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Sherlock Holmes und der Teufel von St. James

J. J. Preyer
Sherlock Holmes – Neue Fälle 5
Sherlock Holmes und der Teufel von St. James

Krimi, Taschenbuch, Blitz Verlag, Windeck, Mai 2014, 224 Seiten, 12,95 Euro, ISBN: 9783898403801, Coverillustration von Mark Freier
www.blitz-verlag.de

»Mir ist nicht entgangen […], dass in dem Stadtteil, in dem sie leben, im letzten halben Jahr drei Männer auf dem Heimweg oder der Heimfahrt von ihrem Klub getötet wurden … und zwar auf ungewöhnlich grausame Weise.«

Eine von Mrs. Hudsons Freundinnen – Schauerromane stehen bei den Damen hoch im Kurs – hegt den Verdacht, dass die haarsträubenden Ereignisse des Romans Das Geheimnis des Wachsmuseums, in dem Leichen zu Wachsfiguren verarbeitet werden, einen wahren Kern haben. Ihr eigener Untermieter ist, ebenso wie der Schurke des Romans, ein Franzose und verbirgt sein Gesicht hinter einer Wachsmaske. Eher um guten Willen zu zeigen, beginnt Holmes mit Nachforschungen in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett, wo der Verdächtige arbeitet. Viel interessanter ist für den Detektiv allerdings die Tatsache, dass Dr. Watson eine junge Frau in ihrer gemeinsamen Wohnung vor ihm zu verbergen sucht. Doch der Fall »Wachsmuseum« gewinnt an Bedeutsamkeit, als der Detektiv dem Autor des Romans einen Besuch abstattet und erfährt, dass dessen nächster, noch unveröffentlichter Roman Der Teufel von St. James seinem bisherigen Verleger offenbar als zu brisant zur Veröffentlichung erschien. Denn tatsächlich sind im Stadtteil St. James einige brutale und bislang ungeklärte Mordfälle geschehen.

»Wenn wir nur wüssten, in welche Richtung wir ermitteln müssen. Selbst Holmes scheint im Dunkeln zu tappen. Er beschäftigt sich mit zu vielen Fällen auf einmal. Sein Fehler ist es, dass er sich nach einigen Erfolgen zu überschätzen beginnt, und das rächt sich nun auf tragische Weise.«

Mit Der Teufel von St. James liegt im Blitz Verlag bereits der sechste Sherlock Holmes-Roman des österreichischen Jerry Cotton-Autors J. J. Preyer vor. Wieder einmal ist bemerkbar, dass der Autor ein souveräner Vielschreiber ist, dessen verfügbare Seitenzahl meist knapp bemessen ist. Nach einem etwas schwammigen Beginn gestaltet sich die Story schließlich doch entsprechend schlank, und der Autor gerät nicht, wie mancher Kollege, ins Schwafeln. Positiv fällt außerdem auf, dass Preyer seinen Holmes-Geschichten stets ein eigenes, zentrales Thema zugrunde legt und auf den serienartigen Aufbau einer Hintergrundgeschichte verzichtet. So kann jeder von Preyers Holmes-Romanen autonom und ohne vorgegebene Reihenfolge einzeln gelesen werden. Im vorliegenden Fall buhlen anfänglich gleich drei Fälle um die Aufmerksamkeit des Meisterdetektivs, die sich im Laufe der Handlung jedoch immer weiter annähern, um am Ende zu einem einzigen zu werden.

Wie Conan Doyle selbst des Öfteren spielt J. J. Preyer hier sehr schön mit einem Fingerzeig ins Phantastische, wenn es um die bestialischen Morde im Stadtteil St. James geht, bei denen den Opfern die Eingeweide aus dem Leib gerissen sowie jeweils der linke Arm entfernt wurden. Weiterhin begegnet dem Leser ein Mann, der sein Gesicht unter einer Wachsmaske verbirgt und schon deswegen per se verdächtig ist. Als wahrer Teufel von St. James erweist sich jedoch wieder einmal ein Mensch, der sich in einer krankhaften Allmachtsfantasie als Begründer einer neuen, starken Menschenrasse sieht und unwertes Leben ausmerzen will. Die Ideologie des Dritten Reiches lässt grüßen.

Auch gibt es noch einen kleinen B-Plot, in dem Holmes sich bereit erklärt, Wiggins von den Baker Street Irregulars zum Detektiv auszubilden, sich aber als unbarmherziger Lehrmeister erweist.

Das Taschenbuch aus dem Blitz-Verlag ist in guter Qualität im klassischen Format gefertigt und sieht auch nach den Lesen noch aus wie neu. Für das tolle Covermotiv, die Covergestaltung und den angenehmen Satz zeichnet wieder der Blitz-Hausgrafiker Mark Freier verantwortlich, sodass sich Der Teufel von St. James optisch nahtlos in die laufende Reihe einfügt.

Fazit:
Ein Roman von Holmes-Profi J. J. Preyer ist stets eine sichere Bank für entspannt-nostalgische Krimi-Unterhaltung. Außerdem muss man kein Holmes-Insider sein, um diesen Roman genießen zu können.

(eh)