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Die Musik der Stille

Patrick Rothfuß
Die Musik der Stille
Originaltitel: The Slow Regard of Silent Things (2014)

Auri-Novelle, Fantasy, gebunden mit Schutzumschlag, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart, März 2015, 173 Seiten, 17,95 Euro, ISBN: 9783608960204, Übersetzung: Jochen Schwarzer, Titelbild: Melanie Miklitza, Zeichnungen: Marc Simonetti
www.klett-cotta.de

Die Erzählung Die Musik der Stille von Patrick Rothfuß ist eine ausgezeichnete Novelle. Roman kann man das Buch nicht nennen, dafür ist sie zu kurz. Im Gegensatz dazu ist die Erzählung für eine Kurzgeschichte zu lang und auch anders angelegt. Alles zusammengenommen eine höchst sonderbare aber interessante Geschichte. Dazu muss man diese jedoch lesen und keine Erwartungen in sie setzen. Sie ist nun einmal keine Fortsetzung der Königsmördertrilogie. Sie spielt »nur« in der gleichen Welt.

Im Mittelpunkt der Novelle steht das Mädchen Auri, ein junge Frau mit geistiger Behinderung, mit ihren eigenen Problemen, Ängsten, Nöten und doch einer gehörigen Portion Neugier. Ihre Sorgen werden dem Leser wortgewandt erzählt, ihre Denkweise klarer. Den Lesern der Abenteuer um Kvothe ist das Mädchen bereits bekannt. Auri wurde dem Leser nur aus der Sicht Kvothes gezeigt. Hier jedoch aus ihrer eigenen Sicht. Zwar ist sie in der Königsmördertrilogie keine Hauptperson, jedoch ein vielversprechender Nebencharakter Ihr Leben im Unterding, das sind die verlassenen Gänge und Räumlichkeiten unterhalb der Universität, wird aufschluss- und abwechslungsreich dargestellt. Hier lebt sie ihr eigenes Leben, unterschieden von dem Leben der öffentlichen Universität. Auri ist eine Namenskundige, eine, die Wissen um die Namen und ihre Bedeutung besitzt. Wer sich als Leser auf die Welt Temerant und die Geschichten vorbehaltlos einlässt, der wird Auris eigene Sicht auf die Dinge erleben und sieht die Welt rings um sie herum mit ihren eigenen Augen, Vorlieben und Ängsten. Patrick Rothfuß gelang es großartig, ihren Charakter und ihren Tagesablauf so zu schildern, dass man Auri versteht, sowie ihre Andersartigkeit erkennt. Patrick Rothfuß versteht es auf exzellente Weise eine Atmosphäre aufzubauen, die einen in Auris Welt eintauchen lässt. Gerade deshalb ist Auri reizvolle und liebenswerte Handlungsträgerin. Ständig geschieht etwas Unerwartetes für die Leser, was für Auri jedoch richtig erscheint. Dabei geht es vor allem um die Tatsache, dass ER am siebten Tag kommen wird, wer immer ER auch ist. Bis dahin möchte Auri diverse Dinge erledigen, die manch ein »normaler« Mensch nicht einmal in Erwägung zieht.

Mich beeindruckte die Erzählung durchaus. Das Unterding, das Zuhause von Auri kann man vielfältig erklären, etwa mit dem Unterbewusstsein des Menschen, unterhalb des normalen Denkens, mit einem Schuss Fantasie in Person von Auri. Es gibt aber auch andere Ansatzpunkte, die jeder für sich erleben, erlesen und erfahren sollte. Fast poetisch verleiht Auri Gegenständen mehr Leben als manch anderer Autor seinen Handlungsträgern. Wer sich für Literatur interessiert, kann dieses Buch, befreit vom Etikett Fantasy, auch in jedwedem anderen Zusammenhang oder Genre lesen. Für meine Verhältnisse spielt die Geschichte nur zufällig in der Welt Temerant. New York oder Paris geht auch.

Eine sehr gute Übersetzung durch Jochen Schwarzer lässt das Buch schnell gelesen werden. Vom Äußeren her hätte man es als Taschenbuch herausbringen können, doch das es in die Welt von Temerant gehört, ist die Aufmachung gelungen. Das Buch fällt neben den anderen nicht negativ auf. Es ist wie bei Auri, es gehört so! Es fühlt sich einfach richtig an. Ähnlich wie die Welt von Auri und Kvothe, ist so die Präsentation der Bände vertraut, und in sich zusammenhängend. Das Titelbild passt, wie bereits bemerkt, sehr gut zur Reihe. Die Zeichnungen von Marc Simonetti sind sehr stimmungsvoll. Sie fügen sich in die Erzählung, als wären sie nie woanders gewesen.

Gut gemacht Patrick Rothfuß, gut gemacht Jochen Schwarzer, gut gemacht Marc Simonetti, gut gemacht Klett-Cotta.

(es)

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