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Broken Dolls – Er tötet ihre Seelen

James Carol
Broken Dolls – Er tötet ihre Seelen
Originaltitel: Brokern doll (2014)
Thriller, Taschenbuch, dtv Verlag, München, November 2014, 384 Seiten, 9,95 Euro, ISBN: 9783423215503, Übersetzung: Wolfram Ströme, Umschlaggestaltung: Katharina Netolitzky unter Verwendung eines Motivs von Brian Kubasco
www.dtv.de

Wow, dieses Buch hat es wirklich in sich und mich von der ersten bis zur letzten Seite voll in seinen Bann gezogen.

Jefferson Winter, einer der besten Profiler, aber auch Sohn eines Serienmörders, wird zu einem Fall nach London hinzugezogen, bei dem junge Frauen monatelang gefangen gehalten und gefoltert werden. Am Schluss wird bei ihnen eine Lobotomie durchgeführt, bevor sie freigelassen werden. Bei einer Lobotomie werden über das Augenlid mittels eines Orbioklasten Gehirnareale zerstört, die für Gefühle, Emotionen und selbstständiges Denken und Handeln verantwortlich sind, aber nicht die Atmung beschädigen oder Körperfunktionen betreffen. Die Opfer werden also seelenlose Hüllen, die gut die nächsten 50 Jahre vor sich hinstarren und zu keiner selbstständigen Handlung mehr fähig sind. Ich kenne dieses Verfahren aus der Theorie, da es in den 1940 bis 1970 er Jahre in psychiatrischen Einrichtungen zur Anwendung kam, bis es dann verboten wurde. Auf diese Art wurden psychotische Menschen auf Dauer ruhiggestellt.

Jefferson Winter fängt an zu ermitteln und bekommt mit Detective Sergeant Sophie Templeton eine attraktive Assistentin zur Seite gestellt. Nachdem schon vier Frauen auf diese Weise verschleppt und wieder ausgesetzt wurden, kommt nun Nummer Fünf an die Reihe. Die Ermittler wissen, dass die Entführte, Rachel, Qualvolles erleiden muss. Den Frauen werden schlimmste Verletzungen angetan, die Haare abrasiert und nach und nach alle Finger abgeschnitten. Wenn ihr Wille soweit gebrochen ist, dass es dem Täter keinen Spaß mehr macht, lässt er sie so verstümmelt wieder frei. Winter kann innerhalb kürzester Zeit Täterprofile erstellen aber diesmal ist es recht schwierig und nimmt mehr Zeit in Anspruch als angedacht. Die Presse macht mittlerweile auch mächtig Druck, und als auch noch Sophie verschwindet, muss alles sehr schnell gehen.

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und mir dafür fast die ganze Nacht um die Ohren geschlagen, aber das war es wert. Carol schreibt unheimlich lebhaft und ich konnte mir jede einzelne Szene sehr gut vorstellen, manchmal besser als mir lieb war. Wenn Winter sich auf eine Situation konzentriert, ändert sich der Schreibstil. Es wird nicht mehr klar, ob Winter denkt oder der Täter. Beide verschmelzen miteinander, was ich sehr interessant zu lesen fand. Manchmal ging mir Winters dominante Art kurzzeitig auf die Nerven, aber das ist wirklich auf hohem Niveau kritisiert. Auch die Darstellung der Opfer in ihrem Verlies, ihre Ängste und Qualen werden genau beschrieben. Ich freue mich sehr auf die kommenden Fälle mit dem Profiler.

Der Autor James Carol hat schon als Gitarrist, Toningenieur und Pferdetrainer gearbeitet, hat aber hoffentlich als Autor seine Berufung gefunden. 1969 in Schottland geboren lebt er mit seiner Familie in England.

(sg)