Das Küstengrab

Eric Berg
Das Küstengrab

Thriller, Limes Verlag, München, September 2014, E-Book, 416 Seiten, 11,99 Euro, ISBN: 9783641143305, auch als Paperback erhältlich für 14,99 Euro mit der ISBN: 9783809026419

Lea kehrt nach 23 Jahren in ihre Heimat zurück. Doch der Besuch auf der Insel Poel endet dramatisch, Lea hat einen Unfall und leidet seither unter Amnesie. Nach 4 Monaten im Krankenhaus rät man ihr dringend davon ab, der Insel einen weiteren Besuch abzustatten, doch Lea muss wissen, was sich vor diesen 4 Monaten ereignet hat und fährt erneut nach Poel. Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit trifft sie ihre Freunde aus Kinder- und Jugendtagen wieder, doch was sie ihr erzählen, widerspricht sich und Lea ist überhaupt entsetzt, was zum Teil aus ihren Freunden geworden ist. Doch sie gibt nicht auf, denn bei dem Unfall kam ihre Schwester ums Leben und Lea versucht herauszufinden, was sich genau ereignet hat. Dabei keimen manchmal Erinnerungsfetzen in ihr auf, die allem widersprechen, was sie von ihren Freunden erfährt. Wie soll sie die Bilder mit den vermeintlichen Geschehnissen vereinen?

Nach und nach kommt Lea einem Geheimnis auf die Spur, welches noch viel weiter in die Vergangenheit zurückreicht, bis genau zu dem Zeitpunkt vor 23 Jahren, als sie die Insel verlassen hat …

Das Küstengrab ist nach Das Nebelhaus der zweite Kriminalroman von Eric Berg. Wieder siedelt der Autor die Handlung auf einer kleinen Ostseeinsel an, wieder geht es um ein paar Freunde, die eine gemeinsame Vergangenheit verbindet. Damit hören die Gemeinsamkeiten beider Romane auf.

Das Küstengrab wird in drei Zeitebenen und aus zwei Sichtweisen erzählt. Das mag verwirrend klingen, ist aber durchschaubar, weil am Anfang jedes Kapitels die Zeit angegeben wird, in der man sich als Leser gerade befindet. Auch die Sichtweisen erklären sich von selbst, da der Autor Lea selbst erzählen lässt, Sabinas Geschichte jedoch in der 3. Person schreibt. Dennoch ist es manchmal schwierig, die ganze Geschichte zu durchschauen, weil die Geschichte selbst von Widersprüchen lebt, denn wie eingangs erwähnt, widersprechen sich Leas Freunde in dem, was sich tatsächlich ereignet hat. Da sie selbst sich nicht erinnern kann, wird der Leser zwangsläufig in diese Widersprüche mit hineinverwickelt. Eigentlich sollte dies eine unglaubliche Spannung erzeugen, doch leider scheiterte dies für meinen Geschmack ein wenig. Das Gefüge der beteiligten Personen erschien mir ein bisschen überzogen, sodass man schnell darauf kommen konnte, was der Ursprung für alle Ungereimtheiten sein könnte. Und es fehlte mir persönlich das Gefühl von Gefahr. Trotz aller Warnungen, die Lea erhält, sofort von der Insel zu verschwinden, hatte ich nie den Eindruck, dass ihr wirklich etwas passieren könnte. Allerdings gelingt Eric Berg dann doch noch eine überraschende Wende, die für einen Spannungsschub sorgt, denn er lockt den Leser ganz bewusst auf eine falsche Spur und lässt dann die sogenannte Katze aus dem Sack.

Lässt man das Geschehen selbst außen vor, so bleiben herausragende Charaktere, die Eric Berg allesamt tiefgründig entwickelt, und deren Entwicklung, so komplex sie auch manchmal sein mag, gut und glaubhaft begründet hat. Allein dafür lohnt es sich, diesen Roman gerade in diesem Jahr, also 25 Jahre nach dem Mauerfall, zu lesen. Hier geht es nicht um Geschichte oder Politik, sondern um Menschen, die diese Zeit bewusst erlebt haben. Die nicht nur gefeiert haben, sondern auch mit allen Konsequenzen konfrontiert wurden und mit diesen fertig werden mussten. Dies in einem Kriminalroman einzubetten, halte ich für eine gelungene Konstellation, weil man als Leser auf unterhaltsame Weise anhand von Einzelschicksalen die Probleme einer ganzen Generation kennenlernen und verstehen kann und dabei auch noch ein Gespür dafür bekommt, wie das Leben auf einer kleinen Insel aussehen kann, die zwar nur durch einen Damm vom Festland getrennt ist, aber dennoch ihre eigene Geschichte zu erzählen hat.

(ab)