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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Geheimnis zweier Ozeane 19

Zweiter Teil
Siebentes Kapitel
Eine Lüge

Der Zoologe strich sich über den Bart und ließ seinen Blick durch den blitzsauberen Lazarettraum gleiten. »Ja, ja, mein lieber Marat, jetzt muss ich selber all das in Anspruch nehmen, was ich hier eingerichtet habe. Man kann schon sagen, gar nicht schlecht. Wirklich, nicht übel …«

Marat hob den Kopf, schaute den Gelehrten gedankenverloren an und starrte wieder vor sich hin.

Er war gekommen, um den Zoologen zu besuchen, der sich von der Entführung durch die Meerechsen noch nicht ganz erholt hatte.

Nach dem so dramatisch verlaufenen Abenteuer des Gelehrten war Marat nicht wiederzuerkennen. Sonst immer guter Laune und gesellig, sonderte er sich von den Kameraden ab und verbrachte jede freie Minute in seiner Kajüte. Offenbar quälte ihn irgendein neues Problem, das er sich sehr zu Herzen nahm und das mit solcher Kraft von ihm Besitz ergriffen hatte wie noch keines seiner bisherigen Projekte.

Marat rieb sich die Stirn und sagte nachdenklich:

»Sie meinen also, nicht übel eingerichtet? Sagen Sie das nicht, Arsen Dawidowitsch. Ich glaube, da ist etwas nicht ganz in Ordnung … man wird umbauen müssen …«

»Was ist nicht in Ordnung?«, fragte der Zoologe misstrauisch.

»Der Taucherhelm, der scheußliche Taucherhelm!«

»Der Taucherhelm?«

»Natürlich, der hat Sie doch so verunstaltet.«

Der Zoologe schaute Marat verwundert an.

»Der Helm? Und ich dachte, du redest vom Lazarettraum.« Er lehnte sich in die Kissen zurück und lachte laut.

»Was plagen dich denn nun schon wieder für Gedanken, mein lieber Marat?«, fragte er. »Warum zerbrichst du dir wegen solcher Kleinigkeiten den Kopf! Was bedeutet schon so ein Taucherhelm im Vergleich mit deinen anderen Plänen?«

»Wissen Sie, Arsen Dawidowitsch…« Marats Stimme stockte. »Ich möchte offen mit Ihnen sprechen … Ich schäme mich … Es ist unverzeihlich, dass ich mich nicht schon eher darum gekümmert habe … damals, als ich mit Krepin das Mikrofon in den Taucherhelm einbaute. Unverzeihlich vor allem deshalb, weil mir da schon Gedanken über seine Mängel kamen. Erst jetzt habe ich begriffen, wie leichtsinnig das war!«

Marat sprang vom Stuhl auf und rief, heftig gestikulierend:

»Ja, ja! Sie haben schon recht: Ich habe immer so große Pläne …! Um so schlimmer ist es, dass ich eine so einfache, kleine, dabei aber so wichtige Aufgabe wie die Verbesserung des Taucherhelms übersehen habe. Sie hätten ja deswegen umkommen können! Wenn ich daran denke, könnte ich mir die Haare ausraufen …«

Der Zoologe hatte aufmerksam zugehört.

»Reg dich nicht auf, mein lieber Marat. Du konntest ja nicht ahnen, dass wir auf solche Ungeheuer stoßen würden. Aber du hast recht. Offen gesagt, gefällt mir, dass du begreifst, wie wichtig auch die sogenannten kleinen Probleme sind … Es gibt keine kleinen Probleme! Jedes von ihnen ist ein Teil des Ganzen. Und wenn man die Kleinigkeiten übersieht, gefährdet man die ganze Sache. So, was hast du nun auf dem Herzen?«

Marat setzte sich wieder und ließ den Kopf sinken. Dem Zoologen halb zugewendet, sagte er nachdenklich:

»An dem unglückseligen Tage, als Sie so durcheinandergeschüttelt wurden, Arsen Dawidowitsch …«

»Na, na … der Tag war gar nicht so schlimm«, brummte der Zoologe. »So außergewöhnliche Entdeckungen! Eine ganze Kolonie Lammelibranchiata cephala Lordkipanidse! Ich denke, dass die Molluske unter diesem Namen jetzt in die Wissenschaft eingeht!«

Die Stimme des Gelehrten hatte einen zufriedenen Unterton. »Und dann die urweltlichen Riesentiere! Welch sensationelle Entdeckung! Und du sagst – ein unglückseliger Tag. Ich wünschte mir mehr solcher Tage. – Fahr fort, mein Lieber!«

»Also … an diesem Tage verließ ich mit Zoi und Pawlik das U-Boot. Wir tollten etwas herum. Beide packten mich und begannen mich zu schütteln. So sehr ich mich auch in acht nahm und den Hals steif hielt, ein paar Mal schlug ich doch mit dem Kopf schmerzhaft gegen die Wandung des Helmes. Und ich dachte wieder daran, dass es gut wäre, einige Verbesserungen daran vorzunehmen.«

»Na und … was ist dir eingefallen?«

»Man müsste im Helm, am Nacken, ein weiches Polster anbringen. Dort braucht er ja nicht durchsichtig zu sein. Und vor den Schläfen und der Stirn müsste man Stahlspiralen, wie in einer Matratze, einbauen. Die Enden der Spiralen könnte man mit einem weichen Stoff umkleiden …«

»Ausgezeichnet, Marat!«, sagte der Zoologe ernst. »Eine gute Idee! Durchdenke sie während unserer Fahrt noch gründlich, zu Hause wollen wir uns darüber mit Krepin unterhalten. Ich werde deine Verbesserungen empfehlen.«

Marats Gesicht erhellte sich. Er verabschiedete sich von dem Gelehrten und verließ den Lazarettraum, den anschließend Zoi betrat.

Zoi trug einen schneeweißen Kittel und sah wie ein richtiger Arzt aus. Mit schnellen Schritten kam er auf den Zoologen zu.

»Wie geht es Ihnen, Arsen Dawidowitsch? Ihren Puls bitte … Ausgezeichnet. Langsam wird es wieder werden.«

Er rückte fürsorglich die Kopfkissen zurecht und glättete die Decke.

»Sie tun ja so, als wäre ich wer weiß wie krank gewesen«, sagte der Zoologe gutmütig lächelnd. »Morgen oder übermorgen geht’s wieder an die Arbeit! Uns erwartet viel Interessantes!«

Zoi hob beschwörend die Hände und machte ein entsetztes Gesicht.

»Wo denken Sie hin, Arsen Dawidowitsch! Kommt ja gar nicht infrage! Fünf Tage Ruhe ist das wenigste. Und danach müssen wir Ihnen noch einige Bestrahlungen geben, außerdem ein paar elektrische Massagen.«

Der Zoologe richtete sich wütend auf.

»Du bist wohl wahnsinnig geworden, Zoi! Erzähl mir keine Ammenmärchen! Der Teufel hole alle Bestrahlungen und Mas sagen! Ich muss so schnell wie möglich in die Höhle zurück und von diesen Meerechsen Aufnahmen machen. Ich kann sie doch nicht zum U-Boot bestellen. Wenigstens einen Echsenkopf muss ich haben. Mit dem Kapitän habe ich schon gesprochen. Das U-Boot bleibt zu diesem Zweck etwas länger hier … Und du kommst mir mit deinen Bestrahlungen und Massagen«, polterte er entrüstet.

»Egal … schimpfen Sie nur, Arsen Dawidowitsch«, sagte Zoi mit sanfter Stimme, aber merklich gekränkt. »Ich werde dem Kapitän melden, dass Sie nicht hören wollen..

»Nicht hören wollen!« äffte ihm der gereizte Gelehrte nach. »Doktor Eisenbart!«

Die kräftige Stimme des Zoologen hallte durch den ganzen oberen Gang.

Aus der Tür des Steuerraumes trat der Kapitän und lenkte seine Schritte zum Lazarett. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zwischen Arzt und Patienten den Schiedsrichter zu spielen. Er fällte ein salomonisches Urteil, und beide Seiten nahmen es mit Genugtuung an. Der Zoologe versprach, noch drei Tage geduldig und ohne zu meutern liegen zu bleiben. Wenn es dann sein Gesundheitszustand erlaubte, könne er im Laboratorium arbeiten und am fünften Tag das U-Boot verlassen, um die Höhle aufzusuchen. Die Bestrahlungen sollte er während der Arbeit bekommen.

Als der Kapitän sah, wie traurig der Zoologe darüber war, dass alle Arbeiten zur Erforschung der Tiefsee seiner Krankheit wegen ruhten, zeigte er sich noch entgegenkommender. Da Zoi durch seine Tätigkeit im Laboratorium vollauf beschäftigt war, versprach der Kapitän, einen Mann von der Schiffsbesatzung zur Verfügung zu stellen, damit die Jagd nach interessanten Vertretern der Meeresfauna und -flora keine Unterbrechung erleide. Der Zoologe sollte sich selbst einen passenden Helfer aussuchen.

»Ich würde mich sehr freuen, wenn ich diese Arbeit.. übernehmen könnte«, hörte man plötzlich die Stimme Gorelows.

Der Maschineningenieur stand in der Tür und blickte mit bittenden Augen auf den Gelehrten. Er hatte den letzten Teil des Gespräches mit angehört.

»Ich habe sie doch schon oft unter Ihrer Leitung ausgeführt, Arsen Dawidowitsch«, fuhr er fort und näherte sich lächelnd dem Krankenbett. »Diese Arbeit interessiert mich so sehr, dass Sie auch dieses Mal bestimmt mit mir zufrieden sein werden. – Es würde auch meinen Pflichten keinen Abbruch tun, Nikolai Borissowitsch«, wandte er sich an den Kapitän. »Um so mehr, als wir in der nächsten Zeit unsere Fahrt wahrscheinlich sehr oft unterbrechen werden.«

»Aber gern, Fjodor Michailowitsch«, antwortete der Kapitän freundlich. »Wenn Arsen Dawidowitsch einverstanden ist, habe ich nichts dagegen. Doch muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie trotzdem die Verantwortung für den Zustand und die Arbeit der Maschinen tragen.«

»Das ist selbstverständlich«, versicherte Gorelow.

»Ausgezeichnet! Das kommt mir sehr zustatten!« sagte der Zoologe erfreut. »Fjodor Michailowitsch weiß ganz genau, was mich am meisten interessiert, wo und wie er zu suchen hat. Wir haben schon oft zusammengearbeitet. Das trifft sich wunderbar! Ich danke Ihnen, Kapitän! Auch Ihnen, Fjodor Michailowitsch!«

Wenn der Gelehrte nicht so freudig erregt gewesen wäre, würde er wahrscheinlich bemerkt haben, wie ungewöhnlich blass Gorelow war und wie gequält sein Lächeln wirkte. Auch ist es oft so, dass sich Enthusiasten nur wenig schonen und auch auf den Zustand ihrer Mitmenschen wenig Rücksicht nehmen. Es war jedenfalls klar, dass der Zoologe die Bestrahlungen und Massagen und sogar die Moorbäder völlig vergessen hatte, die er vor Kurzem so hartnäckig seinem früheren Patienten empfohlen hatte. Kurz und gut, alle waren mit dem Ausgang des Gesprächs, das so stürmisch begonnen hatte, sehr zufrieden.

»Zoi, mein lieber Junge«, wandte sich der Zoologe an seinen Arzt und Mitarbeiter, als der Kapitän gegangen war, »sei so gut und gib Fjodor Michailowitsch die Liste der Tiere, die für uns von besonderem Interesse sind. Vorher streiche aber alles, was wir schon gefunden haben. Zeig ihm auch zur Information unsere Alben, Aufzeichnungen und Atlanten. Auf jeden Fall sorge dafür, dass Fjodor Michailowitsch für seine Exkursionen alles Nötige erhält.«

Als Gorelow nach einem zweistündigen Gespräch mit Zoi das Laboratorium verließ, war er schwer beladen. Er betrat seine Kajüte, schloss sorgfältig hinter sich die Tür und legte mit einem Seufzer der Erleichterung seine Last auf einen run den Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Die Kajüte war klein, länglich, mit einer Koje und einem Kleiderschrank an der rechten Wand. An der linken Wand stand unter einem Spiegel ein Waschtischchen. Ober der Koje hing ein künstlerisch ausgeführtes Aquarell – das Porträt einer jungen Frau mit einem zarten, schönen Gesicht und herrisch blickenden schwarzen Augen. Gegenüber der Tür, an der Wand, stand unter einem großen runden Bullauge, das im Augenblick durch die Außenklappe völlig verdeckt war, ein kleiner Schreibtisch mit einer veralteten Schreibmaschine und einem zweiten Porträt der jungen Frau.

Gorelow ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen und presste den Kopf zwischen die Hände. So saß er lange mit geschlossenen Augen und zuckte manchmal wie unter heftigen Schmerzen zusammen. Nach längerer Zeit erhob er sich und stand ein paar Sekunden mit gesenktem Kopf am Tisch. Dann schien er einen Entschluss gefasst zu haben. Er vertiefte sich in die mitgebrachten Bücher, Alben und Atlanten. Drei Stunden lang studierte er sie sorgfältig, machte sich Notizen und legte Listen an.

Schließlich stand er vom Tisch auf, reckte sich und beschäftigte sich mit dem Exkursionsrucksack. Er untersuchte sorgfältig die äußeren und inneren Taschen mit den Geräten und Vorrichtungen, entleerte eine Tasche und verstaute ihren Inhalt in eine andere. Nach dieser Arbeit ging er zum Schreibtisch, blieb aber auf halbem Wege stehen und prüfte, ob die Tür gut verschlossen war, horchte und, beruhigt durch die im Gang herrschende Stille, setzte er sich an den Schreibtisch. Hier rückte er die Schreibmaschine zu sich heran. Er nahm sie auseinander, bis ein kleines Metallkästchen in der blaugrauen Farbe der Schreibmaschine zum Vorschein kam. Gorelow nahm es heraus und setzte die Schreibmaschine wieder zusammen. Dann überprüfte er sie; alles funktionierte wie immer, man konnte nicht ahnen, dass aus ihr etwas entfernt war. Der Ingenieur nahm das Metallkästchen, wog es nachdenklich in der Hand und murmelte: »Der Wasserdruck ist gewaltig! Wird es ihm standhalten?

In dem Sargassomeer, nahe der Oberfläche, da ging es noch …«

Er fuhr durch den Klang seiner eigenen Stimme zusammen, schaute sich erschrocken um und kehrte zum Rucksack zurück. Das Metallkästchen legte er in die leere innere Tasche und tarnte es mit einigen kleinen Werkzeugen. Den Rucksack schob er unter die Koje. Anschließend ging er in die Messe, um zu frühstücken.

Nach einer halben Stunde kehrte er zurück und zog seinen Arbeitskittel an. Dann öffnete er einen Kasten des Schreibtisches und klappte die untere Kastenwand zurück. Ein schmales Geheimfach wurde sichtbar. Gorelow entnahm ihm einige seltsam geformte Teile und verstaute auch diese in den verschiedenen Taschen des Rucksackes. Dann ließ er sich von Leutnant Krawzow einen Passierschein geben und betrat die Lazarettkajüte.

»Euren Segen, Ehrwürden!« imitierte er die Bassstimme eines Diakons. »Ihren Segen erbitte ich zum Geleit, Arsen Dawidowitsch. Immerhin ist es der erste selbstständige Ausflug Ihres Schülers.«

Der Zoologe lachte schallend.

»Den Segen haben Sie! Viel Erfolg wünsche ich! Hat Zoi Sie mit allem versorgt?« Er streckte dem Ingenieur die Hand entgegen.

Erst jetzt bemerkte Gorelow den Kapitän, der abseits saß. »Verzeihung, Nikolai Borissowitsch! Ich habe Sie nicht gleich bemerkt!«

Der Kapitän lächelte freundlich.

»Macht nichts, Fjodor Michailowitsch. Ich schließe mich Arsen Dawidowitschs guten Wünschen an.«

»Alles Gute dann, Fjodor Michailowitsch«, sagte der Zoologe freudig erregt. »Ach, wie ich Sie beneide! Aber bald arbeiten wir wieder gemeinsam auf der nächsten Tiefseestation.«

Der Kapitän zuckte zusammen, er hob den Kopf und schaute den Zoologen fragend an. Dann senkte er wieder die Lider und strich sich nervös über sein helles Bärtchen.

Gorelow verabschiedete sich noch einmal und verließ den Lazarettraum, nachdem ihm der Zoologe noch eine Menge Hinweise auf den Weg gegeben hatte. Vor der nicht ganz geschlossenen Tür blieb der Maschineningenieur wie in Gedanken verloren stehen.

Er konnte gut hören, wie der Kapitän sagte: »Arsen Dawidowitsch, ich hoffe, Sie haben niemand etwas über die bevorstehenden längeren Unterbrechungen unserer Fahrt gesagt?«

Ein kurzes Schweigen, das den Worten des Kapitäns folgte, ließ vermuten, dass diese Frage ganz unerwartet für den Zoologen kam. Gorelows Atem stockte.

»Aber was denken Sie, Kapitän«, hörte man endlich den Zoologen murmeln. »Warum sollte ich das? Ich weiß doch Sie haben es mir ja gesagt …«

Gorelow atmete erleichtert auf und grinste. Der Kapitän schwieg. Dann hörte man seine ruhige Stimme: »Richtig so! Vergessen Sie es auch in Zukunft nicht!« Gorelow schlich von der Tür und ging dann mit festen Schritten zur Druckkammer.

»Hat jemand von der Besatzung das U-Boot verlassen?«, fragte er Matwejew, der ihm schnell und geschickt in den Taucheranzug half.

»Ja, Schelawin und mit ihm Marat und Pawlik.«

»Lange schon?«

»Vor einer halben Stunde.«

»Welche Richtung haben sie eingeschlagen?«

»Genau weiß ich es nicht. Ich glaube, nach Süd.«

»So … Schon gut. – Danke.«

Kaum hatte Gorelow das Schiff verlassen, als er seine Schraube auf halbe Geschwindigkeit schaltete und sich in nördlicher Richtung entfernte. Nachdem er etwa zwanzig Kilometer zurückgelegt hatte, begann er den Meeresboden und die unteren Wasserschichten abzusuchen. Er griff nach allem, was ihm unbekannt vorkam, und stopfte den Rucksack mit Fischen, Seeigeln, Holothurien, Polypen, Tiefseekrebsen und Mollusken voll. Nach einer Stunde schien er mit seiner Ausbeute zufrieden zu sein. Er schloss den Rucksack, nahm Funkverbindung mit dem U-Boot auf und stellte mithilfe des Leutnants seine Position fest; dann funkte er, er wolle noch ein paar Stunden arbeiten, sich anschließend wieder mit dem U-Boot verbinden und zurückkehren.

Jetzt streifte Gorelow die elektrischen Handschuhe über, prüfte die Ultraschallpistole und jagte, höher hinaufsteigend, mit voller Geschwindigkeit nach Osten. Vor ihm erstreckte sich von Süden bis Norden die große unterseeische Gebirgskette. Dort musste irgendwo über ihrem gleichförmigen Grat die von Schelawin entdeckte Bergspitze emporragen. Gorelow suchte sie lange vergebens. Endlich fand er sie. Der Tiefenmesser zeigte hier nicht mehr als elfhundert Meter bis zur Oberfläche an.

Gorelow bemerkte einen einzelnen Felsen mit einer nischenartigen Vertiefung. Er setzte sich in der Nische auf einen flachen Stein. Als das von ihm aufgewirbelte Wasser wieder klar geworden war, streifte Gorelow die Handschuhe ab, nahm aus dem Rucksack das Metallkästchen heraus und stellte es vor sich auf den Stein. Dann befestigte er am Kästchen die seltsam geformten Teile, wodurch es das Aussehen eines merkwürdigen Seeigels bekam, dessen bizarre Stacheln nach allen Seiten ragten. Zwischen diese Stacheln spannte der Maschineningenieur einen dünnen Draht und wickelte ein Ende um den Knopf an seiner linken Hand, der sonst zur Befestigung des Handschuhs diente. Nach diesen Vorbereitungen klappte Gorelow das Kästchen auf und legte eine winzige Tastenreihe frei, über der ein langes, schmales Fensterchen aufleuchtete. Hinter diesem Fensterchen sah man ein straff gezogenes Papierband.

Mit ungelenken riesigen Metallfingern begann Gorelow langsam auf die Tasten zu klopfen.

Die unendlichen Weiten des Weltmeeres durcheilten geheimnisvolle Funkzeichen:

»EZIT … EZIT … Hallo! EZIT … Hier spricht INA 2 … Hier spricht INA 2 … EZIT … EZIT …«