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Das Säuseln im Wald

D.Evilll (Andreas Roschak)
Das Säuseln im Wald

Taschenbuch, Psychothriller, E-Book, Privatdruck, selbstverlegt über epubli , 144 Seiten, 2,99 Euro, Coverdesign: Andreas Roschak unter Verwendung eines Motivs von Fotolia

www.devilll-books.de

»Er war der Älteste von drei Geschwistern, einem Bruder und einer Schwester, alle drei Jahre auseinander. An seine Schwester, Pauline, erinnerte er sich kaum. Ein stilles Kind, das war sie gewesen. Mit Paul, seinem Bruder, hatte er hier so manche Baumhütte gebaut, und als Ritter hatten sie einige Burgen erobern können.
Hier in den Wäldern hatte er seinen ersten Samenerguss erlebt …«

Auf dem Weg zum Flughafen, nur einige Stunden von »Sunshine & Reggea« auf den Malediven entfernt, fährt Klaus nur mal schnell im leerstehenden Wochenendhaus seiner Eltern vorbei, um dort nach dem Rechten zu sehen. Bei der Inspektion des Kellers findet sich Klaus plötzlich im eingedrungenen Brunnenwasser liegend wieder. Die Kellerluke ist geschlossen und über sich im Haus hört er das Kichern eines Kindes. Seine Versuche, die Luke wieder zu öffnen scheitern und mit jeder Stunde wächst die Gewissheit, dass jemand (etwas?) ihn hier eingesperrt hat und verrecken lassen will.

»Er drückt noch einmal gegen die Luke. Mit aller zur Verfügung stehenden Kraft gelingt es ihm nicht, die Luke zu öffnen. Hat sich da etwas verkeilt? Da ist nichts, da gibt es nichts, was auf die Kellerluke gekippt sein könnte. Es ist nur ein Durchgang, ein Korridor.
Etwas über ihm kichert …«

Wie zahllose andere Horrorthriller beginnt auch Das Säuseln im Wald mit einer nahezu alltäglichen Situation und mit einem absoluten »Jedermann« und während man als Leser diesen Jedermann Klaus gerne als Identifikationsfigur annimmt – wer kennt nicht den beruflichen Stress und missgünstige Kollegen, und wer sehnt sich nicht nach einem wohlverdienten Auszeit auf den Malediven, hat Autor Andrea Roschak einen schon unwiederbringlich am Haken. Doch während seines unfreiwilligen Aufenthaltes im Keller des Waldhauses driften Klaus Gedanken immer öfter und immer weiter in die Vergangenheit. Erinnerungen, die er erfolgreich verdrängt hatte, zeichnen ein gänzlich anderes Bild dieses vermeintlich sympathischen Kerls. So zieht Roschak seinen Lesern geschickt den Boden unter den Füßen weg und schafft einen Zustand der Unsicherheit, in dem plötzlich alles möglich ist. Unter Nahrungs- und Flüssigkeitsmangel leidend driftet Klaus immer weiter in einen Alptraum, geboren aus seinen eigenen Sünden. Dabei spielt auch die Hütte eine Rolle, die offenbar einen Anziehungspunkt für das Jenseitige darstellt.

Andreas Roschak liefert mit Das Säuseln im Wald eine beachtliche Psycho-/Horror-Novelle ab, bei der in jedem Kapitel eine neue Überraschung lauert. Das zwingt den Leser, das Geschehen ständig neu zu bewerten. Dabei jongliert der Autor mit der Unsicherheit, ob Klaus Erlebnisse real oder seinem fortschreitenden Delirium zuzuordnen sind.

Dass plötzlich eine Parallelhandlung um Klaus Schwester eröffnet wird (in der man weiteres über ihn und seine Familie erfährt) ist grundsätzlich ein guter Kniff, erfolgt aber erst reichlich spät. So wirkt die Novelle ausgerechnet auf der Zielgeraden etwas zerfahren und büßt dort einige Spannungspunkte ein.

Das Säuseln im Wald ist als Kindle-Version über Amazon erhältlich, die Printversion (produziert über epubli) der Novelle kann über die Webseite des Autors bestellt werden.

Als kostenloser Online-Bonus ist auf der Webseite von D.Evilll auch die Kurzgeschichte Der Seelendämon/Der Seelensauger erhältlich, die praktisch die Vorgeschichte der Novelle erzählt – die unheimliche »Macht« im Haus hatte einen Ursprung.

Fazit:
Souverän geschrieben und klug aufgebaut. D.Evilll Andreas Roschak führt seine Leser geschickt an der Nase herum und reiht sich damit nahtlos in die erfolgreiche und überzeugende Reihe der „jungen wilden“ Horror-Self-Publisher ein.

(eh)