Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Das Schwert des Normannen

Ulf Schiewe
Das Schwert des Normannen
History, Taschenbuch, Knaur, München, Oktober 2013, 400 Seiten, 9,99 Euro, ISBN 9783426513161, Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur München

Die Normandie im 11. Jahrhundert: Der berüchtigte Robert Guiscard von Hauteville, genannt das Schlitzohr, ist auf der Flucht nach Süditalien, wo seine Brüder sich als Kriegsherren einen Namen gemacht haben. Unter Roberts Gefährten befindet sich der 17-jährige Gilbert, dessen Herkunft im Dunkeln liegt und der bei den Hautevilles als Schweinehirt aufgewachsen ist. Seine Treue und Waghalsigkeit lassen ihn schnell zu Roberts engstem Vertrauten werden. Sie beginnen als Raubritter, für die nichts als Gold zählt, und sind doch dabei, ein Reich zu schaffen, das in ­Europa seinesgleichen suchen wird.

Von 999 bis 1042 waren die Normannen reine Söldner, dienten entweder den Griechen oder den Langobarden. Als Sergius IV. 1030 Rainulf Drengot die Grafschaft Aversa als Lehen übertrug, war diese damit die erste normannische Basis, sodass eine organisierte Eroberung des süditalienischen Landes durchgeführt werden konnte.
1047 kam Robert Guiscard, sechster Sohn des Tancred von Hautville und ältester Sohn der Fredesende von der Normandie, in Süditalien an. Gemäß der byzantinischen Geschichtsschreiberin Anna Comnena hatte er der Normandie den Rücken gekehrt und sich mit fünf Berittenen und dreißig Gefolgsleuten auf den Weg nach Longobardia gemacht. Dort angekommen wurde er Anführer einer Horde von Raubrittern. Anna Comnena beschrieb Robert Guiscard wie folgt: »Dieser Robert war Normanne unbedeutender Abstammung, mit tyrannischem Temperament, listig, heldenhaft und weise. Er beseitigte jedes Hindernis, was ihm bei der Erfüllung seiner Begierde im Weg stand. Von Statur war er sehr groß, sein Teint rötlich, seine Haare strohblond, seine Schultern waren breit, seine Augen glichen wie Funken sprühendes Feuer … Ein Schrei dieses Mannes, so sagt man, soll Tausende in die Flucht geschlagen haben. Durch Fortuna mit einem solchen Aussehen ausgerüstet worden zu sein, ordnete er sich keinem unter.«

In Das Schwert des Normannen als Auftakt einer in der Belletristik kaum Beachtung gefundenen Geschichte Süditaliens beschreibt Ulf Schiewe mithilfe des Protagonisten und Erzählers Gilbert ein packendes und bewegendes Abenteuer. Aufgrund einer anschaulichen, greifbaren und glaubhaften Darstellung der Figuren, Orte und Landschaften wirkt der Roman beim Lesen äußerst lebendig und authentisch, sodass man das Gefühl hat, mitten im Geschehen zu sein und auf Augenhöhe mit den Handlungsträgern zu stehen.
Neben der historical Correctness politischer und militärischer Ereignisse stellt der Autor nicht nur Robert Guiscard eine Gefährtin zur Seite, sondern lässt dem Leser auch an der aufrichtigen Liebe Gilberts zu seiner Gerlaine teilhaben. Gerade die kleinen Dinge des Lebens werten den Roman auf und sind ein gewichtiger Teil des Ganzen.
Das Schwert des Normannen
lässt sich flüssig lesen und wirkt zu keiner Zeit langatmig oder gar langweilig. Militärische Aspekte wie zum Beispiel die Schlacht von Civitate werden durch den Autor sehr realitätsbezogen, jedoch nicht übermäßig brutal beschrieben. Die kleine Karte von Süditalien hilft ein wenig bei der örtlichen Einbindung der Geschehnisse des Romans.

Fazit:
Das Schwert des Normannen überzeugt durch einen spannenden Schreibstil und umfangreich recherchierten Fakten. Das ersichtlich offene Ende der Beziehung zwischen Gilbert und Gerlaine mutet auf eine Fortsetzung. Wer die Zeit des Mittelalters mag, ist bei Ulf Schiewe bestens aufgehoben.

(wb)