie auseinandergesetzt hatte. Erschütterung, Unglauben, Faszination aber auch Freude wechselten sich während des Lesens tief in meinem Innern ab.  Astrid Gavini beschreibt anhand eines Einzelschicksals die Unterdrückung und Unterjochung eines ganzen Volkes auf genauso anschauliche wie grausam wirkliche Art und Weise. Dabei gelingt es ihr meines Erachtens ganz hervorragend, die Werte, den Glauben und das Leben der Indianer dennoch in hoffnungsvoller Weise darzustellen. Gerade dieser Zwiespalt von inneren Werten und äußeren Einflüssen mag man sich kaum vorstellen können, anhand von Yellow Hawks Erzählung wird er aber glaubhaft interpretiert.
Meine Vorkenntnisse genügen leider nicht, um alle Einzelheiten bestätigen zu können. Jedoch ist das bei einem Roman für mich auch nicht vordergründig wichtig. An der einen oder anderen Stelle habe ich natürlich Wikipedia befragt, die mir den Sachverhalt dann bestätigte. Doch in Yellow Hawk geht es um das Leben eines Einzelnen. Und dieses hat die Autorin so beschrieben, dass ich trotz aller Rückschläge immer mit dem jungen Lakota gehofft habe.  Obwohl ich manche seiner Entscheidungen nicht nachvollziehen konnte, denn dafür fehlt mir eindeutig »die Stärke des Geistes«. Aber Astrid Gavini hat mir mit ihrem Roman einen kleinen Einblick verschaffen können, was es mit dieser Stärke auf sich hat.
Yellow Hawk ist ein wunderbarer Roman, der tiefe Einblicke in das Leben eines unterdrückten und unterjochten Volkes gibt, das dennoch nie den Glauben an sich verloren hat.

Copyright © 2012 by Anke Brandt

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Astrid Gavini
Yellow Hawk
Roman, Hardcover
Storykeeper Verlag Wismar
August 2010
260 Seiten, 17,60 Euro
ISBN: 9783940528629

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