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Und nachts die Angst

Carla Norton
Und nachts die Angst

Thriller, Taschenbuch, Knaur 2013, 398 Seiten, 8,99 Euro, ISBN 9783426513774

Als 12-Jährige wurde Reeve entführt und mehrere Jahre lang gefangen, gefoltert und vergewaltigt. Zehn Jahre später wird sie immer noch therapiert, aber sie beginnt langsam, sich im Leben »danach« zurechtzufinden. Und genau da passiert das Unfassbare: Wieder gelingt es einem Mädchen, ihrem Peiniger zu entkommen. Die Eltern des Mädchens bitten um Reeves Beistand für ihre Tochter Tilly, denn sie teilt nun ein ähnliches Schicksal wie Reeve. Sie haben die gleiche Pein durchlitten, tragen ähnliche körperliche und seelische Narben.
Reeve nimmt die Herausforderung an, obwohl sie weiß, dass ihre eigenen seelischen Wunden dadurch wieder aufbrechen werden. Denn die Angst ist immer noch ihr täglicher Begleiter. In Gesprächen mit Tilly erkennt Reeve allerdings, dass sie diese Angst endlich besiegen muss und sie wird aktiv. Da erzählt Tilly ihr ein Geheimnis, welches Reeve um keinen Preis verraten darf, wenn sie das Vertrauen des Mädchens nicht verlieren will, doch das Grauen kommt immer näher …

Eiskalt, unspektakulär und unerträglich spannend. So könnte man die Handlung ganz kurz umschreiben. Von Anfang an begleitet der Leser nicht nur Reeve, sondern auch den Täter bei all ihren Handlungen. Dabei bezieht sich das »eiskalt« auf die nahezu emotionslose Art des Täters, mit dem er beinahe sein ganzes Tun plant und umsetzt, aber eben nur fast. Unspektakulär hingegen ist der Hintergrund der Handlung, denn Entführungen und Vergewaltigungen gibt in solcherlei Thrillern immer wieder. Die unerträgliche Spannung entsteht durch das Zusammenspiel, durch die nachvollziehbare Angst, durch die fehlende Vorstellungskraft, was die Mädchen alles durchlitten haben. Und dann ist da noch ein Psychiater, jene Figur, die in zu vielen Thrillern keine ruhmreiche Rolle gespielt haben. Die Frage, ob Carla Norton ebenfalls ihren Psychiater zum Täter macht, stellt sich lange Zeit … doch die Autorin geht ihren eigenen Weg und lässt ihn seine Rolle ruhmreich bis zum Ende spielen. Ist er der Täter? Ist er es nicht? Einen ersten Hinweis bekommt man sehr früh, wenn man ihn zu deuten weiß. Und das ist es auch, was die Spannung aufrechterhält. Carla Norton setzt Hinweise zur Identität des Täters wohl dosiert ein, sodass man zwar weiß, wen man ausschließen kann, aber es bleiben immer genug mögliche Verdächtige im Rennen. Wer es am Ende ist, das muss jeder Leser selbst rausfinden …

Alles in allem ist Und nachts die Angst ein Thriller, der genau die Spannung enthält, die ich mir von diesem Genre wünsche. Die Handlung ist klug durchdacht, ohne Längen erzählt und kommt gänzlich ohne Effekthascherei aus.

(ab)