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Al Capone Band 1

Dieses ist nun der erste Roman der neuen alten Krimi-Serie Mr. Chicago des Kelter-Verlags, deren Titel für diese Neuauflage in Al Capone geändert wurde. Vermutlich, weil man Verwechslungen mit der im Bastei-Verlag gestarteten Serie Chicago fürchtete (also ähnlich wie beim im Kelter-Verlag gestarteten Geisterfänger).

Zum Inhalt: Der Chicagoer FBI-Agent Eliot Ness hat die Aufgabe, einen Nebelmörder zu finden, der innerhalb des Romans zwei Opfer tötet. Durch eine Reihe von Zufällen und glücklichen Fügungen kommt er schließlich hinter den Nebelmörder und dessen Motive. Während der gesamten Ermittlungen wird Ness von einem Zeitungsmann namens Matherley begleitet (wobei damit nicht ausgesagt ist, dass der Mann nur Gutes über ihn schreibt), der ihm in einem seiner Berichte den Spitznamen »Mr. Chicago« verpasst.

Nun ja. Ich weiß nicht so richtig, was ich von Al Capone Nr. 1 halten soll (wobei mir nicht ganz klar ist: Wieso heißt die Serie Al Capone? Capone war zwar der Gegenspieler von Ness, kommt aber, wenn man von den zigfachen für den Roman völlig überflüssigen Bemerkungen über Capone absieht, überhaupt nicht im Roman vor). Einerseits rätselte man schon, wer der Titel gebende Nebelmörder ist, andererseits muss ich sagen, dass ich mit Auflösung und Motiv eher unzufrieden bin.
Dass die Sitten in den 20ern rau waren, beweist dieser Roman – sofern man ihm glauben kann – auf jeden Fall, wenn man sieht, dass sich auf Seite 13 sogar Polizisten mit Verdächtigen prügeln.
Die Gründe für Eliot Ness’ Handeln sind mir an manchen Stellen ziemlich suspekt. Auf Seite 18/19 wird etwa folgende Geschichte erzählt: Ness hat ein anonymes Schreiben bekommen, in dem Joseph Buster (einer der Hauptverdächtigen) vorgeworfen wird, ein zehnjähriges Mädchen verführt und erwürgt zu haben. Dann taucht Ness bei einer Busstation auf und spricht eine Person namens Jefferson Presley an, die er während eines Gesprächs in Widersprüche verwickelt. Schließlich findet er heraus, dass diese Person den Brief geschrieben hatte. Was mir hierbei allerdings nicht klar ist: Was sollte das ganze? Oder vielmehr: Wie ist Ness ausgerechnet auf Presley gekommen? So gesehen hätte er jede andere x-beliebige Person nehmen können … Und wenn ich es nicht überlesen habe, wurde auch nicht geklärt, wie er auf Presley kam. Das Ganze wurde einzig und allein mit »Ness hatte es sehr rasch herausgefunden – und er fand noch mehr heraus!« erklärt. Da hat es sich der Autor für meinen Geschmack etwas zu einfach gemacht; allerdings war das ja sowieso nur ein Lückenfüller.

Stellenweise ist dieser Roman auch echt überholungsbedürftig. Auf Seite 25 etwa heißt es: »… rief der Neger mit der kehligen Stimme, die seiner Rasse eigen war.« Au Backe, also ich finde, hier hätte man aber wirklich was ändern können. Solchen Sätzen merkt man aber nun wirklich an, dass sie schon aus länger zurückliegenden Zeiten stammen (dieser Band erschien im Original in den 60ern).
Ehrlich gesagt ist mir die ganze Szene, die sich von Seite 22-29 abspielt, schleierhaft. Das Ganze wirkt auf mich mehr wie ein ziemlich ausgewalzter Lückenfüller, der nicht wirklich zur eigentlichen Romanhandlung beitrug bzw. den man getrost hätte etwas verkürzen können.
Auf Seite 53 merkt selbst Eliot Ness, dass der Großteil des Romans praktisch nur auf Zufällen und mehr oder weniger glücklichen Fügungen beruht: »Welch ein Weg hatte ihn [Eliot Ness] überhaupt zu Lubber geführt? Ein reichlich verschlungener Weg …« – und so weiter. Das ganze wirkte auf mich ziemlich an den Haaren herbeigezogen und schlussendlich war mir, ehrlich gesagt, nicht sonderlich klar, wer denn nun der Mörder war, Lubber oder der andere, Snyder? Dass ich das nicht so richtig mitbekommen habe, lag vermutlich auch daran, dass sich meines Erachtens die letzten Seiten (und speziell die letzte Doppelseite) so in die Länge gezogen haben, dass ich während des Lesens schon mal abgeschaltet hatte. Anscheinend war es wohl doch der Letztere.

Von der meiner Meinung nach nicht sonderlich überraschenden Lösung abgesehen, stößt mir das Motiv sehr übel auf – sorry, aber zu morden, weil jemand Geld braucht, wirkt auf mich doch sehr einfallslos, zumindest, wenn man es in einem Kriminalroman verarbeitet. Wieder so eine Auflösung, wie man sie vermutlich in jedem Grundbuch für Krimiautoren finden kann. Da hätte ich mir mehr versprochen.
Ich lasse mich überraschen, wie es weitergeht. Wenn ich Nr. 1 von Al Capone mit Bastei’s Chicago vergleiche, muss ich sagen, finde ich keine großen Unterschiede. Der Weg zur Lösung wirkt auf mich ziemlich unglaubwürdig bzw. beruht großteils auf Zufällen. Der Mörder ist keine große Überraschung und das Motiv wirkt ziemlich einfallslos. Na ja, ich lasse mich überraschen, was Band 2 für eine Story bereithält. Meine Begeisterung hält sich bisher allerdings in Grenzen.

Zum Titelbild: Musste es für das Cover von Nr.1 ausgerechnet Spoerr sein? Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen gemalte Bilder, aber Spoerr stößt mir doch ziemlich übel auf. Mag ja sein, dass Spoerr seine Bilder so günstig verkauft, dass die Verlage da einfach nicht Nein sagen können. Aber wenigstens für Band 1 hätte man ja einen vernünftigen Zeichner bringen können. An und für sich sieht das Cover ja ganz okay aus – der Mann mit der Knarre und das Auto sehen nicht so schlimm aus wie von Spoerr gewohnt. Aber diese Personen im Nebel (sollen vermutlich Nebelmörder plus Opfer darstellen) sehen nun wirklich scheußlich computerfabriziert aus. Für Spoerrs »Kunstwerke« mit Sicherheit ein Höhepunkt – im Vergleich zu anderen Covers allerdings höchstens Durchschnitt.
Nebenbei frage ich mich: Wieso musste eigentlich gerade Eliot Ness als Hauptperson bzw. Ermittler/Held der Al Capone bzw. Mr. Chicag“-Serie herhalten? Bis auf die ständige (und meiner Meinung nach viel zu häufige) Erwähnung (weniger ist eben manchmal mehr), wie Ness’ zukünftiges Leben im Kampf gegen den berühmt-berüchtigten Al Capone weitergehen wird, mit der der Autor diverse Zeilen geschunden hat, hätte man an Stelle von Ness auch jeden anderen x-beliebigen Ermittler einsetzen können, dem man den Originaltitel gebenden Namen Mr. Chicago verpasst. Denn nur, dass Ness ein historischer Ermittler ist bzw. war, erscheint mir als Grund dafür, ihn als Hauptperson einer Heftromanserie auszuwählen, doch ziemlich weit hergeholt, zumal Eliot Ness als Held/Ermittler der Romane der Serie ja sowieso nicht zu sonderlich großem Erfolg verholfen zu haben. Sonst gäbe es sie ja heute noch anstelle oder neben dem baumwollnen FBI-Agenten von der Konkurrenz.

Fazit:
Vom Hocker gehauen hat mich Band 1 nicht gerade, aber ich lasse mich überraschen, was mich mit Band 2 erwartet.

Copyright © 2006 by Martin Palm

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Al Cann
Al Capone Band 1
Der Nebelmörder
Original: Mr. Chicago Nr. 1
Titelbild: Erneste J. Spoerr
Kelter-Verlag, Hamburg
64 Seiten/1,50 €