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Der Hof

Simon Beckett
Der Hof

Thriller, Hardcover, Wunderlich Verlag, Reinbek, 1. Februar 2014, 448 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: 9783805250689
auch als E-Book erhältlich, ISBN: 9783644216419

Den Engländer Sean verschlägt es auf der Flucht vor der Polizei auf einen abgelegenen Hof in Südfrankreich. Nachdem er in eine Eisenfalle getreten ist und sich nicht daraus befreien kann, wacht er irgendwann in der Scheune des Hofs auf. Das Erwachen birgt einige unangenehme Überraschungen für Sean.

Die Fallen hat der Besitzer des Hofs Arnaud aufgestellt, um Fremde fernzuhalten. Darum haben Arnauds Töchter Sean heimlich in die Scheune verfrachtet und seinen verletzten Fuß versorgt. Den Töchtern Mathilde und Gretchen ist es letztendlich auch zu verdanken, dass Sean bleiben darf, wenn er auf dem Hof mitarbeitet. Da Sean von der Polizei gesucht wird, nimmt er das Angebot trotz aller widrigen Umstände an, denn Arnaud ist unberechenbar und Gretchen undurchschaubar. Aber schon bald erkennt Sean, dass das nicht seine einzigen Sorgen sind. Nach einem Besuch im nächsten Ort weiß er, dass irgendetwas mit dem Hof und seinen Bewohnern nicht stimmt, und er versucht, hinter das Geheimnis zu kommen. Was er herausfindet, ist beinahe unvorstellbar …

In Der Hof sorgen zwei Handlungsstränge abwechselnd für Spannung. Zum einen werden Seans unglaubliche Erlebnisse auf Arnauds Hof erzählt, zum anderen die Vorgeschichte, warum er überhaupt auf der Flucht vor der Polizei ist. Darum weiß man als Leser zunächst auch nicht wirklich, warum Sean sich teilweise so seltsam verhält, denn einige Handlungen und Beweggründe sind erst einmal nicht nachvollziehbar und verursachten zumindest mir manchmal ein Kopfschütteln. In erster Linie die Sache mit einem gewissen Päckchen, auf das ich hier nicht näher eingehen möchte, mir blieb bis fast zum Ende des Buches schleierhaft, warum Sean da so handelt und nicht anders. Aber auch bei seinem Verhalten auf dem Hof hatte ich so meine Probleme zu verstehen, warum er bleibt und sich all die Dinge gefallen lässt, die ihm widerfahren. Doch ab einem gewissen Moment in Seans Vorgeschichte wird einiges klar und das war auch der Moment, wo ich mich fragte, ob ich einen Thriller lese oder nicht doch einen Horrorroman. Das Grauen schleicht sich allmählich in die Handlung, wird von Seite zu Seite spürbarer, obwohl es fast unsichtbar bleibt, bis es in ein grauenhaftes Finale mündet.

Aber es war nicht nur Sean, dessen Charakterisierung zunächst undurchschaubar war, auch Gretchen und Mathilde sind anfangs schwer einzuschätzen. Mathilde, die sehr besonnen wirkt, übt auf Sean einen gewissen Reiz aus, handelt aber niemals vorhersehbar. Genauso Gretchen, doch bei ihr scheint zumindest offensichtlich zu sein, was sie von Sean erwartet. Auch Arnaud, der nach außen hin und Sean gegenüber sehr tyrannisch dargestellt wird, hat ebenso eine Schattenseite, die nicht zu seinem eigentlichen Verhalten passt, denn gegen seine Töchter kommt er einfach nicht an. Aus diesen verqueren Verhaltensmustern ist natürlich eine Vorhersehbarkeit in der Handlung des Romans kaum möglich und so überrascht Simon Beckett dann auch mit einer Auflösung, von der man zwar einige Gräuel erwartet, aber damit gewiss nicht gerechnet hat.

Insgesamt erwartet den Leser eine atmosphärisch düstere Story, die zwar vor dem Finale nicht immer ganz logisch erscheint, aber ihn durchaus in seinen Bann zu ziehen versteht. Der Hof zeichnet sich meines Erachtens dadurch aus, dass es eben nicht der herkömmliche klassische Thriller ist, sondern durch seine außergewöhnlichen Protagonisten durchaus Horrorelemente entfaltet, deren Spannung man sich nur schwer entziehen kann.

(ab)